Friedrichsthal will noch „den einen oder anderen Gegner ärgern“!

Für Borussen-Trainer Björn Klos ist die Partie am Franzschacht ein ganz spezielles Spiel

Unser Bild: Im Hinspiel schoss Daniel Ruschmann Borussia zum ersten Sieg unter Neu-Trainer Björn Klos. (Foto: Jan Sebastian Bach)

Von Jo Frisch

In Friedrichsthal wartet am Samstag, 7. April (Anstoß: 15.30 Uhr) die nächste knifflige Aufgabe auf die Borussia. Von einem Endspiel zum anderen, könnte man sagen. Hier gibt es die neuesten Informationen zu einer Partie mit Derby-Charakter im Stadion „Am Franzschacht“.

Das Hinspiel brachte für Björn Klos mit 2:1 den ersten Sieg als Verantwortlicher auf der Trainerbank der Borussia. Nach torloser erster Halbzeit traf Marco Dahler per Kopf zum 1:0 (50.), Daniel Reinhardt markierte für Friedrichsthal postwendend (51.) den Ausgleich. Daniel Ruschmann sorgte dann nach 77 Minuten an seinem 28. Geburtstag für den entscheidenden Treffer. „Spielerisch ist sicher noch viel Luft nach oben. Aber unsere Vorgabe war, mit Leidenschaft und Teamgeist, den Grundtugenden des Fußballs, zu agieren, stets präsent zu sein und zu zeigen, dass das Ellenfeld unser Wohnzimmer ist, in dem wir Spaß haben zu spielen. Das haben die Jungs über weite Strecken umgesetzt und deshalb verdient gewonnen“, analysierte Borussias Trainer die Partie nach dem Schlusspfiff. Einzig die „schläfrige und unkonzentrierte Phase nach dem Führungstreffer“ hatte Björn Klos zu bemängeln. Siegtorschütze Daniel Ruschmann holte sich in der Nachspielzeit noch die gelb-rote Karte ab, doch das tat der Freude der 400 Borussen-Fans keinen Abbruch.

Der Gegner aus Friedrichsthal wurde von vielen Trainern vor Saisonbeginn auf den Favoritenschild gehoben. „SC Friedrichtshal wird viel zugetraut“, titelte der „Saar.Amateur“ seine Vorschau. Da der SCF seinen Kader qualitativ und quantitativ verbessert hatte, legte auch Trainer Andreas Fellhauer die Messlatte recht hoch: „Wir wollen unter die ersten Fünf“, lautete seine Zielsetzung. Doch schon der Saisonstart fiel nicht nach Wunsch aus. Gleich zum Auftakt gab es eine 2:7-Klatsche bei der U23 des SV Elversberg. Erst am vierten Spieltag glückte beim 5:0 gegen Quierschied der erste Sieg. Im weiteren Saisonverlauf fehlte vor allem eins: Die Beständigkeit. Immer wenn es schien, der SC könne den Anschluss nach ganz oben schaffen, gab es – zum Teil unnötige – Punktverluste. Die Vorrunde beendeten die Friedrichsthaler auf Platz 8. Nachdem in der Winterpause bereits vier Spieler dem SC den Rücken gekehrt hatten (Angelo dal Col, Sascha Lang, Florian Bohr und Yannick Momper), kam am 22. Januar 2018 die überraschende Meldung: Der SC wird sich zum Ende der Saison aus der Saarland-Liga zurückziehen! Der langjährige Wegbegleiter, Förderer und Sponsor Jürgen „Charly“ Braun war im Dezember verstorben. „Ohne ihn ist die Saarland-Liga nicht zu stemmen“, musste Abteilungsleiter Roman Kühn feststellen. Man habe sich zwar in der Vergangenheit stets bemüht, die Fußballabteilung auf eine breitere Basis zu stelle, dies sei jedoch nicht gelungen. „Es entspricht nicht unserer Auffassung von Fair-Play, einen solch notwendigen Schritt, so weh er auch tut, lange geheim zu halten“, so Andreas Kühn weiter. Mit dem Trainergespann Philipp Kerber und Marcus Becker soll im Sommer in der Bezirksliga ein Neuanfang gestartet werden. Das Prinzip Fair-Play hat auch die Mannschaft um Kapitän Julian Weiersbach verinnerlicht, die trotz des bevorstehenden Rückzugs keine Partie „abschenkt“, sondern versucht, sich ehrenvoll aus der Liga zu verabschieden. Die Bilanz nach der Winterpause ist ausgeglichen: Drei Siegen stehen drei Remis und drei Niederlagen gegenüber. Als beste Torschützen konnten sich bislang Sascha Fess (Spitzname: „Fässje aka Neymar“) und Maximilian Kassel (jeweils 8 Treffer) auszeichnen, Dauerbrenner im Team ist Nico Kmoch, der bislang in allen 26 Partien auf dem Platz stand. Verlassen wird den 1893 gegründeten Traditionsverein, der in den 60er Jahren immerhin zwei Jahre lang in der Regionalliga, damals die zweite Liga (!) spielte, Trainer Andreas Fellhauer. Fellhauer spielte selbst mit dem SV Waldhof Mannheim in der Saison 1989/90 in der Bundesliga und absolvierte anschließend vier Jahre lang 125 Spiele (10 Tore) für den Lokalrivalen VfR Mannheim in der Regionalliga Süd. In der kommenden Spielzeit wird er die DJK Ensheim übernehmen. „Es gibt zwei, drei Vereine in der Saarlandliga, die mich gereizt hätten. Doch dort sitzen die Kollegen entweder fest im Sattel oder haben gerade verlängert. Und so richtig reizvolle Anfragen waren auch nicht dabei. Seit ich 2014 als Co-Trainer beim 1.FC Saarbrücken weg bin, ist Fußball für mich ohnehin nur noch ein Hobby“, erklärt Fellhauer seinen neuen Job in der A-Klasse Halberg. Auf der Friedrichsthaler Trainerbank haben im Übrigen auch schon Ex-Borussen gesessen: „Jupp“ Henkes ebenso wie Dieter Harig, letzterer war gar neun Jahre lang (1966 – 1975) Übungsleiter beim Sportclub! Auch der sportliche Leiter in Friedrichsthal ist ein alter Bekannter: Saarbrückens Torwartlegende Dieter Ferner, der wiederum vor fünf Jahren eine Zeit lang die Borussia trainiert hat.

