Magic Tim

Unser Bild: Die Entscheidung im Ellenfeld – Tim Kleins Kopfball ist unterwegs ins lange Eck zum 2:1, nach der Partie hatte der Hattrick-Schütze jede Menge Gratulationshände zu schütteln. (Fotos: Rainer Hoffmann / Susi Welter)

Gut geschlafen haben sie beide. Bei dem einen war die Nacht allerdings schon früh vorbei: Christian Schübelin hatte bereits um 4.30 Uhr einen dienstlichen (polizeilichen) Einsatz. Doch das war für den Borussen-Trainer mit dem emotionalen Pokalerfolg im Rücken kein Problem: „Denn da wachsen einem die berühmten Flügel, die dich durch den ganzen Tag tragen.“ Dreifach-Torschütze Tim Klein konnte 12 Stunden später seine Gefühle nur schwer beschreiben: „Es mir im Borussia-Trikot ja noch nicht oft passiert, dass ich dreimal getroffen habe. Einmal war es natürlich für mich persönlich klasse, aber vorrangig für die Mannschaft, den gesamten Verein und das Umfeld wichtig, dass wir da Viertelfinale gegen den 1. FC Saarbrücken erreicht haben. Und da bin ich sehr froh, dass ich dazu meinen Beitrag leisten konnte.“ Zur Erinnerung: Ein lupenreiner Hattrick gelang Borussias Nummer 9 letztmalig im Herbst 2019 beim 5:0-Pokalsieg in St. Ingbert, als Tim Klein binnen einer Viertelstunde mit drei Toren in Folge die allerletzten Zweifel am Erreichen der letzten Runde ausräumte. „Aber das war natürlich nicht so bedeutsam wie gestern“, stellt der Stürmer fest. „Magic Tim“ hatte gegen Ballweiler eine wahrhaft magische Nacht erleben dürfen!

Im siebten Jahr trägt der Immobilienfachmann nun das schwarz-weiße Trikot, gehört damit schon zu den dienstältesten Borussen im Team und fühlt sich im Ellenfeld pudelwohl: „Es passt für mich und die Borussia. Ich habe hier viele Freunde gewonnen. Als ich mit 19 hierherkam, habe ich noch gar nicht so weit gedacht, so lange zu bleiben. Aber ich bin sehr zufrieden und habe den Wechsel nie bereut“, zieht Tim Klein eine positive Bilanz. In der Tat hat der 25jährige eine sehr gute Entwicklung genommen, war in der vergangenen Saison mit 13 Einschlägen vereinsinterner Torschützenkönig. Diese Zahl würde er in der laufenden Spielzeit, in der bislang 7 Tore auf seinem persönlichen Konto stehen, gerne übertreffen: „15 sollten es schon sein“, hat er sich als Ziel gesetzt und fügt schmunzelnd hinzu: „Grenze nach oben natürlich offen.“ Ein bisschen, so der Stürmer weiter, komme es aber darauf an, wo der Trainer ihn positioniere: „Aufgrund der Personalsituation habe ich zuletzt ja auch öfter im defensiven Mittelfeld gespielt, da ist es mit dem Toreschießen natürlich nicht so einfach wie vorne drin.“ Doch für Tim Klein ist klar, „dass ich da spiele, wo der Coach mich hinstellt und ich der Mannschaft am besten helfen kann.“ Worte eines echten Teamplayers.

Sein drittes Tor, mit dem der Deckel gegen einen sich bis zum Schluss wehrenden Gegner aus Ballweiler endgültig drauf war, zeugt von großem Selbstbewusstsein: „Klar, mit zwei Toren im Rücken hast du ein ganz anderes Zutrauen in dich selbst“, erklärt Tim Klein, warum er in der Nachspielzeit nach einer verunglückten Kopfballabwehr das Leder, das genau vor seinen Füßen gelandet war, kurzentschlossen aus der Distanz über den etwas zu weit vor seinem Kasten stehenden Justin Brown ins Netz donnerte. Für die Entwicklung des Spiels ganz wichtig, dass die Borussen nach dem Seitenwechsel relativ schnell (53.) die Führung der Gäste, bei der Mirco Schwalbach von einem Ausrutscher Nico Christmanns profitierte, korrigieren konnten: Tim Klein hatte kurz hinter der Mittellinie einen weiten Schlag des wie immer sehr emsigen Dominik Cullmann, der den routinierten Lukas Kohler im grün-weißen Trikot mehr als einmal vor erhebliche Probleme stellte, aufgenommen und nach einem Sprint rechts unten im DJK-Tor versenkt.

