Borussia gratuliert Professor Dr. Jens Kelm zum Ehrentag / In vielen Positionen engagiert / Gründer des Vereinsarchivs und leidenschaftlicher Kämpfer für das Ellenfeld-Stadion
Mittwoch, der 26. Mai 1971, war ein bedeutender Tag im Leben von Professor Dr. Jens Kelm. Der damals 12jährige ist, seit er denken kann, Anhänger der Borussia. Geprägt haben ihn die Erzählungen seines Großvaters Heinrich Honecker sowie der beiden Onkel Friedel Buchmann und Manfred Weber. „An diesem warmen Tag im Mai hängt der Haussegen in der Familie jedoch gewaltig schief“, erinnert sich Jens Kelm: „Beim Mittagessen eröffnete ich meinem Vater, dass ich heute ausnahmsweise nicht ins Fecht-Training, sondern ins Ellenfeld gehe.“ Dort erwartete Borussia in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga den achtmaligen deutschen Meister 1. FC Nürnberg – Grund genug, das Fecht-Training sausen zu lassen, auch wenn es Vater Kelm, selbst erfolgreicher Fechter beim TuS 1860 Neunkirchen, wohl nicht gefallen hat. Doch der Filius spürte intuitiv, „dass etwas Besonderes passieren würde.“ Das Gespür sollte ihn nicht täuschen: Seine Borussia schlug den haushohen Favoriten aus der Noris vor mehr als 31.000 Zuschauern mit 1:0.
Für Jens Kelm, der gestern seinen 60. Geburtstag feierte, ein Schlüsselerlebnis in seinem Verhältnis zum Ellenfeld und zur Borussia. Denn spätestens jetzt ist er infiziert mit dem Borussen-Virus, fiebert fortan nicht nur mit seiner Mannschaft, sondern engagiert sich bis zum heutigen Tag in verschiedenen Positionen für den Verein: Vereinsarzt, Mitherausgeber der Festschrift zum 90jährigen Bestehen der Borussia 1995, Mitherausgeber des Jubiläumsbuches zum 100jährigen Bestehen des Ellenfeldstadions 2012, Vorsitzender des Ellenfeld e.V., Mitglied des Aufsichtsrates, Stadionbeauftragter – viel Zeit und Energie seines nunmehr 60jährigen Lebens hat der dreifache Familienvater und Multitalent, das neben seiner Tätigkeit als Orthopäde mit Praxis in Illingen und Professor an der Universität Saarbrücken auch noch Diplom-Sportlehrer und Diplom-Fechtmeister ist, seiner Borussia geschenkt. Darüber hinaus hat Jens Kelm ein ganz besonderes Faible für die ruhmreiche Geschichte des Clubs. Er besitzt ein nahezu dokumentarisches Erinnerungsvermögen an alles, was die Borussia betrifft. Wer was über die Schwarz-Weißen vom Ellenfeld wissen will, fragt Jens Kelm. Es gibt kaum etwas, was er nicht weiß. „Das Gedächtnis der Borussia“, hat man Jens Kelm mal genannt. Zurecht.
Nur konsequent, dass er 1987 das Vereinsarchiv ins Leben ruft. Jahrelang sammelt er, unterstützt von Tobias Fuchs, mit Leidenschaft alles, was er kriegen kann, durchstöbert Speicher, inspiziert Keller, verhandelt mit Nachfahren über Nachlässe, findet alte Festschriften, datiert alte Bilder, sichtet Fahrtenbücher, inhaliert Sitzungsprotokolle. Mehr als acht Regelmeter Akten, Plakate, Presseberichte, Zeitschriften um und über Borussia, dazu noch über 1000 Fotos sind da zusammengekommen, als Dauerleihgabe im saarländischen Sportarchiv in Scheidt sicher untergebracht und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. „Diese Sammlung ist einzigartig und ein großes Stück Fußballgeschichte des Landes“, gerät David Kraus, Diplom-Archivar im Sportarchiv, regelrecht ins Schwärmen. Und die Suche ist noch lange nicht zu Ende: Ende Oktober 2018 kann sich Jens Kelm anlässlich des Heimspiels gegen den FV Schwalbach über neue Archivalia freuen. Darunter der Plan eines 1910 an der Lakaien-Schäferei projektierten Sportplatzes, der letztlich nicht verwirklicht wurde, aber die Grundstruktur des zwei Jahre später erbauten Ellenfelds schon vorwegnimmt.
