„Es gibt derzeit viele Fragezeichen!“

Interview mit Borussias Trainer Björn Klos zur aktuellen Lage im saarländischen Amateurfußball

Unser Bild: Wie geht es weiter mit dem Amateurfußball? Borussen-Coach Björn Klos sieht derzeit immer noch viele Dinge ungeklärt und fordert im Sinne von Fairness und Gerechtigkeit eine einheitliche Regelung. (Foto: -jf-)

DFB-Präsident Fritz Keller bringt es auf den Punkt: „Ohne Amateure fehlt dem Fußball die Seele.“ Angst davor, dass sich viele vom runden Leder abwenden, muss Keller allerdings offensichtlich nicht haben. Denn die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Lust auf Fußball ist ungebrochen. An einer DFB-Umfrage im Februar zur Situation des Amateurfußballs in Zeiten des jetzt schon monatelangen Lockdowns haben sich aus dem Saarland 1587 Teilnehmer, darunter Spieler, Vereinsmitarbeiter und Schiedsrichter, beteiligt. 92,7 Prozent der Befragten wollen nach Ende des Lockdowns wieder Fußball spielen oder im Verein aktiv werden. 83,1 Prozent vermissen den Fußball, 95 Prozent der Kinder wollen zum Fußballsport zurückkehren. Für die Vereine wird die Situation trotzdem zunehmend kritisch: Für 63 Prozent stellt die finanzielle Lage nach der Pandemie die größte Herausforderung dar. SFV-Präsident Ohlmann fordert deshalb einen runden Tisch von Sport und Politik und stellt fest: „Es fehlen insbesondere die Einnahmen aus dem Spielbetrieb. Der SFV will sich dafür einsetzen, dass die Fortsetzung der Saison in absehbarer Zeit möglich ist.“ Hierüber wird der Verband im Laufe des Monats mit den Vereinen gemeinsam beraten. Im Gespräch erläutert Borussen-Trainer Björn Klos seine Einschätzung zur derzeitigen Lage und äußert am Ende seine Sympathie für ein Modell, das der Bayrische Fußballverband schon 2020 angewendet hat. Könnte das eine Lösung sein?

Wie schwer fällt es dem Borussen-Trainer, die Füße immer noch still zu halten?
BK: Das ist schon nicht ganz einfach nach der langen Zeit. Ich bin halt mit Leidenschaft dabei, deshalb kreisen meine Gedanken viel um den Fußball und mögliche Trainingsszenarien. Natürlich überlegt man sich auch, was man im sogenannten Home-Office noch alles anbieten kann. Mindestes einmal in der Woche treffen wir uns ja regelmäßig zu einer Zoom-Trainingseinheit. Dazu haben die Jungs ihre Trainingspläne, die sie abarbeiten sollen.

Anderweitig, so hört man, fangen die Clubs wieder mit dem Training auf dem Platz an.

BK: Ja, ich habe die Tage mit unserem Neuzugang Quincy Henderson gesprochen, der mir erzählt hat, dass er mit dem SV Morlautern in dieser Woche wieder mit dem Training beginnt. Im Rheinland-Pfalz lauten die Verordnungen anders als im Saarland. Dazu kommt, dass manches von den Inzidenzen abhängt. Wir haben in Neunkirchen halt immer noch eine relativ hohe Inzidenz, die einen Einstieg wohl auf absehbare Zeit schwierig macht.

Da stellt sich dann natürlich, sollte die Saison denn tatsächlich noch fortgesetzt werden, die Frage nach der Gleichbehandlung, oder?

BK: In der Tat. Ich habe mich in der letzten Zeit viel mit der Thematik beschäftigt. Was mir in der ganzen Debatte fehlt, ist eine ganzheitliche, eine einheitliche Sichtweise. 

Das bedeutet?

