Einen Punkt hätte Borussia verdient gehabt

Misslungene Heimpremiere: 1:2 gegen den VfL Primstal / Dem Rückstand der ersten Halbzeit nachgelaufen / Trotzdem aufmunternder Applaus vom Publikum

Unser Bild: Die Moral der Borussen stimmt – sinnbildlich dafür diese Szene, in der der zweikampfstarke Dylan Sodji Primstals Karsten Rauber energisch vom Ball trennt. (Foto: -jf-)

Als hätte er eine Vorahnung gehabt: „Ich wäre heute schon zufrieden, wenn wir nicht verlieren“, sagte Dirk Dollmann vor der Partie. Borussias Teammanager hatte dabei wohl die arg geschrumpfte Personaldecke vor Augen. „Wenn Bischmisheim letzte Rille war, dann ist Primstal allerletzte Rille“, musste auch Björn Klos feststellen, der selbst auf dem Spielberichtsbogen stand und kurz vor Spielschluss auch ins Geschehen eingriff. Dass die Borussen am Ende trotz unbeugsamer Moral und unermüdlichem kämpferischen Einsatz mit 1:2 gegen den VfL Primstal die Heimpremiere vergeigte, war allerdings im Wesentlichen der ersten Halbzeit geschuldet. „Da haben wir naiv verteidigt und dem Gegner zwei Tore aufgelegt. Dem 0:2-Rückstand sind wir dann permanent hinterhergelaufen“, so das Fazit von Björn Klos. Fest steht: Aufwand und Ertrag standen gestern Abend in keinem Verhältnis. „Das tut schon weh“, stellte deshalb auch Co-Trainer Özal Acar fest.

Untröstlich: Primstals Philipp Zimmer wird nach seiner roten Karte von seinen Mannschaftskameraden aufgemuntert, Borussias Sebastian Cullmann (am Boden) bekommt nach dem Schlusspfiff Unterstützung von Kapitän Marco Dahler – für uns die Bilder des Abends! (Fotos: -jf-)

Wehgetan hat die Niederlage sicher auch Sebastian Cullmann. Der Ex-Primstaler hätte natürlich nur zu gerne gegen seine ehemaligen Mannschaftskameraden gepunktet. Das merkte man Borussias Nummer 29 deutlich an: Er legte sich mächtig ins Zeug, war als Ankurbler sehr präsent, bot sich ständig als Anspielstation an und erledigte ein Riesenpensum – leider ohne den gewünschten Erfolg.. „Was willst du machen? Solche Spiele gibt es halt“, musste „Basti“ am Ende enttäuscht konstatieren. Enttäuscht waren wohl auch die 400 Zuschauer, sofern sie es mit der Borussia hielten – aber sicherlich nicht wegen der Leistung, denn schließlich hatten sie ein munteres und vor allem in der zweiten Halbzeit zunehmend spannendes, gegen Ende zunehmend dramatisches Spiel gesehen. Enttäuscht waren sie allein ob des Resultates. Das Publikum bewies ein feines Gespür für das, was die Mannschaft abgeliefert hatte, und so wurden die Borussen nach dem Schlusspfiff trotz der Niederlage mit viel Applaus in die Kabinen verabschiedet. „Ich kann euch keinen Vorwurf machen, die Mentalität hat absolut gestimmt“, hatte denn auch Björn Klos zuvor im Spielerkreis versucht, seine Schützlinge aufzurichten.

