Käpt´n, Kämpfer, Kanonier

Gegen Auersmacher (Samstag, 1.53.0 Uhr) letztmals im Ellenfeld: Jens Kirchen sagt Borussia „Adieu“ / Ab Sommer Spielertrainer beim VfB Waldmohr / Offizielle Verabschiedung im Sommer beim Stadionfest

Unser Bild: Käpt´n Kirchen geht von Bord – das Camouflage-Trikot dokumentiert in eindrucksvoller Weise das Kämpferherz von Borussias Nummer zehn! (Fotos: -jf-)

„Jens Kirchen, ohohoho, Jens Kirchen, ohohoho“. Das Ellenfeld glich einem Tollhaus. Rückblende. 12. Oktober 2013, die Borussia liegt im Oberliga-Spiel gegen den TuS Mechtersheim gleich zweimal zurück. 0:2 und 2:3. Mersad Mehmedovic hat kurz vor dem Abpfiff zum 3:3 ausgeglichen, die Nachspielzeit läuft. Noch ein letzter Eckball, der von der Abwehr per Kopf geklärt wird. Doch das Leder kommt schnell wieder zurück in den Strafraum. Allerdings als „Kerze“, schon geht ein Raunen durch die Zuschauer. Als der Ball wieder runterkommt ein verunglückter Schuss. Doch den nimmt Borussias Nummer 6 auf, lässt mit einer geschickten Körpertäuschung seinen Gegenspieler stehen, tunnelt anschließend TuS-Torhüter Konstantin Stengel und netzt ein. Das Ellenfeld-Stadion stand kopf!

Der Kanonier: Torjubel mit Jens Kirchen war immer sehr emotional! (Foto: -jf-)

Hauptdarsteller dieser Szene: Jens Kirchen! Noch heute zählt Borussias Mittelfeldregisseur dieses Spiel zu den Highlights seiner fast 6 Jahre im Ellenfeld. Glänzende Augen bekommt er auch, wenn er vom 7:0 gegen den SV Gonsenheim spricht. In diesem Spiel erzielt er nicht nur selbst drei Tore, sondern bereitet drei weitere Treffer von Andreas Backmann und Andreas Haas vor. Die Zahl drei spielt auch eine Rolle bei weniger erfreulichen Ereignissen seiner Karriere: Drei schwere Verletzungen haben Jens Kirchen immer wieder zurückgeworfen. Zwei Kreuzbandrisse (2014 und 2015), zuletzt im Sommer 2018 ein Achillessehnen-Abriss. Doch der 30jährige ist, einem Steh-auf-Männchen gleich, immer wieder zurückgekommen, hat sich, stets unterstützt von seiner Familie, immer wieder ins Team zurückgekämpft. Wenn Jens Kirchen gegen den SV Auersmacher sein letztes Spiel im Borussen-Trikot bestreitet, kann man ganz sicher vom Ende einer Ära sprechen. Ab Sommer wird Borussias Nummer 10 neuer Spielertrainer beim pfälzischen VfB Waldmohr, wo er in die Fußstapfen von Uwe Grub tritt – auch Grub ein ehemaliger Borusse, der im Ellenfeld 21 Zweitligaspiele bestritten und den VfB nach drei Abstiegen in Folge wieder in ruhigeres Fahrwasser gesteuert hat.

Jens Kirchen freut sich einerseits auf die neue Aufgabe, schließlich erleichtert es ihm den Alltag enorm – der gelernte Anlagentechniker wohnt nicht nur in Waldmohr, sondern arbeitet als Standortleiter bei der dortigen Niederlassung der Firma variopac. Im Betrieb werden Teile für Mercedes-Benz verpackt. „Arbeitsplatz und Familie spielen für mich eine große Rolle. In Waldmohr treffe ich auf ein bekanntes Umfeld. Das ist für mich deshalb eigentlich eine optimale Stelle, um in die Trainerlaufbahn zu starten“, sagt der B-Lizenzinhaber, der derzeit bis zur Oberliga trainieren kann und sich weiterbilden möchte. Schließlich ist er ein Vollblutfußballer, der, aus seiner reichen Erfahrung schöpfend, Nachwuchskräften viel beibringen kann. Sicher auch seinem Sohn Finn (5), der ihn zuletzt immer wieder – natürlich im Borussen-Trikot! – zu den Spielen ins Ellenfeld begleitet hat. 