Ja, das Ellenfeld! Das traditionsreiche Stadion, das einzige noch fast vollständig im Zustand der Bundesliga-Gründerjahre erhaltene in deutschen Landen, liegt Jens Kelm besonders am Herzen. Immer hat es ihn fasziniert, mit seiner Ausstrahlung in seinen Bann gezogen. „Schon ganz früh gegen 15.00 Uhr – das Spiel gegen Nürnberg begann erst um 18.30 Uhr! – ließ ich mich“, so berichtet er, „an jenem Tag im Mai 1971 auf den noch leeren Betonstufen der Vortribüne, ungefähr in Höhe der heutigen Gästebank nieder, um die Atmosphäre in mich aufzusaugen.“ Das hält bis heute an. Als Stadionbeauftragter arbeitet Jens Kelm mit viel Herzblut an der Weiterentwicklung des historischen Stadions, vertritt Borussias Interessen bei der Stadt, war auch in intensiven Gesprächen mit dem 1. FC Saarbrücken, dem er das Ellenfeld als vorübergehende Spielstätte für die Umbauphase des Ludwigsparks wärmstens ans Herz legte, und verhandelte mit dem Deutschen Fußball-Bund, als es darum ging, die Sportstätte der Borussia als Trainingsplatz für eine möglicherweise 2024 in Deutschland stattfindende Europameisterschaft zu empfehlen. Als eine Delegation des DFB im März vorigen Jahres dem Ellenfeld nach genauer Inspektion die Machbarkeit für die 3. Liga attestierte, fühlte sich Jens Kelm bestätigt: „Unser Stadion ist keineswegs marode, wie es in den Medien öfters heißt!“ Der Erhalt der beeindruckenden Spieser Kurve ist ihm essentiell: „Sie macht, zusammen mit Block 5, in dem unsere Fans zuhause sind, den Charakter des Stadions aus. Wenn die beiden Teile wegfallen, verliert das Stadion seine Einmaligkeit.“ Jens Kelm kämpft weiter für das Stadion, das in seinen Augen auch sinnbildlich für die lange Tradition des Fußballs in der gesamten Region steht.
„Jens Kelm lebt Borussia“, hat der frühere Borussen-Präsident Martin Bach in einem Zeitungsbericht über ihn gesagt. Ein schöneres Kompliment kann man Jens Kelm kaum machen. Sicher wird sich „Mister Borussia“ anlässlich seines 60. Geburtstags auch noch einmal an die für ihn zentrale Partie Ende Mai 1971 gegen den Nürnberger „Glubb“ erinnert haben. Heute, 48 Jahre später, hat er seine Entscheidung, den Haussegen zu riskieren, noch immer nicht bereut. Ein Glück für Borussia, die ihrem Professor, verbunden mit bestem Dank für sein großes Engagement, zum 60. Geburtstag herzlich gratuliert: Alles Liebe und Gute, Gesundheit, Schaffenskraft, Energie und Wohlergehen, darüber hinaus hoffentlich noch viel Freude mit der Borussia und dem Ellenfeld-Stadion, und: Ad multos annos, Dr. Jens Kelm! (-jf-)
So kenne ich Ihn seit über 50 Jahre, ein Bericht den ich in allen Punkten unterstreichen kann. Super !
Lieber Herr Frisch, ich habe mich sehr über diesen profunden Artikel gefreut. Aber genau so ist es, einmal Borussia, immer Borussia, nichts anderes ist es mit dem Ellenfeld!
Borussia, mès que un club!
Hoch Lebe Eisen und unser Ellenfeld
Jens Kelm
Nachträglich alles Gute Herr Prof. Dr. Kelm.
26.05.71,1:0 für die Borussia! Auch ich war dabei im Stadion.
Gruß aus Frankfurt am Main
Werner Bohr
Hallo Jens, nachträglich alles Gute zum 60igsten. Waren schöne Zeiten damals an die man sich immer wieder gerne erinnert. Gruß aus Thailand, auch an den Werner, Bussi.