Borussias Archiv füllt sich weiter / Wertvolle Originale beim Spiel gegen Schwalbach übergeben / Dank an Familie Ohliger, Hans Werner Eichhorn, Dietmar Welsch und Gerhard König
Unser Bild: Übergabe neuer Objekte für das Borussia-Archiv anlässlich des Heimspiels gegen den FV Schwalbach. Dr. Jens Kelm (li.) freut sich über die Spenden von (v.l.n.r.) Familie Ohliger, Hans Werner Eichhorn und Gerhard König. (Foto: -jf-)
Von Jo Frisch
„Sollen wir mal hinunter gehen in den Archiv-Raum?“ Dr. Jens Kelm, exzellenter Kenner der Borussen-Historie und zuständig für die gesamte Hinterlassenschaft aus 113 Jahren Borussia, geht voran, die Stufen hinunter in die Katakomben der Ellenfeld-Sporthalle. Das Untergeschoss wurde schon in den 50er Jahren erbaut, ehe Anfang der 60er die Sporthalle oben drauf gesetzt wurde. Hier unten bietet sich dem Besucher auch ein Blick in den Waschraum, dem „Reich“ von Betreuer Rainer Hoffmann, hier liegt – neben weiteren Funktionsräumen – auch das Entmüdungsbecken, das schon mehr als fünfzig Jahre keinen Tropfen Wasser mehr gesehen hat, hier tauchten Borussias Bundesligaspieler nach kräftezehrenden 90 Minuten in das wärmende Nass ein, um zu entspannen.
Als Jens Kelm, „Herr der Schlüssel“ im Ellenfeld, den Archiv-Raum öffnet und das Licht anmacht, liegt sie vor einem: Die Historie der traditionsreichen Borussia, in Form von Gemälden, unzähligen Fotos, Stapeln von Zeitschriften und Magazinen, meterweise Aktenordner, in denen die geschäftlichen Vorgänge aus schwierigen Zeiten ebenso gesammelt sind wie Spielerverträge oder die Korrespondenz mit DFB und Saarländischem Fußballverband. Dabei wird das, was Dr. Jens Kelm gemeinsam mit Tobias Fuchs in jahrzehntelanger mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen hat, nur zum Teil im Ellenfeld aufbewahrt. Die größten und wichtigsten Bestände des Borussia-Archivs befinden sich im Landesarchiv des Saarlandes und sind in der Abteilung „Saarländisches Sportarchiv“ in der Dudweiler Straße in Saarbrücken-Scheidt eingelagert. Betreut wird das Archiv vom Ellenfeld-Verein, der sich mit viel Engagement um die Kulturgeschichte und die Tradition des saarländischen Fußballs und speziell um die der Borussia kümmert und auch für die Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum des Ellenfeld-Stadions 2012 verantwortlich zeichnete.
Das Saarlandligaspiel der Borussia gegen den FV Schwalbach bietet für Dr. Jens Kelm einen besonderen Anlass zur Freude. Der Borussen-Archivar begrüßt mit Familie Ohliger, Gerhard König und dem ehemaligen Spieler der Borussia, Hans Werner Eichhorn, Spender weiterer wertvoller Gaben für das Borussia-Archiv. Gerhard König überreicht einige Fotos mit der Originalunterschrift von Torjäger Jürgen Papies, der 1971 mit der Empfehlung von 66 Toren für den Wuppertaler SV, Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt ins Ellenfeld gekommen war und dort nahtlos an seine Trefferquote anknüpfte: In 30 Spielen netzte der damals 27jährige 25mal ein und hatte damit wesentlichen Anteil am Gewinn der Südwest-Meisterschaft. In der Aufstiegsrunde scheiterte Borussia trotz beeidruckender 9 Papies-Tore in 8 Spielen an der übermächtigen Konkurrenz des Wuppertaler SV. Im Winter 1972/73 verließ Jürgen Papies das Ellenfeld Richtung Bayer 04 Leverkusen. Eine Original-Eintrittskarte vom Zweitliga-Spiel in der Saison 1978/79 gegen den Karlsruher SC und eine Kopie der Stadionzeitschrift vom Spiel der Aufstiegsrunde 1964 gegen den FC Bayern München im Saarbrücker Ludwigspark hat Dietmar Welsch aus Blieskastel der Borussia zukommen lassen.
Hans-Werner Eichhorn übergibt Jens Kelm komplette gebundene originale Jahrgänge des Sportmagazins „Kicker – Die Sportrevue“ aus den Bundesligajahren der Borussia. Eichhorn, der für die Borussen zwischen 1974 und 1979 76 Zweitliga-Spiele bestritt und auch heute noch gelegentlich in der Ü50-Auswahl des SV Holz-Wahlschied aktiv ist, hat die Sammlung seinem Arbeitskollegen und Borussen-Fan Wolfgang Leib abgekauft („Zu einem Freundschaftspreis, versteht sich!“) und stellt sie jetzt dem Archiv zur Verfügung.
Eine ganz besondere Rarität hat Familie Ohliger mitgebracht: Das Original eines „an der Schäferei projektierten Sportplatzes“ aus dem Jahre 1910. „Der Plan stammt von Harry Brill, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Ich habe mit ihm zusammen Handball gespielt. Man hat uns angerufen, wir sollen vorbeikommen und was abholen. Die Familie hat diesen Plan gefunden, weiß aber nicht, wie Harry an ihn gekommen ist“, erzählt Herr Ohliger. Dr. Kelm hat sorgfältig und detailliert gezeichneten Plan, dem auch eine ausführliche baufachliche Kommentierung hinzugefügt ist, studiert und dabei festgestellt, „dass hier an die Errichtung eines Stadions im Bereich der Lakaien-Schäferei gedacht war. Der Plan ist nie verwirklicht worden, zeigt jedoch inklusive der vorgelagerten Tennisplätze und der drei Stehstufen im Bereich der heutigen Gegengeraden schon 1910 die elementaren Grundzüge des Ellenfelds, das erst zwei Jahre später 1912 gebaut wurde. Der jetzt überreichte Stadion-Bauplan gehört zu den ältesten physischen Originalen, die wir haben“, freut sich Borussias Archivar über die Neuzugänge. Allen Spendern, der Familie Ohliger, Hans Werner Eichhorn, Dietmar Welsch und Gerhard König sei ganz herzlich gedankt!
Unsere Bilder zeigen die übergebenen Archivalia. (Fotos:-jf-)
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