Borussen arbeiten hart in der Vorbereitung

Es ist bitterkalt im Ellenfeld. Ein eisiger Wind bläst über den Kunstrasenplatz hinter der Haupttribüne des altehrwürdigen Stadions, dessen Silhouette im Schatten des Flutlichts noch beeindruckender wirkt als sonst. Tradition, in Stein und Beton gegossen. Wer die Geschichte des Ellenfelds kennt, kann an den weiß getünchten Gebäudeteilen noch die Grundstruktur der alten Tribüne, die nach dem Bundesliga-Aufstieg 1964 durch eine gewaltige Neuanlage überbaut wurde, erkennen. Kurz vor 18.00 Uhr. Nach und nach tröpfeln Borussias Spieler auf dem Trainingsplatz ein. Manch einer angesichts der frostigen Temperaturen, die sich durch den leichten Nieselregen noch unangenehmer anfühlen, dick eingepackt, die Mützen tief ins Gesicht gezogen. Kaum zu erkennen: Furkan Erdogan, nur ein kleiner Schlitz für die Augen ist frei. Beim Training im Ellenfeld ist das Vermummungsverbot außer Kraft gesetzt! „Hast du lange Unterwäsche an?“ fragt Kapitän Yannick Bach den fröstelnden jungen Kevin, Trainingsstammgast und Kiebitz im Ellenfeld.

Coach Björn Klos ist schon länger auf dem Platz, hat Hütchen und Stangen aufgestellt und den Kunstrasen, der vor allem auf den Außenbahnen hartgefroren und glitschig ist, in Augenschein genommen. Jetzt gibt er erste Anweisungen, erklärt das heutige Trainingsprogramm. Ein klassisches Abschlusstraining vor dem Testspiel gegen Jägersburg am nächsten Tag. Zwölf Spieler und Torhüter Jonas Merhej sind gekommen. Philippe Persch ist mit seinem Zehenbruch, beim Schulsport auf dem Tampolin zugezogen, außer Gefecht, Kevin Saks und Janosch Scherer haben Schicht auf der Arbeit, auch krankheitsbedingt gibt es Ausfälle. „Da muss man dann schon mal kurzfristig umstellen und improvisieren“, so Björn Klos, der aber auf eine sehr motivierte Truppe trifft, die alle Übungen mit sichtbarem Spaß absolviert. Am Anfang das übliche Warm-Up: Stretchen, Dehnen, auf Betriebstemperatur kommen. Gerade im Winter besonders wichtig. Dazu ein paar Laufeinheiten rund um den Platz.

Dann kommt der Ball ins Spiel. Traditionelles Spiel im Kreis, anschließend wird das Pass-Spiel geübt mit einem Gegner im Rücken, den man dann nach kurzen Drehungen auszuspielen versucht – eine Situation, wie sie im Spiel immer wieder vorkommt. Auch an der Schnelligkeit wird gearbeitet: Die Mannschaft steht aufgereiht wie die Zinnsoldaten hintereinander – je nachdem, welchen Arm der Coach hebt, heißt es einen Kurzsprint anziehen nach links oder rechts. Besonders viel Spaß macht den Jungs die Übungseinheit mit Torabschlüssen: Dazu wird ein Tor auf der Mittellinie platziert. In der ersten Hälfte des Spielfeldes heißt es jetzt, nach Flanken zum Abschluss zu kommen, nach dem Torabschluss geht es nonstop weiter auf das nächste Tor; dabei gilt es, nach einem Kurzpass-Zuspiel vom Trainer die aufgestellten Slalomstangen zu umkurven und das Leder im zweiten Tor unterzubringen. Die komplette Länge des Spielfeldes wird ausgenutzt, auch hier werden Szenen simuliert, wie sie in jedem Spiel passieren. Nach kurzer Verschnaufpause gleich die nächste Spielform: Acht gegen vier, wieder steht die Sicherheit im Pass-Spiel im Vordergrund, zudem erläutert Björn Klos taktische Aspekte.

Derweil genießt Jonas Merhej Einzelbetreuung bei Co- und Torwarttrainer Mario Rino. Übungen zur Fangsicherheit stehen am Anfang, erst im Knien, dann im Liegen. Immer wieder wirft Mario Rino Borussias Keeper die Bälle zu und lässt ihn in eine Ecke tauchen. Bei dem hart gefrorenen Boden nicht immer angenehm. Auch „zweite Bälle“ werden trainiert: Nach einer ersten Abwehrparade muss Jonas Merhej blitzschnell reagieren und sich, teilweise auf dem Boden krabbelnd, einen zweiten Ball „krallen“. Zwischendurch heißt es dehnen und sich ganz lang machen, ehe Mario Rino seinen Schützling mit harten Schüssen aus kurzer Distanz regelrecht eindeckt – aber auch hier macht Jonas Merhej eine gute Figur!

Den Abschluss bildet ein Spiel über die Hälfte des Platzes. „Die Jungs haben für die Vorbereitungsphase zwei feste Mannschaften gebildet, denen sie auch eigenen Namen gegeben haben. Am Ende einer Trainingseinheit spielen die zwei Teams immer gegeneinander, am Ende der Vorbereitung wird dann abgerechnet. Der Gesamtverlierer muss am Mannschaftsabend Anfang März dem Gewinner gegenüber eine Leistung erbringen, die wir noch festlegen werden“, berichtet Björn Klos, der mit diesem Wettbewerb einen zusätzlichen Anreiz in den Übungsbetrieb einbringen will. Und man sieht: Die Jungs geben Gas, keiner will verlieren! Zudem wollen sich alle für einen Einsatz am nächsten Tag empfehlen.

Nach rund 90 Minuten ist Feierabend. „Unter der Woche kann das Training gerade in der Vorbereitung auch schon mal länger dauern“, erklärt Björn Klos. Der Borussen-Coach schaut dabei nicht immer genau auf die Uhr: „Das geht dann nach Gefühl und dem, was ich im Training sehe. Klappt etwas nicht wie gewünscht, wiederholen wir mehrfach, bis es funktioniert. Dann geht es halt länger.“ Heute haben die Jungs alles gegeben, ziemlich ausgepowert geht es in die Kabine, wo jetzt auch das eine oder andere Bierchen wartet. Das haben sie sich aber auch verdient, die Borussen. Am nächsten Tag treffen sie auf Oberligist FSV Jägersburg. Weil der Kunstrasen im Aloys-Omlor-Sportpark unbespielbar ist, wurde die Partie ins Ellenfeld verlegt. Borussia holt nach 0:2-Rückstand ein 2:2 gegen den klassenhöheren Gegner. Die intensive Trainingseinheit hat sich also gelohnt. Am 9. März geht die Runde mit einem Auswärtsspiel beim FV Eppelborn weiter. Noch sechs Wochen harter Arbeit liegen vor Björn Klos und seinem Team. Keine Frage: Wenn die Jungs weiter so intensiv und engagiert mitziehen wie im Abschlusstraining vor dem Test gegen Jägersburg und dazu von Verletzungen verschont bleiben, werden sie gut vorbereitet sein! (-jf-)

Unsere Bilder vermitteln ein paar Trainingseindrücke. (Fotos: -jf-)

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