„Der Matchplan ist nicht aufgegangen!“

Borussia verliert 0:2 bei den Sportfreunden Köllerbach / Fehlende Stabilität in der Defensive und nur drei Punkte aus den letzten vier Spielen / Björn Klos:: „Hängen den Erwartungen derzeit hinterher“

Unser Bild: Selbstkritischer Borussen-Coach: Björn Klos stellt sich vor die Mannschaft und nimmt sich selbst in die Kritik: „Der Plan ist nicht aufgegangen, vielleicht hat er auch nicht gepasst.“ (Foto: -jf-)

Von Jo Frisch

„Im Garten der Selbstkritik wachsen gesunde Pflanzen.“ Wenn dieses deutsche Sprichwort auch nur ein Körnchen Wahrheit enthält, dann ist es um Borussias Garten nicht schlecht bestellt. Denn nach der 0:2-Niederlage in Köllerbach, mit dem die Mannschaft erstmals unter Björn Klos zwei Spiele hintereinander verlor, zudem aus den letzten vier Spielen nur drei Punkte holte, reflektierten Trainer und Spieler sehr kritisch die eigene Leistung. „Keine Frage: Wir hinken nach gutem Start derzeit unseren Erwartungen hinterher“, gibt Björn Klos zu. Die Stimmungslage bei den Sportfreunden Köllerbach hingegen ganz anders: Das Team von Traine Kevin Vogtland untermauerte seine vor Saisonbeginn geäußerten Ansprüche,  blieb nunmehr im sechsten Spiel in Folge ohne Niederlage und konnte erstmals seit 2011 wieder ein Pflichtspiel gegen Borussia gewinnen.

Zwecks Ursachenforschung scharte der Borussen-Trainer am Samstagmorgen nach der Partie in Köllerbach seine „Schäfchen“ zu einem Meinungsaustausch um sich. „Hier kam all das auf den Tisch, was im Argen gelegen hat. Das Gespräch war sehr positiv, weil wir im internen Kreis Klartext reden“, sagt der Übungsleiter, der die Niederlage im Stadion an der Burg unter dem Strich auf seine Kappe nimmt und hart mit sich selbst ins Gericht geht: „Der Matchplan, den ich mir zurechtgelegt hatte, ist nicht aufgegangen. Vielleicht hat er auch nicht gepasst. Auf jeden Fall war er eine Fehleinschätzung. Warum, darüber werde ich mir Gedanken machen und stelle mich auf jeden Fall vor die Mannschaft.“ Ehrliche, selbstkritische Worte!

Vor allem in der ersten Halbzeit konnten die Schützlinge von Björn Klos kaum etwas von dem, was sie sich vorgenommen hatten, umsetzen. „Wir waren vor der Pause gar nicht präsent auf dem Platz“, stellt der Borussen-Coach fest. Schon nach gut 30 Minuten hatte er durch einen taktischen Wechsel versucht gegenzusteuern: Der für Janosch Scherer eingewechselte Tom Fink operierte jetzt auf der rechten, Daniel Ruschmann auf der linken Seite, um das Spiel besser zu verlagern. Viel Wirkung zeigte diese Maßnahme jedoch zunächst nicht, denn Köllerbach schoss binnen sieben Minuten durch Torjäger Valentin Solovej eine beruhigende und auch verdiente 2:0-Führung heraus. In der zweiten Halbzeit lief es aus Borussen-Sicht dann besser, zeitweise war Borussia spielbestimmend, „aber richtig Zwingendes war nicht dabei“, so Björn Klos, der seine Jungs nur zweimal gefährlich vor dem gegnerischen Tor erlebte. Beide Male war Köllerbachs Torhüter Sascha Segarra-Gil Endstation, das eine Mal bei einem Schuss des freistehenden Tom Fink, das andere Mal scheiterte Torjäger Kevin Saks. Die hochkarätigen Chancen hatten auch nach dem Wechsel die Gastgeber. Immer wieder im Mittelpunkt: Köllerbachs Sturm-Ass Valentin Solovej. „Wir hatten uns im Training auf ihn eingestellt, bekamen ihn aber im ganzen Spiel nicht in den Griff“, so Björn Klos. Soloevj traf das Außennetz (52.), prüfte Philippe Persch (73), zuvor war sein Schuss in allerletzter Sekunde vor dem Überschreiten der Torlinie weggeschlagen worden (67.). So war der Köllerbacher Sieg am Ende, so Björn Klos, „hochverdient. Ich kann zwar meiner Mannschaft den Willen nicht absprechen, aber insgesamt haben wir auf der ganzen Linie enttäuscht.“ Dass Borussia im Rahmen der Pokalrunde unter der Woche einen Tag weniger Regeneration zur Verfügung hatte als der Gegner, will der Borussen-Trainer nicht gelten lassen: „Das hat keine Rolle gespielt, denn das Spiel wurde ja nicht `hinten heraus´ entschieden, sondern schon vor dem Seitenwechsel.“ Klare, selbstkritische Worte!

