„Kicker-Sportmagazin“ würdigt in der Reihe „Torjägerlegenden“ Borussias Stürmer Rudi Dörrenbächer / In 168 Spielen 136 Tore – eine Quote fast so gut wie Robert Lewandowski
Vor einigen Wochen hat Deutschlands größte Sportzeitung, „Kicker-Sportmagazin“, die 2019 in Zusammenarbeit mit fussball.de, dem DFB und Volkswagen ins Leben gerufene, aber wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Aktion „Torjäger für alle“ wieder neu gestartet. Dabei waren die Amateurclubs unter dem Motto „Torjägerlegenden“ auch aufgerufen, herausragende Torschützen aus der Vereinshistorie zu benennen und zu würdigen. „Er ist nicht so berühmt wie Klaus Fischer oder Gerd Müller, hat nicht so viele Tore geschossen wie Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Aber euer Klub wäre nicht derselbe, hätte er nie euer Trikot getragen. Er ist die Stürmerlegende eures Vereins, deren Geschichte es wert ist erzählt zu werden. Schreibt uns an amateure@kicker.de und verratet sie uns. Wir schreiben sie auf“, heißt es auf kicker-online.
Die Borussia hat dabei Rudi Dörrenbächer ins Rennen geschickt, der zwischen 1957 und 1963 in 168 Spielen 136 Treffer erzielte und dabei ganz nahe an die tolle Torquote des aktuell wohl besten Torjägers der Welt, Robert Lewandowski, herankommt. Und siehe da: Der „Kicker“ hat den eingereichten Beitrag über Borussias Goalgetter als ersten in der Reihe „Torjägerlegenden“ veröffentlicht. Der Beitrag kann unter folgendem Link abgerufen werden:
Doch damit nicht genug. Die Borussia hat sich zum Thema Rudi Dörrenbächer auch bei einem Zeitzeugen umgehört, der aus der damaligen Zeit erzählt:
Einer, der Rudi Dörrenbächer noch Tore schießen gesehen und persönlich gekannt hat, ist Paul Georg. Der Versicherungsmakler aus Wiebelskirchen hat selbst in der Jugend im Ellenfeld gespielt, ist seit 1960 Mitglied der Borussia und, wie er von sich sagt, bis heute „eingefleischter Borusse“. Im Interview erinnert sich Paul Georg (PG) an die erfolgreiche Ära der Borussia mit Rudi Dörrenbächer im schwarz-weißen Trikot.
Hand aufs Herz, Paul Georg: Wie erlebt man als einer, der die Glanzzeiten der Borussia und Rudi Dörrenbächers beste Jahre live miterlebt hat, die Gegenwart in der Saarlandliga?
PG: 51jährige Erstklassigkeit von 1912 bis 1963, dann ein Jahr Unterbrechung durch die Saison in der Regionalliga 1963/64, als Kaiserslautern und Saarbrücken statt Neunkirchen in die Bundesliga eingestuft wurden, dann 1964 der Aufstieg mit nochmal drei Jahren Erstklassigkeit, und jetzt nur noch 6. Liga – das tut einem als mehr als 60jährigem Vereinsmitglied und eingefleischtem Borussen schon ein bisschen weh. Wenn man bedenkt, dass bei Einführung der Bundesliga unsere damalige erste Amateurmannschaft drittklassig und die dritte Mannschaft der Borussia in eben dieser Sechstklassigkeit unterwegs war, wird die Dimension des Abrutschens noch unglaublicher!
Sie waren in ihrer Jugend nicht nur Spieler bei der Borussia, sondern auch als Fan Stammgast im Ellenfeld.
PG: Ja, als aktiver Juniorenspieler habe ich damals unter Borussias erstem Nationalspieler, Kurt Welsch, trainiert. Da bekam man immer einen Freiausweis und durfte sich die Spiele der ersten Mannschaft anschauen, ohne Eintritt zahlen zu müssen. Das habe ich mir natürlich als Borussen-Fan nicht entgehen lassen.
Lassen Sie uns doch teilhaben: Wie war das denn damals rund ums Ellenfeld, wenn die Borussia gespielt hat? Erzählen Sie bitte!