Der Kapitän: Verlängerter Arm des Trainers auf dem Spielfeld. (Foto: -jf-)

Andererseits geht der Mann, der in den letzten Jahren das Gesicht der Borussia wesentlich mitgeprägt hat, den Weg vom Ellenfeld ins Waldmohrer Rothenfeld auch mit einer Portion Wehmut. Was bleibt von sechs Jahren Borussia? „Ich bin froh und stolz, für einen solchen Traditionsverein und in einem Stadion mit einer solchen Atmosphäre gespielt zu haben. Ich habe viele Freunde gefunden. Auch wenn der Verein immer wieder mal aufgrund der Tatsache, dass er finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, Probleme hatte, war es doch für mich insgesamt eine megaschöne Zeit, auch mit den Fans und allem Drumherum“, zieht Jens Kirchen eine positive Bilanz. Und bedankt sich bei allen, „die mich in dieser Zeit begleitet und mir viele Erfolge ermöglicht haben: Familie, Freunde, Mitspieler, Trainer, Anhänger und Verantwortliche der Borussia.“

Der Kämpfer: Gib alles, nur nicht auf – sein Motto! (Fotos: -jf-)

Nirgends im Seniorenbereich war Jens Kirchen so lange und so heimisch geworden wie im Ellenfeld. In seinem Heimatort Lampaden im vorderen Hochwald hat er schon früh mit dem Kicken angefangen. In der E-Jugend wechselte er zur Eintracht nach Trier, von wo ihn Trainer Markus Kneip in der A-Jugend zum SV Mettlach holte. Nach einem Jahr Oberliga ging es für drei Jahre zum luxemburgischen Erstligisten CS Petange. Dort erzielte Jens Kirchen, meist auf der Außenbahn eingesetzt, in 72 Spielen neu Tore, spielte dann ein Jahr unter Coach Peter Rubeck beim SVN Zweibrücken in der Regionalliga, nachdem ein Probetraining beim FC Homburg nicht zum Erfolg geführt hatte („Ich habe nicht in das System von Trainer Christian Titz gepasst.“) Bemerkenswert: Überall wurde er schnell zum Stammspieler! Im August schlüpfte der Mittelfeldstratege dann ins Borussen-Trikot. Hier konnte er sich schnell akklimatisieren, integrieren, seine Mitspieler als Kapitän auf den Platz führen und mitreißen, schließlich für die gegnerischen Abwehrreihen als ständiger Unruheherd eine Dauergefahr darstellen und jede Menge Tore erzielen. Noch in der vergangenen Saison war er vereinsinterner Torschützenkönig – Jens Kirchen, der Kanonier vom Ellenfeld!

Dass er seinen Kameraden bei dem Versuch, in die Oberliga zurückzukehren, im vergangenen Sommer nach seinem Achillessehnen-Abriss nicht helfen konnte, tut ihm heute noch in der Seele weh: „Da willst du mit deinem Verein den Aufstieg perfekt machen und kannst dann nur tatenlos von außen zusehen!“ Doch Jens Kirchen will jetzt nicht mehr zurück-, sondern vorausschauen. Und vor allem sich mit seinen Kameraden in seinem letzten Spiel gegen den SV Auersmacher ordentlich aus der Saison und dem Ellenfeld verabschieden. Apropos verabschieden: Ganz offiziell wird Jens Kirchen, der aus beruflichen Gründen beim letzten Heimspiel gegen den TuS Herrensohr nicht dabei sein kann, erst beim Stadionfest im Sommer von der Borussia verabschiedet. „Da werden wir dann alle gemeinsam nochmal richtig feiern“, so Borussias Nummer zehn.

Doch niemals geht man so ganz: „Ich werde Borussia auf jeden Fall weiter im Herzen tragen und hierhin kommen, immer wenn es meine Zeit zulässt“, so Jens Kirchen, „dafür waren die Jahre, die ich hier erleben durfte, viel zu schön.“ Borussia dankt ihrem Mittelfeldspieler für sechs Jahre vollen Einsatz und wünscht ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute, viel Glück und Erfolg! Jens Kirchen soll wissen, dass er im Ellenfeld stets herzlich willkommen ist. Mach´s gut, Jens! (-jf-)

1 Kommentar

  1. Vielen Dank Jens für die schönen Momente.Fast 6 Jahre im Borussen Trikot.Wenn Du fit und Gesund warst,war es immer eine Augenweite Dich spielen zu seh’n. Mach es gut Jens und bleib gesund. Alte Liebe Lebt.

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