Borussia trauert um Horst Hilpert †

Das Ehrenmitglied ist im Alter von 82 Jahren in seinem Heimatort Bexbach verstorben / Als langjähriger DFB-Funktionär immer ein großartiger Botschafter seiner Borussia

Zugegeben: Es war schon ein etwas eigenartiger Wunsch, den Horst Hilpert seiner „alten Dame“ Borussia im Jahre 2005 anlässlich des 100jährigen Vereinsjubiläums mit auf den Weg gab. „Sie möge bald wieder in Verfahren vor dem von mir beim DFB geleiteten Kontrollausschuss verwickelt sein. Auch wenn dann schon einmal unangenehme Angelegenheiten zu behandeln sein werden, so wäre doch eine Gewissheit: Die Borussia würde wieder höher spielen.“ Dieser Wunsch kam aus tiefstem Borussen-Herzen. Doch Horst Hilpert wird die Erfüllung nicht mehr erleben: Sein Borussen-Herz hat in seinem Heimatort Bexbach am vergangenen Dienstag im Alter von 82 Jahren aufgehört zu schlagen.

Das Ableben des hochrangigen DFB-Funktionärs mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn erfüllt alle Borussen mit großer Trauer, hat doch nicht nur ein langjähriges Vereinsmitglied (seit 1961) auf immer Abschied genommen, sondern auch ein ausgesprochener Fan, der sich in all seinen Ämtern immer wieder für seine Borussia eingesetzt hat. Ob es darum ging, das eine oder andere U-Länderspiel ins Ellenfeld zu holen, oder spezielle Wünsche bei der Spielplanterminierung zu berücksichtigen – die Borussia fand mit ihren Anliegen bei Horst Hilpert stets offene Ohren. Wann immer es ihm das zeitaufwendige Ehrenamt beim DFB-Kontrollausschuss, dem er seit 1972 angehörte und dem er als Nachfolger des legendären Hans Kindermann von 1992 bis 2007 vorstand, erlaubte, sah er sich die Spiele seiner Borussia an. In jungen Jahren war das freilich noch einfacher. Ein Heimspiel im Ellenfeld ohne Horst Hilpert? Undenkbar. Auch zu den Auswärtsspielen ist er gereist – zum Oberwerth nach Koblenz, zum Erbsenberg oder Betzenberg nach Kaiserslautern, in die Südpfalz nach Landau oder Bellheim, nach Frankenthal oder Ludwigshafen und – was ganz Besonderes! – „Anfang Mai 1959 im großen Borussen-Troß nach Düsseldorf zum Qualifikationsspiel um den 6. Endrundenplatz bei der Deutschen Meisterschaft gegen Werder Bremen, wo aus tiefer Niedergeschlagenheit über einen zeitweisen 0:4-Rückstand nach drei schnellen Gegentoren zum 3:4 vorübergehend Euphorie folgte. Auch wenn das Fußballwunder am Ende ausblieb – ein großes Erlebnis war es gleichwohl“, erinnerte er sich einmal an jene denkwürdige 3:6-Niederlage.

Auch aus seiner abgrundtiefen Enttäuschung 1962, als Borussia nach erfolgreichen Jahren als Zweitplatzierter der Oberliga Südwest nicht in die Bundesliga aufgenommen wurde, hat er nie ein Hehl gemacht, doch „die ganze Enttäuschung löste sich auf in wahre Freude und Begeisterung, als  Borussia in der Folgesaison den direkten Aufstieg in die deutsche Spitzenklasse auf dem grünen Rasen erkämpfte“, schrieb Horst Hilpert in seinem Grußwort in der Festschrift zum 90jährigen Bestehen der Borussia und erinnerte sich an die Massen, die das Ellenfeld anzog: „Auf dem Hang zwischen Schloßbrauerei und der Stadionmauer standen damals oft mehr Zaungäste, als heute zahlende Zuschauer im Stadion sind.“ Viele Spieler haben bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Der torgefährliche Rudi Dörrenbächer, Willi Ertz mit den tausend Armen, Karl Ringel, Kampfmaschine und Stratege, Dieter Harig unauffällig, aber für die Mannschaft sehr wertvoll“, nennt er stellvertretend für viele als seine Vorbilder. Denn Horst Hilpert jagte auch selbst dem runden Leder nach – in seinem Heimatverein und in diversen Juristenmannschaften, aber nie im Trikot der Borussia.

Wo auch immer der Rechtswissenschaftler in DFB-Diensten hinkam – stets wurde er auf die Borussia angesprochen und erlebte den immer noch hohen Bekanntheitsgrad des saarländischen Traditionsvereins. „So war die Borussia immer ein großes Thema in allen Gesprächen. Was gibt es Neues im Ellenfeld? Was passiert mit dem Stadion? Fragen, die ihn bis zuletzt bewegten“, weiß Uli Glup zu berichten. Der Neffe Horst Hilperts war, wie die ganze Familie, ebenfalls mit dem Borussia-Virus infiziert und diente dem Verein in verschiedenen Funktionen (Marketingleiter, Pressesprecher, Redakteur das Stadionmagazins). Eine besondere Ehre, so Uli Glup, sei es für seinen Onkel gewesen, anlässlich seines 70. Geburtstages in seinem Heimatort Bexbach in Anwesenheit der kompletten DFB-Spitze die Urkunde als Ehrenmitglied der Borussia überreicht zu bekommen: „Das hat ihn sehr gefreut, das hat ihm sehr viel bedeutet!“ Dass Borussia in der Saisonvorbereitung häufig Testspiele beim SV Bexbach bestritten hat, hat ebenfalls mit Horst Hilpert zu tun. „Hier konnten wir Jay Jay Okocha in seinem allerersten Spiel im Borussen-Trikot erleben. Im Tor des SV Bexbach stand damals Horst Hilperts Sohn Volker, und Okocha hat als 17jähriger alle Zuschauer mit seinen Tricks verzaubert“, bekommt Uli Glup noch heute ein Leuchten in die Augen.

Abseits des grünen Rasens hatte Horst Hilpert sich unter anderem mit dem Wett- und Manipulationsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer auseinanderzusetzen – sein aufregendster Fall als Chefankläger des DFB. 1995 sorgte der Jurist für die Sperre des damaligen Dortmunder Borussen Andreas Möller wegen einer Schwalbe – inzwischen auch ein Stück Fußballgeschichte. Hilpert damals: „Ich bin sicher, dass die Fallsucht der Spieler jetzt aufhört.“ In seinem Zivilberuf war Horst Hilpert Präsident des Landesarbeitsgerichtes des Saarlandes (1986 – 1999) und als Präsident des Saarländischen Verfassungsgerichtshofes (1986 – 1995) oberster Richter des Saarlandes. Auch im Ruhestand blieb er aktiv und engagiert, schrieb verschiedene Bücher über das Sportrecht und seine Geschichte. Dass er mit diesem Thema im Alter von 75 Jahren mit der höchsten Auszeichnung „summa cum laude“ die Promotion erreichte, zeigt die Vitalität und geistige Frische des DFB-Ehrenmitglieds.

Borussia verneigt sich mit großer Anerkennung und Dankbarkeit vor der Lebensleistung Horst Hilperts, fühlt sich seiner Familie und seinen Angehörigen in tiefer Trauer verbunden und wird darüber hinaus ihrem Ehrenmitglied stets ein ehrendes Andenken bewahren. „Horst Hilpert war immer ein herausragender Botschafter der Borussia!“ Treffender als sein Neffe Uli Glup kann man es nicht formulieren. Ruhe in Frieden, Horst Hilpert! (-jf-)

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