„Lösung Ellenfeld wäre eine Ersparnis für den Steuerzahler!“

Borussias Finanzvorstand Rainer Lauffer (RL) rückt im Interview nochmal einiges zurecht in der Stadionfrage

 Unser Bild: „Das Ellenfeld weiter entwickeln und Synergie-Effekte nutzen – da müssen wir hin!“ Rainer Lauffer und Borussia kämpfen weiter für das geschichtsträchtige Stadion. (Fotos: -jf-)

Rainer Lauffer ist ein streitbarer Mensch. Ein ganzes Berufsleben lang hat der weltweit tätige Werkzeugtechnologe und Toolmanager bei der Firma Bosch und ehrenamtlich als Funktionär im saarländischen Fußball gearbeitet, dabei manchen Kampf ausgefochten und immer ein offenes und ehrliches Wort gepflegt. Auch in der Sache „Ellenfeld-Stadion“ ist er sehr engagiert. Und hat gute Argumente. Den Schulterschluss mit der Stadt Neunkirchen hat Rainer Lauffer bisher vermisst. Dabei, sagt er, „sollte man doch Synergie-Effekte nutzen“, und malt zwei große ineinander greifende Kreise auf ein Blatt Papier. „Der eine Kreis sind die Pläne der Stadt, der andere Kreis die Pläne der Borussia.“ Dann schraffiert er die Schnittmenge: „Es muss doch möglich sein, diese Schnittmenge zu nutzen!“ Im nachfolgenden Interview nimmt Borussias Finanzvorstand Stellung zum Thema Ellenfeld.

Rainer Lauffer, nach dem derzeitigen Stand der Dinge wird das Ellenfeld nicht Spielstätte des 1. FC Saarbrücken bei einem Aufstieg in die dritte Liga und auch nicht Trainingsstätte bei einer möglichen EM-Austragung 2024 in Deutschland. Hat Borussia den Kampf um das Stadion verloren?
RL: Zunächst einmal ist Borussia kein Verlierer! Wir haben an einem Wettbewerb teilgenommen und dabei versucht, eine Lösung für eine mögliche Spielstätte des 1. FC Saarbrücken im Fall eines 3.Liga-Aufstiegs abzubilden. Dabei haben wir alles, womit wir in diesem Zusammenhang beauftragt wurden, abgearbeitet. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem1.FCS und dem DFB unter Berücksichtigung aller Interessen und aller Ansprüche einen detaillierten und belastbaren Kostenplan erstellt.

Und alle Unterlagen an die Stadt Neunkirchen weitergegeben. Wie war die Reaktion?

RL: Die Antwort der Stadt lautete lapidar: „Wir haben andere Pläne. Das, was Borussia vorhat, ist kontraproduktiv zum Vorhaben der Stadt.“ Im Stadtrat ist zudem die Aussage getätigt worden, das Finanzierungskonzept der Borussia sei nicht schlüssig. Wir haben uns bemüht, alle Informationen lückenlos an die Stadt zu übermitteln. Sollten dabei Fragen entstanden sein, wären sie in einem Telefongespräch jederzeit diskutier- und lösbar gewesen, aber nicht über eine kurze Pressemitteilung! Dieser Kommunikationsweg war unserer Meinung nach in der Angelegenheit Ellenfeld der falsche Weg. Wir haben uns jedenfalls behandelt gefühlt wie Schulbuben.

Gab es denn gar keine Gespräche zur Lösung der Stadionfrage, auch unabhängig von der „causa Saarbrücken“?

RL: Unser Stadionbeauftragter Dr. Jens Kelm, der sich in den letzten Wochen und Monaten mit unglaublicher Energie um das Ellenfeld gekümmert hat, sollte an einer zwecks Lösung der Stadionfrage gegründeten Task-Force Ellenfeld teilnehmen. Diese Task-Force hat auch stattgefunden, aber Dr. Kelm wurde nie dazu eingeladen. Wir hatten als Nutzer des Stadions keine Gelegenheit, der Stadt als Eigentümer des Stadions unser Konzept zu erläutern. Dabei hätte ein Gastspiel des 1. FC Saarbrücken der Stadt Neunkirchen die Erlangung von Förderung aus Landesmitteln zur Sanierung des Ellenfeld-Stadions und Modernisierung der Infrastruktur erleichtert. Die Sanierung wiederum würde mittelfristig Unterhaltungs- und Betriebskosten senken. Neunkirchen erhielte eine Multifunktionsarena, die allen Vereinen auch über die Stadt hinaus für Sportevents und Großveranstaltungen aller Art zur Verfügung stünde. Das Ellenfeld könnte als Sport- und Begegnungsstätte und der sozialen Integration weiter entwickelt werden – ein nicht zu unterschätzender Imagegewinn für die Stadt, in die durch Gastspiele des FCS an den Wochenenden im Durchschnitt 5000 bis 6000 Menschen kämen und dem Einzelhandel steigende Umsätze bescherten. Nicht zu vergessen: Der Werbeeffekt für die Stadt durch die Fernseh-Präsenz in der 3. Liga. Die Landeshauptstadt könnte derweil ohne Zeitnot und ohne Druck den neuen Ludwigspark planen und bauen, eine Spielstätte Ellenfeld ist der Ausweg aus der öffentlichen Diskussion um den Ludwigspark und für die Entscheidungsträger der Stadt. Aber wie man merkt, reden wir derzeit nur im Konjunktiv.

