Borussias Meistertrainer von 2002, Jörg Nehren, im Interview vor dem „Meistertreffen“ der Mannschaften von 2002 und 2005 am Freitag, 17. Mai, 18.00 Uhr im Ellenfeld-Stadion
Unser Foto: Ein eingespieltes und gut harmonierendes Trainerteam – Cheftrainer Jörg Nehren (li.) und sein Co Willi Ertz trugen auf der Borussen-Bank die sportliche Verantwortung in der Meistersaison 2001/2002. (Foto: Thomas Burgardt – vielen Dank!)
In drei Wochen ist es soweit! Borussias Meistermannschaften von 2002 und 2005 treffen sich am Freitag vor Pfingsten zum sogenannten „Legendenspiel“. Organisator Julian Müller, Mitglied der Meisterelf von 2002, ist es gelungen, zahlreiche Akteure von damals zum Mitwirken zu bewegen. In einer kleinen Interview-Serie mit einigen Protagonisten blicken wir voraus auf das „Meistertreffen“ im Ellenfeld. Diesmal erinnert sich Jörg Nehren an erfolgreiche Zeiten, in denen der heute 67jährige als Trainer die Borussia im Sommer 2002 zum Meistertitel führte.
Als an jenem Freitag, dem 17. Mai 2002, der Mannschaftsbus der Borussia kurz vor Mitternacht am Ellenfeld eintrifft, herrscht Volksfeststimmung. Die Spieler, trunken vor Glückseligkeit oder sonstigem, werden von Fangesängen empfangen. Mittelfeldmotor Roland Rein hat „eine solche Begeisterung noch nicht erlebt“, Ewald Bucher hat „Bauchweh vor Glück“ und Marco Schmit „will erst am Sonntag nach Hause gehen.“ Gerade haben die Borussen mit einem 3:0-Erfolg im Salmtal-Stadion beim Tabellendritten FSV Salmrohr nicht nur die Südwestmeisterschaft gewonnen, sondern auch den Aufstieg in die Regionalliga perfekt gemacht. Mitten drin in den Feierlichkeiten: Jörg Nehren. Auch der Meistertrainer, der im Jahr zuvor den glücklosen Valentin Herr abgelöst und die Borussia nach schwachem Saisonstart noch auf den 3. Platz geführt hatte, hatte „ein unbeschreibliches Glücksgefühl im Kopf, doch es dauert wohl noch ein wenig, bis ich das alles realisiert habe“, gibt er zu Protokoll.
Das musste sein: Borussias Mannschaft ließ nach dem 3:0 in Salmrohr ihren Trainer hochleben (oben) und verpassten Jörg Nehren nach dem letzten Heimspiel gegen Eisbachtal eine zünftige Bierdusche. (unten / Fotos: Heinz Petri)
Der Titelgewinn 2002 – ganz sicher ein Highlight in der Karriere von Jörg Nehren. In Bubach-Calmesweiler geboren, aufgewachsen und fußballerisch sozialisiert startete er beim FV Lebach seine Laufbahn im Aktiven-Bereich. Dort wurde die Trierer Eintracht auf den Mittelfeldspieler aufmerksam, im Moselstadion hatte Jörg Nehren seine erfolgreichste Zeit, feierte 1987 unter Trainer Horst Brand seine erste Südwestmeisterschaft. Bei er Eintracht sprang er als Interimstrainer ein und blieb unbesiegt – in jener Spielzeit 1990/91, als Borussia Meister wurde und die Trierer gleich sechs Trainer (!) „verschlissen“. Sein fußballerisches und pädagogisches Geschick bewies Jörg Nehren auch im Jugendbereich: Die A-Jugend der Eintracht führte er in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft, ehe er ins Saarland zurückkehrte und bei der FSG Schiffweiler anheuerte. Nach seiner Zeit im Ellenfeld übernahm der Fußballlehrer zunächst als Nachfolger des Ex-Borussen Markus Kneip bei den Sportfreunden Köllerbach, anschließend beim FV Eppelborn die sportliche Verantwortung auf der Bank. In Eppelborn ist er dann auch heimisch geworden. Der Realschullehrer war beim saarländischen Fußballverband tätig. Da dies jedoch nie in eine feste Stelle mündete, kehrte er in den Schuldienst nach Neunkirchen zurück, genießt jetzt den wohlverdienten Ruhestand und freut sich ungemein über das Meistertreffen am 17. Mai im Ellenfeld, wie er im folgenden Gespräch verrät.
Jörg, welche Erinnerungen hast Du heute noch an die Saison 2001/2002, die ja mit Meisterschaft und Aufstieg endete?
JN: Es war ein unvergessliches Erlebnis! Wir hatten eine gute Mannschaft und waren als Mitfavorit gestartet. Von Anfang an konnten wir uns gegen die starke Konkurrenz aus Mainz, Idar-Oberstein, Pirmasens und Salmrohr gut behaupten. Als wir nach dem 3:0 aus Salmrohr als Meister nach Hause kamen, brachen alle Dämme – das hat damals viele Leute auf die Straße gelockt.
