Kevin gegen Kevin – Torjägerduell im Ellenfeld

Unsere Bilder: Borussias Kevin Saks (li.) und Elversbergs Kevin Koffi bei ihrer Lieblingsbeschäfigung: Torjubel! Beide Torjäger können in ihrer Liga noch Torschützenkönig werden. (Fotos: -jf-/SV Elversberg – vielen Dank für die Bereitstellung!)

Wenn die Borussia und die SV Elversberg am Maifeiertag zum Halbfinalspiel auf den Rasen des Ellenfeld-Stadions laufen, dann sehen die Zuschauer nicht nur das Derby zweier nur wenige Kilometer voneinander entfernt beheimateten Clubs, sondern auch ein Duell zweier Torjäger. Beide sind in dieser Saison sehr erfolgreich, beide hören auf den Vornamen Kevin. Beide haben sich bisher als echte Tormaschinen erwiesen, beide peilen in Endphase der Saison die Krone im Torjägerwettbewerb ihrer Liga an: König Kevin Koffi von der Kaiserlinde und König Kevin Saks aus dem Ellenfeld.

Dabei würde man einen Stürmer mit der Vita eines Kevin Koffi eigentlich gar nicht in der Regionalliga erwarten. Der Ivorer ist ein echter Straßenfußballer und erinnert sich an ganz besondere „Derbys“ in seiner Kindheit: „Damals haben bei uns die Straßen gegeneinander gespielt. Es gab zwar organisierten Fußball mit Vereinen und Ligen, aber wenn die Straßen gegeneinander gespielt haben, ging es richtig ab. Zwischen 500 und 1000 Zuschauern kamen, um sich die Spiele anzuschauen“, so der 32jährige. Mit 16 Jahren wanderte er nach Italien aus, weil seine Mutter dort lebte. Bei einem Schul—Fußballturnier wurde er entdeckt: Ein Beobachter des Proficlubs FC Modena war vom Talent des damals 16jährigen Schülers begeistert, der Verein verpflichtete ihn sofort. Später wechselte Koffi zum SSC Neapel und zum AS Rom, in der Hauptstadt stand er zusammen mit Italiens Legende Francesco Totti auf dem Trainingsplatz. Doch für den ganz großen Sprung in die Serie A hat es nicht gereicht. „Man braucht auch Glück dazu“, sagt Koffi im Rückblick. So wurde der Angreifer nach Belgien zunächst ausgeliehen, dann fix transferiert. Hier spielte er der Reihe nach für Royal Boussou Dour Borinage, KVC Westerloo und zuletzt bei White Star Brüssel in der 3. Liga. Getroffen hat er auf allen Stationen, insgesamt 80 Tore stehen zu Buche! So ist es kein Wunder, dass er auch im Bad Kreuznacher Trainingslager der SV Elversberg im Sommer 2017 sofort zu überzeugen wusste. Bemerkenswert: Der Torjäger hat keinen Berater, führte die Gespräche mit der SVE alleine!

Nach 12 Toren und 4 Assists in den 31 Spielen der letzten Regionalliga-Saison startete Koffi dann in dieser Spielzeit voll durch. Mit 18 Einschlägen führt er derzeit, gemeinsam mit Waldhofs Valmir Sulejmani, die Torschützenliste an. Unter Trainer Horst Steffen hat Koffi, der sich vom gesamten Team und gut aufgenommen fühlt und sich deshab auf und neben dem Platz im Saarland schnell integriert hat, nochmal einen großen Schritt nach vorne gemacht. Woran das liegt? Kevin Koffi ist gierig geworden, gierig nach Toren: „Früher war ich zufrieden, wenn ich ein Tor geschossen habe. Jetzt will ich immer mehr. Ich will so viele Tore schießen wie möglich!“ Doch er ist bescheiden genug, um zu wissen, dass er seinen derzeitigen Lauf auch den Mannschaftskameraden verdankt: „Wir spielen alle seit Wochen sehr stark, und ich bekomme von meinen Mitspielern viele gute Vorlagen“, richtet er seinen Dank ans ganze Team. Klar, dass Elversberg den Stürmer liebend gerne behalten möchte. Der ziert sich noch, hat ein bisschen Heimweh: Seine Familie lebt nach wie vor in Belgien.

