Kaum ein Symbol hat derzeit mehr Konjunktur als der Regenbogen: Kindergarten- und Schulkinder malen ihn ans Fenster. Ein Zeichen der Hoffnung auf bessere Zeiten. Doch schon die Germanen sahen in ihm eine Verbindung zu den Göttern. Und in der Bibel verkörpert der bunte Bogen die Brücke zwischen Mensch und Gott.
In Fenstern und auf Asphalt gemalt sieht man ihn in Zeiten der Corona-Krise häufig: den Regenbogen. Die fröhlich-bunten Zeichnungen mahnen, zu Hause zu bleiben und auf bessere Zeiten zu hoffen. Einen Regenbogen zu sehen, macht immer gute Laune. Und seit jeher sind Menschen von dem Naturschauspiel fasziniert. Mit den Händen greifbar, doch weit weg, lösen sich die mal kräftigen, mal zarten Farbbögen nach wenigen Minuten in Luft auf. Normalerweise ist der Monat April bekannt für seine Wetterkapriolen: Häufige Wechsel von Sonne und Regen, mal „garniert“ mit Blitz und Donner – und damit auch mit weit umspannenden Regenbögen. Nicht umsonst gibt es in den USA am 3. April den „Find a rainbow-Day“. Doch in diesem Jahr bedient der Wonnemonat Mai all die metereologischen Vorurteile, die man ansonsten dem April zuschreibt.
Und so muss es nicht wundern, dass Borussias Vorstandsmitglied Uli Horbach in diesen Tagen aus seiner Wohnung oberhalb des Stadions – passend zum Wiedererwachen des Ellenfelds (wir berichteten) – dieser sehenswerten Schnappschuss (Bild oben) geglückt ist. Der Regenbogen als hoffnungsvolles Sinnbild für bessere Zeiten, auch für die Borussia?
Doch was macht dieses Wetterphänomen aus bunten Farben so bezaubernd, so symbolträchtig? Seit den physikalischen Forschungsergebnissen des französischen Philosoph René Descartes 1649 und später Wissenschaftler wie Isaac Newton, ist bekannt, dass ein Regenbogen durch Brechung und Reflexion von Sonnenlicht in den einzelnen Regentropfen entsteht. Doch die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nur die eine Seite. Denn seit jeher schöpfen spirituelle Menschen aus dem Zeichen des Regenbogens auch innere Kraft und Zuversicht. Die Germanen haben den geheimnisvollen Lichtbogen, der Boden wie Himmel berührt, als Brücke zwischen Göttern und Menschen gesehen. In der Bibel gilt der Bogen als Zeichen des Bundes zwischen Mensch und Gott. So gibt dieser nach der großen Sintflut den Überlebenden mit dem Bogen ein Zeichen seiner Treue und der Versöhnung mit seinen Geschöpfen für alle Zeiten. „Er ist der sichtbare Garant für die Zusage, die ich der Erde mache“, heißt es im Alten Testament.
Wie auch immer man ihn deuten mag – heute drückt die Beliebtheit des Regenbogens wohl auch eine Sehnsucht nach Trost und einer besseren Welt aus. Das Symbol wird immer wieder neu interpretiert, etwa in der mit Regenbogen unterlegten Pace-Fahne. Die Idee dazu hatte 2002 im Vorfeld des drohenden Irak-Kriegs ein italienischer Ordensmann. So bunt und schillernd wie den Regenbogen nehmen Homo-, Bi- und Transsexuelle ihre geschlechtliche Identität wahr und haben den farbenfrohen Bogen daher zu ihrem Erkennungszeichen gemacht.
Die Musikwelt hat dem Wetterphänomen mit „Over the Rainbow“ ein Denkmal gesetzt. Erstmals ließ 1939 Judy Garland in der Filmmusik von „Der Zauberer von Oz“ die bekannte Melodie erklingen. Im Zweiten Weltkrieg versinnbildlichte das Lied für viele Soldaten die Sehnsucht nach der Heimat. Die Fassung des 1997 gestorbenen hawaiianischen Künstlers Israel Kamakawiwo’ole ist immer in den Ohren vieler Musikfans. Vielleicht lädt das Bild von Uli Horbach in Verbindung mit dem Lied gerade jetzt auch die Borussen-Fans dazu ein, sich in den eigenen vier Wänden fernab von Corona ins traditionsreiche Ellenfeld zu träumen. In der Hoffnung, dort bald wieder den Ball rollen zu sehen, Gemeinschaft, erfolgreiche Spiele und schöne Tore ihrer Borussia zu erleben. (-jf-)
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