„Gefreut wie kleine Kinder, die wieder auf den Spielplatz können!“

Borussias Außenbahnflitzer Christoph Stemmler über die Rückkehr ins Ellefeld-Stadion, das Pokalspiel gegen Saarbrücken und seine 100 Spiele im Borussen-Trikot

Im fünften Jahr trägt er jetzt das Trikot der Borussia, war im Sommer von der SG Rieschweiler ins Ellenfeld gekommen. Seine Stimme hat Gewicht, er gehört dem Mannschaftsrat an, ist für die Mannschaftskasse verantwortlich. Am vergangenen Samstag bestritt er beim 2:1 gegen die Sportfreunde Köllerbach sein 100. Spiel für die Borussia, musste dabei aber nach 64 Minuten Platz machen für Dominik Cullmann – „muskuläre Probleme“, erklärt Christoph Stemmler (CS) im Interview und hofft, „dass ich das bis Samstag hinkriege.“ Denn das Spiel der Spiele gegen den 1. FC Saarbrücken würde er nur ungern versäumen.

Christoph, herzlichen Glückwunsch zum 100. Spiel im Borussen-Dress. Was war unter diesen 100 Spielen Dein schönstes, was Dein traurigstes?

CS: Um beim letzten Punkt anzufangen: Traurig war ich über den verpassten Oberliga-Aufstieg 2022 in der Relegationsrunde, das wäre die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen. Schöne Spiele hatte ich so einige, was ganz besonderes aber waren für mich die finalen Spiele in der vergangenen Saison, als Philippe Persch die Trainingsleitung übernommen hatte: Wir haben uns zusammengerauft, Mentalität gezeigt und die letzten Spiele alle zu null gewonnen, auch wenn es am Ende nicht für einen der Plätze ganz vorne gereicht hat. Diese Phase hat uns als Team enorm zusammengeschweißt!

Jetzt wartet das Pokalspiel gegen den 1. FC Saarbrücken auf Euch. Welchen Stellenwert hat diese Partie für Dich?

CS: Vor solch einer Kulisse haben wir noch nie gespielt, dazu kommt die Live-Übertragung im Saarländischen Rundfunk, das hat auch noch keiner von uns erlebt. Klar, dass das Spiel einen ganz großen Stellenwert hat. Ich bin jetzt 28 Jahre alt – ob die Gelegenheit, so etwas mitzumachen, noch einmal in meiner sportlichen Laufbahn kommt, wage ich zu bezweifeln! Zudem wird noch der neue Rasen eingeweiht. In dieser Kombination ist das Pokalspiel sicher etwas ganz Einmaliges. Ich hoffe nur, dass ich meine muskulären Probleme aus dem Köllerbach-Spiel bis dahin im Griff habe, ich war in dieser Woche jeden Tag beim Arzt und in der Physio.

Dann drücken wir mal kräftig die Daumen! Was sind denn Deine sportlichen Erwartungen im Hinblick auf das Pokalspiel?
CS: Die Ausgangssituation ist ja klar: Hier spielen Profis gegen Amateure. Es liegen drei Ligen zwischen dem FCS und der Borussia. Nüchtern betrachtet haben wir eigentlich keine Chance. Aber der Pokal zeigt ja immer wieder, dass es auch einem Underdog gelingen kann, ins Spiel zu kommen. Der 1. FC Saarbrücken hat es ja gegen Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach selbst vorgemacht – ein Sieg gegen die Bayern schien doch vorher unmöglich! Wir versuchen, das Spiel auch im Interesse der Zuschauer so lange wie möglich offen zu halten. Wenn wir mit 0:0 in die Pause gehen, wäre das optimal. Vielleicht gelingt dann gegen Ende noch eine Überraschung. Wie gesagt: Normal ist ein Sieg des FCS. Aber was ist im Pokal schon normal?

Wie groß ist denn bei Euch die Sehnsucht nach der Rückkehr ins Stadion?

CS: Riesengroß! Das Ellenfeld-Stadion war 2019 auch ein bedeutender Grund für meinen Wechsel zur Borussia. Das Ellenfeld gehört untrennbar zur Borussia. In diesem Stadion zu spielen – das kann ich eigentlich mit Worten kaum beschreiben. Allein schon die Atmosphäre beim Einlaufe – sowas hatte ich vorher noch nie. Jetzt mit dem neuen Rasen wird das noch besser. Wir haben am Montag schon mal ein bisschen drauf trainiert und ins Stadion reingeschnuppert. Wir haben uns dabei gefühlt wie kleine Kinder, die nach langer Pause wieder auf den Spielplatz können!

