Ein Diener Borussias wird 50 – herzlichen Glückwunsch, Christoph Serr!

Dienen ist heutzutage nicht gerade en vogue und gehört für viele Zeitgenossen nicht zu den besonders hoch angesehenen Tätigkeiten. Vielleicht entspricht es ja auch nicht den natürlichen Neigungen des menschlichen Herzens. Das möchte lieber im Rampenlicht stehen und herrschen. Und doch ist Dienen im Sinne des Zusammenwirkens, des Einstehens für einander, des wechselseitigen Helfens und Tragens, des sich Einordnens in eine Gemeinschaft zugunsten einer Sache, die größer ist als man selbst, unabdingbar. In der Familie, in Politik und Gesellschaft, im Sportverein. Einer, der diese Auffassung von Dienen im Ellenfeld seit mehr als 20 Jahren mit allen Facetten vorlebt, ist Christoph Serr (Foto: Susi Welter). Er wird am heutigen Samstag 50 Jahre alt. Grund genug, dem junggebliebenen Fünfziger für sein stets selbstloses langjähriges Engagement zugunsten seiner, unserer Borussia herzlich zu danken und zu gratulieren!

Seit September 1998 ist Christoph Serr in unterschiedlichsten Funktionen bei Borussia tätig. „Meine beiden Jungs, Attila und Dennis, waren damals 6 Jahre alt und ich war auf der Suche nach einem Verein, der die für uns beste Jugendausbildung zur Verfügung stellte“, erinnert sich das „Geburtstagskind“ an die Anfänge im Ellenfeld. Also schaute er sich die verschiedensten Jugendabteilungen an, sprach mit den unterschiedlichsten Leuten, ehe er sich dann für Borussia entschied: „Hier im Ellenfeld habe ich das Größte Potential gesehen.“ Doch es blieb nicht nur bei der Anmeldung. Christoph Serr fing Feuer. „Schon nach kurzer Zeit war mir klar, dass es auch in einem großen Verein nicht ohne Ehrenamt geht. Ich war von der damaligen Jugendabteilung und deren Engagement so angetan, dass ich direkt bereit war zu helfen“, erzählt der 50jährige. Meist als Betreuer oder Co-Trainer, später (und auch aktuell wieder) als Jugendleiter durchlief er die komplette Juniorenabteilung der Borussia bis zur U23, bei der er auch schon das Traineramt innehatte. „Die Arbeit hat mir immer viel Freude bereitet. Dabei habe ich so ziemlich alles erlebt: Gute, wie auch schlechte Zeiten.“ Dass es eine Zeit lang dauerte, bis ihn alle kannten, hatten einen bestimmten Grund: Christoph Serr ist einer, der nicht gerne im Mittelpunkt steht. Sein klares Bekenntnis: „Für mich war und ist immer die Mannschaft der Mittelpunkt. Was zählt, ist das große Ganze.“ Allein dem großen Ganzen gilt sein Dienst, sein Arbeiten, sein Engagement. In der Familie genau so wie im Beruf als IT-Systemadministrator bei den Casar Drahtseilwerken in Kirkel und im Ellenfeld bei Borussia.

Dabei ist Christoph Serr kein gebürtiger „Neinkejier“, stammt aus Bruchhof bei Homburg, hat dort die Grundschule und später in Homburg das Gymnasium Johanneum besucht und mit dem Abitur abgeschlossen. Schon im Heimatort jagte er beim SV Bruchhof-Sanddorf dem runden Leder nach – als kleiner, drahtiger und kampfstarker Spieler wie heute die Zwillingssöhne Dennis und Attila. Doch wie kommt ein Homburger zur Borussia? Ursache hierfür ist Ehefrau Mathilde, mit der Christoph Serr seit 1991 verheiratet ist. Mathilde Serr stammt aus Neunkirchen, ihre Familie war erste Anlaufstation nahe dem Ellenfeld, nur ein Steilpass vom Stadion entfernt, wo die junge Familie auch ihre erste gemeinsame Wohnung bezog. Mathilde Serr war ebenfalls fußballerisch aktiv, spielte in der Frauenmannschaft der Borussia. Da nimmt es nicht wunder, dass die ganze Familie vom „Borussen-Virus“ infiziert ist und sich engagiert: Die Töchter Jaqueline, Natanya und Chantal ebenso wie die Zwillinge Attila und Dennis – alle trugen und tragen sie das Borussen-Trikot mit Lust und Stolz.

Immer mit der Familie (hier mit den Söhnen Dennis und Attila, li.) im Ellenfeld anzutreffen, meist im Arbeitseinatz, hin und wieder als Zuschauer: Borussias „gute Seele“ Christoph Serr (re.). (Foto: -jf-)

