Mit Rumeln im Rücken gegen Reimsbach

Zehn Fußballfreunde aus dem Duisburger Westen zu Gast im Ellenfeld / Stadionbesichtigung und Unterstützung der Borussia beim bislang höchsten Heimsieg der Saison

„Borussia, Borussia!“ Lautstark sind die Anfeuerungsrufe über die Ferraro-Sportarena hinaus bis ins Altseiterstal zu hören. „Kannengießer, Kannengießer, hej, hej“, „Tim Cullmann, hohohohooo, Tim Cullmann, hohohohooo“ – ungewohnte Klänge schallen aus den gut „geölten“ Kehlen von zehn Duisburger Fußballfreunden, die im Rahmen eines Junggesellenabschiedes das Heimspiel der Borussia gegen den 1. FC Reimsbach zum Anlass genommen haben, dem altehrwürdigen Ellenfeld einen Besuch abzustatten. Dass die Partie wegen der anhaltenden Regenfällen der letzten Tage und der dadurch bedingten Unbespielbarkeit des Naturrasens nicht im Stadion, sondern auf dem Kunstrasen in der Ferraro-Sportarena stattfinden muss, tut der fröhlichen Laune der Fußballnostalgiker keinen Abbruch. Denn sie genießen ein Erlebnis der ganz eigenen Art, wie man es wohl nur noch in den Niederungen des Amateurfußballs findet. Ein Erlebnis, das aber auch – wieder einmal – die verbindende Kraft des runden Leders zeigt.

Groundhopper, oder besser: Reisende in Sachen Fußballromantik, sind in Neunkirchen keine Seltenheit. Dass sich im Ellenfeld das einzige nahezu noch im Originalzustand der Bundesliga-Ursprungsjahre erhaltene Stadion befindet, hat sich in Fußball-Deutschland und darüber hinaus längst herumgesprochen. Dennoch: Die Gruppe der zehn jungen Leute vom Niederrhein war eine ganz besondere! Dabei hätte man sie mit ihren blau-weißen Fan-Utensilien auf den ersten Blick durchaus für Anhänger des 1. FC Reimsbach halten können. Doch sie sind aus Rumeln ins Saarland gekommen. Rumeln, im Westen von Duisburg gelegen, Heimat des Rumelner TV. „Der Verein in Duisburg“ heißt es selbstbewusst auf den Schals. 120 Jahre alt wird der Club in diesem Jahr. Mehr als 2500 Mitglieder treiben dort in zehn Abteilungen (!) Sport und machen den RTV zu einem der größten Vereine im Duisburger Westen. Die Fußballabteilung verfügt über 21 aktive Mannschaften, davon tummeln sich allein 18 im Jugendbereich auf der Platzanlage im Waldborn, die mit viel Leidenschaft und Einsatz von den Mitgliedern über Jahrzehnte in einen hervorragenden Zustand gebracht worden ist. Erste Mannschaft spielt in Kreisliga A Moers (Niederrhein) und belegt dort einen gesicherten Mittelfeldplatz.

Warum ausgerechnet Neunkirchen? Das hat etwas mit Tim zu tun. Der angehende Bräutigam und Vater hat sich nämlich bei einem vorherigen Junggesellenabschied als ausgesprochener Experte in Sachen Vereinswappen erwiesen und bei einem Ratespiel das große goldene B sofort mit der Borussia identifiziert – für seine Freunde Anlass genug, Tim am letzten Wochenende zu einer Überraschungstour ins Saarland zu „entführen“. Borussias Vorstandsmitglied Jörg Eisenhuth empfing die Gäste vor dem Ellenfeld-Stadion. Die Führung durch die 118 Jahre Sportanlage begann in der Umkleidekabine, in der sich die Bundesliga-Stars der 60er Jahre, von Uwe Seeler bis Günter Netzer, umgezogen haben. Weiter ging es in den Keller zu den Entmüdungsbecken, dann in den VIP-Raum. Sichtlich beeindruckt ließen die Rumelner Jungs wenig später ihre Blicke über die steilen Ränge des Stadions gleiten – „irgendwie am Gladbacher Bökelberg“, entfuhr es einem von ihnen nach dem Gang hinauf auf die oberen Stehränge der 15 Meter hoch in den Himmel ragenden Spieser-Kurve. Alle sind sich einig: „Eine sehenswerte Sportstätte, die sich wohltuend vom Einheitsbrei moderner Stadien abhebt. Wir sind halt Fußballromantiker, die wissen wollen, wie das vor uns ausgesehen hat.“

Während des Spiels gegen Reimsbach geben sie dann alles, um Borussia zu unterstützen und siegen zu sehen. Die Schützlinge von Trainer Björn Klos scheinen dadurch irgendwie beflügelt, führen schnell 3:0 und lassen mit jedem weiteren Tor die Stimmung bei den Rumelner Gästen steigen, die am Ende die 7:2-Sieger feiern, als hätten sie soeben die Meisterschaft gewonnen: „Wir woll´n die Mannschaft seh´n!“ Und die Borussen lassen sich nicht lumpen, gehen in die „Rumelner Kurve“: La Ola und Abklatschen, das ganze Programm. Abgerundet wird das Ganze mit einem Foto – gemeinsam mit der Mannschaft und anderen Borussen-Fans. Gegen 18.15 Uhr heißt es dann für die Jungs aus Duisburg Abschied nehmen vom Ellenfeld. Nicht ohne sich – bei einem zünftigen PARKBRÄU – vorher mit Trikots und Schals der Borussia eingedeckt zu haben. Auf dem Programm steht jetzt im Hotel das Bundesliga-Abendspiel zwischen der Borussia aus Mönchengladbach und Dortmund, dem die Fußballer aus Rumeln mit Spannung entgegenfiebern. Denn in der Bundesliga gehören den Teams vom alten Bökelberg und dem Westfalen-Stadion die Herzen. Vielleicht ist aber seit Samstag dort auch ein kleines Plätzchen für die Borussia aus dem Ellenfeld frei!

Borussia hat sich über den Besuch der Gäste vom Niederrhein sehr gefreut. Sie sollen wissen: „Im Ellenfeld seid Ihr jederzeit wieder herzlich willkommen – besten Dank für Eure Sympathien und alles Gute für die Zukunft!“ (-jf-)

Unsere kleine Bilderreihe begleitet die Gäste aus Rumeln auf ihrem Besuch im Ellenfeld-Stadion. (Alle Fotos: -jf-)

1 Kommentar

  1. Wieder einmal zeigt sich die Strahlkraft des Ellenfeld-Stadions. Ein Stadion mit einzigartigem Charakter, besucht von Groundhoppern aus ganz Deutschland. Eine Attraktion für die Stadt Neunkirchen, nur wenn es genau so erhalten bleibt.

    Hoch Lebe unser Ellenfeld, mehr als nur ein Stadion!
    Prof. Dr. Jens Kelm

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