Die schafften es in der ersten Halbzeit trotz Überlegenheit und hoher Ballbesitzquote nicht, echten Druck aufzubauen. Der Ball lief teilweise ganz ansehnlich durch die Reihen der Weißen, aber am Strafraum verpufften die Angriffe gegen eine geschickt aufgebaute Abwehrformation. Lediglich Alexander Jochum kam zweimal zum Abschluss, fand jedoch in VfL-Torhüter Simon Holz seinen Meister. Primstal war mit gelegentlichen Kontern vor allem über die rechte Seite gefährlich. Einer davon führte nach 20 Minuten zum 0:1, als Fernando da Silva nach einem Pass in die Schnittstelle (aus allerdings stark abseitsverdächtiger Position) Philippe Persch überlupfte. Wenig später hieß es gar 0:2, als Daniel Schlicker beim Versuch, eine scharfe Hereingabe von Karsten Rauber abzuwehren, die Lederkugel unglücklich ins eigene Netz lenkte – eine ziemlich kalte Dusche für die Borussen, die aber nachsetzten. Zunächst verzog Julian Flammann von der rechten Flanke, dann zielte Tim Braun nach Allenfort-Vorlage knapp vorbei. Unterbrochen wurde der Spielfluss allerdings immer wieder durch einige Entscheidungen von Schiedsrichter Niclas Zemke, die Trainer Björn Klos nicht nachvollziehen konnte und wegen lautstarker Kritik prompt vom Unparteiischen den gelben Karton unter die Nase gehalten bekam.

Da keimte Hoffnung auf: Julian Flammann hat gerade das Anschlusstor erzielt und nimmt die Glückwünsche seiner Mitspieler entgegen. (Foto: -jf-)

Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Borussen jetzt die Schlagzahl. Die Gäste igelten sich mehr und mehr in der eigenen Hälfte ein, die Borussen belagerten zeitweise den VfL-Strafraum. Zwei Kopfballabschlüsse von Marco Dahler und Tim Klein signalisierten Torgefahr, ehe ein Schuss von Dylan Sodji abgeblockt wurde. Borussias Bemühungen wurden nach 63 Minuten endlich belohnt, als Julian Flammann mit seinem zweiten Saisontor einen Tag vor seinem 23. Geburtstag eine Hereingabe von Alexander Jochum zum Anschlusstreffer verwandelte. Ab der 65. Minute war Borussia dann sogar in Überzahl. VfL-Torschütze Philipp Zimmer war gegen Sebastian Cullmann überhart eingestiegen und sah folgerichtig die rote Karte. Offensiv fand Primstal nun kaum noch statt, verbarrikadierte mit Mann und Maus das eigene Tor. Ob hier in den Köpfen die Angst vor einem Dejavu-Erlebnis herumspukte? Bekanntlich hatte der VfL am Wochenende eine 2:0-Pausenführung gegen Ottweiler-Steinbach verspielt!

Doch die Borussen fanden nun seltsamerweise kaum noch ein Mittel, den Abwehrriegel zu knacken. „Fast 20 Minuten in Überzahl ohne echte Torchance – daran müssen wir dringend arbeiten“, kritisierte Björn Klos diese Phase, die zeitweise an ein Handballspiel erinnerte, wenn um den Kreis herum die entscheidende Lücke für die Kreisläufer gesucht wird. Hier verpassten die Borussen hin und wieder den Moment des Abschlusses auch mal aus der zweiten Reihe. Erst in der Schlussphase boten sich Ausgleichschancen. Die größte davon vergab Tim Klein, als er nach einem Einwurf von Marco Dahler, den Niklas Allenfort per Kopf verlängert hatte, aus 8 Metern frei zum Schuss kam und das Leder knapp am rechten unteren Toreck vorbei setzte – das musste eigentlich das 2:2 sein. Ehrlich gesagt: Einen Punkt hätten die Borussen auch verdient gehabt. Und damit wäre dann auch Dirk Dollmann zufrieden gewesen. (-jf-)  

Statistik: Borussia – VfL Primstal 1:2 (0:2)

Borussia: Philippe Persch – Tim Braun (ab 72. Dominik Jost), Marco Dahler, Daniel Schlicker (ab 90. Björn Klos), Alexander Jochum (ab 80. Joshua Penth), Sebastian Cullmann, Tim Cullmann, Julian Flammann, Niklas Allenfort, Dylan Sodji, Tim Klein. – Trainer: Björn Klos.