Die Ausgangssituation bleibt nach wie vor enorm spannend. Keines der führenden Teams konnte sich bisher entscheidend absetzen. An diesem und den kommenden Spieltagen treffen die Top-Teams auch immer wieder aufeinander. Diesmal muss der wie Phönix aus der Asche emporgestiegene VfB Dillingen zum TuS Herrensohr, Auersmacher empfängt die zurzeit bärenstarken Homburger, der VfL Primstal muss sich mit dem SC Brebach, zuletzt sicher die Mannschaft der Stunde, auseinandersetzen. Da hat die Spvgg Quierschied mit dem SV Rot-Weiß Hasborn womöglich die leichteste Aufgabe. Aber was hat das in einer verrückten Liga schon zu bedeuten? Borussia ließ zuletzt zweimal beim 2:2 in Ottweiler-Steinbach und gegen den VfL Primstal Punkte liegen. „Wenn andere nicht wollen, bleiben wir eben Tabellenführer“, kommentierte ein User auf Borussias facebook-Seite die Ergebnisse des letzten Spieltages. In Friedrichsthal wartet auf die Schützlinge von Björn Klos eine ganz diffizile Aufgabe. Denn der Sportclub ist recht heimstark, nur die U23 des FC Homburg (4:0) und der VfL Primstal (3:1) konnten bislang im Stadion „Am Franzschacht“ gewinnen. Zudem wollen sich Trainer Andreas Fellhauer und seine Mannschaft mit Anstand aus der Liga verabschieden. Das Ziel: „Die Saison bestmöglich zu Ende spielen und den einen oder anderen Gegner ärgern“, sagt der Coach. Borussia hat in der Trainingswoche einige Dinge aus dem Primstal-Spiel aufgearbeitet. „Wir müssen die defensive Präsenz wieder erhöhen und stabiler stehen. Denn da hat es zuletzt gehapert. 7 Gegentore in drei Spielen ist zuviel, gerade weil wir nicht die Manschaft sind, die vorne mal locker drei, vier Tore schießt“, sagt Björn Klos, der sich dennoch „auch in der Offensive wieder mehr Druck und Durchschlagskraft“ erhofft. Für Borussia s Trainer ist die Partie am Franzschacht auf jeden Falle in besonderes Spiel: „Mein Elternhaus steht hier, ich bin in Friedrichsthal aufgewachsen, habe selbst beim Sportclub gespielt und bin nach wie vor hier gut vernetzt, wohne zudem nur zwei Minuten vom Platz entfernt“, erzählt Björn Klos, der kein Hehl daraus macht, dass es ihm deshalb „auch weh tut, dass der SC, der seit vielen Jahren im Saarland auf hohem Niveau spielt, im Sommer in die Bezirksliga zurückgeht.“

Borussias Personalsituation hat sich mittlerweile deutlich entspannt. Bis auf die Langzeitverletzten Lionel Schmidt und Tim Cullmann sowie Nicolas Gil Rodriguez, der nach seiner im Steinbach-Spiel erlittenen Adduktorenzerrung erst nächste Woche wieder ins Programm einsteigt, hatte Björn Klos zuletzt alle Mann an Bord. Jens Kirchen absolvierte vorsichtshalber nur Lauftraining. Mamadou Traoré und „Pino“ Vituzzi stehen wieder zur Verfügung. „In der Defensive kann ich nahezu aus dem Vollen schöpfen“, berichtet Borussias Trainer. Über die Aufstellung wird Björn Klos erst nach dem Abschlusstraining am Freitag endgültig befinden, lässt aber durchblicken, „dass es Veränderungen geben kann.“

Fans: „Borussia reist als Tabellenführer zum Nachbarschaftsderby nach Friedrichsthal. Wie motiivert Mannschaften gerade gegen den Spitzenreiter spielen können, hat man schon oft gesehen. Also unterstützt zahlreich, Farbe bekennend und lautstark unser Team. Wir für die Mannschaft – die Mannschaft für uns!“ Diesem Aufruf auf Borussias facebook-Seite ist nichts hinzuzuzfügen. Höchstens: Hoch lebe Eisen – go, Borussia!

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