Dass der Vater die eigenen Jungs betreut und als Trainer von ihnen oft mehr verlangt hat als von anderen, haben die beiden dennoch nie als Belastung empfunden: „Er wollte nie auch nur den kleinsten Verdacht aufkommen lassen, dass er uns bevorzugt. Er war immer ein kritischer Begleiter unserer Laufbahn, hat sich um alles gekümmert, uns gute Ratschläge gegeben, uns dabei aber stets die freie Entscheidung überlassen. Entscheidend für ihn war immer, dass wir Spaß am Fußball haben, und das ist heute noch so“, plaudert Attila Serr aus dem Nähkästchen.  Die Auftritte der Jungs im Borussen-Trikot sind in der Familie Gesprächsthema stets Nummer eins. Die Rolle Christoph Serrs beschreiben die Söhne als die „eines kritischen Zuschauers, nicht die des Vaters. Er pflegt das offene Wort, Schlechtes wird nicht schöngeredet. Denn er hat uns vermittelt, dass wir auch in der Lage sein müssen, berechtigte Kritik einzustecken und daraus zu lernen“, so die Serr-Zwillinge, die noch vor zwei Jahren miterlebten, wie der Vater sich für die zweite und dritte Mannschaft der Borussia reaktivieren ließ und sich mit derselben Liebe und Leidenschaft in Bezirks- und Kreisliga auf dem grünen Rasen präsentierte wie die Jahre zuvor in den verschiedenen Vereinsämtern.

Christoph Serrs fußballerische Philosophie stellt eine gesunde Mischung aus Kraft und Kondition auf der einen und kompaktem, taktisch klugem Spiel auf der anderen Seite dar. „Ich mag es, wenn ein Team geschlossen und schnell umschaltet, und favorisiere ein 4-4-2-System. Oder um es einfach auszudrücken: Ich gewinne lieber 5:4 als 1:0, und verlieren mag ich gar nicht“, hat er einmal in einem Interview im Borussen-Blog „Stahlwerk“ bekannt. Über die Entwicklungen im Juniorenfußball hat sich Borussias Jugendleiter besonders viele Gedanken gemacht. Von der Zuteilung fester Positionen schon in jungen Jahren, wie in den Top-Clubs mittlerweile gang und gäbe, ist er überhaupt kein Fan: „Natürlich werde ich als Trainer mit meiner E-Jugend viele Spiele um die goldene Ananas gewinnen, wenn ich die Jungs auf ihrer stärksten Position spielen lassen. Aber für mich gehört es in der Ausbildung auch dazu, dass ich die Spieler auch mit ihren Schwächen konfrontiere. Dein Top-Stürmer kann nicht verteidigen? Dann stell´ ihn doch mal in die Abwehr! Man sollte die Jungen ermutigen, auch mal auf einer anderen Position zu spielen, um aus der Komfortzone herauszukommen, das Spiel aus einer neuen Perspektive zu sehen und ein möglichst breites Spektrum an Erfahrungen zu sammeln“, formuliert er auf seiner facebook-Seite seine Auffassung einer zeitgemäßen und fundierten fußballerischen Ausbildung.

Christoph Serr: Klare Vorstellungen, offene Worte, tatkräftiges Zupacken – das zeichnet Borussias Jugendleiter Christoph Serr aus. (Foto: -jf-)

Man merkt: Der Mann hat klare Vorstellungen, er hat was zu sagen, und das in aller Offenheit – in Vorstandssitzungen im Borussen-Heim genauso wie im Rahmen von Fantreffen und Jahreshauptversammlungen. „Wir brauchen eine neue Qualität des Dienens: Keine devote, sondern eine, wenn notwendig, keine Auseinandersetzung scheuende und an den objektiven Interessen der Gemeinschaft orientierte Qualität“, hat Bernd Liske, Unternehmer aus Sachsen-Anhalt, einmal gefordert. Keine Frage: Christoph Serr verkörpert diese neue Qualität des Dienens. „Christoph Serr ist aktuell vielleicht der dienstälteste Mitarbeiter der Borussia. Er hat seine Arbeitskraft und die seiner Familie über viele Jahre hinweg der Borussia zur Verfügung gestellt ungeachtet dessen, wie sich der Vorstand zusammengesetzt hat. Dieses Engagement verdient höchsten Respekt“, sagt Ex-Präsident Martin Bach. Sein Nachfolger Alexander Kunz kann sich da nur anschließen: „Er ist einer der loyalsten Mitarbeiter, die der Verein je hatte und hat. Offen, entgegenkommend und ohne Ansprüche zu stellen hat er uns als neuen Vorstand von Anfang an unterstützt. Mit seiner ganzen Familie investiert er viel Zeit und ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Borussia.“ In der Tat: Christoph Serr hat Aufsichtsräte, Vorstände, Trainer und Spieler kommen und gehen sehen, viele Rückschläge miterlebt, ist trotzdem immer wieder da und leistet Aufbauarbeit. Das weiß auch Nicky Kassner, langjähriger engagierter Borussen-Fan und Weggefährte: „Man sieht ihn zusammen mit seiner Familie immer wieder im Ellenfeld, sei es im Stadion oder auf dem Nebenplatz, stets im Arbeitseinsatz, stets ansprechbar, stets gut gelaunt, stets ein offenes Ohr für irgendwelche Anliegen. Dazu seine beiden Söhne, die für Borussia spielen, und seine Enkelkinder, die irgendwann auch das Borussen-Trikot tragen werden. Christoph Serr ist eine der guten Seelen des Vereins. Hätte Borussia zehn Christoph Serrs, wäre es um den Verein sehr, sehr gut bestellt.“ Ein schöneres Kompliment kann man dem „Neu-50er“ anlässlich seines Geburtstages nicht machen! Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für alles, Christoph Serr! (-jf-)

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