Individuelle Fehler, mangelnde taktische Disziplin, frühe Resignation …

… drei Hauptursachen für das brutale 0:8 gegen den FK Pirmasens / Acht Gegentreffer binnen knapp einer halben Stunde / Björn Klos: „Teilweise wie eine Schülermannschaft aufgetreten“

Unser Bild: Auch Tim Cullmann konnte, emsig wie immer, gegen den FK Pirmasens das Ruder nicht herumreißen. (Foto: -jf-)

Die Enttäuschung war groß, der Frust saß tief. Noch lange nach Spielschluss verharrte ein nachdenklicher Björn Klos, der auf den traditionellen Spielerkreis nach den 90 Minuten verzichtet hatte, auf seinem Trainerstuhl am Spielfeldrand. Vertieft im Gespräch mit Mittelstürmer Tim Klein wurden erste Eindrücke geteilt, Fehleranalysen erstellt, Spielszenen diskutiert, Ursachen erforscht. Ursachen für das 0:8. Zum Buchstabieren: N-u-l-l-z-u-a-c-h-t. Eine derbe Niederlage, ein heftiger Schuss vor den Bug, der unliebsame Erinnerungen hervorruft. Acht Gegentreffer gab es schon mal. 2020 in der Wintervorbereitung gegen die Reserve der SV Elversberg, im letzten Sommer im Saarlandpokal in Auersmacher. Beide Male hieß das Endresultat 2:8. „Mir fehlt da einfach der Lernprozess“, sagt der Trainer, der die entscheidenden Defizite erkannt hat: „Fehlende taktische Disziplin, die einherging mit früher Resignation. Das Resultat ist letztlich das Ergebnis einer unbefriedigenden Trainingswoche. Das ist wie in der Schule. Wenn du deine Hausaufgaben nicht erledigst, heißt es am Ende: Setzen, sechs!“ Und um im Bild zu bleiben: Wie eine Schülermannschaft habe sich seine Mannschaft stellenweise verhalten, nimmt Björn Klos in der ihm gewohnten Deutlichkeit kein Blatt vor den Mund.

Den Borussen lag vor allem die „Horrorphase“ zwischen der 22. und 50. Minute schwer im Magen. 28 Minuten, in der die Mannschaft den immerhin 270 Fans kaum verdauliche Kost bot und alle acht Gegentore schlucken musste! „Da hat die Mannschaft zunächst durch naives Verhalten und individuelle Fehler Einladungen verteilt, die ein höherklassiger und cleverer Gegner wie der FKP natürlich dankbar annimmt, und anschließend sämtliche taktische Vorgaben über Bord geworfen. Das hat sich durch das gesamte Team durchgezogen“, musste Björn Klos ziemlich deprimiert feststellen und wollte seine Kritik nicht auf einzelne Akteure oder allein auf die Defensivabteilung beschränken. Dazu gingen spätestens nach dem 0:2 die Köpfe nach unten, die Körperhaltung sprach Bände. Ins Gesamtbild passte, dass selbst der Ehrentreffer von Quincy Henderson, der nach einer Freistoß-Variante über Niklas Allenfort und Tim Cullmann das Leder nach 53 Minuten über die Linie bugsierte, keine Anerkennung fand, weil Schiedsrichter Guiseppe Geraci ein Handspiel gesehen haben wollte.