BK: Aufgrund der Inzidenzen dürfen manche Landkreise anfangen, andere nicht – so viele Kreise, so viele oft unterschiedliche Werte! Laut Stufenplan ist ab dieser Woche bei einer Inzidenz unter 50 Außensport mit maximal zehn Personen kontaktfrei möglich. Ab 22. März gibt es unter 50 keine Beschränkungen mehr, unter 100 ist kontaktfreier Sport mit tagesaktuellen negativen Schnelltest möglich. Doch das ist nicht nur aufwändig, sondern kostet auch Geld. Wie soll man das als Verein stemmen in Zeiten, in denen es keine Einnahmen gibt? Ich weiß nicht, wie der Verband sich das vorstellt. Erst ab 5. April, Ostermontag, können alle in den normalen Trainingsbetrieb ohne Beschränkung einsteigen. Allerdings sind die Zahlen auch nicht immer aussagekräftig sind. Treten zum Beispiel in einem Altenheim oder sonstwo 50 Fälle auf, gehen die natürlich in die Gesamtinzidenz mit ein, die dann lokal sprunghaft in die Höhe schnellt. Von einem auf den anderen Tag ist man wieder außen vor. Wie soll das dann funktionieren, wenn die Saison schon wieder läuft? Zudem haben wir Spieler, die aus Rheinland-Pfalz oder aus Landkreisen kommen, in denen die Inzidenz niedriger liegt. Man sieht: Es gibt derzeit viele Fragezeichen! Wir leben im Amateurfußball nicht in einer Blase wie die Profis, die unbegrenzt testen können.

Vermisst den Kontakt zu seinen Jungs (oben) und den Fans (unten): Borussias Trainer Björn Klos kann zur Zeit Fußball nur digital praktizieren. (Fotos: -jf-)

Sollte die Saison also vorzeitig abgebrochen werden, wie das der Fußballverband Hamburg bereits beschlossen hat?

BK: Sagen wir es mal so: Die Saison mit aller Gewalt durchzuziehen macht in meinen Augen keinen Sinn. Solange die Trainingsmöglichkeiten unterschiedlich sind – die einen trainieren schon, die anderen noch nicht – stellt sich für mich bei einem Re-Start der Saison die Frage nach Fairness und Gerechtigkeit. Wer schon länger trainieren darf, ist klar im Vorteil. In meinen Augen muss für den Amateurfußball eine einheitliche Regelung im Saarland her. Da ist auch der Verband gefordert, auch vom DFB sollte man mal ein Zeichen erwarten dürfen. Gut finde ich es auf jeden Fall, dass die Kinder jetzt wieder an den Ball dürfen!

Nach Ausbruch der Pandemie im vergangenen Jahr hat der Bayrische Fußballverbandes (BFV) ein Modell entwickelt, bei dem die Saison im Frühjahr unterbrochen, ab Herbst weitergeführt wurde und jetzt bis Juni zu Ende gespielt werden soll. Wäre das auch ein Modell für das Saarland?

BK: Das hat durchaus Charme! Dann könnten wir die Sache in aller Ruhe angehen, den Saarlandpokal zu Ende spielen und nach einem entsprechenden Vorlauf an Trainingszeit die Saison ab Spätsommer fortsetzen. Dabei wäre es möglich, die noch ausstehenden Runden der Vorrunde stressfrei und ohne Wochentagsspiele, die für Amateursportler wie uns ja immer problematisch sind, bis zur Winterpause zu absolvieren und vielleicht sogar bis Dezember schon in die Rückrunde einzusteigen. Dazu könnte man den Saarlandpokal 2021/22 einstreuen und auch mal eine Runde auf ein Wochenende legen. Im Frühjahr 2022 stünde dann die restliche Runde an. Das müsste dann mit Blick auf die Oberliga Rheinland-Pfalz-Saar allerdings einheitlich geregelt werden. Was wir brauchen, ist auf jeden Fall eine faire und machbare Lösung!

Björn Klos, vielen Dank für das Gespräch und die Einschätzung der Situation! (-jf-)

1 Kommentar

  1. wir sind vor lauter langeweile fast von unserem wölkchen gefallen. zu fordern haben wir leider nichts, nur zu wünschen. lieber herr keller, lieber ministerpräsident des saarlandes, liebe spritzerInnen und lieber Gott, habt ein einsehen und schickt die jungs so schnell wie es geht auf die plätze und das publikum zahlreich ins ellenfeld.
    mit freundlichen grüßen, leo und johannes

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