„Koffi to go“ im Ellenfeld

Borussia kommt nach guter Vorbereitung in der Liga nicht auf Touren: 0:3-Heimniederlage im „kleinen Derby“ gegen die SV Elversberg II / SVE-Ex-Profi Kevin Koffi macht den Unterschied!

Unser Bild: Großer Tag für Borussias Minions – die kleinsten Borussen genossen gegen Elversberg ihre Rolle als „Einlauf-Kids“ mit viel Aufregung und Freude! (Foto: -jf-)

Sie hatten sich viel vorgenommen. Nach dem wenig überzeugenden, aber dennoch erfolgreichen Auftritt beim 2:1 vor Wochenfrist in Merzig wollten die Borussen im eigenen Haus wieder an die Form anknüpfen, mit der sie in den Vorbereitungsspielen begeistern konnten. Doch das gelang nicht, im Gegenteil: Mit dem 0:3 gegen die Zweitvertretung der SV Elversberg kassierten die Schützlinge von Jan Berger nach dem 0:1 gegen Quierschied (vor der Winterpause) die zweite Heimniederlage in Folge im Ellenfeld-Stadion (das zwischenzeitliche 2:1 gegen Jägersburg fand auf dem Kunstrasen der Ferraro-Sportarena statt). Eine bittere Niederlage, die weh tut. Haben sich die Borussen, die gegen Elversberg auf den routinierten Muhittin Erdem Bastürk (Muskelfaserriss) und Florian Stopp (OP nach Sprunggelenksfraktur) verzichten mussten, bei ihrem Vorhaben, endlich das zu zeigen, was sie draufhaben, zu sehr unter Druck gesetzt? Jedenfalls wirkte die Vorstellung (wie schon in Merzig) verunsichert und zeitweise wie mit angezogener Handbremse: Lockerheit, Leichtigkeit und Inspiration fehlten. Die demonstrierten dagegen die Gäste aus der Nachbarschaft, die mit zwei Toren unmittelbar vor und unmittelbar nach der Pause die Signale auf Auswärtssieg stellten. Borussia hielt zwar kämpferisch dagegen, doch das war an diesem Tag zu wenig, um dem Spiel noch eine entscheidende Wende zu geben.

Dass die Borussen dabei mit zahlreichen Entscheidungen des Unparteiischen Lukas Rohn, der bei vielen Nickligkeiten mit „schöner“ Regelmäßigkeit zugunsten der Gäste entschied, haderten, machte den Frust am Ende nicht kleiner. Zwei Szenen, je eine aus einer Halbzeit, seien an dieser Stelle genannt: Unmittelbar vor dem 0:1 wurde Tim Cullmann geradezu in klassischen griechisch-römischen Stil von seinem Gegenspieler niedergerungen, ohne dass der Pfiff des Schiedsrichters ertönt wäre – statt im Nachgang Elfmeter für Elversberg hätte es Freistoß für Borussia geben müssen! Was Sabri Tajiti nach der Pause mit dem auf und davon stürmenden Simon Schreibeisen veranstaltete, hatte ebenfalls eher was mit Ringen zu tun – Elversbergs Verteidiger hatte großes Glück, mit der gelben Karte davonzukommen, denn Rot wäre sicher auch eine Option gewesen angesichts der Tatsache, dass er letzter Mann war und Borussias Nummer 10 an einer großen Torchance hinderte. Dass selbst SVE-Keeper Frank Lehmann sich über einige seltsamen Entscheidungen zugunsten seines Teams wunderte, verdeutlicht, dass sich die Borussen wohl nicht zu Unrecht aufregten. Dennoch: Die Niederlage am Lukas Rohn festzumachen, wäre sicher zu einfach. Denn unter dem Strich siegte Elversberg verdient. Die Truppe von Neutrainer Dimitri Abazazde, der immer wieder lautstark und gestenreich vom Spielfeldrand aus coachte, war an diesem Tag in vielen Situationen einfach gedankenschneller, ball- und kombinationssicherer, technisch stärker, beweglicher, cleverer in den Zweikämpfen und auch oft gieriger auf die zweiten Bälle als die Borussen – alles Attribute, die eine Mannschaft mit Sieger-Gen ausmachen! Zudem hatte man in Ex-Profi Kevin Koffi einen Mann in den Reihen, der den Unterschied darstellte: Der 38jährige Rechtsfuß war überall zu finden, verteilte die Bälle geschickt und mit viel Übersicht und übernahm eine Führungsrolle in seiner jungen Mannschaft ein, die beim Einlaufen ein Durchschnittsalter von 22,3 Jahren aufwies. Cleverness bewies der Oldie zudem in der Situation, die zum Strafstoß führte: Ob Marco Dahler beim Klärungsversuch Koffi tatsächlich traf, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, jedenfalls nahm Kevin Koffi den Kontakt dankend an und schenkte höchstpersönlich den Borussen kurz vor dem Gang in die Pause zu einem Zeitpunkt, den man branchenüblich als „psychologisch günstig“ bezeichnet, mit dem sicher verwandelten Elfmeter einen „Koffi to go“ ein.

