Cover-Version eines 17 Jahre alten Songs von Anett Louisan soll den Restart des Amateurfußballs befeuern / Björn Klos: „Aussichtslosigkeit macht irgendwie mürbe“
Unser Bild: Wann sich die Tore des Ellenfeld-Stadions für Spieler und Fans wieder aufgehen, ist derzeit immer noch im Ungewissen. (Foto: Tobias Amelong)
„Leere auf dem Platz, spielst den nächsten Satz nur noch auf der Couch, das füllt dich nicht aus. Dein Trikot liegt nur rum, Fanclubs bleiben stumm, kein Schweiß in der Luft und kein Bratwurstduft. Will´ es wieder seh´n, wieder an der Bande steh´n, auch wenn das jetzt heißt: Mit Abstand zuzuseh´n, zieh ´ne Maske an, feuer´ Dich jetzt an. Es wird wieder Zeit!“ Was Marie Grundhöfer im Song „Wir woll´n doch nur spiel´n“ besingt, kann die Stimmung vieler Amateursportler im Land kaum besser auf den Punkt bringen. Das Lied ist eine Cover-Version des von Annett Louisan 2004 erschienenem Song „Das Spiel“. Mit freundlicher Unterstützung der Hamburger Sängerin hat das Saarburger Start-Up-Unternehmen Total Fansports den Originaltext auf die aktuelle Corona-Situation bezogen umformuliert und spricht damit sicher auch zahlreichen Borussen, Spielern wie Fans, vor allem auch den jugendlichen Fußballern, aus tiefsten Herzen.
Auch Björn Klos kann – im übertragenen Sinne – ein Lied davon singen. Borussias Trainer steht in ständigem Austausch mit seinen Schützlingen. Einmal in der Woche trifft man sich in einer Zoom-Konferenz zu einer gemeinsamen Trainingseinheit. Auch über Dinge abseits des Fußballs wird dabei gelegentlich gesprochen. Doch das kann die persönlichen Kontakte auf dem Trainingsplatz, die weit über das Sportliche hinausgehen, nicht ersetzen. „Je länger die Zwangspause dauert, desto schwieriger wird es, die Motivation hochzuhalten“, hat Björn Klos festgestellt. Mit dieser Beobachtung steht der Borussen-Coach nicht alleine. Was fehlt, ist die Perspektive. Wann öffnen sich wieder die Tore des Ellenfeld-Stadions? Eine Prognose darüber abzugeben, gleicht nach wie vor dem Blick in die Glaskugel. „Diese Aussichtslosigkeit macht einen schon irgendwie mürbe“, gibt Björn Klos ehrlich zu. „Wir wären ja fürs Erste ja schon zufrieden, wenn wir wieder gemeinsam auf dem Platz trainieren könnten.“ Und danach auch ein gemeinsames PARKBRÄU trinken und sich austauschen …
„Das ist mein größter Wunsch, mehr will ich doch nicht, lasst uns wieder hin, was ist denn so schlimm? Ich vermiss´ den Sport und das Vereinsheim, wo man Freunde trifft und ungezwungen spricht. Lang daheim zu sein, ist nichts für Groß und Klein. Draußen sind wir stark und geben auf uns acht. Woll´n ins Training geh´n, gemeinsam Runden dreh´n. Wir lieben unseren Sport.“ Diese Liedzeilen unterscheibt auch Gregor Demmer, Mitgründer und Geschäftsführer von Total Fansports, auch wenn er – gemäß dem Motto: Die Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts! – grundsätzlich der Meinung ist, „dass man auch im Sport nicht um Maßnahmen herumkommt. Es ist ja nicht nur das Training oder Spielen auf dem Platz, sondern meist das Zusammenkommen davor, daneben und danach.“ Doch genau hier hätte sich Demmer, der als Schiedsrichter des FSV Trier-Tarforst auf dem Platz ebenfalls von der Pandemie betroffen ist, gewünscht, dass man nicht alles pauschal verbietet, konnte er doch beobachten, dass „sich die meisten Vereine, bei denen ich unterwegs war, extrem viele Gedanken bezüglich Sicherheit und Hygiene gemacht haben.“ Das gilt auch für das Ellenfeld-Stadion, in dem ein Team unter der Leitung des Hygiene-Beauftragten Martin Gonschorek in unzähligen Arbeitsstunden ein ausgeklügeltes Konzept mit bestimmungskonformen Abtrennungen auf der Haupttribüne und umfangreichen Platzmarkierungen auf den Stehrängen umgesetzt hat. „Hier hätte man meines Erachtens einerseits durch mehr Nachdruck für die notwendige Disziplin sorgen können, andererseits auch durch eine noch stärkere Unterstützung helfen können“, so Gregor Demmer. Der kreative Kopf hat zu diesem Zweck mit seiner Firma ein Programm zur digitalen Kontaktdatenerfassung im Ticketing entwickelt, das mit den Gesundheitsämtern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland abgestimmt wurde und die Clubs bei Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach dem Lockdown unterstützen soll.
