Comeback für Sebastian Cullmann beim 1:0 ausgerechnet in seiner alten Fußball-Heimat Primstal
Unser Bild: Im Februar bei Hertha Wiesbach (hier gegen Giovanni Runco) letztmals im Borussen-Trikot im Einsatz, jetzt ist er wieder da: Sebastian Cullmann. (Foto: -jf-)
Fast zwei Monate hat ihn die Bänderverletzung am linken Fuß, erlitten beim Vorbereitungsspiel im Februar bei Hertha Wiesbach, außer Gefecht gesetzt. Jetzt hat das lange Warten ein Ende. „Ich bin wieder hier, in meinem Revier.“ Als Sebastian Cullmann am Mittwochabend für Fabian Scheffer um punkt 20.33 Uhr den Rasen des Allerswaldstadions betritt, stellen sich unwillkürlich Assoziationen an Marius Müller-Westernagens Kultlied ein. Denn immerhin acht Jahre lang war die Spielstätte in Primstal (inklusive der Jugendzeit) das Revier des 22jährigen offensiven Mittelfeldspieler, der im Sommer 2020 das rot-schwarze gegen das schwarz-weiße Trikot tauschte und mittlerweile im Ellenfeld ein neues Revier gefunden hat.
Dass er ausgerechnet an alter Wirkungsstätte gegen die vormaligen Kameraden ran durfte, war ein besonderes Gefühl. „Pure Freude auf der einen Seite, andererseits aber auch ein kaum zu beschreibendes Gefühl. Man ist angespannt, registriert eigentlich nicht so richtig, was passiert, man funktioniert und versucht auszuklammern, dass es gegen den alten Verein geht, doch das ist trotzdem irgendwie präsent“, versucht Sebastian Cullmann fast verzweifelt in Worte zu fassen, was für ihn in diesem Moment kaum in Worte zu fassen ist. Kontakte zum VfL gibt es natürlich immer noch, „wenn auch weniger face to face, sondern mehr über Whatsapp-Nachrichten. Es sind ja noch viele da, mit denen ich zusammengespielt habe.“ Den 1:0-Sieg der Borussen empfindet er als „absolut verdient, auch wenn gegen Spielende ein 1:1 durchaus noch möglich war. Aber wir haben zuvor viele Chancen liegengelassen. Wenn wir bei Halbzeit 3:0 führen, darf sich niemand beschweren. Gegen Ende ist es dann enger und hitziger geworden, doch so richtig gebrannt hat es in unserem Strafraum dann auch wieder nicht“, so Sebastian Cullmanns Analyse.
Die Nachwirkungen seiner Verletzung hielten sich in Grenzen, wie er nach Spielschluss berichtet: „Ich spüre es schon noch ein bisschen, und das wird auch noch ein wenig anhalten, aber kaputt gehen kann nach ärztlicher Auskunft nichts mehr. Das beruhigt einen!“ Was für ihn auch beruhigend ist: „Dass wir endlich personell besser aufgestellt sind. Das erlaubt den Verletzten auch eine vernünftige Regeneration, man muss nicht zu früh ran, weil sonst kein Personal da wäre. Der Trainer kann ohne großen Qualitätsverlust wechseln, zudem wird der Konkurrenzkampf geschürt.“ Trotz der gestiegenen Konkurrenz sei der Teamgeist überragend, berichtet Sebastian Cullmann: „Das habe ich so auch noch nirgendwo erlebt. Jeder freut sich für jeden, man pusht sich gegenseitig auch von der Bank aus. Das war in Primstal ganz besonders zu sehen!“ Einen aus der Garde der sogenannten Ergänzungsspieler will er dabei besonders hervorheben: „Dominik Jost! Wie der mitgeht und anfeuert – ein echter Typ, der auf den Punkt da ist, wenn er gebraucht wird, und sein Ding macht!“ Der gute Teamgeist: Ein Pfand für die Zukunft!
Dass in Borussias Kader bereits 21 Spieler Tore geschossen haben, passt irgendwie zum Teamspirit. „Unser Spiel ist so angelegt, dass jeder treffen kann – der aufgerückte Innenverteidiger nach einem Eckball ebenso wie der Stürmer nach einem Konter. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir ja trotzdem Spieler in unseren Reihen haben, die anderswo wahrscheinlich zu den Top-Torjägern gehören würden“, hat Sebastian Cullmann festgestellt, „aber so sind wir halt nicht so leicht auszurechnen.“ Ein weiteres Pfand für die Zukunft! Stichwort Zukunft: Der Sieg in Primstal war – nach missglücktem Start in die Rückrunde – jetzt der vierte Dreier hintereinander. Wo will Sebastian Cullmann mit der Borussia noch hin in dieser Saison? Die Antwort ist diplomatisch: „Wir sind ja alle irgendwie fußballverrückt und spielen dazu noch bei einem solchen Traditionsverein. Da will man natürlich immer das Maximum rausholen und am Ende gewinnen!“
In Primstal ist das gelungen. Im alten Revier Allerswald hat Sebastian Cullmann mit der Borussia punktemäßig gewildert. Für diesen Moment hat er alles getan während der wochenlangen „Leidenszeit“. Bei den Spielen, ob im Ellenfeld oder auswärts: Sebastian Cullmann war stets präsent. Selbst im Training war er in dieser Zeit bei der Mannschaft, wenn auch nicht im Teamtraining, sondern mit individuellen Übungseinheiten in der Ellenfeld-Sporthalle beschäftigt. „Ich bin wieder hier, in meinem Revier, war nie wirklich weg, hab mich nur versteckt.“. Nein, versteckt hat er sich wirklich nicht, im Gegenteil, er war nie richtig weg: Denn den Kontakt zur Mannschaft zu halten war ihm wichtig. „Sein Trainer schätzt diese Einstellung ungemein: „Wie er gearbeitet hat während der Verletzung und immer im Kreis der Mannschaft dabei war, ist vorbildlich! Deshalb war es für mich auch ein Zeichen des Respekts gegenüber Sebastian, ihm in Primstal Einsatzzeit zu geben. Das wird ihm guttun und Auftrieb geben“, so Björn Klos, für den Sebastian Cullmann „sportlich wie menschlich zu den herausragenden Neuverpflichtungen während meiner Zeit im Ellenfeld“ zählt.
„Ich atme tief ein, und dann bin ich sicher, zu Hause zu sein … und eines ist sicher: Ich geh nie wieder weg.“ Vielleicht treffen die Worte aus Marius Müller-Westernhagens Kultsong ja auch auf Sebastian Cullmanns Zukunft zu. Im Ellenfeld hätte man jedenfalls gegen einen längeren Verbleib des sympathischen und reflektierten jungen Mannes überhaupt nichts einzuwenden! (-jf-)
Ganz toller Bericht