Sahnetag und schwarzer Freitag

Borussias Spiel bei den Sportfreunden Köllerbach in Presse und Netz – eine kleine Umschau

Unser Bild: Meist zweiter Sieger blieben die Borussen Furkan Erdogan (re.) und Kevin Saks (hinten) gegen Köllerbachs kompromisslose Defensive. (Das Foto wurde uns zur Verfügung gestellt von Thomas Burgardt – vielen Dank!)

Von Jo Frisch

Am vierten Spieltag noch Tabellenführer, ist Borussia jetzt nach der dritten Niederlage in den letzten vier Spielen ins Mittelfeld der Tabelle gerutscht. Das dokumentiert auf der Internet-Plattform „fupa.net“ auch das aktuelle Power-Ranking, das die Formkurve der letzten fünf Spiele in einer Punktwertung zusammenfasst, wobei immer die letzte Partie am stärksten berücksichtigt wird. Hier kommt Borussia nur noch auf einen Wert von 0.42. „Wir hinken unseren Erwartungen hinterher“, sagt deshalb Björn Klos, der das 0:2 in Köllerbach selbstkritisch beleuchtet hat. Dass Borussia im Stadion an der Burg Bucherbach keinen guten Tag erwischt hatte, darin sind ist sich die saarländische Medien-Berichterstattung ebenso einig wie die zahlreichen facebook-Kommentare. Hier ein kleiner Auszug.

„Köllerbach zeigte im Verfolgerduell gegen die Borussia aus Neunkirchen eine seiner besten Leistungen seit langem und gewann am Ende hochverdient“, lautet das Resümee der „Saarbrücker Zeitung“, die den Gastgebern bescheinigte, auch in der zweiten Halbzeit da Geschehen klar dominiert und dabei noch zwei Alu-Treffer verzeichnet zu haben. Die Nachlese auf der Homepage der Sportfreunde Köllerbach spricht von einer „von der ersten bis zur letzten Minute konzentrierten tollen Leistung des Teams von Robin Vogtland. (…) Gleich mit dem Anpfiff zeigte unsere Mannschaft, dass auch sie David (Bakhtadze, wurde vor dem Spiel verabschiedet, Anm. d. Red.) einen tollen Abschied bereiten wollte“, ist dort zu lesen. Zu bemängeln gewesen sei höchstens die Verwertung der Torchancen gegen eine Borussia, die kaum aus ihrer eigenen Hälfte herausgekommen sei und nach 62 Minuten bei einem Schuss aus 22 Metern nur eine einzige Torchance gehabt habe.

Ein ähnliches Fazit zieht der „Saar.Amateur“, der den Gastgebern einen „Sahnetag“, den Borussen dagegen einen „rabenschwarzen Tag“ ins Zeugnis schreibt. „Die Sportfreunde Köllerbach haben sich mit dem hochverdienten 2:0-Sieg gegen Borussia Neunkirchen endgültig in der Spitzengruppe der Tabelle festgesetzt. Vor allem die Art und Weise, wie der Sieg zustande kam, begeisterte“, fasst Autor Walter Englisch (wen) zusammen. Borussias Leistung wird in einer bekannten Metapher ganz gut umschrieben, wenn es heißt: „Es gibt Tage, da würde man besser im Bett liegen bleiben oder, wenn man schon aufstehen muss, das Haus nicht verlassen. Solch einen rabenschwarzen Tag erwischte am Freitag Borussia Neunkirchen bei den Sportfreunden Köllerbach. Die hingegen hatten einen richtigen Sahnetag und lieferten vor allem in der ersten Halbzeit eine bärenstarke Leistung ab.“ Für den „Saar.Amateur“ mit entscheidend war eine taktische Umstellung der Gastgeber: „Co-Trainer Florian Bohr wechselte in die Innenverteidigung, und das war einer der Schlüssel zum Erfolg. Denn die Neunkircher Angreifer Daniel Ruschmann und Kevin Saks wurden von Florian Bohr und Nils Borgard zur Wirkungslosigkeit verurteilt.“ Die unbefriedigende Leistung spiegelt sich auch in den Schulnoten, die der „Saar.Amateur“ an die Borussen verteilte. Der Schnitt von 3,7 (3 minus!) entspricht zweifellos nicht dem, was die Mannschaft eigentlich zu leisten im Stande ist. Die Beurteilungen im Einzelnen:

Philippe Persch: Mit Abstand bester Borusse, der eine noch höhere Niederlage verhinderte. Reagierte sensationell bei einem Kopfball von Solovej in der 12. Minute. Note: 1.

Patrick Seidel: Wie auch auf der rechten Seite bei Benghebrid brannte es bei Seidel einige Male lichterloh. Auch einige zaghafte Versuche nach vorne blieben erfolglos. Note: 4.

Kamil Czeremurzynski: Kam meist einen Schritt zu spät gegen starke Köllerbacher Spitzen. Note: 4,5.

Yannick Bach: Die Position in der Innenverteidigung ist nicht seine bevorzugte. Leistete sich ungewohnt viele Fehler im Aufbauspiel und blieb gegen Solovej und Wollscheid meist zweiter Sieger. Note: 4.

Mohammed Beghebrid: Ist nach längerer Verletzungspause noch längst nicht bei hundert Prozent. Gewann zwar einige Zweikämpfe, leistete sich dann aber unkonzentrierte Abspielfehler. Note: 4.

Daniel Schlicker: Einer der wenigen Borussen mit einer ordentlichen Vorstellung. Auf der Sechser-Position bester Neunkircher Feldspieler. Note: 2,5.

Waldemar Schwab: Blieb weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und wurde nach einer Stunde ausgewechselt. Note: 4.

Janosch Scherer: Für ihn war bereits nach 32 Minuten Schicht im Schacht, er wurde ausgewechselt. Bis auf einen Freistoß, der in der Köllerbacher Mauer hängenblieb, war von ihm nichts zu sehen. Note: 4,5.

Furkan Erdogan: Rückte hinter die Spitzen, war bemüht und hatte ordentliche Aktionen. Note: 3.

Daniel Ruschmann: Von ihm kam viel zu wenig. Kaum Zug zum Tor. Erst kurz vor Schluss tauchte er gefährlich vor dem Köllerbacher Tor auf, verzog dann aber. Note: 4,5.

Kevin Saks: Rieb sich in der Spitze auf, konnte sich aber gegen die kompromisslose Innenverteidiger Bohr und Borgard nicht entscheidend durchsetzen. Note: 4.

Tom Fink: Kam bereits nach 32 Minuten für Janosch Scherer ins Spiel. Auf der rechten Seite eifrig, aber glücklos. Scheiterte nach einer Stunde an Torhüter Segarra-Gil, der per Fußabwehr klären konnte. Note: 3,5.

Attila Serr: Kam in der 62. Minute, konnte keine Akzente mehr setzen. Note: 4.

Nino Kannengießer: Blieb sehr unauffällig und relativ wirkungslos. Note: 4.

Ihre verständliche Enttäuschung dokumentieren die Borussen-Anhängern natürlich auch auf Borussias facebook-Seite. Alex Janes verzeichnete in seinem Kommentar „zwei Torschüsse, eine halbe Chance, kein Kampf, einfach nix“ und legt in einem zweiten Post nach: „Schämt euch, so ein Fußballspiel abzuliefern!“ Kurt Wagner spricht gar von einer „Versager-Truppe“, Sascha Edelmann von einem „ganz traurigen Auftritt unserer Truppe“. Björn Riehm zieht einen Vergleich zur Situation vor einem Jahr und vermisst die Konstanz in den Leistungen: „Sportlich kommt man nicht vom Fleck. Ja, letzte Saison waren es nach 8 Spieltagen 7 Punkte, momentan 13 Punkte – doch soll man damit zufrieden sein und es als ´läuft besser als vergangene Saison´ stehen lassen? Die Liga mag ausgeglichen und die Saison noch lang sein, aber möchte man am Schluss unter den ersten drei landen, sollten wir allmählich konstante Leistungen abrufen. Dass die Jungs das Potential haben, wissen hier alle, es muss allerdings auch auf den Platz gebracht werden. Also gegen Rohrbach eine Siegesserie starten und souverän auftreten, dann klappt es auch mit drei Punkten.“

