Borussia kassiert mit dem 0:1 gegen Quierschied die dritte Heimniederlage der Saison / Gegen kompakt und leidenschaftlich agierende Gäste keine Lösungen gefunden / Leistung vom Pokalspiel gegen Eppelborn leider nicht wiederholt
Unser Bild: An Kampfgeist mangelte es den Borussen sicher nicht, wie dieses Foto mit Lukas Hoffmann (gegen Quierschieds Luca Lambert) beweist. (Foto: -jf-)
Die Sprecherkabine hoch oben unter dem Dach der Tribüne ist sein Reich, die Kabine für ihn tabu. Doch diesmal suchte er das „Allerheiligste“ der Mannschaft vor dem Spiel dann doch mal auf: Michael Rosar richtete einen flammenden Appell an die Borussen-Jungs, doch alles für einen Sieg gegen die Wambe zu tun: „Sonst wird es in den nächsten Tagen etwas ungemütlich für mich“, sagte der in Quierschied beheimatete, aber der Borussia eng verbundene Stadionsprecher schmunzelnd in Erwartung einiger Frotzeleien in seiner Heimatgemeinde. Und Michael Rosar hatte auch gleich Verstärkung mitgebracht: Gattin Simone begleitete ihn erstmals an seiner Wirkungsstätte im Ellenfeld. Dort hatte er schon vor dem Anpfiff ein besonderes Zeichen der Gastfreundschaft gesetzt: Michael Rosar überließ seinem Quierschieder Sprecherkollegen Armin Quinten das Mikrofon, der vom Rasen aus vor den zahlreich mitgereisten Fans der Wambe die Aufstellung der Gäste verlesen konnte.
Doch daran hat es mit Sicherheit nicht gelegen, dass am Ende der Veranstaltung nach 90 und ein paar Minuten mehr für die Borussen eine bittere 0:1-Heimniederlage (nach dem 0:3 gegen Wiesbach und dem 1:2 gegen Köllerbach schon die dritte in dieser Spielzeit!) stand. Verantwortlich dafür war ein Mann: Mirco Luigi Zavaglia. Es lief schon die 84. Spielminute, als Quierschieds Nummer 7 einen nahezu perfekten Steckpass von Fabio Klyk aufnahm. Dass die Borussen-Defensive Abseits reklamierte, war dem pfiffigen Stürmer schnurzpiepegal: Er ließ mit einem trockenen Schuss zum wahrhaft goldenen Tor das Netz im langen Eck hinter Torhüter Sebastian Kelm erzittern. „Zava kann ganz offensichtlich Ellenfeld“, grinste Quierschieds sichtlich zufriedener und entspannter Trainer Thomas Bettinger. Zur Erinnerung: Das Ellenfeld-Stadion war schon einmal für den 29jährigen Rechtsfuß der Wambe ein ausgesprochen gutes Pflaster: Am 30. April vor zwei Jahren war „Zava“, wie der Angreifer in Quierschied liebevoll genannt wird, mit einem wahren Traumtor per Hacke zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich erfolgreich. Zwar konnte er am Ende die 1:2-Niederlage seines Teams damit nicht verhindern, erntete aber als verdienten Lohn für den sehenswerten Treffer eine Nominierung für die Auswahl zum ARD-Sportschau-„Tor des Monats“. „Mirco hat damals den dritten Platz belegt, Quierschied in die Schlagzeilen gebracht und uns einen unvergesslichen Besuch im ZDF-Sportstudio beschert, wo er auch auf die Torwand schießen durfte“, hat Coach Thomas Bettinger immer noch eine lebhafte Erinnerung an dieses Ereignis. Am Samstag musste er seinen Stürmer zwischendurch aufmuntern: „Er war unzufrieden mit seinem Spiel. Mach weiter, bleib positiv, irgendwann fällt dir mal einer vor die Füße, habe ich ihm gesagt. Und so war es dann auch!“
„Eigentlich war es ein Remis-Spiel“, so die Einschätzung von Niklas Backes. Borussias Nummer 14, war nach Spielschluss genauso enttäuscht wie seine Mannschaftskameraden. Eine Erklärung, wo all die Tugenden aus dem Pokalspiel vor vier Tagen geblieben waren, hatte er nicht: „Wir müssen uns das Video vom Spiel nochmal anschauen und analysieren.“ Den Eindruck, dass der Pokalfight etwa zu viel Körner gekostet hätte, hatte man nicht. „Der Sieg gegen Eppelborn hat zwar Energie gekostet, war aber vom Kopf her eher eine zusätzliche Motivation für uns“, so der Mittelfeldspieler.