Doch wann es weitergeht, steht jedoch nach wie vor in den Sternen. Der Saarländische Fußballverband hat verschiedene Modelle entwickelt, die in Absprache mit den Vereinen flexibel je nach Beginn der vierwöchigen Trainingsvorlaufzeit zum Einsatz kommen können. Dabei scheint Modell 3 mit Spielbeginn im März nach derzeitiger Lage illusorisch. Wenn erst im April wieder Spiele möglich sind (Start am 5. April), haben sich die Vereinsvertreter mehrheitlich für eine Austragung der Nachholspiele ausgesprochen, erst danach könnte die Saison mit Abschluss der Vorrunde und anschließender Relegation zu Ende gespielt werden. Fest steht: Kann die Vorrunde nicht bis zum 30, Juni beendet sein, wird die Saison annulliert.
Der Hamburger Fußballverband (HFV) wird genau das an einem außerordentlichen Verbandstag vorschlagen, da sich die Mehrheit der Clubs bei Videokonferenzen und einer Umfrage dafür entschieden hat. Der Neustart der Saison 2021/22 würde mit der Staffeleinteilung aus der Saison 2020/21 erfolgen. Zu klären sei laut HFV noch, ob der Hamburger Pokal und damit ein Teilnehmer für den DFB-Pokal ausgespielt wird. Pflichtfreundschaftsspiele sollen, wenn möglich, den abgesagten Ligabetrieb ersetzen und die Grundlagen für die Saisonvorbereitung legen. Ein Vorbild auch für das Saarland?
Bis dahin heißt es: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Während der große Fußball nach wie vor rollt, müssen Amateure und Jugendliche darben. Dem Amateurfußball an der Basis fehlt die Lobby. Dabei ist „Fußball das größte deutsche Sozialprojekt“, sagt Michael Franke, der Vorsitzende des FT Gern, Philipp Lahms Heimatverein, in einem Beitrag auf ZEIT online im September 2020. Jeden Tag kümmern sich in Deutschland Ehrenamtliche um Kinder, entlasten Eltern, vermitteln Werte, machen aus Fremden Freunde. Vereinssport heißt: Gemeinschaft! Gesundheit! Zuversicht! Verantwortung! Zukunft! Und dabei wollen alle einfach nur spielen!
„Wie du dich bewegst, deine Haken schlägst, das fehlt mir so sehr, deine Schnelligkeit, wie du Bälle fängst, was will ein Fan mehr! Es steht eins zu eins, und die Spannung steigt. Wenn der Schiri pfeift, machst du dich bereit, ziehst die Stutzen hoch, nun ist es so weit. Du betrittst das Feld, wirst zum Superheld, die Leute rasten aus. Ich will doch nur spiel´n!“ (-jf-)
Unter folgendem Link kann der Soundtrack zum Restart des Amateurfussballs (#endlichwiederspielen) angeschaut werden:
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