Arbeiten im Ellenfeld sollen 2022 endlich beginnen

Stadt Neunkirchen stellt Pläne für Sanierung des Stadions vor / Borussen-Vorstand begrüßt die vorgesehenen Maßnahmen

Wer sich mit Professor Dr. Jens Kelm auf den Weg durch das altehrwürdige Ellenfeld macht, muss sich vorkommen wie ein Zeitreisender. Borussias Stadionexperte, der bei vielen Heimspielen interessierte Fans aus aller Herren Länder durch die Sportstätte führt, kennt nahezu jeden Stein der Arena und weiß nicht nur zahlreiche Details zu vermitteln, sondern auch manch interessante Anekdote zu erzählen. Vor allem unter der Haupttribüne, deren Kern aus dem Vorgängerbau besteht, wird es spannend, ja geradezu abenteuerlich: Der Weg führt über dunkle Gänge vorbei an der ehemaligen Geschäftsstelle, in der – man kann es sich mit ein bisschen Phantasie gut vorstellen! – Geschäftsführer Willi Buschbaum bei mäßiger Beleuchtung an seiner Schreibmaschine klapperte, vorbei an alten Strom-Verteilerkästen, vorbei an Kabinen und Sanitärräumen, in denen sich Weltmeister Fritz und Ottmar Walter duschten. Ob kalt oder warm, das hing davon ab, wie gut der Ofen aufgeheizt war, dessen Standort noch heute an dem Loch, durch das das Ofenrohr nach draußen führte, lokalisierbar ist.

Oberbürgermeister Jörg Aumann (2.v.l.) und Bauamtsleiter Jörg Wilhelm (re.) stellten im VIP-Raum des Ellenfelds gemeinsam mit Borussias erstem Vorsitzenden Alexander Kunz (li.) und Sportvorstand Gunther Persch (2.v.li.) die geplanten Maßnahmen im Rahmen einer Pressekonferenz vor. (Foto: Borussia Neunkirchen)

Doch das Innenleben der Haupttribüne wird sich in Zukunft deutlich verändern. Denn auf einer Pressekonferenz im VIP-Raum des Stadions stellte die Stadt Neunkirchen am gestrigen Donnerstagvormittag ihre Pläne zur Sanierung des Ellenfelds vor. „Das ist seit längerer Zeit ein sehr emotionales Thema. Es gab ganz viele Gerüchte. Aber für uns ist es wichtig, etwas Pragmatisches zu machen, wovon der Verein etwas hat“, sagte Oberbürgermeister Jörg Aumann zu Beginn und erläuterte die für die bautechnisch unproblematische Haupttribüne vorgesehenen Maßnahmen: „Hier werden neue Dusch- und Sanitärräume entstehen, vor allem für die Jugend. Räumlichkeiten, die es aber auch in der Phase, in der das Kopfgebäude zurückgebaut wird, dem Verein erlauben, den Sport- und Spielbetrieb weiter durchzuführen.“

Da die große Sanierungslösung mit dem Bau einer neuen Sporthalle aus Bundesmitteln nicht realisiert werden kann, soll die alte Halle mitsamt des Kopfbaus, der 1960 eingeweiht wurde, abgerissen und zunächst durch einen zweigeschossigen Neubau mit Funktionsräumen und Toiletten ersetzt werden. „Hier kann dann auch die Fotovoltaik-Anlage, die derzeit auf dem Kopfgebäude steht, weiterhin betrieben werden. Diese Anlage ist nämlich ein wichtiger finanzieller Bestandteil der Kosten des Vereins – die Einnahmen fließen in die Jugendarbeit der Borussia, und das soll auch so bleiben“, so Jörg Aumann in einem Audio-Beitrag im Saarländischen Rundfunk (SR). Überhaupt gelte es, mit den Modernisierungsmaßnahmen die Heizkosten der Borussia zu senken. Die sind ganz schön hoch, wie der erste Vorsitzende Alexander Kunz berichtet: „Das sind Kosten, die aufgrund der veralteten und maroden Technik entstehen. Alleine im vergangenen Jahr mussten wir 34.000 Euro aufbringen für ein Gebäude, das während Corona sieben Monate nicht genutzt werden konnte.“ Die Borussia als Hauptmieter trägt nämlich den Unterhalt des Stadions.

Für die schreinartige, holzgefasste Vitrine mit alter Reklame und der Geschichte der Borussia (oben li.) muss bald ein anderer Platz gefunden werden – sie ist ein Blickfang im VIP-Raum, der der geplanten Sanierung ebenso weichen muss wie die Sporthalle (oben re.). Auch der Kabinentrakt und die Funktionsgebäude im Untergeschoss des Kopfbaus (Fotos unten) sind nicht mehr zeitgemäß. (Fotos: -jf-)

Mittel- bis langfristig sucht die Stadt nach weiteren Fördergeldern, um auf den dann entstehenden Funktionsräumen eine neue Halle zu errichten. Doch die sei zurzeit, so Aumann, „noch Zukunftsmusik“. Die Spieser Kurve bleibt laut den vorgestellten Plänen erhalten, aber nach wie vor für Zuschauer gesperrt. Der Rasen wird erneuert und mit einer Beregnungsanlage ausgestattet.