Wo lagen die ausschlaggebenden Stärken der Meistermannschaft?
JN: Wir waren mannschaftlich sehr geschlossen, haben mit geschickter Taktik und aggressivem Forechecking, wie man das damals genannt hat, attraktiven Fußball gespielt. Ich möchte eigentlich keinen Spieler hervorheben, doch unser Torwart Sascha Purket, Kapitän Peter Eiden und Torjäger Ralph Flausse haben doch als Führungsspieler die Fäden gezogen, und die jungen Spieler haben herausragend mitgezogen!
Was war für Dich das entscheidende Spiel, in dem Dir klar wurde: Wir können tatsächlich Meister werden?
JN: Das war die Partie am 30. Spieltag bei den starken Amateuren von Mainz 05, die ja am Ende Vizemeister geworden sind. Aus dieser Mainzer Mannschaft haben später auch einige Akteure den Sprung in den Profifußball geschafft. Wir sind an diesem Dienstag nach Mainz gefahren und wollten auf keinen Fall verlieren. Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen. Am Ende haben wir mit 1:1 einen Punkt mit ins Ellenfeld genommen – ein vorentscheidender Schritt zum Titelgewinn!
Gefragter Mann: Meistertrainer Jörg Nehren vor dem Mikrophon des Saarländischen Rundfunks (oben) und gut gelaunt bei der Pressekonferenz nach dem letzten Spiel gegen Eisbachtal (unten / Fotos: Thomas Burgardt, Heinz Petri)
Welche Highlights aus Deiner Zeit bei Borussia sind Dir noch in Erinnerung geblieben?
JN: Neben dem bereits erwähnten 3:0 in Salmrohr ein ganz besonderes Tor, das Nicola Lalla beim 3:1-Sieg im Ellenfeld gegen den FK Pirmasens erzielt hat – ein spektakulärer Seitfallzieher, der von den Zuschauern der ARD-Sportschau im März 2002 zum „Tor des Monats“ gewählt wurde. Überhaupt haben wir in dieser Saison viele tolle Tore geschossen!
Die anschließende Regionalliga-Saison war dann leider nicht erfolgreich und Dein Abschied aus dem Ellenfeld nicht zu schön.
JN: Ja, die Aufstiegseuphorie ist ziemlich schnell verflogen, denn wir haben schnell spüren müssen, dass in der Regionalliga ein ganz anderer Wind weht. Es schien aber auch irgendwie ein Fluch über der Mannschaft zu liegen, denn auch unsere Neuzugänge Andreas Golombek, Ronny Scholze oder Suat Türker haben einfach das Tor nicht getroffen, Dirk Fengler hat sich schon früh das Kreuzband gerissen. Dazu kamen finanzielle Probleme, die den Konkurs zur Folge hatten, der allerdings vom neuen Präsidenten Gerhard Alsfasser sehr gut gemanagt wurde. Kein schönes Gesamtpaket, das schließlich vor der Winterpause dazu geführt hat, dass ich mein Amt zur Verfügung gestellt habe. Aber es ist nichts Negatives hängen geblieben, man kann sich heute immer noch in die Augen sehen.
Eine gute Voraussetzung für die Rückkehr ins Ellenfeld zum Meistertreffen am 17. Mai! Was bedeutet Dir dieses Spiel?
JN: Da ich ein Mensch bin, der gerne die Verbindung zu ehemaligen Mitspielern aufrecht hält, freue ich mich sehr auf dieses Spiel. Ich finde es einfach klasse, im Rahmen der großen Tradition, die die Borussia hat, dass Julian Müller mit seinem großem Engagement solche Erinnerungen nochmal aufleben lässt. In Trier habe ich neulich beim Rheinland-Pokalspiel gegen Koblenz noch Horst Brand, Ingo Berens und Frank Müller getroffen, die ja alle drei sowohl bei der Eintracht als auch bei der Borussia aktiv waren. Dass mein damaliger Co-Trainer Willi Ertz nach seinem zu frühen Tod nicht mehr dabei sein kann, tut mir in der Seele weh. Ich habe ihn als Mensch und Sportler mit seiner Expertise sehr geschätzt, hätte ihn so gerne noch einmal getroffen.
Verfolgst Du noch den Weg der Borussia?
JN: Auch wenn ich öfter in meinem Wohnort Eppelborn bei den Spielen des FVE auf dem Sportplatz bin, so schaue ich doch immer wieder mal, was die Borussia macht. Es ist sehr schade, dass der Verein nicht mehr die notwendigen Mittel hat, um wieder höher zu spielen. Aber es ist, wie es ist, und es gilt, die Realität in der Saarlandliga anzunehmen. Ich wünsche der Borussia jedenfalls alles Gute und drücke die Daumen!
Jörg, vielen Dank für das Gespräch! Borussia freut sich mit Dir, am 17. Mai (Anstoß: 18.00 Uhr) die beiden Meistermannschaften von 2002 und 2005 noch einmal live zu erleben – Nostalgie pur! (-jf-)