Mit Heimweh hat Kevin Saks kein Problem. Er war fußballerisch stets in seiner saarländischen Heimat unterwegs, hat mir acht Jahren zum ersten Mal für seinen Heimatverein SC Eiweiler die Fußballschuhe geschnürt. Die große Fußballwelt begann für ihn in der B-Jugend, als er vom VfB Heusweiler zum 1. FC Saarbrücken wechselte. In der A-Jugend spielte Kevin Saks für den heutigen Pokalgegner SV Elversberg, machte dort auch die ersten Versuche im Seniorenbereich. Noch heute schwärmt Peter Eiden, der ehemalige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums an der Kaiserlinde, von der vorbildlichen Einstellung des Borussen.Torjägers: „Er gibt immer hundert Prozent und hat keine Angst, ist kopfballstark und gut im Abschluss. Auch menschlich passt er super in jedes Team.“ Diese Einschätzung findet Bestätigung in einem Beitrag der Saarbrücker Zeitung, in dem es unter der Überschrift „Immer hundert Prozent“ heißt: „Ehrgeiz, Disziplin, Zeilstrebigkeit. Selbst manchem Profifußballer mangelt es an diesen Tugenden. Kevin Saks hat sie alle verinnerlicht.“Alles Argumente, die Björn Klos veranlassten, alle Hebel in Bewegung zu setzen, den Stürmer ins Ellenfeld zu holen. Die Erwartungen wurden erfüllt: In einem Team, dem von Saisonbeginn an die Konstanz fehlte, war Kevin Saks und seine Treffsicherheit die einzige Konstante. 21 Tore in 23 Spielen, dazu zwei Torvorlagen – eine Bilanz, die ohne die wochenlange Verletzungspause im Herbst und Winter sicher noch besser ausgefallen wäre. Kein Zweifel: Kevin Saks war in dieser Saison die (Über)Lebensversicherung der Borussia!

Auch wenn sein Abschied Richtung Röchling Völklingen mittlerweile feststeht: Der Kfz-Mechatroniker, der Slatan Ibrahimovic aufgrund seiner Präsenz auf dem Platz als sportliches Vorbild bezeichnet, will bis zur letzten Spielminute alles für die Borussia in die Wagschale werfen. „Das bin ich dem Verein und den Fans schuldig“, so Kevin Saks, dem es auch gefallen würde, „die Torjägerkanone der Liga zu gewinnen. Ich werde alles versuchen, aber alleine kann ich das sicher nicht, sondern brauche auch gute Vorlagen von meinen Kameraden“, stellt Kevin Saks, ebenso wie sein Elversberger Kollege, klar. Borussias Nummer 25 nimmt trotz aller Widrigkeiten aus dem einen Jahr im Ellenfeld viel Positives mit in die Zukunft: „Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen. Ich konnte der Mannschaft mit meinen Toren helfen und die Jungs haben mir dafür auch viel zurückgegeben“, so sein Fazit. Doch in den nächsten Tagen und Wochen gilt es, eine sicher nicht zufriedenstellende Saison vernünftig abzuschließen. Da ist das Pokalhalbfinale nochmal ein schönes Highlight. Was erhofft sich Borussias Torjäger von der Partie gegen Elversberg und seinen Torjäger-Kollegen Kevin Koffi? „Dass wir uns nicht blamieren, sondern ein gutes Spiel machen. Dass viele Zuschauer kommen. Und dass ich vielleicht ein Tor mache.“ Das wäre in der Tat ein toller Abschluss seiner Zeit im Ellenfeld! (-jf-)

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