Weltkulturerbe Ellenfeld?

Borussias Stadion – more than a feeling!

Von Jo Frisch

Seit 1912 spielt Borussia im Ellenfeld. Sukzessive wurde der Borussia-Sportplatz zum Erstliga-Stadion ausgebaut – einer Sportstätte aus der Bundesliga-Gründerzeit, die auch heute noch ihre Anziehungskraft auf Fußballfreunde Deutschland und Europa nicht verfehlt. Dass es dabei derzeit „nur“ Fußball in der Saarlandliga zu sehen gibt, stört Fußballnostalgiker und Groundhopper nicht im Geringsten, im Gegenteil: Wenn der Vorschlag gemacht wird, das Ellenfeld in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufzunehmen, muss Borussias Stadion einen sehr emotionalen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Noch heute werden Besucher, die aus allen Teilen der Republik ins Ellenfeld kommen, beim Anblick der Tribüne oder der gewaltigen Spieser Kurve von den unterschiedlichsten Gefühlen bewegt.

Bei Sven Huber aus Schifferstadt schlug „nach dem Eintritt in das Innere der altehrwürdigen Borussen-Heimat das Fußball-Herz einige Takte höher. Soeben hatte ich mich verliebt. Als Stadionsammler und passionierter Hobbyfotograf hatte ich auch zuvor schon einiges gesehen, aber das Ellenfeld wollte mich partout nicht aus dem Staunen entlassen. Die Tribüne und die alten Stehstufen hatten es mir wirklich angetan. In solch traditionsreichen Sportstätten lebt der Fußball. Dem tat der dann miterlebte 3:0-Sieg gegen den alten Rivalen FC Homburg natürlich keinen Abbruch. Auch bis zum heutigen Tag habe ich in Deutschlands Südwesten kaum Spielstätten gesehen, die an das Erstligastadion aus der Gründerzeit der Bundesliga heranreichen. Zuletzt war ich 2015 da, es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein“, steht für den Groundhopper deshalb fest.

Für Sven Kohl aus Eisleben „atmet das Ellenfeldstadion an jeder Ecke Geschichte. Für mich ist es eine wahre Perle der Stadionkultur. Und zum Glück ist es noch so gut erhalten“, sagt der 33jährige Fan von Dynamo Dresden.

 Frank Zeyer aus Bamberg findet „den Aufbau des Stadions einzigartig. Insbesondere die vielen Stehplätze mit der hohen Spieser Kurve machen es besonders, genauso wie die Tatsache, dass sich alle vier Tribünenseiten voneinander unterscheiden.“ Deshalb, so Zeyer, habe das Ellenfeld „einen außerordentlich hohen Wiedererkennungswert.“

Das glaubt auch Bert Bonacker aus Kirchhain, der im Zeitalter der „Standardkisten nach dem Baukastenprinzip auf der grünen Wiese“ im Ellenfeld den anderswo nicht mehr greifbaren Charme der Anfangsjahre der Bundesliga verspürt: „Schon beim Betreten des Stadiongeländes waren wir begeistert. Neben beeindruckenden Fotos, die ich machen durfte, wurden uns von den beiden Borussen (Michael Krebs, Stadionsprecher Dirk Honecker) interessante Geschichten rund um die Borussia und das Stadion erzählt: Hier machten die späteren Stars Berti Vogts, Günter Netzer und Jupp Heynckes am 14. August 1965 mit der später weitaus erfolgreicheren Borussia aus Mönchengladbach ihr erstes Bundesligaspiel. Die alten Duschen und Umkleidekabinen unter der Haupttribüne, die nicht mehr genutzt werden, sind noch aus dieser Zeit und wurden seit den 60er Jahren nicht mehr renoviert. Zum 100. Geburtstag der Borussia im Jahr 2005 war sogar Uwe Seeler geladen und als er das Stadion nach über 35 Jahren wieder betrat, sagte er verwundert: `Hier ist ja alles noch so wie damals…!´“ Bonacker, der gemeinsam mit einem Freund auch die Gastfreundlichkeit der Neunkircher hervorhebt, war es denn auch, der der Borussia die Empfehlung gab: „Ihr müsst unbedingt versuchen, dass das Stadion als Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wird!“

Einen solchen Antrag würde Tobias Schätzlein sicher auf jeden Fall unterstützen. Der Fußballfan aus Hassfurt hält das Ellenfeld „für eines der schönsten Stadien Deutschlands, und für mich persönlich die absolute Nummer 1 in Deutschland! Die riesige Stehtribüne (Spieser Kurve) hinter dem Tor, der Block im Eck für die Fans und der herrliche Blick von der Haupttribüne auf die Gegengerade mit der Hecke im Hintergrund machen es zu einem absolut geilen und unverwechselbaren Stadion.“

Vor allem von der Atmosphäre begeistert zeigte sich die „Würzburger Expertenrunde“, wie sich eine fränkische Groundhopper-Gruppe nennt. Auf ihrer facebook-Seite beschreiben sie ihre Eindrücke bei einem Besuch im Ellenfeld: „Aus dem Auto ausgestiegen, atmeten wir pure Nostalgie ein. Am Stadion nagt schon gewaltig der Zahn der Zeit. Doch was andere als Bruchbude bezeichnen würden, faszinierte uns und ließ uns ständig neue Details entdecken. Auch von innen kann das Stadion absolut überzeugen und zählt für uns zu den Top-Ten in Deutschland. Brutal geil anzuschauen sind die gigantischen Hintertortribüne und der schwarz-weiß gehaltene Block 5.“