Weder der eingewechselte Nico Christmann (gegen Fabio Kylk, oben) noch Kapitän Marco Dahler, der sich in der Schlussphase mehr und mehr nach vorne orientierte (unten, gegen Fabio Klyk und Noureddine E Khadem) konnten trotz allen Einsatzes der Partie nochmal eine Wende geben. (Fotos: -jf-)
Die Anfangsphase gehörte den Gästen, wiewohl Nico Purket nach Hereingabe von Dominik Cullmann die erste Chance des Spiels hatte, dabei aber mit dem linken Fuß keinen Druck mehr auf den halbhohen Ball bekam, den Quierschieds Keeper Elias Wüschner problemlos aufnehmen konnte. Anschließend hatten Borussia Sebastian Kelm und eine Portion Glück auf ihrer Seite: Zunächst düpierte Lukas Mittermüller mit einem blitzschnell ausgeführten Freistoß aus dem Mittelfeld heraus die komplette Borussen-Abwehr und bediente Johannes Reichrath, der aus kurzer Distanz am reakionsschnellen Sebastian Kelm scheiterte (6.). Der folgende Eckball rauschte zwischen Freund und Feind quer durch den Strafraum, ehe Samuel Ikas die Fußspitze an das Leder bekam und das Tor nur ganz knapp verfehlte.
In den nächsten 20 Minuten tat sich nicht viel, sieht man einmal davon ab, dass Kapitän Marco Dahler sich in einem Luftduell mit Sebastian Kelm und Mirco Zavaglia eine blutende Verletzung am linken Ohr zuzog, aber mit einem Kopfverband auf den Platz zurückkehren konnte. Auf Torchancen mussten die etwa 350 Fans bis zur 31. Minute warten: Da verpasste Mirco Zavaglia nach einem Freistoß von der rechten Seite, noch bedrängt von Lukas Hoffmann, das Tor nur knapp. Auf der Gegenseite traf Tim Klein, von Simon Schreibeisen in Szene gesetzt, das Leder im Fallen nicht richtig und verzog rechts vorbei (32.). Jan Berger war in dieser Phase mit der Beweglichkeit seiner Jungs nicht zufrieden: „Männer, wir stehen nur! Schiebt mal mehr vor“, rief er seinen Schützlingen zu, um wenig später die Raumaufteilung zu bemängeln: „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs – sechs Mann auf eine Linie! Setzt euch mal etwas ab!“ Die Borussen versuchten es nun auch aus der Distanz, doch weder Lukas Hoffmanns Freistoß noch ein Abschluss von Simon Schreibeisen stellten Elias Wüschner im Kasten der Sportvereinigung vor ernsthaftere Probleme. So war das torlose Remis beim Seitenwechsel das folgerichtige Ergebnis.
Mit Beginn der zweiten 45 Minuten kam Borussia besser ins Spiel, hatte mehr Ballbesitz und vor allem über die rechte Seite mit Antreiber Tim Cullmann und Simon Schreibeisen einige gute Aktionen. Der aufgerückte Lukas Hoffmann hatte gleich per Freistoß und Kopfball (nach Cullmann-Ecke) zweimal die Gelegenheit zur Führung. Bei Tim Kleins Kopfstoß nach 50 Minuten war Elias Wüschner auf dem Posten und hielt den Gästen die Null. Rund um die 60. Minute boten sich beiden Teams Chancen zum Torerfolg: Ein Kopfball von Mirco Zavaglia sauste nach Mittermüller-Freistoß um Haaresbreite links am Tor vorbei (57.). Eine Hereingabe von Tim Cullmann sorgte für Durcheinander im Quierschieder Strafraum, wo jedoch kein Borusse so richtig ans Leder kam, das am Ende auf dem Tornetz statt im Netz zappelte (62.) Kurz danach blockte Tim Braun einen Schuss von Fabio Klyk auf der Torlinie ab (64.). „Jetzt war es ein offenes Spiel, in dem beide den lucky punch setzen konnten“, befand Quierschieds Coach Thomas Bettinger. Die Borussen waren ganz nah dran, als ein Freistoß von Tim Klein aus etwa 25 Metern um Zentimeter das Ziel verfehlte (76.). Auch Lukas Hoffmann, der gesehen hatte, dass Elias Wüschner etwas weit vor seinem Tor stand, und einfach mal aus nahezu 50 Metern abfeuerte, flog nur knapp über die Querlatte (78.).