Saarbrücken vor Augen (Foto oben) – entsprechend groß war die Freude (Foto unten) nach Tim Kleins Treffer zum 3:1. (Fotos: Rainer Hoffmann / Susi Welter)

Dass die Borussen jetzt zielstrebiger und druckvoller agierten, war auch das Ergebnis einer intensiven Pausen-Aussprache in der Kabine. „Da haben wir uns gegenseitig wachgerüttelt und uns einen Plan überlegt, den wir in den zweiten 45 Minuten dann auch umsetzen konnten“, verrät Tim Klein. „In Halbzeit eins hat es Ballweiler eher geschafft als wir, die Nervösität und den Druck abzulegen. Bei uns war das alles zu halbgar, nicht Fisch, nicht Fleisch, so dass wir in der Pause ein paar Dinge etwas eindringlicher ansprechen und auch mehr ins Risiko gehen mussten“, beschreibt Christian Schübelin die nicht ganz einfache Situation. Der Trainer kritisierte bei aller Anerkennung der „wieder einmal enormen Willensleistung“ aber auch, „dass wir nach dem 1:1 erneut mehrere Großchancen liegen ließen. Nutzen wir sie aus, hätten wir uns die nervenaufreibende Schlussphase entspannter gestalten können.“ Dabei mag der Borussen-Trainer vor allem an Simon Schreibeisens Schuss knapp neben das Gehäuse (69.) oder Tim Kleins Mehrfachgelegenheiten gedacht haben. Der Hattrick-Schütze hätte nämlich sein Torekonto durchaus noch aufstocken können, fand jedoch entweder gleich zweimal seinen Meister in DJK-Torwart Justin Brown (74. / 83.) oder setzte den Ball nur um Haaresbreite am Tor vorbei (76. / 84.). Auch die Abschlüsse von Dominik Cullmann (79.) und Safydine El Khadem (85.) verfehlten ihr Ziel nur denkbar knapp. Angesichts dieser Möglichkeiten „war der Sieg für uns aufgrund der zweiten 45 Minuten, in denen wir doch eine gewaltige Schippe draufgelegt hatten, am Ende hochverdient“, befand Christian Schübelin. Allerdings war bis zur 89. Minute eine gute Portion Geduld gefragt, ehe Tim Kleins Kopfballaufsetzer nach Flanke von Simon Schreibeisen zum 2:1 im Netz zappelte. „Dass wir danach nochmal eine Schrecksekunde zu überstehen hatten, als Maxi Strack gegen Elias Hoffmann rettete, ist irgendwie typisch für unser Spiel in dieser Saison“, so Christian Schübelin. Richtiges Aufatmen war erst nach dem dritten Treffer rund um das Ellenfeld spürbar.

Was die Borussen mit diesem Sieg erreicht hatten, wurde dem Coach auch via Handy übermittelt: „Selten habe ich vor einem Spiel so viele Nachrichten erhalten, die mir und der Mannschaft viel Glück und Erfolg wünschten. Und nach den 90 Minuten trafen bis tief in die Nacht hinein die Gratulationen ein“, erzählt Christian Schübelin. In der Tat: Mit dem Viertelfinalspiel gegen Drittligisten 1. FC Saarbrücken wartet jetzt ein echtes Highlight auf die Borussen, das sie sich – ebenso wie das Freudentänzchen vor den wieder lautstark unterstützenden Fans – durch eine geschlossene Mannschaftsleistung zweifellos auch verdient haben. Manch einem Borussen-Fan mag das letzte Gastspiel des FCS im Ellenfeld ins Gedächtnis gekommen sein: Am 15. Oktober siegten die Blau-Schwarzen, ebenfalls im Saarlandpokal, knapp mit 1:0 gegen die Borussia, die an jenem Abend in einzigartiger Atmosphäre mit 2500 Fans dank einer mobilen Lichtanlage das erste und bislang einzige Flutlichtspiel erleben durfte. (-jf-)

Statistik: Borussia – DJK Ballweiler 3:1 (0:1)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler, Nico Purket, Christoph Stemmler, Nico Christmann (ab 61. Ralph Smith), Dominik Cullmann (ab 90.+3 Noureddine El Khadem), Sayfedine El Khadem, Lars-André Kaula (ab 61. Simon Schreibeisen), Tim Klein (90.+3 Dominik Jost). – Trainer: Christian Schübelin.

Tore: 0:1 (36.) Mirco Schwalbach, 1:1 (53.) Tim Klein, 2:1 (89.) Tim Klein, 3:1 (90.+2) Tim Klein. – Schiedsrichter: Torben Huss (SC Roden). – Zuschauer: 216 Zahlende.

Nachstehend ein paar Impressionen zum Pokalfight der Borussia gegen die DJK Ballweiler in der Ferraro-Sportarena. (Fotos: Rainer Hoffmann, Susi Welter)

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