PG: Mein Vater war ja schon Spieler der Borussia in der Saar-Pfalz-Liga und der Gauliga Südwest in den dreißiger Jahren. Natürlich hat er auch in mir das Borussen-Feuer entfacht und mich in den 50er-Jahren mit ins Ellenfeld genommen. So konnte ich bereits als kleiner Knirps alle 14 Tage, damals immer an Sonntagen, unsere Borussia gegen den 1. FC Kaiserslautern, den FK Pirmasens, Wormatia Worms oder Eintracht Trier gewinnen sehen – meistens jedenfalls! Ich war immer regelrecht heiß darauf, mit Papa ins Ellenfeld gehen zu dürfen, damals immer zu Fuß von der Friedrich-Ebert-Straße, am Bahnhof gelegen, bis zum Stadion: Drei Kilometer Fußmarsch, bei allem Wind und Wetter. Da war vor den Spielen mächtig was los. Wir mussten den berüchtigten Hüttenberg hinauf gehen, für meinen beinamputierten Vater eine enorme Strapaze. Aber was tut man nicht alles für die Borussia! Die Menschen waren ja auch durch fünf Jahre Krieg und die damit verbundenen Entbehrungen noch nicht so verwöhnt wie heute. Im Ellenfeld angekommen haben wir dann auf der alten Tribüne mit ihren Holzbänken, Vorläufer der heutigen Haupttribüne, Platz genommen, immer auf demselben Platz, auf dem mein Vater wegen seiner Beinamputation saß.
Wie beurteilen Sie aus heutiger Sicht die Leistungen der damaligen Mannschaft?
PG: Sensationell! Da behauptete sich diese Borussen-Mannschaft im Reigen von Vereinen, die bis heute noch im deutschen, europäischen, ja Welt-Fußball Rang und Namen haben, wie zum Beispiel Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04 oder dem Hamburger SV, der ja mittlerweile auch nur noch zweitklassig ist.
Die Borussia hatte mit Rudi Dörrenbächer Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre einen sehr treffsicheren Torschützen, der sich mit seiner Torquote auch heute nicht verstecken muss.
PG: Gerade im Trikot des Hamburger SV gab es diesen Weltklasse-Stürmer namens Uwe Seeler. Rudi Dörrenbächer gelang es, diesen Top-Mann in der Saison 1961/62, als die Borussia Südwestmeister wurde, hinter sich zu lassen und mit 37 Treffern Torschützenkönig aller damaligen Oberligen, also der seinerzeit höchsten deutschen Spielklasse, zu werden. Was das verglichen mit heute bedeutet, machen folgende Zahlen klar: Aktuell kennt man als besten deutschen Torschützen Robert Lewandowski, der mit 41 Toren in der Spielzeit 2020/21 die alte Rekordmarke von Gerd Müller (40) übertraf. Setzt man nun Robert Lewandowskis 41 Tore zu seinen 29 Bundesligaeinsätzen ins Verhältnis, so kommt man auf einen Quotienten von 1,41. Da steht Rudi Dörrenbächer mit 37 Toren in 30 Spielen und einem Quotienten von 1,23 nicht viel schlechter da!
Und hätte womöglich noch erfolgreicher werden können, wäre da nicht dieses fatale Nachholspiel der Borussia in Frankenthal gewesen, das das Ende seiner Karriere bedeutete. Sie waren vor Ort dabei. Was ist genau passiert an jenem Ostermontag 1963?
PG: In der 18. Spielminute steigt unser Torjäger, gerade mal zwei Woche nach seinem 30. Geburtstag, hoch in den Pfälzer Himmel und bringt seine Mannschaft per Kopfball mit 1:0 in Führung. Dabei gehörte der Kopfball gar nicht zu seiner Spezialität, er machte das eher selten! Doch schon den Torjubel seiner Kameraden bekommt er nicht mehr mit. Denn Frankenthals Torhüter Rößler ist bei seiner Abwehraktion um Sekundenbruchteile zu spät gekommen, trifft den Borussen ohne Absicht mit der Faust an der Schläfe. Der stürzt ohne jede Reaktion regelrecht wie ein nasser Sack auf den immer noch vereisten Boden – ich habe die Szene heute noch vor Augen – und verliert das Bewusstsein. Mit einem Schädelbasisbruch wird unser Top-Stürmer nach Ludwigshafen in die Klinik eingeliefert. Dort liegt er sechs Wochen im Koma, das Ende einer Karriere. Einen Stürmer mit solch einer erfolgreichen Quote hatte die Borussia ab da meines Wissens nach bis heute nicht mehr!
Vielen Dank, Paul Georg, für das Interview und ihre Erinnerungen an die erfolgreiche Zeit der Borussia mit ihrem Torjöger Rudi Dörrenbächer! (-jf-)
Genau so war es Paul,
Stürmer seiner Qualität,findet man heute nur noch selten und bei unserer Borussia wohl garnicht mehr.
Dabei hatten wir im Angriff über Jahrzehnte,
Super Spieler,KUNTZ,May Pidancet,Heiden,Gayer,Linsenmaier um nur einige zu nennen ,waren Deutsche Spitzenstürmer die viele Tore für die
Borussia erzielten.Schade,was bleibt ist die Erinnerung an grosse Spieler und eine grossartige Ära des Vereins.
Rudis bestes Spiel war m. E. am 28.05.60, Endrunde Dt. Meisterschaft, Wildparkstadion Karlsruhe, beim 4:2 Sieg gegen den hohen Favoriten KSC, wo er 3 Tore schoss und Werner Emser das andere.
Werner Bohr, Frankfurt a. M.