Vom Urlauber zum Matchwinner

Verdientes 3:2 der Borussia bei Rot-Weiß Hasborn / Simon Schreibeisen mit zwei Treffern  der Mann des Tages / Starke Reaktion der Mannschaft nach dem 2:4 gegen Homburg vor Wochenfrist

Unser Bild: Die frühe Führung verlieh Sicherheit und Selbstvertrauen – hier gratulieren (v.l.) Ralph Smith, Dominik Cullmann, Kamuo Czeremurzynski, Tim Klein und Michael Müller dem Doppeltorschützen Simon Schreibeisen (halb verdeckt). (Foto: -jf-)

Einfach mal nichts machen. Außer die Seele baumeln zu lassen. Entspannen, genießen, voll und ganz im Moment leben. Die Melodie des Meeres in den Ohren klingen lassen, die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut spüren. Keine Verpflichtungen, kein Müssen. Einfach nur Ausgelassenheit, Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Urlaubsgefühle, die man am liebsten konservieren würde. Simon Schreibeisen ist das ganz offensichtlich ziemlich eindrucksvoll gelungen. Erst am Mittwochmorgen von der Sonneninsel Mallorca wieder gelandet hatte Borussias Stürmer besagte Leichtigkeit und Unbekümmertheitheit im Gepäck mit nach Hasborn gebracht. Nach gerade mal zwei Trainingseinheiten sprühte der 21jährige Metallbauer nur so vor Spiellaune, strahlte nach den 90 Minuten über das ganze Gesicht, tanzte als Taktgeber ausgelassen mit seinen Teamkameraden im Spielerkreis und transportierte auf diese Weise ein bisschen Mallorca-Feeling ins von Wolken überwölbte Waldstadion. Vom Urlauber zum Matchwinner – an einer solchen Metamorphose hatten auch die zahlreich mitgereisten Borussen-Fans, von denen die meisten vor der Partie schon mit einem Punkt zufrieden gewesen wären, ihre helle Freude.

Seinen ersten Auftritt hat Borussias Nummer 10 nach 15 Minuten. Einen als Befreiungsschlag getarnte Vorlage über 50 Meter nimmt Simon Schreibeisen geschickt an, zündet dann den Turbo. Michael Rauber sieht nur noch die Hacken des Borussen, der zielstrebig das Tor anvisiert, den herausstürzenden Jonas Merhej wie eine Slalomstange umkurvt und das Leder mit rechts ganz cool einschiebt. Und nach der Pause sind kaum 60 Sekunden gespielt, als sich Wirbelwind Dominik Cullmann in der eigenen Hälfte kurzerhand den Ball schnappt und ihn seinem auf der rechten Flanke durchgestarteten Stürmerkollegen genau in den Fuß serviert. Der läuft ein paar Schritte, kurvt dann nach innen und überwindet Jonas Merhej, diesmal mit links, zum 1:2. Hasborns Torhüter kommt zwar noch mit den Fingerspitzen an den Ball, kann das Unheil aber nicht mehr verhindern. Nach gut einer Stunde fast der dritte Streich: Wieder lässt Simon Schreibeisen einige Gegner aussteigen, lockt Jonas Merhej aus seinem Kasten, verzieht seinen Schuss dann aber knapp über das Tor (62.). Die Spielfreude scheint er bei seiner Auswechslung nach 78 Minuten dem jungen Alexander Velikov mit auf den Platz gegeben zu haben. Denn der hätte wenig später nach Vorlage des dribbelstarken Sayfdeine El Khadem mit einem Mordsschuss von der Strafraumgrenze aus fast das 1:4 markiert, doch das Leder krachte mit einer solchen Vehemenz an die Latte, dass wohl die Wildschweine im benachbarten Hasborner Wald aufgeschreckt den Jäger auf der Pirsch vermuteten.

Unterwegs ins Netz zum 1:3 ist die von Tim Klein abgefeuerte Lederkugel. Hasborns Keeper Jonas Merhej kann nur noch hinterherschauen (oben), während sich der Torschütze mit seinen Mannschaftskameraden diebisch über seinen Coup freute (unten). (Fotos: -jf-)

