Heute vor 69 Jahren: Borussia siegt im Ludwigspark 2:0

Aus der traditionsreichen Borussen-Historie / Werner Emser und Dieter Harig treffen in der Schlussphase / Ladislav Jirasek hält den Sieg fest

Christian Schübelin und seine Mannschaft haben in der neuen Saarlandliga-Saison einen tollen Start hingelegt. Ähnliches gelang der Borussia in ihrer Historie auch früher schon. So wie zu Beginn der Spielzeit 1954/55, als Kapitän Karl Ecker & Co. nach einem 5:2-Startsieg im Ellenfeld gegen den VfR Frankenthal – neben dem dreifachen Torschützen Karl Ringel traf Werner Emser zweimal – den Saarbrücker Ludwigspark mit 2:0 stürmte. Der „Kicker“ berichtet in seiner Ausgabe vom Montag, dem 23. August 1954, ausführlich über diese Partie und verteilt dabei besonders an Borussen-Keeper Jirasek und Abwehrspieler Sippel ein großes Kompliment.

Dem anhaltenden Sonntagsregen zum Trotz hatte die Begegnung zwischen den alten Rivalen mit 7.000 Zuschauern eine sehr gute Kulisse. Die Borussen mussten in den vorangegangenen Spielen gegen den 1. FC Saarbrücken drei Niederlagen und 13 Gegentore (1:6, 0:1, 2:6) hinnehmen. „Das wurmte in Neunkirchen und die Entschlossenheit der Borussen, die Metropole endlich von ihrer Qualität zu überzeugen, war in diesem Kampf wohl zu spüren“, beschreibt das Fachmagazin die Ausgangslage und stellt fest: „Das ist ihnen gelungen in einem Spiel, das den Gegner zwar meist im Angriff sah, die konzentriertere Spielweise in dessen von den Neunkirchern durchgeführt wurde.“

Die Borussen hätten sich auf eine lückenlose Abwehr verlegt, „die 13 Ecken und viele kritische Torszenen mit Bravour und Glück überstand. Jirasek war an diesem Tag einfach nicht zu schlagen. Auch konnte sich das blaue Innentrio mit dem zu langsamen Balzert gegen Sippel und Genossen nicht durchsetzen., soviel ihm auch von den guten Flügeln serviert wurde. Siedls Lattenschuss vom Wederanstoß ab war noch die klarste Chance der Saarbrücker.“ Von den Angreifern der Borussen wurde dem „kleinen Hüther am linken Flügel“ am meisten Gefährlichkeit attestiert, „der Dränger Emser sollte früher abspielen. Wenn die drei Innenstürmer startschneller werden, könnte die alte Borussenklasse wieder flott werden“, meint der Berichterstatter des „Kicker“.

Während die Gastgeber in den ersten 45 Minuten dominierten, habe man nach dem Seitenwechsel langsam, aber sicher „den Umschwung in den immer zielstrebiger einsetzenden Neunkircher Angriffen“ gespürt. Nachdem Karl Ringel eine klare Chance zur Führung verpasst habe, sei es Werner Emser gelungen, eine Hüther-Flanke zum 0:1 zu verwerten (75.). Danach vereitelte Keeper Jirasek „mit brillanter Fußabwehr einen Fünf-Meter-Schuss des frei anstürmenden Herbert Binkert“ und machte damit den Weg für den Borussen-Sieg frei. Denn als der FCS jetzt alles nach vorne warf, „musste ja ein zweiter Treffer fallen. Der war nun bildschön“, gerät der „Kicker“ geradezu ins Schwärmen: „Ringel dribbelte sich links durch und paßte exakt zu Harig, dessen 15-Meter-Flachbombe nicht zu halten war.“

Folgende Mannschaft errang diesen Sieg im Ludwigspark für die Borussia: Jirasek – Ecker, Meinsen, Lauk, Sppel, Boussonville, Emser, Rummler, Harig, Ringel, Hüther. Der 1. FC Saarbrücken spielte mit: Strempel – Biewer, Keck, Siedl, Momber, Philippi, Krüger, Martin, Binkert, Balzert, Schirra. Schiedsrichter Wesel aus Ockersheim leitete die Partie.

Leider konnten die Borussen anschließend den Aufwärtstrend nicht fortsetzen. Nach einem 0:0 im Ellenfeld gegen Mainz 05 kassierten die Borussen bei Phönix Ludwigshafen mit 0:1 ihre erste Sasonniederlage und zogen auch danach zuhause gegen Wormatia Worms mit 1:3 den Kürzeren. Nach einem 0:5 bei TuS Neuendorf und dem 0:1 im Ellenfeld gegen den FK Pirmasens war Borussia endgültig ins Niemandsland der Tabelle abgerutscht, beendete die Vorrunde vor Weihnachten auf Rang 11.

Zur Person: Ladislav Jirasek

Ladislav Jirasek war aus seiner Heimat in Prag (Tschechien) zunächst zu den Stuttgarter Kickers gewechselt, ehe er zu den Bayern nach München wechselt. Im Sommer 1952 kam der Torhüter dann ins Ellenfeld. Nach seiner Einheirat in eine Neunkircher Gastronomenfamilie wurde er in der Hüttenstadt heimisch. Lange Zeit verwaltete er das Clubheim der Borussia im Stadion und den Ausschank in der Sporthalle. Der gelernte Bäcker unterrichtete nach einer pädagogischen Ausbildung Sport am Aufbaugymnasium in Ottweiler und erlangte in einer Sonderprüfung die Zulassung zum Studium an der Universität des Saarlandes, wobei er sich auch durch herausragende Leistungen in der Leichtathletik (Zehnkampf) auszeichnete. Darüber hinaus hatte er viel Freude am Tennisspiel. Nach langwieriger Krankheit starb Ladislav Jirasek, ein Vorbild an Einsatzbereitschaft und eine echte Sportlerpersönlichkeit, 1977 im Alter von 50 Jahren leider viel zu früh.

Herzlichen Dank an Michael Schwarz vom FK Pirmasens, der uns die Kicker-Ausgabe vom 23. August 1954 auf digitalem Wege zur Verfügung gestellt hat! (-jf-)

3 Kommentare

  1. Lado Jirasek war mein Sportlehrer! Er war unglaublich motorisch begabt und hatte eine hohe Sozialkompetenz. Sein Sohn ist/war Pfarrer in Kleinblittersdorf. Oft besuche ich Herrn Jirasek auf dem Zentralfriedhof in Furpach.
    JK

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