Heute vor 51 Jahren: 3:2 – Borussias einziger Sieg gegen den großen BVB

Aus Borussias traditionsreicher Historie: Auch Rudi Assauer konnte die Dortmunder Pleite nicht verhindern / Dank der Tore von Linsenmaier, Leist und Gayer blieben die Punkte im Ellenfeld

Unser Bild: Horst Kirsch, immer wieder Horst Kirsch! Borussias Torwart erwischte gegen Dortmund im März 1968 einen „Sahnetag“, begräbt auch in dieser brenzligen Situation, unterstützt von seinem Abwehrspieler Peter Czernotzky (Nummer 3), das Leder unter sich. Die BVB-Angreifer Horst Trimhold und „Siggi“ Held (9, rechts am Boden) können nicht mehr eingreifen. Aus kurzer Distanz verfolgen Erich Hermesdorf (li.) und Schiedsrichter Ohmsen das gefährliche Treiben im Borussen-Strafraum. (Foto: 90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga)

Als die Meldung vom Tode Rudi Assauers etwas mehr als drei Wochen in die Öffentlichkeit durchsickerte, erfasste Traurigkeit ganz Fußball-Deutschland. Mit Recht, denn schließlich hatte der in Sulzbach-Altenwald geborene Abwehrrecke und späterer Manager die Bundesliga geprägt wie kaum ein Zweiter. Als Spieler war Rudi Assauer im Trikot der Dortmunder Borussia mehrfach zu Gast in seiner saarländischen Heimat. So auch heute vor 51 Jahren, als sich der damals 23jährige am 2. März 1968 im direkten Borussen-Duell im Ellenfeld sogar als Torschütze auszeichnete. Mit seinem Ausgleichstreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 konnte Rudi Assauer die Dortmunder 2:3-Niederlage aber letztlich nicht verhindern – Borussia siegte zum ersten und einzigen Mal gegen den Namensvetter aus dem Ruhrpott!

Allerdings brauchten die um jeden Meter des schweren Bodens kämpfenden Borussen, die im Hinspiel im Stadion „Rote Erde“ eine 0:6-Packung mit heim ins Saarland hatten nehmen müssen, eine gehörige Portion Glück und einen überragenden Torhüter Horst Kirsch: In seinen Armen waren alle Offensivkünste der Dortmunder „gut aufgehoben“ – der gebürtige Merchweiler brachte die WM-Helden von 1966 im schwarz-gelben Trikot, Siegfried Held und Lothar Emmerich, durch seine reaktionsschnellen Paraden ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Auch Horst Trimhold, der neun Jahre zuvor noch im Dress des ETB Schwarz-Weiß Essen im DFB-Pokalfinale mit 5:2 über die Neunkircher Borussen triumphiert hatte, blieb ohne Torerfolg – auch dank der konsequenten Abwehrarbeit des Marpingers Erich Leist, der wie ein Berserker rackerte und im Kampf um den Ball jeden Zentimeter des nur noch in Ansätzen erkennbaren Ellenfeld-Rasens umpflügte. Die saarländische Borussia dagegen erwies sich in ihren Angriffsbemühungen als äußerst effizient, machte aus wenigen Chancen drei Treffer! Dies hatte seine Ursache möglicherweise in neu gewonnenem Selbstbewusstsein, denn die Schützlinge von Trainer Zeljko Cjaikovski waren zuvor in vier Heimspielen nacheinander unbesiegt geblieben und hatten mit dem 0:0 gegen Werder Bremen, einem 2:1 über den alten Rivalen aus Kaiserslautern, einem 2:1 gegen den MSV Duisburg und einem 3:1 gegen Hannover 96 beachtliche 9 Punkte gesammelt und im Abstiegskampf neue Hoffnung geschöpft.

Die „Sturmfrisur“ ist symptomatisch für Erich Leist: Der bissige und unverwüstliche Kämpfer wirft sich in jeden Zweikampf, kommt im oberen Bild dem Dortmunder Reinhold Wosab zuvor und stochert im Bild unten das Leder im letzten Moment vor Horst Trimhold aus der Gefahrenzone. Links hinten beobachtet „Siggi“ Held die Situation, rechts Neunkirchens junger Verteidiger Jürgen Müller. (Fotos: 0 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga)

Hans Linsenmaier hatte nach 15 Minuten bereits für die frühe Neunkircher Führung gesorgt, die vor 12 000 Zuschauern bis zur Halbzeit Bestand hatte. Als Rudi Assauer nach 63 Minuten die Dortmunder Angriffsbemühungen mit dem 1:1 belohnt hatte, sah es so aus, als sollte die Partie zugunsten der Gäste kippen. Erich Leists sicher verwandelter Elfmeter brachte die Neunkircher Borussen nach 72 Minuten wieder in Führung, doch geradezu postwendend traf Reinhold Wosab zum 2:2 (74.). Doch wiederum nur zwei Minuten später sorgte Borussias Torjäger Wolfgang Gayer für die dritte Führung der Ellenfelder, die diese dann mit Zähnen und Klauen bis zum Schlusspfiff von Schiedsrichter Klaus Ohmsen aus Hamburg verteidigte.

Da der unmittelbare Tabellennachbar 1. FC Kaiserslautern zeitgleich mit 1:2 auf Schalke verloren hatte, war Borussia (17:31 Punkte) bis auf einen Zähler an die Roten Teufel (18:30) herangerückt. Doch der Zwischenspurt mit fünf Heimspielen in Folge ohne Niederlage erwies sich nur als Strohfeuer. In den noch verbleibenden zehn Spielen konnte Borussia mit dem 1:0 über 1860 München nur noch ganze zwei Punkte auf dem Konto verbuchen und musste nach nur einjährigem Bundesliga-Gastspiel im Sommer 1968 gemeinsam mit dem Tabellenletzten Karlsruher SC den bitteren Weg in die Regionalliga antreten. Für immer, wie man heute weiß.

Borussen-Coach Zeljko Cajkovski hatte für das Duell der Namensvettern folgende Mannschaft auf den Platz geschickt: Horst Kirsch – Peter Czernotzky, Erich Leist, Werner Martin, Gerd Regitz, Erich Hermesdorf, Günter Kuntz, Jürgen Müller, Wolfgang Gayer, Hans Linsenmaier, Hugo Ulm. Das Aufgebot seines Dortmunder Kollegen Heinz Murach beinhaltete klangvolle Namen: Bernhard Wessel – Rudi Assauer, Dieter Kurrat, Wolfgang Paul, Wilhelm Sturm, Horst Trimhold, Lothar Emmerich, Siegfried Held, Josef Hofmeister, Willi Neuberger, Reinhold Wosab. Doch letztlich setzte sich die Borussia aus dem Ellenfeld durch. Mentalität schlägt Qualität. Das war schon vor 51 Jahren nicht anders! (-jf-)

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