Zwischendurch hatte Tim Klein nach 64 Minuten für eine Vorentscheidung gesorgt. Wie schon beim 1:2 war Dominik Cullmann der Ausgangspunkt. Der 19jährige war in seinem dynamischen Antritt nur durch ein Foulspiel von der Lederkugel, die geradezu mit seinem Fuß verwachsen schien, zu trennen. Jonas Merhej versuchte noch energisch, seine Mauer zu dirigieren, als sich Borussias zentraler Stürmer schon die rechte Ecke ausgeguckt hatte und den Ball aus etwa 18 Metern an Freund und Feind vorbei halbrechts ins Netz wuchtete. „Im Training bestimmt fünfzig Mal probiert, fünfzig Mal ist nix passiert“, freute sich der Offensivspezialist hinterher schmunzelnd über den Erfolg. Für die Gastgeber, die an diesem Tag unter ihren Möglichkeiten blieben, war nur noch der Anschlusstreffer drin, den Steffen Lenhardt, von Niclas Scholl rechts außen auf die Reise geschickt, mit entschlossener Einzelleistung erzielte: Hasborns 31jähriger Angreifer brachte dabei Michael Müller ins Stolpern, auch Marco Dahlers Spreizschritt kam zu spät, so dass das Leder hoch über den bereits im Sinkflug befindlichen Maximilian Strack in die Maschen steuerte. Klar, dass die Rot-Weißen, nach verbüßter Zeitstrafe von Christian Lensch wieder vollzählig, jetzt nochmal Lunte rochen. Sie entscheidend zu zünden, gelang aber nicht mehr, da die Borussen in geradezu stoischer Ruhe alle Offensivbemühungen im Keim erstickten.

Überhaupt ließen die Schwarz-Weißen über die gesamten 90 Minuten aus dem Spielverlauf heraus dem Gegner kaum Gelegenheiten, sich ernsthaft gefährlich in Szene zu setzen. Hochkonzentriert, laufstark und griffig in den Zweikämpfen kauften die Borussen dem eigentlich favorisierten Gastgeber schon frühzeitig den Schneid ab, schalteten damit auch Hasborns „Waffen“ Christian Lensch und Johannes Gemmel auf stumpf, so dass die beiden das in ihnen steckende Potential lediglich andeutungsweise auf den Rasen bringen konnten. Dass die Rot-Weißen durch einen unstrittigen Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich kamen, war da nur folgerichtig. Als es die Borussen am linken Strafraumeck versäumt hatten, rechtzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen, gelangte der Ball zu Niclas Scholl, der in den Strafraum eindrang und dort nur noch regelwidrig gestoppt werden konnte. Maximilian Strack bekam zwar noch die Finger dran, war aber letztlich gegen den harten Schuss, der – aus Torwartsicht – links unten einschlug, machtlos. Reaktionsschnell war der ganz in Blau gekleidete Borussen-Keeper kurz vor der Pause zur Stelle, als er gleich zweimal bei Hasborner Abschlüssen aus kurzer Distanz seine Jungs vor einem Rückstand bewahrte.

„Hasborn findet nur schwer in die Partie rein. Borussia dominiert über weite Strecken der ersten Halbzeit (…), war auch in der zweiten Hälfte die bissigere und zweikampfstärkere Mannschaft. Insgesamt war das heute eine gute und geschlossene Mannschaftsleistung. Der Sieg geht absolut in Ordnung“, konnten die Borussen-Anhänger, die den Weg nach Hasborn gescheut hatten, im wie immer sehr informativen Liveticker von Axel Bastian auf fupa.net lesen. Diejenigen, die im Waldstadion ihr Team erneut mit einer schönen Choreo und lautstarkem Support über die volle Distanz unterstützten, durften sich am Ende mit den Jungs über nicht unbedingt erwartete drei Zähler freuen und den Mann des Tages feiern. Manch einer hatte dabei – mit Blick auf das Gastspiel in Herrensohr am kommenden Sonntag – für Simon Schreibeisen noch einen guten Rat parat: „Flieg´ die Woche über nochmal auf Malle in Urlaub!“ (-jf-)

Lesen Sie morgen die Einschätzung der beiden Trainer zum Spiel der Borussia in Hasborn!

Statistik: Rot-Weiß Hasborn – Borussia 2:3 (1:1)

Borussia: Maximilian Strack – Kamil Czeremurzynski, Marco Dahler (C), Christoph Stemmler, Nico Christmann, Dominik Cullmann (ab 73. Tim Cullmann), Sayfedine El Khadem (ab 88. Ralph Smith), Michael Müller, Simon Schreibeisen (ab 78. Alexander Velikov), Ralph Smith (ab 46. Dylan Sodji), Tim Klein. – Trainer: Christian Schübelin.

Tore: 0:1 (15.) Simon Schreibeisen, 1:1 (34.) Christian Lensch (Foulelfmeter), 1:2 (46.) Simon Schreibeisen, 1:3 (64.) Tim Klein, 2:3 (85.) Steffen Lenhardt. – Schiedsrichter: Maximilian Reichhart (FSV Jägersburg). – Zuschauer: 300. – Gelbe Karten Borussia: Ralph Smith (19.), Dominik Cullmann (28.), Sayfedine El Khadem (62.).

Anbei ein paar Bild-Impressionen vom Sieg der Borussia im Hasborner Waldstadion. (Fotos: -jf-)

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