Ein ganz anderer Blick auf das Leben

Der frühere Borussen-Keeper Francesco Rino hat seine Krebserkrankung überwunden und entwickelt neuen Lebensmut

Unser Bild: Endlich wieder frohe Gesichter bei Mario und Francesco Rino (v.l.) nach dem Spiel in Bischmisheim, nicht nur wegen des Auftaktsieges der Borussia. Mit den beiden freuen sich auch Borussen-Co-Trainer Özal Acar und FCS-23-Spieler Louis Cupelli über Francescos Wohlergehen. (Foto: -jf-)

Ist er es? Oder ist er es nicht? Doch, er ist es! Zusammen mit seinem Vater Mario und dem besten Freund Louis Cupelli aus der U23 des 1. FC Saarbrücken ist er am vergangenen Sonntag nach Bischmisheim gekommen, um sich die Borussia anzusehen. Francesco Rino, von 2012 bis 2017 Torhüter im Ellenfeld, hat eine schwere Zeit hinter sich. Eine Zeit mit ungewissem Ausgang. Doch nach seiner Krebserkrankung geht es ihm heute wieder viel besser – eine tolle Nachricht, die alle Borussen sehr freut!

Der Schock war im Oktober 2019 gekommen. Die Diagnose: Eine seltene Form von Lymphknotenkrebs. „Ich war ständig müde und bekam einen Hautausschlag, für den die Ärzte keine Erklärung fanden. Nach einem Spiel mit dem SV Wustweiler gegen Lebach musste ich in der Nacht mit Nierenschmerzen in die Notaufnahme gebracht werden“, erinnert sich Francesco Rino an die Momente, die sein junges Leben und das seiner Familie auf den Kopf stellten. Was bedeutet da schon das Ergebnis eines Fußballspiels? Von heute auf morgen hieß es: Raus aus jeder Normalität. Denn das Krankenhaus sollte von nun an für lange Zeit seine zweite Heimat werden. Doch Francesco Rino kam schnell aus der Schockphase raus und tat das, was er auf dem Fußballplatz schon immer beherzigte: Er kämpfte! Getreu dem Motto: Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren. Von Anfang an stand für ihn fest: „Ich ziehe das durch!“

Aber es packten ihn auch immer wieder Zweifel. „Kann ich nochmal ein normales Leben führen?“, fragte sich der damals 26jährige, den das Schicksal so kalt erwischt hatte. Eine Therapie folgte auf die andere. „Man sieht einfach kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Hinzu kam die Corona-Geschichte, die die Besuche in meinem Krankenzimmer zeitweise auf ein Minimum einschränkte. So war ich auch viel alleine“, blickt er auf die schwere Zeit zurück, weiß aber die Unterstützung von Freunden und Familie zu schätzen, auch wenn die nicht so oft wie gewünscht bei ihm sein konnten. Doch die innere Verbindung zu den Menschen, die ihn im Herzen haben, war stets da, hat ihn durch schwere Momente hindurchgetragen.

Warum ausgerechnet ich? Auch diese Frage hat sich der frühere Borussen-Torwart gestellt. Eine klare Antwort darauf gibt es nicht. Doch eine Erkenntnis hat er aus dem Erlebten gewonnen: „Ich habe durch die Erkrankung einen ganz anderen Blick auf das Leben bekommen, habe gelernt, Dinge wertzuschätzen, nicht als selbstverständlich zu nehmen. Insofern bin ich fast schon dankbar für diese Lektion, die mir das Leben erteilt hat. In jungen Jahren glaubt man doch immer, man bekommt sowas nicht. Das war so weit weg, zumal ich immer viel Sport gemacht habe und mich total gesund gefühlt habe.“

Mittlerweile befindet sich Francesco Rino in der Phase der Neuorientierung, wie es in der Wissenschaft so schön heißt. Das bedeutet: Die Lebensgeister sind in ihm wieder erwacht! „Ich kann wieder Sport machen und habe auch wieder Lust auf Fußball. Mal schauen, wie der Körper, wie die Muskulatur darauf reagiert. Denn ich war ja jetzt zwei Jahre komplett raus“, sagt der groß gewachsene Torwart, der die Ähnlichkeit mit seinem Vater, dem langjährigen Torwart- und Co-Trainer der Borussia, Mario Rino, nicht verleugnen kann. Natürlich ist auch der Gedanke im Hinterkopf: Kommt die Krankheit wieder zurück? Doch dadurch lässt sich Francesco Rino nicht aus der Bahn werfen, geschweige denn entmutigen, zumal eine regelmäßige medizinische Kontrolle das Risiko eines Rezidivs minimiert.

So kennen ihn noch viele: Francesco Rino im Borussen-Trikot, das er von 2012 bis 2017 trug. (Herzlichen Dank an THomas Burgardt für die Bereitstellung der beiden Archivbilder!)

Er könnte sich auch vorstellen, noch einmal zwischen den Pfosten seines Heimatclubs Preußen Merchweiler zu stehen. Denn dort im Tor war er immer zuhause. „Der Papa war ja auch immer Torwart, da war es schon vorgezeichnet, dass ich mal in seine Fußstapfen trete“, so Francesco Rino, der 2012 ins Ellenfeld wechselte. Ein Spiel im Borussen-Trikot hat er noch heute in besonderer Erinnerung: „Das Benefizspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern 2015 im Rahmen der Käfer-Aktion. Vor so vielen Zuschauern zu spielen, war Gänsehaut pur!“ Dass er die Borussia 2017 verließ, hatte in erster Linie berufliche Gründe: „Der Aufwand in der Oberliga war schon ziemlich hoch. Da war die Frage: Fußball oder Beruf? Und ich habe mich für den Beruf entschieden.“ Und welchen Eindruck hatte er von der Borussia beim 2:0-Startsieg in Bischmisheim? „Ich bin erst spät gekommen und habe nur etwas mehr als die letzte halbe Stunde gesehen. Das war schon ganz ordentlich, allerdings war der Gegner auch sehr defensiv eingestellt. Da war Geduld gefragt. Und mit dem 1:0 ist dann der Knoten geplatzt“, so seine Einschätzung.

Vom US-amerikanischen Prediger Henry Ward Beecher (1813-1887) ist das Zitat überliefert: „Jeder neue Tag hat zwei Griffe. Wir können ihn am Griff der Ängstlichkeit oder am Griff der Zuversicht anpacken.“ Francesco Rino hat sich für den Griff der Zuversicht entschieden. Er ist zurück im Leben. Die ganze Borussia-Familie wünscht ihrem ehemaligen Torwart auf dem weiteren Weg zurück in die Normalität von Herzen alles Gute und viel Glück. Francesco Rino soll wissen, dass er im Ellenfeld jederzeit herzlich willkommen ist! (-jf-)

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