„Wir werden eine andere Borussia sehen!“

Trainer Björn Klos im Gespräch / WM als Fortbildung / Vorbereitung anders als sonst

Unser Bild: Macht sich viele Gedanken um die Neuausrichtung der Borussia in der Saarlandliga 2018/19 – Borussen-Coach Björn Klos. (Foto: -jf-)

Von Jo Frisch

Nur knapp drei Wochen nach dem letzten Relegationsspiel gegen Hassia Bingen ist Borussia wieder in die Vorbereitung gestartet. Trainer Björn Klos versammelte seine Schützlinge zum Trainingsauftakt auf dem Kunstrasenplatz im Ellenfeld zu einer ersten Einheit. Der Kader, mit dem die Borussen in die Saarland-Liga-Saison 2018/19 starten wollen, ist allerdings noch nicht komplett. Sowohl mit einigen aktuelle Spielern als auch mit potentiellen Neuzugängen werden derzeit noch Gespräche geführt – Ausgang offen. Ungeachtet dessen freut sich Björn Klos wieder auf die Arbeit mit seinen Jungs. Und tüftelt an einer Neuausrichtung der Spielphilosophie. Das verrät der Borussen-Coach (BK) im folgenden Interview.

Björn Klos, die Zeit zum Regenerieren war gar nicht so lange. Ist Borussias Trainer dennoch gut genug erholt, um mit neuer Energie in die Vorbereitung zu starten?

BK: Auf jeden Fall! Wir waren mit der Mannschaft zum Abschluss der Saison ja noch ein paar Tage gemeinsam auf Mallorca. Anschließend habe ich dort mit meiner Freundin abseits des Trubels Urlaub gemacht und brenne jetzt regelrecht darauf, mit der Truppe die Arbeit wieder aufzunehmen.

Zudem verkürzt die WM die fußballlose Zeit und macht wieder Appetit auf das runde Leder. Bringen die Spiele in Russland für einen Trainer auch neue Erkenntnisse?

BK: Durchaus. Ich denke, dass man als Trainer die Spiele schon etwas anders anschaut als der normale Fan. Für mich bedeutet das Turnier neben dem Spaß auch ein Stück Fortbildung, denn zu sehen, was es taktisch Neues gibt, wie gerade die so genannten „kleinen Länder“ agieren, wie mutig sie mittlerweile sind, wie sie sich auf die Gegner einstellen – das ist total interessant und spannend!

Auch bei Borussia ist einiges in Bewegung, sicher nicht weniger interessant und spannend. Einige Akteure sind gegangen, andere gekommen. Wie beurteilt der Trainer die bisherige personelle Entwicklung?

BK: Wir sind noch nicht endgültig bestückt, es wird sich noch was tun. So hatten wir beim Trainingsauftakt zwei Testspieler dabei, zudem wird noch mit einigen Spielern des Vorjahres-Kaders gesprochen. Es wird sich noch was tun. Natürlich ist aber auch klar, dass es jetzt, da bei vielen Clubs die Vorbereitung beginnt, der Markt nicht mehr allzu viel hergibt. Wichtig war es auf jeden Fall, dass wir die Defensivkräfte halten konnten – da sind wir gut aufgestellt. Unser Ziel war und ist es, uns in der Offensive zu verbessern, das zeigt ja schon der Blick auf das Torverhältnis in der abgelaufenen Saison. Ich denke, mit den Neuzugängen können wir bis jetzt sehr zufrieden sein. Leider wird Nino Kannengießer, der aus Friedrichsthal zu uns gekommen ist, wegen einer Leisten-Operation erst in etwa zwei Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen. Da wollen wir auch gar kein Risiko eingehen. Nino ist nämlich flexibel einsetzbar und kann ein ganz wertvoller Spieler für uns werden. Furkan Erdogan kenne ich aus meiner Bildstocker Zeit gut – er ist sehr ehrgeizig und entwicklungsfähig, hat eine gute Technik und eine gute Grundaggressivität und kann im zentralen Mittelfeld sowohl in der 6er oder 8er Position spielen. Ich traue dem Jungen den Sprung in die Stammelf durchaus zu. Patrick Feller war bereits am Ende der letzten Saison bei uns im Probetraining und hat einen positiven Eindruck hinterlassen – er kann gutes Tempo gehen, hat einen guten Blick für Abschluss-Gelegenheiten und sucht die Eins-zu-eins-Situation. Auch er ist ehrgeizig und entwicklungsfähig. Kevin Saks kann unser Königstransfer werden, er bringt alles mit, was man von einem torgefährlichen Stürmer erwartet. Dazu zählen vor allem die ausgeprägte Kopfballstärke und der gute Torabschluss. Er war bisher meist auf den Außenbahnen „zuhause“, kann aufgrund seiner Statur aber auch in der Spitze spielen.  Daniel Schlicker war Kapitän beim SC Friedrichsthal und hat früher mit Yannick Bach beim 1. FC Saarbrücken zusammengespielt. Er kann gut Kommandos geben, hat im defensiven Mittelfeld eine sehr gute Präsenz und die Qualität zum Führungsspieler. Schließlich Attila Serr: Er trägt das Borussen-Herz ganz tief in sich, spätestens bei seinem Auftritt gegen Hassia Bingen, wo er das in ihn gesetzte Vertrauen gegen einen Gegner, der ja nicht gerade zur „Laufkundschaft“ gehört, voll zurückgezahlt hat, konnte er zeigen, dass er die Saarlandliga packen kann.