Dabei hatten die Borussen, und das gilt es positiv mitzunehmen, in den ersten 20 Minuten dem Gegner durchaus auf Augenhöhe Paroli geboten und auch über weite Strecken der zweiten Halbzeit ordentlich dagegengehalten. Das Unheil brach über die Klos-Schützlinge nach 22 Minuten herein, als FKP-Torjäger Dennis Krob von Kamil Czeremurzynskis missglücktem Rückpass profitierte, Torhüter Dominik Stolz elegant umkurvte und das Leder zum 0:1 ins Netz schickte. Nach dem 0:2 durch Daniel Bohl, der aus spitzem Winkel ins kurze Eck zum 0:2 einschoss (27.), brachen alle Dämme. Die Gäste wurden jetzt zunehmend ballsicherer, waren gedanken- und reaktionsschneller. Vor allem die rechte Seite mit dem agilen Luka Dimitrijevic, der nahezu brandschatzend und plündernd durch die Borussen-Defensive stürmte, strahlte permanente Gefahr aus. Nicht umsonst ergoss sich von dort jetzt eine regelrechte Torflut über die Borussen. Wieder war es Dennis Krob, der einen erneuten Ballverlust der Borussen im jetzt unsicheren Aufbauspiel ausnutzte und Keeper Dominik Jost eiskalt wie eine Hundeschnauze überwand (30.). Nach einer Hereingabe von FKP-Kapitän David Becker ließ sich Niklas Allenfort von Luka Dimitrijevic düpieren, der die Lederkugel über den herausstürzenden Dominik Jost hinweg ins Tor köpfte (37.). Kurz darauf beinahe schon das 0:5, als ein Kopfball die Latte rasierte: Dass das Leder nicht im Kasten landete, war Dominik Jost zu verdanken, der im letzten Moment noch die Fäuste an den Ball bekommen hatte (39.). Doch Tor Nummer fünf ließ nicht lange auf sich warten: Nur zwei Zeigerumdrehungen später war es Philipp Herrmann, der Dominik Jost mit einem verdeckten Schuss von der Strafraumgrenze auf dem falschen Fuß erwischte (41.). Noch vor der Pause war das halbe Dutzend voll: Dylan Sodji ließ sich am eigenen Strafraum den Ball abluchsen, Nutznießer war Daniel Bohl, der das Leder zum 0:6 einschob (44.). Auf Borussen-Seite sehnte man den Pausenpfiff förmlich herbei.

Viel zu leicht machte es die Borussen-Abwehr den Pirmasensern Daniel Bohl (Bild oben rechts, Nr. 5) und Luka Dimitrijevic (Bild unten, rechts, Nr. 12) bei ihren Toren zum 0:2 und 0:4. (Fotos: -jf-)

Und das muntere Toreschießen ging nach der Pause gleich weiter. Noch keine vier Minuten waren gespielt, als der eingewechselte Philippe Persch schon zweimal hinter sich greifen musste. Zuerst schoss Mike Scharwath recht unbedrängt zum 0:7 ein (47.), dann traf Leon Ampadu ins lange Eck zum 0:8. Wer es auf den Rängen mit Borussia hielt, musste jetzt Schlimmstes befürchten. Doch die Mannschaft von Björn Klos wehrte sich mit zunehmender Dauer besser, hatte auch selbst ein paar Gelegenheiten, zum sicherlich nicht unverdienten Ehrentor zu kommen. Marco Cosenza scheiterte am Gäste-Keeper in einer Eins-zu-eins-Situation, und Frissell Hunter, von Sebastian Cullmann in Szene gesetzt, zielte mit einem Distanzschuss nur knapp am Tor vorbei. Auf der anderen Seite machte sich Philippe Persch bei einem Kopfball von Tim Hecker gaaaanz lang und boxte das Leder aus der bedrohten Torecke.

Unter dem Strich blieb es bei einer bitteren, nahezu brutalen 0:8-Schlappe. Ein Denkzettel zur rechten Zeit. Den gilt es jetzt in den finalen zwei Wochen der Vorbereitung vor dem Saisonstart beim FV Bischmisheim abzuarbeiten. Borussia ist ordentlich hingefallen, es heißt wieder aufstehen. Und bei aller Enttäuschung, bei allem Frust: Man sollte die Kirche im Dorf zu lassen. Borussia hat nach einer regelrechten Torflut binnen 28 Minuten ein Fußballspiel verloren. Die Menschen in der Flutkatastrophe viel mehr! (-jf-)

Für Borussia waren im Einsatz: Dominik Jost, Philippe Persch – Tim Braun, Daniel Schlicker, Kamil Czeremurzynski, Christoph Stemmler, Julian Flammann, Dylan Sodji, Tim Cullmann, Niklas Allenfort, Tim Klein, Frissell Hunter, Quincy Henderson, Marco Cosenza, Fabio Sottilotta, Sebastian Cullmann.

Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Test der Borussia gegen den FK Pirmasens. (Alle Fotos: -jf-)

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