Verbesserte Borussen hätten einen Punkt verdient gehabt

Gute erste Halbzeit nicht ausreichend belohnt / Loic Matukangas Führungstor reicht nicht / Clevere Brebacher siegen etwas glücklich mit 2:1 und setzen Erfolgsserie fort

Unser Bild: Da war die Freude groß – Loic Matukanga traf zum ersten Mal im heimischen Ellenfeld und brachte Borussia gegen Brebach in Führung. (Foto: jf-)

„Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ Die Aussage von Weltmeister Andreas Brehme, in den 90er Jahren einer der besten Linksverteidiger der Welt, kann durchaus auch für das Spiel der Borussia gegen den SC Halberg-Brebach Geltung beanspuchen. Zwar mussten die Borussen gegen den favorisierten Gast eine 1:2-Niederlage einstecken, zeigten aber eine gegenüber den letzten Partien insgesamt verbesserte Leistung. Dies gilt vor allem für die erste Halbzeit, an deren Ende Borussia statt einer durchaus möglichen höheren Führung in der Nachspielzeit plötzlich aus dem Nichts heraus per Freistoß den Ausgleich kassierte. Nach der Pause lief es dann nicht mehr so rund, dennoch hätten sich die Borussen einen Punkt durchaus verdient gehabt.

Die Mannen um Kapitän Daniel Schlicker kamen gut in die Partie hinein. Von Verunsicherung nach den letzten Niederlagen war nichts zu spüren, im Gegenteil: Die engagierten Borussen hatten bereits nach vier Minuten zwei Gelegenheiten, in Führung zu gehen. Zunächst steuerte Kevin Saks nach einem missglückten Brebacher Rückpass allein auf Torhüter Dirk Jank zu, der allerdings geschickt den Winkel verkürzte und den Ball abwehren konnte. Brebachs Keeper war wenig später erneut auf dem Posten, als ein langer Ball von Yannick Ball, von Kamil Czeremurzynski per Kopf verlängert, im Strafraum erneut Kevin Saks in Position brachte. Spielkultur blitzte nach 20 Minuten auf, als Loic Matukanga nach einer sehenswerten Kombination in Form eines doppelten Doppelpasses mit Tim Cullmann die rechte Brebacher Flanke aufgerissen hatte, seinen Flankenball aber verzog (20.). Nach 22 Minuten war es erneut Torwart Jank, der nach einer Cullmann-Ecke in letzter Sekunde noch den Fuß vor Kevin Saks an den Ball bekam. Brebachs Coach Martin Peter war zu diesem Zeitpunkt sichtlich unzufrieden mit dem Auftreten seiner Truppe. „Da kommt kein Ball an“, echauffierte sich der Coach, um seine Schützlinge anschließend gleich ordentlich zusammenzustauchen: „Männer, spielt doch mal ein paar Pässe! Sicherheit bekommen!“ Artur Schneider war nach 24 Minuten der erste, der seinen Trainer erhörte und mit einem strammen Schuss, der aus 16 Meter abgefeuert, knapp über das Tor sauste, für primäre Gefahr vor dem Borussen-Tor sorgte. Dass der Tabellenvierte nicht ins Spiel kamen, lag aber auch an konsequent störenden Borussen, die die Gäste aus Saarbrücken früh anliefen und den Spielaufbau zu unterbinden versuchten.

Folgerichtig entwickelte sich dann aus dem Spielgeschehen das verdiente 1:0, das Tim Klein mit einem exakt getimten Pass in die Schnittstelle der Brebacher Abwehr vorbereitete. Das Leder flog genau in den Lauf von Loic Matukanga, der – ganz ähnlich wie bei seinem Tor zum 1:1 in Rastpfuhl – nach ein paar schnellen Schritten allein vor Dirk Jank die Ruhe behielt und ins lange Eck einnetzte (27.). Die Freude von Borussias Winterneuzugang war groß, schnurstracks eilte er zur Ersatzbank, um seine Mitspieler abzuklatschen! Dass der Treffer über die rechte Seite fiel, war kein Zufall, denn hier funktionierte das Zusammenspiel zwischen dem emsigen Tim Cullmann und Loic Matukanga in den ersten 45 Minuten recht gut, während es auf dem linken Flügel mit Mohammed Benghebrid und Nino Kannengießer nicht so recht zu passen schien. „Redet doch mehr miteinander“, forderte Trainer Björn Klos seine Linskfüßler vehement auf.

Borussia hatte anschließend vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Marco Niebergall noch weitere Möglichkeiten die Führung auszubauen. Zuerst fasste sich Furkan Erdogan ein Herz, sein fulminanter 20-Meter-Schuss ging jedoch über den Kasten (33.). Und als Tim Klein im Strafraum von einem gegnerischen Abwehrspieler am Fuß getroffen und am Einschuss gehindert wurde, hätte man durchaus auf Elfmeter entscheiden können (35.). Auch nach einem weiten Schlag von Tim Cullmann lag das 2:0 in der Luft, aber Kevin Saks fand erneut in Keeper Jank seinen Meister. „Den hätte ich eigentlich machen müssen“, so die Selbsterkenntnis des Torjägers nach dem Spiel. Statt 2:0 oder 3:0 hieß es dann plötzlich 1:1. Brebachs Mittelfeldregisseur Artur Schneider zirkelte einen Freistoß aus 17 Metern geschickt über Borussias Abwehrmauer in den Torwinkel, Torhüter Marcel Sommer machte sich ganz lang, kam aber an das Leder nicht mehr heran. Das Ergebnis war für die Gäste, die den Ruf einer Spitzenmannschaft schuldig geblieben waren, mehr als schmeichelhaft. Bezeichnend, dass eine Standardsituation für einen Treffer herhalten musste.