 Linda Kirchen setzt ihre Hoffnungen auf den noch verletzten Marco Dahler; „Er spielt in der Abwehr eine Schlüsselposition.“ Durch sein Fehlen könne „auch Yannick Bach nicht wie sonst Druck nach vorne machen. Ich bin überzeugt: Wenn Marco wieder fit ist, dann sollten wir an die guten Spiele wieder anknüpfen können.“ Hansgerd Keller fordert bessere Unterstützung für Kevin Saks: „Trainer Klos hat in seiner Mannschaft einen Top-Torjäger. Aber auch ein Torjäger kann nur Tore schießen, wenn er bedient wird. Je mehr Vorlagen, umso mehr Chancen, Tore zu erzielen. Ich finde, dass das in den letzten Spielen nicht der Fall war. (…) Also, lieber Björn Klos: Dafür sorgen, dass dein Torjäger mehr bedient wird mit guten Vorlagen. Somit fallen auch Tore und es gibt auch wieder Siege für die Mannschaft!“ Zuspruch bekommt Borussia von Martin Schröder und Hans-Peter Schmitt: „Kopf hoch, Jungs, Mund abputzen, weiter geht´s, es ist noch nix verloren“, lautet ihre Botschaft unisono an die Schützlinge von Björn Klos. Dem schließt sich auch Linda Kirchen an, die dazu rät, den Stab nicht vorschnell über die Mannschaft zu brechen: „Der Trainer sowie die Mannschaft sehen es selbstkritisch und das muss man nicht schlecht reden. Die Saison ist noch jung. Schaut alle auf das vergangene Jahr. Wenn ich da nach zehn Spielen zu euch gesagt hätte: Wir spielen am Ende um den Aufstieg, dann wäre bestimmt einer mit der Jacke ohne Arme für mich gekommen. Immer an das Gute glauben. Glaube versetzt Berge, und den Glauben sollte man nie verlieren.“

 

2 Kommentare

  1. Sorry, aber nach einer Niederlage und diesen Berichten aus den Medien dem Torwart eine Note 1 zu geben ist in dieser Form sicher nicht angemessen.
    Zumal es in den vergangenen Spielen oft so war, dass gerade der Note 1 Torwart an vielen Gegentoren eine Mitschuld, wenn nicht gar die Hauptschuld trug.
    Es mag durchaus sein, dass er ausnahmsweise einen, für die anspruchslosen Zuschauer, guten Tag erwischte, während der Rest der Mannschaft sich vermutlich im Tiefschlaf befand.
    Es mag auch sein, dass er ausnahmsweise der beste Borusse war aber nach einer Niederlage tut man niemandem einen Gefallen, wenn man eine derart gute Bewertung vergibt.

    Alles in Allem war das Spiel der Borussia, wie auch in den vergangenen drei Spielen mehr als durchwachsen und auch beim letzten Heimspiel, das gewonnen wurde, schrammte man nur knapp an einer Niederlage vorbei.

    DAS ist die Realität, das sollte man ansprechen, bzw. darüber sprechen.
    Aber nach dem schlechtesten Spiel der bislang laufenden Saison der Mannschaft eine solche Benotung vor der Latz zu knallen ist sicher keine Hilfe.

    Am Samstag kommt Rohrbach ins Ellenfeld und ich erwarte von der Mannschaft, dass sie sich zusammenreisst und dieses Spiel ordentlich und mit drei Punkte auf der Habenseite beenden wird.

    Also los, Borussia, zeigt endlich wieder, dass ihr Fussball spielen könnt.

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