Es wurde ja bei der Suche nach neuen Spielern nicht nur auf die sportliche Kompetenz geachtet …

BK: Die ist natürlich wichtig, ganz klar, aber wir haben auch auf die charakterliche Eignung geschaut. Wie tickt der Spieler? Wie ist sein Umfeld? Ist er integrationsfähig? Das waren und sind in einer Mannschaftssportart wichtige Kriterien, damit man als Team funktioniert. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Neuen uns unter diesen Aspekten viel Freude machen werden. Alle brennen jedenfalls darauf, für die traditionsreiche Borussia zu spielen.

Wird sich neben dem personellen Gesicht auch die Grundausrichtung Borussias ändern?

BK: Ja, darüber habe ich mir schon viele Gedanken gemacht und Spielideen entwickelt. Wir werden auf jeden Fall eine ganz andere Mannschaft sehen. Wir wollen mehr Grundaggressivität reinbringen, wie wir den Gegner anlaufen und bearbeiten. Ich will jetzt noch nicht zu viel verraten, aber wenn die Vorbereitung so läuft, wie ich mir das vorstelle, wird das allen Spaß machen.

Worauf kommt es in der Vorbereitung zu allererst an?

BK: Zunächst einmal müssen wir vom Kopf her das Positive der vergangenen Spielzeit, die trotz des Verletzungspechs sensationelle Aufholjagd von Platz 17 auf Platz 3, und das, was uns dabei ausgezeichnet hat, die Leidenschaft, den absoluten Willen, die Bereitschaft alles zu geben, mit in die neue Saison nehmen. Die Tatsache, dass wir den Sprung in die Oberliga in der Relegation verpasst haben, muss aus den Köpfen raus. Denn die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die in der Relegation gescheiterten Vizemeister der Saarland-Liga meist schwer in die neue Spielzeit hineingekommen sind. Natürlich wird der Mannschaft aufgrund der kurzen Pause auch die Frische fehlen, denn gerade die Rückrunde hat viel Substanz gekostet. Das habe ich in meinen Vorbereitungsplanungen natürlich berücksichtigt. Wir werden deshalb die Sache ein wenig anders angehen als sonst. Es wird von Anfang an viel mit dem Ball gearbeitet werden. Dazu werden wir an der Spielausrichtung arbeiten und die neuen Spieler ins System integrieren. Alles gepaart mit der nötigen Lockerheit. Die Jungs, die ja alle berufstätig sind, sollen Freude haben und gerne zum Training kommen. Auch werden wir das Testspiel am 13. Juli bei der SG Hochwald Zerf in Hentern, wo wir gemeinsam übernachten, zu einem Teambuilding nutzen.

Noch ein Wort zu Jens Kirchen – so wie wir ihn alle kennen, wird er sicher in der Vorbereitung trotz Verletzung fester Bestandteil des Teams sein, oder?

BK: Auf jeden Fall! Er war in den letzten Spielen der Saison immer bei den Jungs dabei. Das wird, wie auch zuvor bei Yannick Bach, jetzt nicht anders sein. Jens ist ein Vollblut-Fußballer und von seiner Einstellung her positiv verrückt. Er hat schon einige schwere Verletzungen weggesteckt, so dass es einen nicht verwundern würde, wenn er vielleicht Anfang 2019 wieder einsteigt. Je größer die Fortschritte sind, die er macht, und je näher er an der Mannschaft dran ist, um so motivierter wird er sein. Das ganze Team wird ihn dabei unterstützen und wünscht ihm natürlich alles Gute!

Kann oder will man schon ein Saisonziel formulieren?

BK: Nein, dafür ist es noch zu früh. Wir müssen erst mal sehen, wie die Abläufe funktionieren und ein Rädchen ins andere greift. Zudem habe genau verfolgt, wer wohin wechselt, und mich auch mit einigen Trainerkollegen ausgetauscht: Alle sind sich einig, dass die Liga in der kommenden Saison noch ausgeglichener sein wird. Die Oberliga-Absteiger Eppelborn und Saar 05 werden vorne mit dabei sein, der ohnehin mannschaftlich geschlossene SV Auersmacher hat sich u.a. mit Torjäger Nils Cuccu gezielt verstärkt, dazu Quierschied und die Sportfreunde Köllerbach, die zuletzt einen guten Lauf hatten und mit neuen Ambitionen in die Runde gehen, Meister TuS Herrensohr sowieso. Es wird also sehr spannend werden.

Björn Klos, vielen Dank für das Gespräch. Die ganze Borussia-Familie wünscht viel Glück und Erfolg in der Vorbereitung – vor allem, dass unsere Mannschaft vom Verletzungspech endlich mal verschont bleibt! 

 Hinweis: Die Trainingsvorbereitungen wird Borussia ab dem heutigen Freitag, 22. Juni, vorerst auf dem Sportgelände der Lakaienschäferei absolvieren.

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