Ein Déjavù der besonders schönen Art

Erstaunliche Parallelen: Vor zehn Jahren gewann die Borussia das Derby gegen den FC Homburg schon einmal mit 3:1 / Neu-Trainer Thorsten Lahm hat die Borussen neu ausgerichtet / Gelungenes Comeback von Roman Torres

Unser Bild: Thorsten Lahm gibt die Richtung vor, die Mannschaft folgt ihm. „Es ist klar zu erkennen, was er den Jungs an die Hand gibt“, lobt Sportvorstand Gunther Persch. (Foto: -jf-)

Déjavù – französisch für „schon einmal gesehen“. Man hat das sichere Gefühl, eine neue Situation bereits in der Vergangenheit schon einmal erlebt zu haben. Fußball-Freunde, die der Borussia schon lange die Stange halten, müssten eigentlich am Samstag beim 3:1 gegen die U23 des FC Homburg ein solches Déjavù-Erlebnis gehabt haben. Erst recht, wenn sie sich in der Spielvorschau auf der Homepage der Borussia das angehängte Youtube-Video angeschaut haben, mit dem auf ein früheres Derby zwischen den Borussen und dem FC Homburg am 17. März 2012 zurückgeblickt wurde. Aber vielleicht ist das niemandem aufgefallen.

Doch es gibt frappierende Ähnlichkeiten zwischen beiden Partien. Das beginnt schon bei den Voraussetzungen im Vorfeld: Damals wie diesmal kamen die Homburger als Spitzenreiter ins Ellenfeld. Damals wie diesmal warteten die Borussen seit fünf Spieltagen auf einen Sieg. Damals wie diesmal hate die Borussia den Trainer gewechselt: 2012 übernahm Adetunji Adeyemi das Amt (interimsmäßig) von Paul Linz, 2022 Thorsten Lahm von Peter Rubeck. Die Parallelen setzen sich im Spiel fort: Damals wie diesmal lautete nach 90 Minuten das Resultat 3:1. Damals wie diesmal kamen die Gäste aus dem Waldstadion besser in die Partie, und die Borussen erst nach einer halben Stunde auf Betriebstemperatur. Damals wie diesmal waren es die Torhüter der Borussia (Sebastian Grub / Philippe Persch), die ihre Mannschaft mit reaktionsschnellen Paraden vor einem Rückstand bewahrten. Damals wie diesmal ging die Borussia durch einen Foulelfmeter in Führung: Während Selcuk Kaban das Leder lässig in die Mitte des Tores schlenzte, versenkte Marco Dahler den Ball links unten im Netz. Damals wie diesmal legten die Borussen nach der Pause das 2:0 nach (Selcuk Kaban / Tiziano Pompa) , mussten aber anschließend nach dem Homburger Anschlusstreffer (Josué Liotté / Tom Gürel) wieder bangen, ehe das 3:1 (Pascal Stelletta / Kamil Czeremurzynski) die von Christian Titz betreuten Gäste endgültig ausknockte. Da kann man dann schon mal von einem Déjavù-Erlebnis sprechen! Lediglich die Liga war 2012 eine andere (Oberliga), zudem ist es mittlerweile die zweite Mannschaft des FCH, mit der sich die Borussia messen muss.

Damals wie diesmal war nach dem Derby die Erleichterung im Ellenfeld groß. So auch am Samstag bei Thorsten Lahm. Der Borussen-Coach wirkte gelöst. Gegenüber der Partie vor Wochenfrist in Quierschied hatte er das Startelf-Personal zweimal getauscht. Für Nico Christmann lief Simon Schreibeisen auf, der nach seiner Rot-Sperre wieder spielberechtigt war, in der Pause aber verletzungsbedingt raus musste. Für Florian Stopp durfte erstmals nach seiner Rückkehr ins Ellenfeld Roman Torres von Beginn an ran. Vor allem die letztere Entscheidung war Thorsten Lahm alles andere als leicht gefallen: „Reines Bauchgefühl! Ich habe mir gedacht, dass er vielleicht nach vorne ein bisschen mehr Kreativität und Quirligkeit hat. Aber ich muss betonen: Es war keine Entscheidung gegen Florian Stopp, der ja später noch ins Spiel gekommen ist und sich wie alle seine Sache gut gemacht hat, sondern eine Entscheidung für Roman Torres“, erklärt der Trainer. Bereuen musste er die Maßnahme nicht: Der 19jährige Amerikaner hatte schon am Tag vor dem Derby in einer Whats-App-Nachricht („Ready for tomorrow!“) seinen Tatendrang zum Ausdruck gebracht und sorgte dann auch für viel Schwung und Ideen im Mittelfeldspiel: Roman Torres kurbelte das Spiel immer wieder an, prüfte mit beherzten Schüssen aus der zweiten Reihe gleich mehrfach FCH-Keeper Niklas Knichel und hielt lange durch, obwohl er erst seit eineinhalb Wochen richtig im Training steht. Und so strahlte der einsatzfreudige Mittelfeldspieler nach Spielschluss über das ganze Gesicht – die Freude über das vielversprechende Comeback war ihm anzusehen!

Auch dem schwarz-weißen Anhang hat gefallen, was er am Samstag im Ellenfeld zu sehen bekam. 265 facebook-Likes in kürzester Zeit auf die Meldung vom Sieg hat es lange nicht mehr gegeben – die Zahl belegt eindrücklich das nach wie vor große Interesse am Club. „Sehr intensives Spiel mit einer starken Borussia. Kompliment an Mannschaft und Trainer“, kommentiert der frühere Borussen-Präsident Alexander Kunz, der mit seiner Familie Gast im Ellenfeld war. Aus Berlin grüßt Helmut Friberg: „Wir Freunde von Hertha BSC freuen uns mega mit eurer Borussia.“ Und Uli Glup kann sich „nicht daran erinnern, jemals ein besseres Saarlandliga-Spiel gesehen zu haben; da wurde 90 Minuten mit höchster Intensität um jeden Quadratzentimeter gefightet! Kompliment an beide Mannschaften und Glückwunsch an unsere Borussia. Die Richtung stimmt!“

Dem schließt sich Gunther Persch vorbehaltlos an: „Es hat sich gezeigt, was in der Mannschaft steckt, wenn man füreinander und miteinander fightet. Die Jungs haben sich für eine tolle Leistung völlig verdient belohnt“, so Borussias Sportvorstand, der gerne ein Sonderlob an den Trainer verteilt: „Thorsten Lahm hat es geschafft, in einer ganz schwierigen Situation den Spielern wieder Vertrauen und Sicherheit zu geben. Es ist klar zu erkennen, was er den Jungs an die Hand gibt. Sie verstehen es und können es immer besser umsetzen.“ Ein Kompliment richtet Gunther Persch auch an die Fans: „Man hat wieder gesehen, was Borussia ausmacht: Unsere Fans haben sich als echter 12. Mann erwiesen. Danke an alle, die zur Borussia stehen!“ (-jf-)

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