Alexander Kunz ist hocherfreut über das Vorhaben: „Damit haben wir auch tolle Voraussetzungen für unsere Jugendmannschaften, da die Baulichkeiten unter der Tribüne genau gegenüber dem Kunstrasenplatz liegen, auf der unsere Junioren spielen.“ Borussias erster Vorsitzender betont, dass sich das Verhältnis zwischen Verein und Verwaltung ausgesprochen gut entwickelt habe: „Wir waren von Anfang an in die Planungen mit eingebunden und konnten unsere Wünsche äußern. Dem wurde auch Gehör geliehen.“ Dem kann Sportvorstand Gunther Persch nur beipflichten: „Es ist gut, dass nicht am Bedarf des Vereins vorbei irgendetwas gebaut wird. Im Dialog konnten wir mit der Stadt gemeinsam entwickeln, welchen Bedarf wir haben. Als Sportverein mitten in der Innenstadt haben wir auch soziale Aufgaben, gerade im Jugendbereich. Wir haben 169 Jugendspieler in neun Mannschaften, Tendenz steigend. Eine moderne Jugendarbeit braucht auch eine moderne Infrastruktur. Deswegen liegt unser Bedarf gerade in Umkleiden und Duschen. Aber auch Sanitäranlagen und Rasen sind in die Jahre gekommen.“

Zwei Millionen Euro werden – nicht zuletzt dank der unermüdlichen Bemühungen der Stadiongesellschaft – vom Land zur Verfügung gestellt, die Stadt Neunkirchen kalkuliert mit 500.000 Euro, die sie selbst beisteuern muss. Im November soll die finale Finanzierung stehen, im neuen Jahr mit den Arbeiten begonnen werden. Ende 2023 sollen die neuen Räumlichkeiten und der neue Rasen dann fertiggestellt sein.

6 Kommentare

  1. Wow! Wir waren heute im Stadion, sahen am Ende die „Wackeligkeit“ der Borussen, fürchteten uns wie das Eichhörnchen vor dem Verlust der Nüsse, aber gewannen 3 – 2, wie herrlich, schön. Wir kommen wieder! Johannes und Leo

  2. Das war´s dann! Tschüss Ellenfeld! Die Totengräber: OB Aumann und der jetzige Borussenvorstand. Man darf doch nicht so naiv sein, zu glauben, daß das Stadion in der jetzigen Form noch etliche Jahre bestehen bleibt. Man läßt alles verrotten – insbesonders die „Spieser Kurve“ – bis irgendwann das Bauamt einschreitet und den Abriß wegen akuter Einsturzgefahr verlangt. Ohne wirkliche Sanierung, was Minister Bouillon mit den 2 Millionen ermöglichen wollte, ist das Ellenfeld nicht zu erhalten.
    Der ganze Vorgang ist ein Skandal. Auf der einen Seite OB Aumann, der unverfroren die Bouillon´schen Fördermittel umwidmen will für den Bau einer neuen Mehrzweckhalle; an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Wären die honorigen Personen der Stadiongesellschaft nicht so umtriebig gewesen, stünden 0,00 Euro zu Verfügung. Zudem diskreditiert er die SG noch, wenn er im „Aktuellen Bericht“ sagt, es gebe keinen Anlaß, mit Privatpersonen zu reden. Offenbar hat er die Gespräche vergessen, die er Mitte November 2018 mit der SG über die Zukunft des Stadions geführt hat. Damals – das ist die andere Seite des Skandals, wo der Borussenvorstand involviert ist – hatte die SG Prokura vom Verein in allen Dingen, die das Stadion betreffen. Offenbar auch hier Erinnerungslücken, wenn man sich die gemeinsame Stellungnahme von Verein und Stadt betrachtet.
    Ja, ein Sechstligist braucht kein so großes Stadion. ABER: das Ellenfeld ist mehr als nur ein Ort, wo Fußball gespielt wird. Es ist Kult, wird bundesweit bewundert. Ein saniertes und ertüchtiges Ellenfeld hätte eine Strahlkraft für Spieler, Zuschauer und Sponsoren. Laßt es nicht sterben! Das Geld steht zur Verfügung.
    Wie soll´s weitergehen!? Ich hoffe sehr, daß dieses Thema am Donnerstag in der Mitgliederversammlung ausführlich zur Sprache kommt. Ich würde mir wünschen, daß die Herren der SG anwesend wären und einen echten Faktencheck machen würden.
    GO Borussia

  3. … und tschüss, gutes altes Ellenfeld.
    Ich stimme Herrn Lickteig zu.
    In dieser Pressekonferenz haben die „Totengräber von Borussia“ das letzte Wort zum Ellenfeld gesprochen.
    Dieser äußerst still und sehr zurückhaltend wirkende Noch-Vorsitzende Kunz verlässt ja das Schiff Borussia …. besten Dank für diese nicht immer leichte Aufgabe!
    Vielleicht hat dessen Nachfolger etwas mehr Power, Ideen und mehr Drang zur Öffentlichkeitsarbeit.

