Egal, wo Borussia spielt – mit gezücktem Handy steht er am Spielfeldrand und informiert alle, die nicht dabei sein können, per Liveticker über das, was auf dem grünen Rasen abgeht. Bei Heimspielen findet man ihn des Öfteren schon morgens um 7.00 Uhr im Ellenfeld. Überall wird er gebraucht, ist „Mädchen für alles“ bei der Organisation. Getränke auffüllen, Brötchen holen, Würstchen und Frikadellen einräumen. Auch mit der Walze fährt er schon mal über den knüppelhart gefrorenen Platz, um ihn bespielbar zu machen. Für nichts ist er sich zu schade, wenn es um seine Borussia geht. Heute feiert er Geburtstag: Happy birthday, Jörg Eisenhuth!
Auch wenn er es, wie das Kennzeichen seines Autos verrät, zu einem anderen saarländischen Club mit den Vereinsfarben grün und weiß vielleicht näher hätte, für das „Geburtstagskind“ steht unzweifelhaft fest: „Als `echtem Neinkeijer´ stellt sich mir eine solche Frage nicht. Borussia ist immer noch etwas Besonderes. Einmal Borusse, immer Borusse!“ Ein klares Bekenntnis, abgegeben in einem Interview in Nicky Kassners Blog „stahlwerk“. Schon ein paar Jahre her, aber wahrer denn je.
Wundern muss einen das nicht. Denn schließlich ist Jörg Eisenhuth mit der Borussia „sozialisiert“. Von 1975 bis 1992 trug er mit Stolz das Trikot der Borussia, hat alle Jugendmannschaften durchlaufen und gehörte in der Saison 1988/89 unter dem damaligen Trainer Gerd Schwickert zum Oberligakader, ehe er bis 1992 in der Landesligamannschaft weiter kickte. Die Wurzeln liegen in ganz jungen Jahren. „Durch die berufliche Tätigkeit unserer Eltern auf der Lakaienschäferei hatten mein Bruder und ich die schönste Kindheit, die man sich vorstellen kann“, erzählt Jörg Eisenhuth, „wir hatten unseren eigenen Sportplatz und fast jeden Tag Kontakt mit den Spielern unsere Borussia.“ Nicht nur das: Sein erstes Taschengeld verdiente sich der junge Jörg über Jahre als Balljunge – nach jedem Training kassierte er vom Trainer 50 Pfennig für seine Arbeit! Besonderes Bonbon: „Wenn die Übungseinheit vorbei war, durfte ich unserer Torwart-Legende Willi Ertz noch ein paar Bälle auf´s Tor schießen. Aber nur, wenn ich die fußballerische Aufgabe erfüllte, die er mir tags zuvor aufgetragen hatte.“ Fest eingebrannt ist diese Szene in seiner Borussen-Seele! Dass er nebenbei in der Bundesliga große Sympathien für Schalke 04 entwickelte, liegt auf der Hand. Schließlich sorgten Kohle und Eisen schon früh dafür, dass die Borussia als „das Schalke des Südwestens“ galt.
In der Borussen-Jugend spielte Jörg Eisenhuth mit vielen Freunden zusammen, ehe ab der C-Jugend „gefiltert“ wurde. „Gemeinsam mit den Walle-Zwillingen, Ralph Flausser, Guido Cullmann und David Tröss, um nur einige zu nennen, die den Sprung geschafft haben, war ich aktiv. Marco Schmit war, glaube ich, ein, zwei Jahrgänge unter mir“, erinnert er sich. Und sein erstes Spiel als Fan? „Genau kann ich das nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass ich gegen den 1. FC Saarbrücken nie mit ins Stadion durfte, weil es zu dieser Zeit zu gefährlich sei – meinten jedenfalls meine Eltern. Das Spiel, welches mir am ehesten durch den Kopf schießt, ging gegen die Stuttgarter Kickers 1978, als „Dixie“ Kobel das erste Phantomtor des Profifußballs schoss.“ Eine seiner wichtigsten Aufgaben als Borussen-Fan bestand in den 80er Jahren darin, zwischen den Heimspielen Zeitungen zu sammeln und sie mit der Schere zu einem bunten Schnipsel-Salat zu verarbeiten. Der Zweck: „An den Spieltagen lief ich mit meinem 7 Jahre älteren Bruder mit Schal, Fahne und vier, fünf blauen Säcken voll mit den Schnipseln von der Lakai aus ins Ellenfeld. Beim Einlaufen warf dann jeder in der Spieser Kurve, wo die Fans damals standen, eine Hand voll meiner Papierfetzen in die Luft, um Stimmung zu machen“, weiß er noch heute, als wäre es erst gestern gewesen. Dass dabei binnen weniger Sekunden seine Arbeit von 14 Tagen auf dem Boden lag oder vom Wind durchs Stadion getragen wurde, machte Jörg Eisenhuth nichts aus: „Ich war Teil dieser Gruppe und Teil der Borussia. Und das machte mich stolz!“
Teil der Borussia zu sein, aktiv dafür zu sorgen, dass es mit dem traditionsreichen Verein wieder aufwärts geht, das erfüllt ihn auch heute noch mit Stolz, mit Freude, aber angesichts der ruhmreichen Vergangenheit auch mit Demut. Dabei scheute Jörg Eisenhuth in der Vergangenheit aus Sorge um seine Borussia auch nicht vor kritischen Worten gegenüber der Vereinsführung zurück. Gemeinsam mit dem heutigen Borussen-Präsident Alexander Kunz gehörte er zu den Gründern der Interessengemeinschaft „Schwarze Teufel“, der die Borussia besonders am Herzen liegt. „Wir sprechen aus, was andere denken“, heißt das Motto auf der Website. Leute für Borussia zu begeistern, den Informationsfluss zu stärken, aber auch fairen und konstruktiv kritischen Stimmen, die das Wohl des Vereins im Auge haben, ein geeignetes Forum zu bieten – so könnte man die Hauptziele der Initiative benennen. Der Name „Schwarze Teufel“ wurde dabei bewusst gewählt – in Anlehnung an jene berühmte Borussen-Elf, die 1921 in ihren pechschwarzen Trikots, angeführt von dem Wiener Adolf Fischera im süddeutschen Pokalendspiel über das Stuttgarter Degerloch hinwegfegte wie ein Orkan und den FV Nürnberg mit 3:2 schlug.
Seit jungen Jahren mit dem Borussia-Virus infiziert konnte Jörg Eisenhuth auch und gerade in Zeiten, als den Schwarz-Weißen aus dem Ellenfeld die Insolvenz drohte, nicht im Abseits stehen. 2015 tourte er, zusammen mit Nicky Kassner, quer durch die Republik, um dem legendären Borussen-Käfer die Unterschriften der Bundesliga-Stars zu verpassen. Der bei der Versteigerung des Fahrzeugs erzielte Erlös half der Borussia entscheidend mit, das Schlimmste abzuwenden. 2018 wurde Jörg Eisenhuth schließlich als kooptiertes Mitglied in den Aufsichtsrat berufen.
Er war Spieler, war und ist Fan und jetzt wieder engagierter Unterstützer – kein Mann großer Worte, sondern einer, der anpackt, wo er gebraucht wird. Einer, der sich für nichts zu schade ist, wenn es um seine Borussia geht. Der lebende Beweis für den Slogan „Alte Liebe lebt“. Deshalb heute ganz herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag, Glück und Gesundheit und besten Dank für die Leidenschaft und das Engagement in Schwarz und Weiß, Jörg Eisenhuth! (-jf-)
Hinterlasse jetzt einen Kommentar