Die Borussia muss in diesen Tagen gleich doppelt den Verlust zweier lieber Sportkameraden beklagen. Am vergangenen Freitag sind die Lebenslichter des früheren Borussen-Torwart Karl-Heinz „Charly“ Schroeder und des ehemaligen Co-Trainers der U23, Moritz Presser, erloschen. Während Charly Schroeder im Alter von 79 Jahren plötzlich und unerwartet verstarb, löschte ein Autounfall das noch junge Dasein des erst 21jährigen Moritz Presser, der zuletzt für den FC Freisen kickte, aus. Alle Borussen trauern mit den Familien der Verstorbenen und übermitteln ihre herzliche Anteilnahme.
Moritz Presser fungierte unter Besart Surdari als spielender Co-Trainer der U23-Mannschaft im Ellenfeld. Mit Leib und Seele trug er das Borussen-Trikot mit der Nummer 10 auf dem Rücken und hatte sich sehr gefreut darüber, dass ihm das Vertrauen als Co-Trainer ausgesprochen wurde. Im Verein und der Mannschaft, aber auch in seinem privaten Umfeld war der in Wolfersweiler beheimatete Fußballer geschätzt. Moritz Presser war ein ausgesprochener Teamplayer, für den die Fairness ganz oben stand. Das zeigte er noch im Frühjahr dieses Jahres, als er bei der 1:3-Niederlage seines Vereins SV Gimbweiler in der C-Klasse Birkenfeld beim FC Lauretta Frauenberg nach einem Elfmeterpfiff dem Unparteiischen sofort anzeigte, dass er nicht gefoult worden sei und es deshalb Abstoß statt Elfmeter geben müsse. Und im Herbst 2022 konnte der junge Mittelfeldspieler Stammzellen spenden und damit einem Menschen das Leben retten – dass er dabei die Partie seines SV Gimbsweiler gegen den SC Idar-Oberstein II verpasste, war ihm dabei total nebensächlich. So kann sich die Borussia den trauernden Worten seines letzten Clubs aus Freisen nur anschließen: „Der FC Freisen trauert um Moritz Presser. Wir verlieren einen stets hilfsbereiten Freund, einen tollen Mitspieler und einen fairen Sportsmann. Mo, wir werden Dich in unseren Herzen behalten.“
In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Besart Surdari (li.) war Moritz Presser (re.) als spielender Co-Trainer der verlängerte Arm seines Chefs auf dem Spielfeld. (Foto: -jf-)
Der gebürtige Saarbrücker Karl-Heinz Schroeder (Foto oben), allen nur als „Charly“ bekannt, trug von 1971 bis 1975 das Trikot der Borussia und bildete gemeinsam mit Borussen-Legende Willi Ertz eines der besten Torhüter-Teams des Südwestens. Schroeder hatte schon bei seinem Heimatverein ATSV Saarbrücken erfolgreich das Tor gehütet und an zahlreichen Aufstiegen bis hin in die Bezirksliga erheblichen Anteil, ehe er 1967 an die Mosel zu Eintracht Trier wechselte. 1971 zog es ihn zurück ins Saarland: Im Ellenfeld durfte er 1972 und 1974 die Titelgewinne der Regionalliga Südwest feiern und sich in den Aufstiegsrunden zur Bundesliga (u.a. gegen Wuppertal, Augsburg, Oberhausen, St. Pauli und die Berliner Clubs Tasmania und Tennis-Borussia) sowie in der neu ins Leben gerufenen 2. Bundesliga Gruppe Süd bewähren, bevor er 1975 ins Moselstadion nach Trier zurückkehrte, wo ihm der damalige Bürgermeister Paul Kreutzer eine neue berufliche Perspektive eröffnet hatte: Für den gelernten Maler war seine Aufgabe als Erzieher Beruf und Berufung zugleich – in der Arbeit mit behinderten Menschen ging Charly Schroeder voll auf. „Ich wollte etwas weitergeben, in der Gemeinschaft etwas bewegen, sehen, dass etwas vorwärts geht“, hat er einmal in einem Gespräch mit dem „Trierischen Volksfreund“ gesagt.
Bildeten ein starkes Torwart-Duo im Ellenfeld: Charly Schroeder und Willi Ertz (Bild oben, untere Reihe Mitte / Foto: Ellenfeld-Verein, Archiv Borussia Neunkirchen). Bis zuletzt war der sportliche aktive Torhüter (Mitte, mit Sohn Michael und Enkel Dominik) für den FSV Trier-Tarforst engagiert. (Bild unten / Foto: Andreas Arens)
Der in der Fachpresse oft als „ruhender Pol“ bezeichnete und für seine enorme Sprungkraft bekannte Torhüter war ein Jahr später (1976) mit der Eintracht in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga wieder zurück im Ellenfeld und gehörte zusammen mit dem Ex-Borussen Horst Brand in jenem dramatischen Spiel, in dem die Borussia trotz eines 3:0- und 4:1-Vorsprungs am Ende mit einem 4:4 zufrieden sein musste und den Aufstieg verpasste, zu den Stützen der Trierer Mannschaft. Später spielte Schroeder, der an der Mosel endgültig heimisch geworden war, für den Oberligisten SV Leiwen und im benachbarten Luxembourg, wo er mit dem FC Jeunesse Wasserbillig noch einmal einen Aufstieg (in die zweithöchste Spielklasse) feiern durfte. Noch mit über 60 Jahren arbeitete er im Trainerteam der Regionalliga-U17 der Trierer Eintracht mit, baute er „so ganz nebenbei“ die dritte Mannschaft des Rheinlandligisten FSV Trier-Tarforst auf und stand sogar im betagten Fußball-Alter auf dem Platz – wahlweise im Tor oder als Feldspieler. Selbst mit Mitte 70 blieb der positiv Fußballverrückte dem runden Leder treu, kümmerte sich in Tarforst um die Pflege des Kunstrasenplatzes, engagierte sich als Platz-Kassierer bei den Heimspielen und schaute auch noch mittwochs beim Altherren-Training vorbei. „Ein bisschen kicke ich noch mit, sonst roste ich ein“, sagte der Torwart, auch wenn das Kicken mit Gelenkersatz (linke Hüfte, rechtes Knie) nicht mehr ganz so leichtfiel. Auf diese Weise gelang es dem im Fußball-Südwesten bekannten Torhüter seine Jahre mit viel Leben zu füllen.
Wenn das Licht vergeht, bleibt die Trauer. Doch wenn die Trauer vergeht, bleibt die dankbare Erinnerung an engagierte, faire und begeisterte Fußballer und Menschen. Ruhet in Frieden, Charly Schroeder und Moritz Presser – Eure Spuren bleiben, sie führen direkt in unser Herz! (-jf-)
Unsere Bilder lassen Momente aus der Karriere von Charly Schroeder im Ellenfeld noch einmal aufleben. (Fotos: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen).
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