Entschlossene Kopfball-Abwehr: Nico Purket befördert den Ball aus der Gefahrenzone, Torhüter Dominik Jost (re.) muss nicht mehr eingreifen. (Foto: -jf-)

Coach Dimitri Abazazde, der drei Spieler aus dem Profi-Kader einsetzte (neben Torwart Frank Lehmann auch Mittelfeldspieler Daniel Pantschenko und Stürmer Younes Ebdoutalib einsetzte, hatte im Vorfeld der Partie ein „mutiges Auftreten“ und eine „gute Balance zwischen Defensive und Offensive“ angekündigt. Das bestätigte sich schon in der Anfangsphase, in der Elversberg die ersten Torchancen hatte. Zunächst versuchte es Kevin Koffi listig mit einem Weitschuss aus mehr als 40 Metern (10.), doch war Dominik Jost im Borussen-Tor hier ebenfalls wachsam auf dem Posten wie zehn Minuten später bei einem gewaltigen Hinterhaltsschuss, den er um den Pfosten drehte. Die Borussen fanden kaum ein Mittel gegen die Gäste-Defensive, und wenn es mal ein Durchkommen gab, so fehlte den Abschlüssen von Simon Schreibeisen und Niklas Backes aus aussichtsreicher Position eine Portion Präzision und Druck, so dass Torwart Lehmann vor keine größeren Probleme gestellt wurde.

Das Leder wollte einfach nicht rein: Oben verpasst Simon Schreibeisen im Zweikampf eine Flanke in aussichtsreicher Position, unten blockt Elversbergs Abwehr ein Freistoß-Geschoss von Tim Cullmann ab. (Fotos: -jf-)

In die zweite Halbzeit starteten die Borussen, die von Wiesbachs Coach Michael Petry mit Blick auf das Viertelfinalspiel im Saarlandpokal (am 26. März, 19.00 Uhr) beobachtet wurden, gut. Einen Freistoß von Tim Klein konnte Lehmann erst im Nachfassen unter Kontrolle bekommen (47.). Doch schon im Gegenzug folgte die eiskalte Dusche, als Louis Westrich nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld das Leder per Kopf auf Dylan Downey auflegte, der einen Tick schneller als Dominik Jost reagierte und aus kurzer Distanz zum 0:2 einnetzte (49.). Wenig später drohte gar das 0:3: Die genau getimte Flanke von der linken Seite im Fünf-Meter-Raum noch am Tor vorbei zu bugsieren, wie es Younes Ebdoutalib im Rücken von Tim Braun tat, schien schwieriger als das Leder im Netz unterzubringen (53.)! War den Borussen jetzt bereits der Stecker gezogen? Nein, denn auch wenn es schwerfiel, richtig Druck aufzubauen, so berappelten sich die Jungs um Marco Dahler noch einmal und schnupperten gleich zweimal am Anschlusstreffer: Zunächst hatte der bei einem Eckball von Tim Cullmann aufgerückte Kapitän selbst Pech mit einem Kopfballaufsetzer, den Frank Lehmann gerade noch so mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte (62.). Simon Schreibeisen verpasste eine Hereingabe von Dominik Cullmann nur knapp (68.). Und nachdem der eingewechselte Sebastian Cullmann nur das Außennetz getroffen hatte, prallte ein Schuss von Lukas Hoffmann vom Pfosten wieder ins Feld zurück – noch nicht einmal der Ehrentreffer sollte Borussia an diesem gebrauchten Sonntagnachmittag vergönnt sein. Auf der anderen Seite dagegen sorgte erneut Dylan Downey mit dem dritten Treffer für den endgültigen K.o. der mittlerweile durch die Zeitstrafe von Tum Cullmann dezimierten Borussen, als er bei einem Eckstoß am kurzen Toreck per Kopf vor Dominik Jost ans Leder kam und (79.).

Als Lukas Rohn, der sicher nicht seinen besten Tag hatte, dreimal kurz und entschlossen in seine Trillerpfeife blies und die Partie beendete, herrschte große Enttäuschung im weiten Rund des Ellenfelds. Dennoch verabschiedeten die Borussen-Fans ihre Mannschaft, die – das muss man ihr zugutehalten – nie aufgab, beim traurigen Gang in die Kurve mit aufmunterndem Beifall. In der Hoffnung, dass es am kommenden Samstag im Gastspiel bei der DJK Ballweiler (Anstoß: 16.00 Uhr) wieder besser läuft und die Jungs endlich wieder das auf den Platz bringen, wozu sie fähig sind!

Statistik: Borussia – SV Elversberg II 0:3 (0:1)

Borussia: Dominik Jost – Tim Braun, Tim Cullmann (ab 88. Yannis Flausse), Marco Dahler, Lukas Hoffmann, Nico Purket, Niklas Backes (ab 56. Sebastian Cullmann), Nico Christmann (ab 65. Sayfedine El Khadem), Lennart Niederländer, Simon Schreibeisen, Tim Klein (ab 56. Dominik Cullmann). – Trainer: Jan Berger.

Tore: 0:1 (43.) Kevin Koffi (Foulelfmeter), 0:2 (49.) Dylan Downey, 0:3 (79.) Dylan Downey. – Schiedsrichter: Lukas Rohn (FC 08 Elm). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karten Borussia: Lennart Niederländer, Marco Dahler, Nico Purket, Tim Cullmann, Tim Braun, Jan Berger. – Zeitstrafe Borussia: Tim Cullmann.

Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen die U23 der SV Elversberg. (Fotos: -jf-)

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