Am Rande der Bande: Borussia auswärts

Besondere Aus- und Einblicke abseits des grünen (Kunst)Rasens – eine kleine Bildergeschichte (Fotos: Tobias Amelong / -jf-)

Wenn einer (mit der Borussia) eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und bekommt, wenn er aufmerksam hinschaut, so einiges zu sehen am Rande der Bande in den Stadien und auf den Sportplätzen der Saarlandliga.

So auch beim Spiel der Borussia in Reisbach. Schon bei der Einfahrt in die 2500 Einwohner-Gemeinde wird der Besucher am Ortseingangsschild auf das erste Saarlandliga-Heimspiel in der Geschichte des SC Reisbach aufmerksam gemacht. Dass der Gegner dabei ausgerechnet die Borussia ist, die vielerorts immer noch als Ex-Bundesligist präsentiert wird, wird, ebenso wie die gute Leistung des Aufsteigers im Saisoneröffnungsspiel in Hasborn, dazu beigetragen haben, dass sich mit knapp 500 Zuschauern, darunter auch eine ganze Menge Borussen-Fans, eine mehr als ordentliche Kulisse im Sportpark Lohwiese eingefunden hat.

Das Lohwiesen-Gelände zeigt sich, auch wenn der Kunstrasen durch die tagelangen Regenfälle gut durchtränkt ist, in insgesamt gutem und gepflegtem Zustand und verdient die Bezeichnung „Sportpark“ völlig zurecht.

Geprägt ist die idyllische dörfliche Atmosphäre auch durch den Kirchturm, der zwischen den Baumwipfeln hervorlugt, als wolle er unbedingt einen Blick auf das sportliche Geschehen erhaschen. Zudem hat der Wettergott ein Einsehen: Schon eine Zeitlang vor Spielbeginn lugt die Sonne zwischen den Wolken hervor, erst zaghaft, dann immer mutiger. Zwar muss sie sich gelegentlich noch hinter dunklen Wolkenschiffen verstecken, doch die bleiben geschlossen – länger als der Reisbacher Abwehrriegel, der immerhin 49 Spielminuten lang dicht hält.

Zum Aufmarsch der Teams haben die Borussen-Fans – wie schon beim Saisonauftakt gegen die SG Marpingen-Urexweiler – eine Choreo vorbereitet: Rings um eine Blockfahne mit dem großen goldenen „B“ werden, durch Gesänge lautstark untermalt, schwarz-weiß gestreifte Fahnen geschwenkt: Ein gelungenes Bild, das die Mannschaft zusätzlich motiviert haben dürfte.

„Wo man singt, da lass dich gerne nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ – instinktiv dem geflügelten Wort folgend scheint sich auch ein Collie in der Nähe des Borussen-Anhangs sichtlich wohlzufühlen.

 Wie in der Bundesliga haben die Gastgeber den Spielball auf einer Säule drapiert. Die Tor-Musik, die nach Nils Wohlschlegels Führungstor per Freistoß, schon früh zum Einsatz kommt (das legendäre „Jump“ der Van Halen) soll die Reisbacher Jungs zu Höchstleistungen antreiben: „Go ahead and jump!“

Während an der Eingangskasse Hochbetrieb herrscht, haben es nicht alle haben es darauf abgesehen, eine Eintrittskarte zu kaufen. Denn zehn Minuten vor dem Anpfiff kommt Bewegung auf die Wiese oberhalb der Gegengeraden. Mit Gummistiefeln und bewaffnet mit einem Klappstuhl und Kappe taucht ein Zuschauer auf. Mit bestem Blick aufs Spielfeld macht er es sich bequem und freut sich über eine gute Leistung seiner Lokalmatadore. Hier hat sich einer seine ganz private Freiluft-VIP-Lounge geschaffen – sicher nicht zum ersten Mal, dafür wirkt das Ganze zu routiniert! Ebenfalls ohne Eintritt: Auf der dorfabwärts gelegenen Seite zwischen Wald und Wiese sind sogar ein paar Rehe gekommen, um sich das Spiel der Borussia anzusehen. Dank angeborener Scheu beäugen sie das Geschehen aber nur aus sicherer Entfernung.

Dank des Last-minute-Treffers von Tim Klein ist die Stimmung unter den zahlreich mitgereisten Anhängern aus dem Ellenfeld nach den 90 Minuten natürlich herausragend. Gemeinsam feiern sie mit den Jungs ausgelassen, auch das gemeinsame Siegerfoto darf nicht fehlen. Last-minute-Siege sorgen halt für besonders emotionale Ausbrüche auf und neben dem Spielfeld! Christian Schübelin und seine Schützlinge wissen aber auch, bei wem sie sich nach der Partie zu bedanken hatten: Schließlich haben die Fans bis zur letzten Minute mitgezittert, gebangt, gehofft und an die Mannschaft geglaubt. Es hat sich ausgezahlt!

Siegesbier schmeckt am besten! Dass beim Abschied so manch ein kühles Karlsberg-Urpils durch die durstigen Kehlen geflossen ist, beweist diese geschlossene Vierer-Kette. Da passt auch in der Nachspielzeit und der dritten Halbzeit kein Ball mehr durch …,

… während Christian Schübelins Gedanken schon längst auf das mit Spannung erwartete kleine Derby am kommenden Sonntag (15.00 Uhr) im Ellenfeld gegen die U23 des FC Homburg fokussiert sind. Nach dem Spiel ist eben vor dem Spiel.

Sage noch einer, in der Saarlandliga bekomme man nichts geboten!

Das Video zum Sieg der Borussia in Reisbach – vielen Dank an unseren Kameramann Heinz Petri:

2 Kommentare

    • Diese Einschätzung teile ich uneingeschränkt. Borussia hat mit Jo Frisch eine mediale Perle in seinen Reihen, dessen unermüdliche Arbeit nicht hoch genug einzuschätzen ist, ebenso wie die vom Leibarzt der Borussen, dem ich ebenfalls im Namen aller Borussenfreunde ganz herzlich danken möchte.

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