Tore: 0:1 (19.) Carl Fernando da Silva, 0:2 (26.) Daniel Schlicker (Eigentor), 1:2 (63.) Julian Flammann. – Schiedsrichter: Niclas Zemke (FV Fischbach). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karten Borussia: Björn Klos (35.), Dylan Sodji (35.), Daniel Schlicker (88.). – Gelb-rote Karte Borussia: Dylan Sodji (90.).

Unsere Bilder zeigen Eindrücke von der hart umkämpften Partie der Borussia gegen den VfL Primstal. (Fotos: -jf-)

7 Kommentare

  1. Einsatz und Engagement stimmten nach der Pause. Insgesamt ist aber natürlich noch viel Luft nach oben bei einigen. Ein Remis wäre dennoch mehr als verdient gewesen am Ende.

  2. Was will man machen. Irgendwie hört man hier die letzten Jahre immer das gleiche… Zu wenige Leute im Kader. Zu viele Verletzte…. Die Saison fängt ja schon gut an, wenn das jetzt wieder das Thema ist…
    Wieso haben wir denn jedes Jahr so viele Verletzte? Vielleicht liegt es ja an den Trainingsmethoden? Wieso haben wir jedes Jahr zu wenige Spieler im Kader?
    Sehe jetzt schon keine gute Saison voraus…

    • Du hast vollkommen Recht. Immer die selbe Ausrede. Merkt denn Keiner um das Ellenfeld herum, dass mit diesen Verantwortlichen keinen Fortschritt zu machen ist. Immer das selbe Gelaber, „wir haben zu wenig Geld“. Das mag wohl sein, aber ich meine, es werden die falschen Leute verpflichtet und ich habe den Verdacht, dass man gar nicht aufsteigen will. Man hat sich bequem in der Saarlandliga eingerichtet. Noch komischer kommt mir dieser Trainer vor. Vor jeder Saison schwärmt er von seinem Personal und muss dann selbst einspringen, weil er zu viele Verletzte (oder Unwillige) hat. Meine Meinung (ich leide unter der Situation), das wird Nichts mehr, jedenfalls mit diesem Trainer.

  3. Wissen Sie, was eine Tsunami ist? Natürlich wissen Sie es. Aber, vom Anfang an. Johannes und ich haben am gestrigen Mittwoch unser Wölkchen über dem Ellenfeld geparkt und schauten mit großer Vorfreude auf die ersten Minuten des Heimspiels der Borussia. Wir sahen ständig sechs bis sieben verteidigende Primstaler, gegen die der kleine Linksaußen und der Rechtsaußen der Borussen zwar einige verheißungsvolle Hereingaben produzierten, die aber ohne den vom fanatischen Publikum geforderten Tore blieben. Und wenn wir von fanatisch reden, Junge, der Herr Klose stand am Rand und brüllte wie eine ganze Herde hungernder Hyänen, und sich das Futter aus dem Hals. Und jetzt zu der Tsunami, wie Johannes die beiden Angriffe der Primstaler nannte. Wie sie mit sechs/sieben Mann verteidigten, griffen sie auch mit sieben/acht Spielern an und erzielten zwei Tore, das zweite unter „schlickerschen“, also „borussischen“ Mitwirkung. Um 19.45 Uhr hörte ich neben mir, dass Johannes weinte. „Leo“, schniefte er, „Leo, gehen wir hoch.“ „Aber, es gibt doch noch eine zweite Halbzeit!“ „Alles gut und schön“, gab er mir zu Antwort, „aber ich habe kein Taschentuch dabei und habe deshalb Angst, dass meine Trauertropferei in Regen übergeht.“ Und deshalb, liebe Borussen, haben wir die zweite Halbzeit verpasst und sind wir beide froh, dass wir den Bericht von Jo Frisch haben lesen können. Und versprochen: wir bleiben das nächste Mal bis zum Ende! Grüße und alles Gute wünschen
    Johannes und Leo

  4. Alle Jahre wieder und man hört von Verein immer wieder das Selbe, zu viele Verletzte, zu wenig Spieler… woran liegt das denn, mal darüber nachgedacht? Wie kann das sein, dass wir Jahr für Jahr die ein und selben Fehler machen, wir haben erst zwei Spiele in der Liga und keine Spieler mehr, das ist selbst für uns Rekord.

