Von Bubach-Calmesweiler über die Borussia nach Anfield

Bundesliga mit der Borussia (li.) und 1860 München (re.) – Gottfried Peters Autogrammfotos stehen auch heute, an seinem 80. Geburtstag, noch gut im Kurs!

Aus dem beschaulichen Bubach-Calmesweiler, einem Ortsteil der Gemeinde Eppelborn, war er im Sommer 1964 nach Neunkirchen gekommen. Seit seinem 10. Lebensjahr kickte der Junge begeistert in seinem Heimatverein, träumte wie wohl alle Gleichaltrigen von der großen Karriere. Ein Traum, den er sich erfüllte. Bei dem er auch viel herumkam in der Fußball-Welt. Mit der Borussia und dem TSV 1860 München in der Bundesliga, mit den „Löwen“ im UEFA-Cup in Genf und Nikosia. Als einer der wenigen Saarländer auch an der Anfield Road in Liverpool am Ball – es hagelte zwar mit 0:8 eine deftige Klatsche, „aber das Spiel zählt wegen der einmaligen Stimmung zu meinen größten Erlebnissen“, hat er einmal gesagt. Stammspieler in der Soldatenelf „Rote Jäger“, später dann bei vier Europameisterschaften mit der deutschen Nationalmannschaft der Finanzbehörden: Mit ihr belegte der Steueramtsinspektor 1980 in Paris den zweiten, 1982 in Berlin den dritten Platz und nahm an weiteren EM-Endrunden in Budapest und Luxembourg teil. Und als AH-Spieler wurde er viermal Saarlandmeister, gewann einmal den Saarlandpokal, schließlich auch – als einziger! – zum Ehrespielführer des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) ernannt.  Wenn das keine großartige Karriere ist, auf Gottfried Peter zurückblicken kann, wenn er am heutigen Tag 80 Jahre alt wird!

1972 hätte ihn DFB-Trainer Jupp Derwall gerne ins Aufgebot für die Olympiade in München geholt, alte Amateurbestimmungen des IOC verhinderten dies. Derwall, der später auch Bundestrainer wurde, hielt große Stücke auf ihn: „Gottfried, du hättest der richtige Mann für die rechte Außenbahn in der Nationalmannschaft werden können.“ Immerhin wurde der so Gelobte in die Juniorenauswahl des DFB berufen, wo er mit Berti Vogt, Rudi Assauer, Horst Köppel oder dem Schalker Reinhard Libuda kickte und die Auswahl der Türkei mit 3:0 bezwang. Für die Borussia bestritt er von 1964 bis 1966 23 Bundesligaspiele, gab sein Debüt am 17. Oktober 1964 beim Auswärtsspiel in Bremen (0:2), erzielte beim 2:3 in Stuttgart am 12. Dezember 1964 als Mittelstürmer sein erstes Bundesligator. Seinen Abschied vom Ellenfeld nahm er am 28. Mai 1966 mit einem 1:0-Sieg gegen den Karlsruher SC.

Szenen einer Laufbahn: Gottfried Peters (zweiter v. li.) erster Einsatz bei Werder Bremen, sein erstes Tor im Neckarstadion gegen den VfB Stuttgart gegen Torwart Günter Sawitzki (her vor Gottfried Peter, Mitte, am Ball). (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V., Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Das große Talent des jungen Mannes aus Bubach-Calmesweiler war dabei Max Merkel nicht verborgen geblieben. Der österreichische Trainer mit der besonders bissigen Interpretation des „Wiener Schmäh“ holte Peter 1966 nach München zu den Löwen und machte ihn in einer Mannschaft, die gerade deutscher Meister geworden war, gleich zum Stammspieler. Sein Einstand verlief eher suboptimal: Gleich bei seinem ersten Einsatz für die 60er im Müngersdorfer Stadion in Köln fabrizierte er bei der 0:2-Niederlage ein Eigentor. Harsche Kritik von Star-Keeper Peter Radenkovic war ebenso die Folge wie ein Kommentar seines Mitspielers Timo Konietzka, der dem Stürmerkollegen Rudi Brunnenmaier im westfälischen Slang ins Ohr raunte: „Wat haben wir denn da für einen geholt? Der schießt ja auf dat falsche Tor.“ Von dieser Geschichte haben sie sich 2004 beim Wiedersehen in Theley, wo Gottfried Peter mittlerweile heimisch geworden ist, sicher wieder erzählt! Was von der Zeit in der bayrischen Metropole noch hängengeblieben ist: „Dreimal mit 1860 gegen die Bayern im Derby, einfach super“, schwärmte Gottfried Peter einmal und hatte auch prompt noch die Resultate parat: „0:1, 0:3, 2:2!“ Doch das Verletzungspech machte einen dicken Strich durch alle weiteren Pläne: Nach zwei Jahren an der Grünwalder Straße musste sich Gottfried Peter schweren Herzens eingestehen, dass das Knie den Bundesliga-Belastungen nicht mehr standhielt.

Trainingsfleißig (oben) und im Kreis seiner Mannschaft (vierter v. re.): Gottfried Peter. (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Aber dem Fußball und seiner saarländischen Heimat blieb er verbunden. Er kehrte heim, wurde Spielertrainer beim FC St. Wendel, danach folgten Stationen beim SV Bliesen, VfB Theley, FV Lebach, FC Schmelz und beim FSV Sitzerath. Am Schaumberg wurde er heimisch. Dort vertiefte er eine besondere Neigung, was Essensgewohnheiten angeht: Geflügel! Etliche tausend Hähnchen habe er seit 1960 gegessen, hat er einmal aus seiner Lieblingsspeise kein Hehl gemacht. In der Fußballszene des Landes hat man das schnell spitzgekriegt, da spricht man vom „Hähnchenbaron aus Theley“. Ein Spitzname, den Gottfried Peter mit Humor akzeptiert. Und wer weiß: Vielleicht bekommt er ja auch heute anlässlich seines 80. Geburtstags ein knuspriges Hähnchen kredenzt!

Borussia gratuliert Gottfried Peter ganz herzlich zum Ehrentag und wünscht ihm alles Gute, vor allem noch eine schöne Zeit bei seinen Lieben und ein Stück Gesundheit. Und danke für Deinen Einsatz, lieber Gottfried! (-jf-)