Sicherlich ein Manko: Die defensive Stabilität ist verloren gegangen. Nur ein einziges Mal konnte Borussia in acht Spielen „zu null“ spielen (beim 1:0 gegen den SV Mettlach), fast in jedem Spiel, auch in den siegreichen, gab es überflüssige und vermeidbare Gegentreffer. Das nervt Björn Klos ungemein: „Die Stabilität in der Abwehr wird ein Schwerpunkt der kommenden Trainingsarbeit sein“, kündigt er an und glaubt, dass es sich der eine oder andere seiner Schützlinge vielleicht auch schwerer mache, als es sein müsste. Deshalb ist es dem Borussen-Coach auch ganz wichtig, trotz der augenblicklichen „Flaute“, trotz aller Selbstkritik die Stimmung hochzuhalten: „Dass der Teamgeist stimmt, die Mannschaft Charakter und Moral hat, hat sie schon hinreichend bewiesen.“ Schon der Aphorismen-Sammler und Publizist Peter Schumacher (1941-2013) wusste: „Selbstkritik mag ja ganz gut sein, aber zuviel davon zerfleddert die Klamotten der Seele.“ Auch das war deshalb ein Ziel des offenen Dialogs nach der Partie in Köllerbach: „Die Jungs sollen weiter Freude an der Sache haben, dabei aber die Konzentration auf das Wesentliche im Auge behalten“, so Björn Klos. Mit dieser Kombination will Borussia in den kommenden vier Spielen, davon drei gegen die Aufsteiger aus Rohrbach, Rastpfuhl und Rehlingen-Fremersdorf, wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Denn „der Mist, den wir bauen, kann Früchte tragen, wenn wir ihn als Dünger für unser Besser-Werden einsetzen“, sagt der österreichische Lehrer und Dichter Ernst Ferstl. Damit in Borussias Garten weiter gesunde Pflanzen wachsen.

Borussia in der Statistik

Unsere Mannschaft: Philippe Persch – Mohammed Benghebrid (61. Nino Kannengießer), Waldemar Schwab (61. Attila Serr), Kamil Czeremurzynski, Patrick Seidel, Furkan Erdogan, Janosch Scherer (33. Tom Fink), Daniel Ruschmann, Yannick Bach, Daniel Schlicker, Kevin Saks. – Unser Trainer: Björn Klos.

Tore: 1:0 (35.) Solovej, 2:0 (42.) Solovej. – Schiedsrichter: Julian Marx (Merchweiler). – Zuschauer: 320. – Gelbe Karten: Daniel Schlicker (45.), Nino Kannengießer (81.).

2 Kommentare

  1. Das war für unsere Jungs eine Lehrstunde in Sachen Kampfgeist und Siegeswille.Ein berühmter Libero sagte mal,als er Trainer der Nationalmannschaft war,nach der Halbzeit,geht jetzt raus und spielt Fussball.Und sie spielten Fussball.Es bleibt zu hoffen ďas die Jungs im nächsten Heimspiel sich selbst und die Zuschauer mit einem klaren dreier wieder versöhnen.Ansonsten schauen wir uns die Tabelle von unten an.Go Borussia.

  2. Ich denke genau da liegt der Knackpunkt, die Mannschaft setzt sich selber unter Druck, die letzten zwei Heimspiele waren mehr von Hektik als von Technik bestimmt. Geht doch einfach raus und spielt Fußball. Findet den Spaß und die Leidenschaft dafür wieder. Der Rest kommt von selbst. Go Borussia

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*