„Entscheidend is´ auf´m Platz“. Dieser Ausspruch des ehemaligen Borussen-Trainers Adi Preißler ist zum Titel einer Website geworden, auf der sich Fans des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach tummeln. Günter Netzer, Berti Vogts, Jupp Heynckes und Co. waren im August 1964 der erste Bundesliga-Gast in Neunkirchen und schrammten beim 1:1 knapp an einer Niederlage vorbei. Die User dieser Seite fühlen sich beim Anblick des Ellenfelds an den alten Bökelberg erinnert: „Die alten Stehränge entfalten eine unerwartete Anziehungskraft. Das Ellenfeld – der Bökelberg des Saarlandes. Als Gladbach noch nicht erstklassig spielte, war in Neunkirchen die einzig wahre Borussia der Bundesliga zu Hause! Der schönste Teil des Stadions findet sich für uns in einer der vier Ecken. Die Stufen des steilen Stehblocks sind schwarz und weiß angemalt, die Wellenbrecher gelb. Es ist ein Hauch von Buenos Aires und La Bombonera. Das Neunkircher Stadion liegt übrigens an der Ellenfeldstraße. Mit ein bißchen Englischkenntnissen und Phantasie landet man beim Stadion an der Ellenfeld Road.“

Dr. Thomas Bergsdorf aus Trier kam durch einen Kollegen zum ersten Mal ins Ellenfeld. Der 43jährige Gymnasiallehrer für Sport und Biologie war sofort „angefixt“, von dem, was er erlebte: „Fußball zum Anfassen, ganz nah dran am Geschehen, kein kommerzieller Schickschnack. Nach dem Spiel im Borussia-Heim Kontakt zu Trainer und an den Spielern, mit ihnen fachsimpeln – wo gibt es das denn heute noch? Dazu lecker schnelles Bier, Rostwurst und Fleischkäse – alles ohne Bezahlkarte. Dazu die Atmosphäre: Überall liegt die Tradition in der Luft, die alten Geschichten kannst du förmlich spüren“, sagt das Mitglied eines Schalke-Fanclubs, der bei regelmäßigen Besuchen in der Veltins-Arena das moderne Kontrastprogramm kennt und bei seinen „blau-weißen“ Kollegen schon von seinen Erlebnissen mit Borussia im Ellenfeld geschwärmt hat.

So nimmt es nicht wunder, dass auch die Fans des benachbarten 1. FC Saarbrücken einen Umzug ihres derzeit in Völklingen „beheimateten“ FCS ins Ellenfeld-Stadion befürworten. Sie riefen vor zwei Jahren die Internet-Petition „ProEllenfeld“ ins Leben, die in noch nicht einmal 24 Stunden fast 1500 Unterstützer fand – „eine Größenordnung, die bei den Überlegungen zum Spielort bei den Verantwortlichen des FCS nicht außer Acht gelassen werden darf. Diesem Echo kann sich keiner in der Landeshauptstadt entziehen“, heißt es in einem Kommentar. Das Ellenfeld ist so denn auch durchaus eine Option für die Malstätter, wie Vorstandsmitglied Christian Seiffert, beim FCS mit der Stadionfrage beauftragt, in einem Beitrag des Saarländischen Rundfunks am 12. Januar 2018 bestätigte: „Neunkirchen hat als Stadion mit Sicherheit großen Charme, aber auch dort gibt es Vor- und Nachteile, die wir jetzt bewerten müssen.“ Es bleibt also spannend.

4 Kommentare

  1. Ich habe schon vor mehr als 50 Jahren mit einem Freund aus Heinitz die Borussia während ihrer Bundesligazeit gefeiert und unterstützt , obwohl ich eingefleischter F C ler bin – noch immer , aber dennoch kam für mich als Zweitverein nur die Ellenfeldelf in Frage und das auch schon zu Prademann’s Zeiten .
    Zudem hat es das ständige auf und ab der Malstatter möglich gemacht mich mit der Borussia zu trösten – und das , sehr gerne !

  2. P.S.
    Natürlich ist es obligatorisch darauf hinweisen zu müssen , “ dass ich mich im Ellenfeld genau so heimisch fühle wie im geliebten Ludwigspark , aber auch der Kieselhumes birgt gewaltige Erinnerungen – liegt er doch nur ein paar Häuserreihen entfernt , unweit meiner Geburtsstädte !!!

  3. EINZIGARTIGES STADION IM SAARLAND DAS WIR NOCH HABEN NICHTS FÜR SCHICKI MICKIS UND MÖCHTE GER FANS ALLES NOCH ORGINAL WÜRDE MICH SEHR FREUEN MIT UNSEREM FCS DORT UM PUNKTE ZU KÄMPFEN

  4. Ein wunderschönes Stadion!!! Ich bin zwar FCS Fan, jedoch verfolge ich schon seit Jahrzehnten den Werdegang der Borussia. Es wäre super wenn wir in eurem Stadion spielen dürften.
    Hut ab für eueren Einsatz

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