Gut gemacht, aber schmeichelhaft: Brebachs Ausgleichstor in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch Artur Schneider (oben), Borussias Keeper Marcel Sommer ist ohne Chance (unten).

Nach der Pause wurde der Sportclub dann etwas offensiver, Chancen blieben dennoch Mangelware. So zielte Artur Schneider (65.) bei einem Kopfball aus nächster Nähe knapp daneben, Rayane Anseur vergab aus guter Position (71.). Auch die Borussen entwickelten nun nur noch „Torgefahr light“: Tim Klein und Furkan Erdogan versuchten es aus der Distanz – knapp drüber! So genügte Brebach ein gelungener Konterangriff über die linke Flanke, den Rayane Anseur mit einem Schlenzer ins lange Eck zum 1:2 abschloss (73.). Borussias Bemühungen, in der Schlussphase im teils wolkenbruchartigen Regen doch noch den Ausgleich zu erzielen, waren, auch aufgrund zahlreicher Ballverluste im Aufbauspiel, nicht mehr so zwingend und deshalb nicht von Erfolg gekrönt. Zwei Gelegenheiten boten sich noch: Nach einem weiten Schlag von Yannick Bach setzte Kevin Saks den Ball am Tor vorbei (78.), auch Daniel Schlicker, dem die Lederkugel nach einem Abpraller im Brebacher Strafraum vor die Füße fiel, verzog den Abschluss.

So blieb nach 90 Minuten plus Nachspielzeit wieder einmal nur bittere Enttäuschung. Und eine gute Portion Selbstkritik. „In der ersten Halbzeit haben wir viel Biss, Wille und Herz gezeigt“, stellte Kevin Saks fest, monierte aber auch, „dass nach der Pause nur noch wenig gegangen ist. Ich weiß aber nicht genau, woran das lag. Wir haben meiner Meinung nach viel zu viel klein-klein gespielt“, so die Einschätzung des Torjägers. An den auffällig häufigen Fall- und Schrei-Einlagen des cleveren Gegners wollte Tim Cullmann die Niederlage auch nicht festmachen: „Wir selbst haben die Partie verloren, hatten genug Chancen, unsere Tore zu machen“, sagte das Borussen-Urgestein, der auch feststellte, „dass wir eine solche Partie im Vorjahr, als wir einen Lauf hatten, gewonnen hätten. Heute, in der jetzigen Situation, verlierst du dann so ein Spiel.“ Oder wie Weltmeister Andreas Brehme es formuliert hat: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ Das Vorhaben, für das Halbfinalspiel im Sparkassenpokal Saar ein wenig Selbstvertrauen zu generieren, ist den Borussen lediglich in der ersten Halbzeit gelungen.

Elversbergs Co-Trainer Rudi Thömmes, der die Partie gegen Brebach im Ellenfeld von der Haupttribüne aus in Augenschein nahm, ist jedenfalls aus Sicht der SVE sehr optimistisch: „Wir nehmen den Pokal total ernst und werden, wie schon im Viertelfinale beim 7:0 in Jägersburg, mit der stärksten Mannschaft auflaufen. Normalerweise dürfte nichts passieren.“ Allerdings weiß gerade Rudi Thömmes um die eigenen Gesetze des Pokals, hat die Trierer Pokallegende doch vor nunmehr 21 Jahren als Torschütze entscheidend zu den Pokaltriumphen der Eintracht gegen die damals amtierenden UEFA-Cup-Sieger Schalke 04 (1:0) und Champions League-Gewinner Borussia Dortmund (2:1) beigetragen – erst im Halbfinale scheiterte die Eintracht gegen den MSV Duisburg (10:11 nach Elfmeterschießen). Oder gilt für den Pokalhit im Ellenfeld aus Borussen-Sicht das, was wiederum Andreas Brehme festgestellt hat: „Das Unmögliche möglich zu machen wird ein Ding der Unmöglichkeit“? Am Mittwochabend sind alle schlauer. (-jf-)

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen den SC Halberg-Brebach. (Fotos: -jf-)

Borussia in der Statistik:

Unsere Mannschaft: Marcel Sommer, Mohammed Benghebrid (46. Daniel Ruschmann), Loic Matukanga (74. Alexander Teigermer), Tim Cullmann, Nino Kannengießer, Kamil Czermurzynski, Furkan Erdogan, Daniel Schlicker, Yannick Bach, Tim Klein (78. Jens Kirchen), Kevin Saks. – Unser  Trainer: Björn Klos.

Tore: 1:0 (27.) Loic Matukanga, 1:1 (45.+4) Artur Schneider, 1:2 (73.) Rayane Anseur. – Zuschauer: 200. – Schiedsrichter: Marco Niebergall (Jägersburg). – Gelbe Karten Borussia: Tim Klein (10.), Kevin Saks (34.), Daniel Schlicker (82.), Kamil Czeremurzynski (85.).

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