Borussias Pokalträume auf dem Tivoli geplatzt

Aus Borussias traditionsreicher Historie / Heute vor 54 Jahren: Borussia unterliegt bei Alemannia Aachen im Viertelfinale des DFB-Pokal trotz 1:0-Führung am Ende mit 1:3

Unser Bild: Führung für Borussia! Wolfgang Gayer (weißes Trikot) reagiert am schnellsten und spitzelt das Leder ins Aachener Tor. Keeper Prokop und sein Abwehrspieler können dem Ball nur noch entsetzt hinterher schauen, während Borussias Stürmer der Torschrei schon auf den Lippen liegt. (Foto: 90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga)

Pokalfieber am Aachener Tivoli! Im Viertelfinale des DFB-Pokals trafen heute vor 54 Jahren die Alemannia und die Borussia aus dem Ellenfeld aufeinander. Beide Mannschaften hatten zuvor „dicke Brocken“ aus dem Weg geräumt. Die Aachener schalteten in der ersten Hauptrunde in zwei Spielen den FK Pirmasens (1:1, 1:0) und anschließend den Karlsruher SC (4:2). Die Borussen brauchten gegen die Amateure von Hannover 96 nach dem 2:2 im ersten Spiel ein Wiederholungsspiel, das im Ellenfeld knapp mit 2:1 gewonnen wurde. Anschließend wartete mit Werder Bremen der deutsche Meister von 1965 auf die Elf von Trainer Zeljko Cajkovski: Nach einem 1:1 nach Verlängerung war auch hier ein Wiederholungsspiel nötig, das die Borussen im Weserstadion etwas überraschend mit 2:1 für sich entschieden.

Auf dem Tivoli endeten dann jedoch nach 90 Minuten die Pokalträume der Borussen. Zwar konnte Wolfgang Gayer die Gäste aus dem Saarland vor 20.000 Fans nach 25 Minuten mit 1:0 in Führung schießen, doch die Alemannen-Defensive stand anschließend sicher und ließ kaum noch eine gefährliche Situation vor dem Tor von Keeper Gerd Prokop zu. Schon vier Minuten später egalisierte Jupp Martinelli die Neunkircher Führung, ehe unmittelbar vor dem Pausenpfiff, also zu einem psychologisch aus Aachener Sicht äußerst günstigen Zeitpunkt, Karl Heinz Klostermann der Borussen-Abwehr entwischte und den Ball einnetzte – Torhüter Willi Ertz konnte dem Leder nur noch hinterherschauen, auch der Sprint von Verteidiger Gerd Regitz kam zu spät. Nach dem Seitenwechsel passierte in einem „untypisch unkämpferischen Pokalspiel“ (SZ) nicht mehr allzu viel. Die endgültige Entscheidung zugunsten der Truppe von Trainer Michel Pfeiffer fiel erst unmittelbar vor dem Abpfiff von Schiedsrichter Riegg aus Augsburg, als Erwin Hoffmann einen Foulelfmeter zum 3:1-Endstand sicher in die Maschen setzte. Im Halbfinale scheiterten die Alemannen mit 1:3 beim Hamburger SV, der wiederum im Finale mit 0:4 gegen den FC Bayern regelrecht unterging.

Mit dem Allerwertesten abgeblockt: Aachens Abwehrspieler Peter Schöngen (li.) wirft sich in den Schuss von Hans Linsenmaier (re.) – mit Erfolg! (Foto: 90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga)

Was zu diesem Zeitpunkt im Frühjahr 1967 noch keiner wusste: Ein paar Monate später sollten die beiden Viertelfinalisten, Aachen als West- und Borussia als Südwestmeister, gemeinsam in die Bundesliga aufsteigen! Die Alemannen setzten sich in der Aufstiegsrunde gegen Kickers Offenbach, den 1. FC Saarbrücken, Göttingen 05 und Tennis Borussia Berlin durch, die Borussen gaben Schwarz-Weiß Essen, Arminia Hannover, Bayern Hof und Hertha BSC Berlin das Nachsehen. In der gemeinsamen Bundesliga-Saison verlor Borussia beide Partien gegen die Alemannia: Einem 0:1 im Ellenfeld folgte im Rückspiel auf dem Tivoli eine herbe 1:5-Schlappe. Unterschiedlicher konnte die Bundesliga-Spielzeit für beide Clubs nicht verlaufen: Während die Aachener als Aufsteiger völlig überraschend hinter Titelträger 1. FC Nürnberg Vizemeister wurden, mussten die Borussen im Sommer 1968 in die Regionalliga zurückkehren.

Beide Teams trafen später noch mehrfach aufeinander. Im DFB-Pokal konnte die Alemannia auf dem Tivoli ihren Sieg von 1967 wiederholen (diesmal mit 2:1). In der Regionalliga West-Südwest gelang den Borussen 1994/95 gleich zwei Siege (1:0 in Aachen, 4:0 im Ellenfeld), während in der nachfolgenden Spielzeit die Alemannen zweimal als Sieger vom Platz gingen (beide Male mit 1:0).

Spiel gedreht: Die Borussen Willi Ertz (li.) und Ger Regitz können nicht mehr eingreifen, das Leder rollt nach Klostermanns Schuss zur 2:1-Führung für die Alemannia ins Netz. (Foto: 90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga)

Die erste Begegnung zwischen Alemannia und Borussia ist für den 18. April 1924 belegt. Da gewannen die Borussen in der Kaiserstadt mit 5:0 (!). Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Testspiele zwischen beiden Clubs – mit unterschiedlichem Erfolg: Im Mai 1953 unterlag Borussia den Alemannen im Ellenfeld mit 2:3, um im April 1962 mit 2:1 den Spieß umzudrehen. Die Aachener wiederum schlugen den Bundesliga-Aufsteiger Borussia in einem Vorbereitungsspiel im Juli 1964 mit 3:1. In der sommerlichen Toto-Runde im Juni 1955 konnte Borussia die Aachener zunächst mit 3:2 in die Knie zwingen, musste sich aber im Rückspiel auf dem Tivoli mit 1:6 deutlich geschlagen geben.

Das Viertelfinalspiel im DFB-Pokal heute vor 54 Jahren bestritten beide Teams in folgende Aufstellung:

Alemannia Aachen: Gerd Prokop – Josef Thelen, Peter Schöngen, Rolf Pawellek, Erwin Hermandung, Christoph Walter, Jupp Martinelli, Willi Krieger, Erwin Hoffmann, Herbert Kronen, Karl-Heinz Klostermann.

Borussia: Willi Ertz – Peter Czernotzky, Gerd Regitz, Erich Leist, Jürgen Wingert, Dieter Schock, Erich Hermesdorf, Wolfgang Gayer, Jürgen Pontes, Hans Linsenmaier, Günter Kuntz. (-jf-)

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