Begeisternde Leistungen der Borussia in den Heimspielen werden bislang von den Zuschauern nicht entsprechend honoriert / Derzeit nur Rang 6 in der Besucher-Tabelle / Gunther Persch: „Das ist gegenüber der jungen Mannschaft nicht gerecht!“
Unser Bild: Kaum mehr als 200 Fans sahen sich am Samstag Borussias überzeugenden 4:1-Sieg gegen die Sportfreunde Köllerbach an. (Foto: -jf-)
Die Sonne gibt nochmal alles an diesem letzten Tag im August, überflutet den Himmel über Neunkirchen mit ihren wärmenden Strahlen. Im Ellenfeld steht das Verfolger-Duell Borussia gegen Köllerbach an – ein Spiel auf Augenhöhe mit hohem Spannungsfaktor. Dazu eine junge Borussen-Mannschaft, die nach einem 1:1 gegen die FSG Ottweiler-Steinbach in den vorherigen Heimspielen gegen den Oberliga-Absteiger VfB Dillingen und den VfL Primstal, beileibe keine „Laufkundschaft“, mit viel Spielfreude, Laufbereitschaft und auf den Platz gebrachten Teamspirit ihr Publikum begeistern konnte. „Zugabe, Zugabe“-Rufe nach dem dritten Tor gegen Primstal – wann hat es das zuletzt im Ellenfeld gegeben?
Doch der Blick in das weite Runde der altehrwürdigen Arena ist ernüchternd. Kaum mehr als 200 Menschen verlieren sich auf den Rängen. In der laufenden Runde rangiert Borussia in der Zuschauertabelle hinter Hasborn, Dillingen, Eppelborn, Quierschied und Primstal lediglich auf dem 6. Platz – und das trotz ansprechender spielerischer und kämpferischer Leistungen! „Schade, dass nicht mehr Zuschauer da waren“, notiert Joachim Zick in einem facebook-Kommentar zum überzeugenden 4:1 gegen Köllerbach. Und auch Gunther Persch macht keinen Hehl aus seiner großen Enttäuschung über die magere Resonanz. „Mit dem Auftreten und den Leistungen der neu formierten Truppe können wir sowohl in der Meisterschaft als auch im Pokal bisher mehr als zufrieden sein. Dass dies von den Zuschauern nicht so honoriert wird, wie es sich gehören würde, ist nicht gerecht. Die Mannschaft hat größere Unterstützung verdient“, so Borussias Sportvorstand, der einkalkulierte Rückschläge wie das 0:4 in Reimsbach nicht überbewerten will und als Teil des Entwicklungsprozesses betrachtet: „Wir stehen erst am Anfang einer langen Runde. Entscheidender Faktor: Die Mannschaft ist willig, hat sehr guten Teamgeist und zeigt erfrischenden Offensivfußball. Sie ist mit ihrer Entwicklung noch lange nicht zu Ende.“ Gunther Persch rät jedem Skeptiker, „doch einmal zum Training ins Ellenfeld zu kommen. Das, was Trainer Björn Klos mit Co-Trainer Mario Rino und Fitness-Coach Philippe Persch abliefern, ist Extra-Klasse. Wie die Jungs das annehmen, mit welcher Freude und in welch guter Stimmung trainiert wird, ist für mich etwas ganz Besonderes. Doch wo bleibt Borussias 12. Mann, das, was Borussia immer ausgezeichnet hat?“ fragt der Sportchef, der aus der Historie weiß, „dass immer dann, wenn die Borussen zu ihrer Mannschaft stehen und sie nach vorne pushen, im Ellenfeld immer was los ist und selbst gegen stärkere Gegner was geht.“ Gunther Perschs Appell an alle, die lange nicht mehr gekommen sind: „Gebt dieser neuen jungen Mannschaft eine Chance, sie hat die Unterstützung verdient!“
So sieht es auch Trainer Björn Klos. Seine Einschätzung: „Vielleicht müssen wir noch mehr tun und über einen längeren Zeitraum und auch auswärts diese Leistung abrufen, um wieder mehr Zuschauer für die Borussia zu begeistern. Aber auf jeden Fall haben die Leute, die da waren, für eine sehr gute Stimmung gesorgt. Das tut den Jungs gut, das nehmen sie gerne mit und das beflügelt sie ungemein“, freut sich Borussias Trainer über jeden Fan, der ins Stadion kommt, der Mannschaft damit den Rücken und das Selbstbewusstsein stärkt. Die augenblicklichen Leistungen im Ellenfeld, mit denen in vier Heimspielen zehn Punkte eingefahren wurden, sollten jedenfalls wieder „Bock auf Borussia“ machen, wie es die „Schwarzen Teufel“ im letzten Jahr in einer Grafik (unten) zum Ausdruck gebracht haben.
