Borussen-Coach Björn Klos im Interview zwischen Primstal und Bischmisheim
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Dieses Zitat wird dem früheren Bundestrainer Sepp Herberger, der die deutsche Nationalmannschaft 1954 zum ersten Titelgewinn bei einer Weltmeisterschaft führte, zugeschrieben. „Das Datum für diesen Ausspruch wird sich kaum feststellen lassen. Wie die anderen Fußballweisheiten auch dürften dieser Satz im Zusammenhang mit einer Spielerbesprechung gefallen sein und sich dann verselbstständigt haben. Denkbar wäre natürlich auch, dass dieser Satz während einer Pressekonferenz gefallen ist. In den Aufzeichnugen Herbergers selbst lässt sich der Satz nicht nachweisen, weder für die 1930er Jahre noch für die Jahre nach dem Krieg“, berichtet Herberger-Biograph Kark-Heinz Schwarz-Pich aus Mannheim. Nichtsdestotrotz: An der so lapidaren Aussage ist was Wahres dran: Keine Zeit zum Ausruhen, denn das nächste Spiel wird kommen. „Und der nächste Gegner ist“ – wieder Sepp Herberger – „immer der Schwerste!“ Genauso sieht es auch Borussen-Trainer Björn Klos (BK) im Gespräch zwischen Primstal und Bischmisheim …
Werfen wir zunächst einen Blick zurück. 1:0 in Primstal – damit kann Borussia zufrieden sein, oder?
BK: Ja, auf jeden Fall. Es sind ja nicht nur die drei Punkte, über die wir sehr froh sind, sondern auch die Art und Weise, wie wir im Allerswald-Stadion aufgetreten sind, hat mir gefallen. Es war ein hochverdienter Sieg. Vor allem in der ersten Halbzeit waren wir total dominant und haben den Gegner überhaupt nicht ins Spiel kommen und den Ball laufen lassen. Gepaart mit guter Aggressivität im Spiel gegen den Ball sah das richtig gut und reif aus.
Bis auf die Chancenverwertung …
BK: Das habe ich der Mannschaft in der Kabine in der Pause auch gesagt: Das Einzige, was fehlt, ist eine deutlichere Führung!
Eine alte Fußballer-Weisheit besagt, dass sich sowas dann oft am Ende noch rächt …
BK: Das stimmt. Wir waren zu Beginn der zweiten 45 Minuten noch griffig mit vielen Balleroberungen. Das ist aber dann zunehmend abgeflacht. Der Druck und der Fluss sind geschwunden. Wir haben den VfL sich mehr und mehr entfalten lassen und hatten in der Tat in der Schlussphase zwei kritische Strafraummomente zu überstehen, in denen dann auch mal ein Ball reinrutschen kann. Und dann fragst du dich, wieso du zwei Punkte liegenlässt. Aber dank der Routine von Marco Dahler und Daniel Schlicker haben wir das gut wegverteidigt. Ich muss aber auch selbstkritisch anmerken, dass meine Wechsel in der Halbzeit nicht so wirkungsvoll waren und verpufft sind.
Die Niederlagen in Köllerbach und Auersmacher scheinen eine Art Wachmacher gewesen zu sein. Der vierte Sieg in Folge – der Beginn einer neuen Serie?
BK: Schon gegen die Übermannschaft aus Auersmacher haben wir ja nicht schlecht gespielt. Ich muss sagen: Die Mannschaft hat in den letzten Wochen sowohl im Training als auch im Spiel eine gute Entwicklung genommen. Das 7:0 gegen Siersburg war dabei eine Art Schlüssel. In Bliesmengen-Bolchen und jetzt in Primstal sind wir nochmal einen Schritt weiter gekommen, denn beide Gegner waren ja nicht ohne, das darf man nicht vergessen!
Sebastian Cullmann sprach im Interview zuletzt auch vom guten Teamgeist …
BK: Zurecht. Wir haben in Primstal wirklich als Team agiert. Auf dem Platz und auf der Bank. Da herrscht gute Stimmung. Ich kann kein Mißgönnen beobachten, im Gegenteil: Jeder pusht den anderen, die Jungs helfen und unterstützen sich gegenseitig. Diesen emotionalen Teamgedanken weiterzuführen – das ist mir ein wichtiges Anliegen, das sich im Endspurt auch positiv auszahlen kann.
Auch ein wichtiger Faktor: Als Borussen-Trainer bist Du ja zum ersten Mal personell in einer Art geradezu luxuriösen Situation.
BK: Darüber bin ich sehr froh. Der Konkurrenzkampf ist neu entfacht und bietet im Training wie im Spiel mehr Möglichkeiten. Das kommunizieren wir auch in der Kabine vor Spielbeginn. Diejenigen, die von Anfang an spielen, sollen Vollgas geben. Ist der Akku dann leer, können wir ohne großen Qualitätsverlust frische Kräfte bringen. Ein gutes Beispiel aus dem Spiel in Primstal ist Fabian Scheffer: Er ist viel gelaufen, hat enorm viel für die Mannschaft gearbeitet, für den Gegner gefährliche Situationen kreiert, ein hervorragendes Spiel gemacht und sich ausgepowert. In der Schlussphase konnte ich dann für ihn mit Sebastian Cullmann einen neuen Impuls setzen. Dazu gibt es einige auf der Bank, die sich einen Einsatz auch mal verdient haben. Jeder, der gut trainiert, soll auch die Chance zum Spielen bekommen. Das ist für mich ein wichtiges Credo. Insgesamt sind wir in der Breite recht gut aufgestellt, was auch der mannschaftlichen Geschlossenheit dienlich ist.
Werfen wir noch einen kurzen Blick voraus. Mit dem FV Bischmisheim zuhause und den beiden Partien auswärts bei Saar 05 und Rot Weiß Hasborn warten jetzt ganz unterschiedliche Aufgaben auf die Jungs.
BK: Bischmisheim ist aufgrund personeller Probleme zuletzt etwas abgefallen. Aber das Spiel ist genauso wichtig wie das in Primstal. Wir sind jetzt im Flow, und das müssen wir mitnehmen und nachlegen. Drei Punkte sind Pflicht. Denn wir wollen eine gute Ausgangsbasis legen vor den Spielen auf dem Kieselhumes und im Waldstadion. Saar 05 ist einer unserer direkten Konkurrenten, mehr muss man dazu nicht sagen. Und Hasborn ist im Aufwind, hat sich in der unteren Tabellenregion etwas Luft verschafft. Überhaupt ist die Luft im Tabellenkeller ziemlich dünn. Es können durchaus drei oder vier Saarclubs aus der Oberliga absteigen, das erhöht den Druck. Dazu kommt, dass es in der Saarlandliga keine Mannschaft gibt, die extrem abfällt. Das heißt: Auch gegen Bischmisheim und in Hasborn gilt es, genauso konzentriert und wachsam aufzutreten wie zuletzt und keinen Deut nachzulassen. Allerdings haben uns Erfolgserlebnisse wie in Bliesmengen-Bolchen und Primstal viel Selbstvertrauen und Auftrieb gegeben.
Dass Ihr das ausnutzen könnt und weiter auf der Erfolgsspur bleibt – das wünschen alle Borussen Dir und der Mannschaft! Vielen Dank für das Gespräch! (-jf-)
Wünsche euch allen weiterhin alles Gute