Unser Bild: Mit dieser Mannschaft wurde Torhüter Jürgen Muche (untere Reihe, 3. von links) Saarlandmeister 1976. (Foto: Mythos Ellenfeld – 100 Jahre Borussia Neunkirchen)
Auf der Kondolenzseite der „Saarbrücker Zeitung“ (SZ) hat Greta B. eine Gedenkkerze entzündet. „Du warst ein so guter Lehrer, einer der Besten. Ruhe in Frieden!“ Gewidmet ist die Kerze Dr. Jürgen Muche. Torwart und Pädagoge, vor allem Mensch – mit einer Vita, die großes Engagement und viel Engagement für die ihm Anvertrauten widerspiegelt. Von 1975 bis 1979 hütete Jürgen Muche das Tor der Borussia. Jetzt ist sein Lebenslicht am vergangenen Donnerstag im Alter von nur 68 Jahren in Nürnberg, wo er zuletzt lebte, erloschen. Borussia trauert um ihren ehemaligen Torwart.
Der gebürtige Berliner spielte seit seinem zehnten Lebensjahr beim Ludwigshafener SC. Dort machte er durch herausragende Leistungen auf sich aufmerksam. 1971 verpflichtete der 1. FC Saarbrücken den damals 20jährigen. Als Student der Fakultäten Germanistik und Sport schrieb sich Jürgen Muche an der Universität des Saarlandes ein und konnte so seine Passion für das runde Leder und die Literatur in idealer Weise kombinieren. Nachdem er für die Malstätter 65 Spiele in der Regionalliga Südwest und 13 Partien in der 2. Bundesliga absolviert hatte, 1975 suchte er im Ellenfeld eine neue sportliche Herausforderung. Mit der Borussia wurde er dreimal in Folge Saarlandmeister und nahm an drei Aufstiegsrunden zur zweiten Liga teil. Dabei konnte er 1977 trotz eines gehaltenen Elfmeters im entscheidenden Spiel bei Wormatia Worms (0:3) der Borussia nicht zum Aufstieg verhelfen, die Borussen scheiterten wegen eines einzigen Tores und mussten sich ein weiteres Jahr gedulden, bis der Sprung nach oben gelang. Jürgen Muche war Teil des Teams, das 1978 mit einem 5:1 gegen Saar 05 Saarlandpokalsieger wurde und trug in zwei DFB-Pokalspielen das schwarz-weiße Trikot. Zudem kam er 14 Mal für die deutsche Amateurnationalmannschaft zum Einsatz, mit der er 1974 in Rijeka den UEFA-Amateur-Cup gewann.
Nach dem Ende seiner Torhüter-Laufbahn widmete sich Jürgen Muche mit großer Leidenschaft seiner Berufung als Lehrer. Nach dem Staatsexamen in seinen Fächern Germanistik und Sport war er bis 1988 am Illtal-Gymnasium in Illingen als Lehrer für Deutsch und Sport tätig. Sein großes Interesse für Literatur und deren Wirkung bis in die Gegenwart motivierte ihn, 1989 mit einer Dissertation über „Lebendiges Lernen im Literaturunterricht“ zu promovieren. Von 1994 bis 1996 unterrichtete Dr. Jürgen Muche am Ludwigsgymnasium in Saarbrücken und war darüber hinaus an der Universität tätig. 1998 rief ihn das Ausland: Bis 2005 lebte Jürgen Muche in Südafrika und lehrte an der Deutschen Internationalen Schule in Kapstadt, ehe er nach seiner Rückkehr zunächst Lehrer am Saarpfalz-Gymnasium in Homburg und dann wieder am Ludwigsgymnasium tätig war.
Doch die Verantwortung für seine Schülerschaft war Jürgen Muche nicht genug. Gemeinsam mit seiner Frau Hiltrud, der Tochter des damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger, die er im März 1976 geheiratet hatte, engagierte er sich im Afrika-Projekt von Dr. Hans Schales, des ehemaligen Chefarztes am St.-Josef-Krankenhaus in Dudweiler, und kümmerte sich ehrenamtlich um Organisation und Betreuung von über 800 aus dem Saarland unterstützten Patenkinder im durch Wirtschaftskrise, Dürreperioden und politischen Unruhen stark gebeutelten Simbabwe. Die Muches waren dafür verantwortlich, dass jährlich viele tausend Euro an Patengeldern in das saarländisch-simbabwische Patenprojekt flossen. In seiner Ehefrau, die während der Lehrtätigkeit ihres Mannes in Kapstadt in einem Kinderkrankenhaus gearbeitet hat und ihm eine Tochter und zwei Söhne schenkte, hatte Jürgen Muche stets eine große Stütze.
Wie sehr es dem Lehrer Jürgen Muche um die ihm anvertrauten jungen Menschen ging, zeigt der Titel eines Aufsatzes, den der frühere Torwart in der Zeitschrift „Sportpädagogik“ 1987 veröffentlicht hatte: „Wie kann man den Schüler als Person achten, ohne den Stoff zu vernachlässigen?“ Insofern muss das Kompliment seiner Schülerin Greta B. im digitalen Kondolenzbuch der „SZ“ nicht verwundern: „Du warst ein so guter Lehrer, einer der Besten!“
Borussia fühlt sich in der Trauer um Dr. Jürgen Muche seiner Familie verbunden. „Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.“ Im festen Glauben an dieses Wort des Arztes, Philosophen und Theologen Albert Schweitzer wird die Borussia ihrem ehemaligen Torwart stets ein ehrendes Andenken bewahren. Ruhe in Frieden, Jürgen Muche! (-jf-)
Wieder eine Torwartlegende – toller Sportler + hervorragende Persönlichkeit – hat die Borussenfamilie für immer verlassen . Ein trauriges Wochenende. Ruhe in Frieden
R.I.P. Jürgen Muche ! Ich war 1977 bei dem Spiel in Worms im Stadion mit meinem Vater, ich war 13 Jahre alt mit Fahne, Schal usw. ich kann mich noch sehr gut daran erinnern.