Erst kein Glück, dann noch Pech dazu: Der Freistoß von Tim Klein verfehlte Quierschieds Tor nur um Haaresbreite (Foto: -jf-)
Auf die dann zu diese Zeitpunkt „vielleicht etwas glückliche Führung“ (Thomas Bettinger) antworteten die Borussen mit verstärkter Offensive, in die sich zum Schluss sogar Torwart Sebastian Kelm einschaltete. Doch gegen kompakt und leidenschaftlich verteidigende Gäste wurden keine zwingenden Lösungen gefunden, immer wieder stand ein Abwehrbein einem erfolgreichen Torabschluss im Weg. Dabei mussten die Borussen gleichzeitig bei Kontersituationen höllisch aufpassen, um den Genickschlag zu vermeiden. Den hatte der eingewechselte Philipp-Marco Wunn auf dem Fuß, als er auf seinem Weg zum Tor durch die Abseitsentscheidung von Schiedsrichter Laurin Hoppstädter zurückgepfiffen wurde. „Das war mindestens drei Meter kein Abseits“, haderte Thomas Bettinger.
Beim Schlusspfiff rissen die Gäste jubelnd die Arme in die Höhe, Frust pur dagegen bei den Borussen, die sich nach dem schönen Erfolg im Pokal doch auch für die Liga so viel vorgenommen hatten. Auch Stadionsprecher Michael Rosar war leicht geknickt, war ihm doch jetzt bewusst, was ihn in den nächsten Tagen im heimatlichen Quierschied erwartet. Doch da muss er jetzt durch, der gute Michael. Und das wird er auch schaffen – dank seine großen Borussen-Herzes und einer guten Portion Humor und Gelassenheit. Denn er weiß: Letztendlich ist Fußball die schönste Nebensache der Welt, und auch durch ein 0:1 gegen Quierschied geht die Borussen-Welt nicht unter. (-jf-)
Statistik: Borussia – Spvgg Quierschied 0:1 (0:0)
Borussia: Sebastian Kelm – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Lukas Hoffmann, Nico Purket, Niklas Backes, Dominik Cullmann, Simon Schreibeisen, Florian Stopp, Tim Klein. – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.
Tor: 0:1 (84.) Mirco Zavaglia. – Schiedsrichter: Laurin Hoppstädter (DJK Bexbach). – Zuschauer:350. – Gelbe Karten Borussia: Florian Stopp (55.), Lukas Hoffmann (64.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen Quierschied. (Fotos: -jf-)
Das war mal wieder Fußball zum Abgewöhnen, allerdings beidseits, und ich habe eine Vermutung, die speziell die Borussia betrifft.
Mit der Größe und Beschaffenheit des Ellenfelds kommt die Mannschaft weniger zurecht, als mit dem deutlich kleineren Kunstrasen Nebenplatz.
Dort sind es meist nur 4-5 Schritte bis zum nächsten Zweikampf, der Ball läuft auch dank des wahrlich heruntergetretenen Platzes schneller, es ist mehr Dynamik im SPiel.
Der riesige Platz im Ellenfeld hemmt die Diagonale Seitenverlagerung und lässt den oftmals behäbigen Spielaufbau noch behäbiger wirken. Dies gilt auch für die Gäste, von denen bisweilen keiner im Ellenfeld wirklich herausragte.
Alles in allem sehr unbefriedigendes Spiel mit beschissenem Ergebnis.
Spiegelt nur die Aussagen der vergangenen Wochen wider, die Mannschaft ist eines gesicherten Mittelfeldplatz in der Liga würdig, mehr nicht.
Das zu akzeptieren fällt schwer, und wird sicherlich an dem ein oder anderen Zuschauer nagen.
Man sollte aber wissen, dass alle Gegner gegen die Borussia mit 110% spielen. Nur mit der selben Motivation kann man dagegen halten.