Glaubst Du, dass die bislang eher mäßige Bilanz in den Heimspielen im Stadion aufgebessert werden kann?

CS: Ja, auf jeden Fall. Wir tun uns auf großen Plätzen leichter. Wir haben schließlich einige Jungs in unseren Reihen, die von hinten heraus im Umschaltspiel zielgenaue Pässe auf unsere schnellen Spieler schlagen können. Die können dann ihr Tempo auf dem großen Platz besser ausnutzen. Für eher defensiv ausgerichtete Mannschaften ist es auf einem kleinen Platz leichter, hinten kompakt zu stehen und Konter zu lauern – mit einem Schlag bist du dann auf einmal blitzschnell vorne. Dazu haben wir zu viele leichtsinnige Fehler gemacht, die auf dem kleinen Platz schneller bestraft werden.

Dylan Sodj und Christoph Stemmler – ihr beide geltet ja als „ziemlich beste Freunde“. Jetzt wird Dylan am Ende der Saison das Ellenfeld verlassen und zu Hertha Wiesbach wechseln. Was bedeutet das für Dich?

CS: Für mich ist das ein großer Verlust. Wir spielen ja schon ewig zusammen, haben in Saarbrücken zusammen gewohnt, verbringen auch außerhalb des Fußballplatzes viel Zeit miteinander – ziemlich beste Freunde eben (lacht)! Aber auch für die Mannschaft ist sein Abschied sein großer Verlust, weil Dylan mit seiner Mentalität und Emotionalität jedes Team mitreißt. Seine Zweikampf- und Kopfballstärke wird uns fehlen. Ich kann allerdings verstehen, dass er jetzt im besten Fußballalter den Schritt in die Oberliga wagen will. Er wird allerdings in Wiesbach ordentlich Gas geben müssen, denn die Ansprüche in der Oberliga sind schon nochmal etwas höher. Ich bin aber davon überzeugt, dass Dylan das schaffen wird. An unserer Freundschaft wird sein Wechsel nichts ändern: Ich werde seinen Weg ebenso weiter verfolgen wie er meinen Weg und den der Borussia!

Fünf Jahre Borussia – wie sieht Deine Gesamtbilanz aus?

CS: Dass ich nah Neunkirchen gewechselt bin und den Weg der Borussia bis heute mitgegangen bin, habe ich zu keiner Zeit bereut! Auch wenn nicht immer alles perfekt gelaufen ist (wo gibt es das schon?), habe ich viele schöne Momente erlebt und glaube auch, dass ich mich unter den verschiedenen Trainern fußballerisch verbessern und weiterentwickeln konnte. Was der Verein, der ja wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet ist, in diesen Jahren auf die Beine gestellt hat, ist schon beachtlich. Insofern ist meine Bilanz rundum positiv.

Wird Christoph Stemmler der Borussia auch im kommenden Jahr erhalten bleiben?

CS: Ja, ich werde meinen Vertrag verlängern und auch weiterhin das Borussen-Trikot tragen!

Ein schönes Schlusswort – vielen Dank für das Gespräch, Dir und dem ganzen Team viel Glück und Erfolg, alles Gute für das große Spiel am morgigen Samstag, werde rechtzeitig fit! (-jf-)

Schiedsrichter des Pokalspiels gegen den 1. FC Saarbrücken ist Tobias Ewerhardy. Dem 23jährigen aus Britten, der für den SV Wahlen-Niederlosheim pfeift, widerfuhr im Januar 2023 eine besondere Ehrung: Von der Merk-Stiftung – Gründer ist der ehemalige FIFA- und Bundesligaschiedsrichter Markus Merk aus Kaiserslautern – wurde er in der erstmals vom DFB durchgeführten Veranstaltung „Deutschlands Nachwuchsschiedsrichter“ als zweitbester Unparteiischer Deutschlands im Nachwuchsbereich ausgezeichnet! Damit wurden nicht nur seine guten Leistungen auf dem grünen Rasen, sondern auch sein ehrenamtliches Engagement als Lehrwart gewürdigt. Letztmals ein Spiel der Borussia geleitet hat Tobias Ewerhardy im August 2023 bei der 2:4-Heimniederlage gegen den FC Homburg II. Tobias Ewerhardy wird an den Seitenlinien unterstützt von seinen Assistenten Torben Huss und Marc Dillenburger. Wir wünschen dem Schiedsrichterteam eine gelungene Spielleitung!  

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