  5. Gestern haben wir eine aufopferungsvolle Borussen-Elf im Ellenfeld kämpfen gesehen.
    Ich zitiere in dieser Hinsicht auch Jo Frisch mit „Misslungene Heimpremiere … aufmunternder Applaus vom Publikum … Die Moral dieser Borussen-Elf stimmte.

    Diese Jungs haben auf „der allerletzten Ritze“ Fussball gespielt.
    Das stimmt! Hier stellt sich die Frage: „Wieso eigentlich“. Zu einem Saisonstart sollte das Team vor Kraft und Selbstbewusstsein strotzen.
    Das Gezeigte war für uns Neunkircher Fans leider nicht ausreichend.

    Wie jedes Jahr zu Saisonbeginn immer die gleiche Klage der Verantwortlichen (seit dem Abstieg aus der Oberliga 2017 …);
    Man kann das als Fan schon nicht mehr hören, wie etwa:
    … zu wenig Spieler (trotz dieser Corona-Zwangspause konnte der Verein die 1.Mannschaft qualitativ und quantitativ nicht weiter verbessern)
    … zu viele verletzte Spieler (wieso überhaupt, liegt es an den Trainingsbedingungen oder an der medizinischen Betreuung …?)
    … zu wenig Geld u.s.w.

    Ich kann dem Beitrag von NKler nur zustimmen und sehe schon jetzt keine gute Saison auf unsere Borussia zukommen …

    Vorab möchte ich jedoch unseren aktuellen Sportvorstand, Herrn Persch, in Schutz nehmen und lobend erwähnen. Er kämpft gemeinsam mit seiner Familie und einem „kleinen Team“ unermüdlich den Spielbetrieb der Borussia aufrecht zu erhalten.
    Jedoch ist eine Fam. Persch viel zu wenig für diesen Traditions-Verein!
    Hier muss man nun alle Groß- und Klein-Sponsoren der Borussia in die Verantwortung nehmen, diesen Verein am Leben zu erhalten und diesen finanziell und organisatorisch unterstützen.

    Ich habe das Gefühl einige Verantwortliche beschäftigen sich zu sehr mit der Stadt Neunkirchen und deren Planspielerei bzgl. Ellenfeld, anstatt die Sponsoren der Borussia stärker in die Pflicht zu nehmen, damit die sportliche Komponente der 1. und ggfs. einer 2. Mannschaft intensiv gefördert werden kann.
    Die Verantwortlichen und die Sponsoren müssen doch langsam begreifen, dass ohne sportliche Erfolge keine Zuschauer in ein Stadion gelockt werden können, auch nicht aus der zweitgrößten Stadt des Saarlandes.
    Hier eilt uns dieser Elversberger-Dorfverein seit Jahren voraus (Dank dem Holzer-Imperium).

    Zum Glück wurde nun wieder eine Borussen-Jugend-Akademie gegründet, mit dem Focus der Ausbildung und Förderung junger talentierter Fussballer. Sportliche Erfolge können wir frühestens in etlichen Jahren erleben … hoffentlich!?!

    Hier sind nun die Sponsoren der Borussia (siehe Vereins-Webseite) gefordert.
    Wieso erfährt unsere Borussia so wenig finanzielle und organisatorische Unterstützung durch diese Groß- und Klein-Sponsoren (beträchtliche Anzahl)?
    Geringste Beiträge helfen hier über eine Saison nicht viel weiter.
    Es muss langfristig viel mehr unterstützt werden; ohne irgendwelche Rückzahlungsgarantien zu erwarten. Ansonsten macht ein Sponsoring überhaupt keinen Sinn.

    In diesem Sinn
    … Go Borussia Go ….

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