Nun haben aber diverse Gutachten eindeutig herausgebracht, dass das Ellenfeld-Stadion keineswegs so marode ist wie immer gesagt wurde, oder?

RL: Im Januar hatte die Stadt Neunkirchen ein Gutachten in Auftrag gegeben mit einem Ergebnis, mit dem man von Seiten der Verwaltung wohl nicht gerechnet hatte und das so auch sicher nicht gewollt war. Die Spieser Kurve, deren Rückbau bzw. Abriss ja immer wieder mal im Gespräch war und ist, ist lt. diesem Gutachten statisch in Ordnung. Eine Betonschadstellen-/Regenrinnensanierung ist laut Angebot der Firmen Krächan und Ratzky für rund 100.000 Euro möglich. Damit wäre die Spieser Kurve auf Jahre hinaus nutzbar für alle Veranstaltungen. Dies wäre auch ganz im Sinne einer multifunktionalen Lösung der Stadionfrage. Ein Abriss der Kurve würde übrigens ca. 430.000 Euro Kosten verursachen (Stand 2012)!

Wie wurden andere Aspekte, z. B. Medien, Zuwegung und Flutlicht beurteilt?

RL: Laut Mediengutachten sind die lokalen Voraussetzungen für Internet, Ü-Wagen der Fernsehsender und Positionierung der Kamera absolut gegeben. Die Stufenhöhe der Stehränge ist etwas höher als heute üblich, steht aber unter Bestandsschutz. Die Anordnung und Form der Wellenbrecher müssten für die 3. Liga geändert werden, ein Angebot dafür liegt vor. Die Lichtstärke der zu errichtenden Flutlichtanlage könnte zu einem vergleichsweise günstigen Preis von 800 Lux jederzeit auf 1200 Lux aufgerüstet werden, was beispielsweise in Völklingen nicht der Fall ist. Alles in allem reden wir hier von einem Betrag von

1,55 Millionen Euro – darin ist die Zuwegung inklusive ihres Rückbaus (falls hinterher nicht mehr erforderlich) enthalten. Wir reden hier also über eine Summe, die weit unter den oft in der Öffentlichkeit kursierenden Zahlen liegt! Und das bei einem Stadion, das dann knapp 16 000 Zuschauern Platz bietet und mit seinen 2300 Sitzplätzen deutlich höhere Einnahmen generiert. Keine Frage: Unter dem Strich wäre die Lösung Ellenfeld eine spürbare Ersparnis für die Steuerzahler!

Wie wird es jetzt weitergehen?

RL: Wir werden die „causa Ellenfeld“ nach wie vor verfolgen, um die Tradition des Stadions, die bei den Fußballfreunden Deutschlands und darüber hinaus ungebrochen wirkt, in eine nachhaltige und moderne Zukunft hinüber zu führen, wovon der gesamte Sport des Saarlandes profitieren würde. Bisher haben wir den Schulterschluss der Stadt vermisst, um zu einer GEMEINSAM verträglichen Lösung zu kommen. Aber wir sind jederzeit offen für Gespräche. Die Stadt hat den Plan X, Borussia den Plan Y. Die Schnittmengen beider Pläne müssen wir im Gespräch mit der Stadt Neunkirchen diskutieren, klären und dann nutzen. Zum Wohle aller, nicht nur in Neunkirchen, denn das Ellenfeld-Stadion ist nach wie vor ein Erinnerungsort mit einem festen Platz im kollektiven Gedächtnis des ganzen Saarlandes.

Vielen Dank, Rainer Lauffer, für die offenen Worte!

1 Kommentar

  1. Man sollte seitens der Stadt Neunkirchen eine Stellungnahme hierzu erhalten bzw. über die Presse einfordern um sich ein klareres Bild machen zu können. Die Argumente von Herrn Laufer sind durchaus plausibel. Als Bürger der Stadt Neunkirchen genügt mir die Aussage der Entscheidungsträger nicht, dass das Vorhaben der Borussia kontraproduktiv zu den Plänen der Stadt sei. Trotz eventuell gegenteiliger Interessen sollte es möglich sein, eine für alle Parteien akzeptable Lösung zu finden. Wie wärs mal mit : „Butter bei die Fische“.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*