    Dem aktuellen Sportvorstand Persch dürfte es eine große Freude bereiten, dass Borussia demnächst über neue Umkleide-, Sanitäts- und Duschräume verfügt, welche vorwiegend der Jugend zur Verfügung stehen werden oder …

    Positiv ist, dass endlich einmal eine neue Rasenfläche mit einer Beregnungsanlage installiert wird.
    Eine moderne LED-Flutlichtanlage (Einmalkosten geschätzt ca. 50.000 – 60.000 €; Jahresunterhalt geschätzt ca. 8.000 bis 10.000 €) würde der Borussia und dem „neuen“ Ellenfeld gut stehen und sollte in den 2,5 Mio. Euro ebenso enthalten sein.
    Das ist ja nun wirklich kein Geld und lässt Freitagsabendspiele im neuen Glanz erscheinen und unsere Stadt NK erstrahlen!!!!
    Darüber sollte sich die Herren einmal wirklich Gedanken machen.

    Auch sollte einmal rund um’s Stadion gründlichst gesäubert werden.
    Der Anblick ist mehr als schrecklich!
    Das Unkraut wächst mittlerweile zum Himmel, Sandstrahlen und Betonsanieren ist ebenso erforderlich, verrostet Stahlbauten sind durch neue verzinkte Stahlbauteile ersetzen, Betonfarbe aufbringen etc.).

    Achso, das Sportliche sollte man nicht vergessen. Ein gewisser Aufwärtstrend ist leicht zu erkennen.
    Dank der Verpflichtung neuer Spieler … endlich einmal ein Einsehen!
    Jedoch sollte und ist der aktuelle Tabellenstand in dieser Liga nicht das Niveau für die Borussia …
    In dieser Saarland = Schröder-Liga dümpeln wir schon Jahre rum … es reicht langsam.
    Hier muss eine neue Strategie her.
    Der Sportvorstand und dessen Trainerteam sind nun endlich einmal gefordert!

    Diese Vielzahl an Themen sollte nun in der anstehenden Versammlung einmal knallhart und zivilisiert ausdiskutiert werden.

    In diesem Sinn

    Go Borussia Go ….

  4. Man ist erstaunt, was vor Wahlen in Neunkirchen möglich ist. Richtfest bei Globus, Sanierungskonzept Ellenfeld-Stadion und auch noch Einweihung Willi- Ertz-Weg, obwohl das Straßenschild schon seit 3 Monaten den Weg hinunter zum Ellenfeld ziert. Wie man sich immer noch die Strahlkraft der Borussia und des Stadions zu Nutzen machen kann. Eine perfekte Inszenierung, ein Schelm der Böses dabei denkt!

    Was die „Arbeiten im Ellenfeld“ betrifft, hat wohl jetzt auch der letzte Ellenfeld-Fan begriffen, dass zwar Mittel für die Sanierung des Stadions eingeworben wurden, aber letzendlich diese Fördermittel abgesehen von einem neuen Rasen, nicht in das Ellenfeld investiert werden. Obwohl dringender Sanierungsbedarf besteht und Mittel vorhanden sind, lässt die Stadtverwaltung das Stadion außen vor, ein schwerwiegender Fehler von historischer Dimension.
    Grund dafür ist, dass die Stadtverwaltung zwar eine Sporthalle, aber kein Stadion braucht. Sie ist sich der historischen Bedeutung unseres Stadions als kollektiver Erinnerungsort für uns Neunkircher und Saarländer nicht bewusst und schon bald wird, genau wie beim Stadtbad, ein Grund gefunden sein unser einzigartiges Stadion abreißen zu müssen. Eine traurige Perspektive!

    Prof. Dr. Jens Kelm
    Mitglied der Borussia und genuiner Neunkircher

  5. Ich finde es geradezu perfide, zu sagen, nein, die „Spieser Kurve“ werde nicht abgerissen, wohlwissend, daß dies nur eine Frage der Zeit ist. 2 Jahre hat OB Aumann schon zugewartet. Je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftige, umso empörter werde ich. Innenminister Bouillon stellt die 2 Millionen nicht dafür bereit, daß die Stadt irgendwelche Projekte realisieren kann, sondern daß das Geld im Sinne und zum Wohle der Borussia verwendet wird. Hoffentlich findet seitens des Ministeriums eine Überprüfung der Verwendung der Fördermittel statt!

    Eine andere Frage, die mich umtreibt, ist: können 2 Menschen des Vereins alleine mit über die Zukunft des Stadions entscheiden? Für mich ein klares Nein! Natürlich hat die Stadt das Sagen, aber man muß doch versuchen, das Bestmögliche für den Verein zu erzielen. Die Entscheidung dieser zwei Personen steht diametral zur Meinung der allermeisten Menschen, die sich Borussia verbunden fühlen und die die Bedeutung des Stadions kennen.

    GO Borussia

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