Erich Weihmann bringt es in seinem Kommentar zum Sieg gegen Köllerbach auf der facebook-Seite der Borussia auf den Punkt: „Einfach super! Diese Jungs bringen uns den Spaß am Fußball zurück ins Ellenfeld und hoffentlich bald auch wieder die verlorenen Zuschauer. Danke an alle Spieler für dieses geile Spiel!“
Ganz in diesem Sinne hat sich auch die Initiative „Glotze aus – Stadion an!“ (GASA) das Motto „Support your local team“ auf die Fahne geschrieben. Sicher: Es mag bequemer sein, im heimischen Wohnzimmer oder in der Sportsbar um die Ecke per Pay-TV im Trikot eines weit entfernten Bundesligisten das perfekt inszenierte Medienspiel zu konsumieren. Aber „viele Fußballfreunde haben schon längst vergessen, dass die Seele des Spiels auf dem Rasen eines Stadions um die Ecke stattfindet. Die Spielzüge sind keine schnell geschnittenen HD-Explosionen, die Spieler agieren nicht in Nahaufnahme und die Tore werden nicht aus allen Perspektiven in Zeitlupe wiederholt. Der echte Fußball ist ein Erlebnis im Jetzt. Er ist die, sich aufbauende, Spannung beim Eckstoß, das Entsetzen beim gegnerischen Strafstoß, das Luftanhalten bei einer Abseitsentscheidung und die gemeinsame Ekstase beim Torerfolg. Ganz unvermittelt, aus ganz persönlicher Perspektive. Dieses einzigartige Erlebnis gibt es nur im Stadion“, heißt es zurecht auf der Homepage von GASA. Die bundesweite Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt hat, auf die Auswirkungen der Destabilisierung des deutschen Liga-Systems auf den unterklassigen Fußball aufmerksam zu machen, die Kräfte der Amateurclub-Fanszenen zu bündeln und die sportpolitische Stimme zu erheben. Damit sich nicht Woche für Woche Szenen wiederholen, wie man sie, beschrieben auf der GASA-Website, in ähnlicher Form auch im Ellenfeld erleben kann:
„Abpfiff. Die Ränge sind so leer, dass man kaum bemerkt, dass Zuschauer das Stadion verlassen. Ungelesene Stadionhefte wehen über die Ränge. Beim Weg zurück, über den vereinsamten Parkplatz, erklingen Jubelrufe. Die Tür der Pay-TV-Bar gegenüber steht weit offen. Im prall gefüllten Schankraum drücken sich Fußballinteressierte vor einen Fernseher. Die Mannschaft einer weit entfernten Stadt hat ein Tor geschossen. Menschen feiern den Erfolg des Ligamarketings. Sonntagsspiel in Deutschland.“ (-jf-)
Natürlich werden die Leistungen von den Zuschauern gebührend honoriert. Nur, und das ist ein Faktum, es sind derer nicht genug, weshalb die wenigen, die herumstehen und -sitzen, sich das Futter aus dem Halse schreien, was aber außerhalb des Stadions sehr deutlich zu hören ist. Weshalb ich das weiß? Na ja, ich war wegen des herrlichen Kuchens und Kaffees in der Halbzeit zu spät wieder im Stadion, weshalb ich nur die Begeisterungsschreie des zugegebenermaßen kleinen Publikums hörte und das Tor zum 3 – 1 verpasste. Ich werde mich bessern und wünsche der Mannschaft gegen Auersmacher
ein großes Können, eine enorme Willenskraft und die Lust zu einem wunderschönen und erfolgreichen Fußballspiel.
Selbstverständlich hat eine so toll spielende Mannschaft mehr Zuschauer verdient. Nur für diese Zuschaueranzahl, müssen sich nicht die entschuldigen, die zuhause bleiben. Sondern all die Verantwortlichen die den Verein in den letzten 20-30 Jahren dorthin gebracht haben wo er jetzt steht.
Ich erinnere auch an letzte Saison, wo man nach der Winterpause dachte nach oben geht noch was und dann ging es nur noch bergab. Ein Hoch wie jetzt gab es immer mal und das soll man auch nicht schlecht reden. Aber Mißtrauen, dass sich der Verein über Jahre verdient und erwirtschaftet hat, kann auch eine gut spielende Mannschaft nicht einfach wegwischen.
Desweiteren muss ich sagen, dass früher noch in fast jeder Kneipe und auch an vielen Supermärkten Plakate vorhanden waren, wann Borussia ihr nächstes Heimspiel hat. Heutzutage sucht man sowas vergebens.
Also nicht nach ein paar guten Spielen schon gleich nach den Zuschauern heulen. Die haben in den letzten Jahren genug leiden müssen.