Im Spiel der Borussia gegen den SV Rohrbach am Samstag (16.00 Uhr) treffen Daniel und Benjamin Schlicker erstmals aufeinander / Die Wette gilt: Der Verlierer muss ein Essen zahlen
Unsere Bilder: Direkte Kontrahenten auf dem grünen Rasen – die Brüder Benjamin (li.) und Daniel Schlicker (re.) wollen sich im Ellenfeld nichts schenken! (Fotos: -ds- / -jf-)
Von Jo Frisch
In Köllerbach war er einer der wenigen Borussen mit einer ordentlichen Vorstellung. „Auf der Sechser-Position bester Neunkircher Feldspieler“, urteilte der „Saar.Amateur“ und gab ihm die Note 2,5. Immerhin noch gut. Die Rede ist von Borussias Neuzugang Daniel Schlicker. Der 27jährige selbst gab sich dagegen gar nicht zufrieden: „Das war viel zu wenig! Fast jeder von uns spielte weit unter Normalform“, schloss sich der vor Saisonbeginn vom SC Friedrichsthal gekommene Mittelfeldspieler der Selbstkritik an, die schon Trainer Björn Klos angebracht hatte. Die Vorfreude auf die kommende Partie gegen den SV Rohrbach lässt sich Borussias „Sechser“ mit der Rückennummer 5 dennoch nicht nehmen. Denn für ihn persönlich ist das Gastspiel des Saarlandliga-Aufsteigers im Ellenfeld etwas ganz Besonderes.
Der Grund: Zum ersten Mal in seiner Karriere als Fußballer trifft er auf seinen älteren Bruder Benjamin (30), der seit 2016 das grüne Trikot des SV Rohrbach trägt. Das Bruderduell ist derzeit natürlich ein zentrales Gesprächsthema in der Familie, zumal sich Daniel und Benjamin tagtäglich im elterlichen Getränkefachmarkt sehen, wo die beiden gemeinsam mit ihrem Vater arbeiten. Dem Vater hat das Bruderpaar auch die Liebe zum Fußball zu verdanken: „Seit wir laufen und denken können, waren wir immer mit dem Papa auf dem Sportplatz unterwegs, dort sind wir quasi groß geworden“, sagt Daniel Schlicker. Vater Markus spielte lange aktiv beim SV St. Ingbert, wo auch die fußballerischen Anfänge der Brüder liegen. Benjamin blieb lange dort, wechselte erst 2016 zum SV Rohrbach, während es Daniel schon als B-Jugendlichen zur Borussia ins Ellenfeld zog. Von dort ging es weiter zum 1.FC Saarbrücken, wo er im zweiten B-Jugend-Jahr sogar Bundesliga spielte. Mit den FCS-Amateuren wurde er Saarlandliga-Meister („Mein bislang größter Erfolg!“). Über den SC Friedrichsthal kam Daniel Schlicker jetzt wieder ins Ellenfeld zurück. „Die Borussia habe ich seit der Jugend immer weiter verfolgt und immer gerne dort gespielt. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, jetzt wieder das schwarz-weiße Trikot tragen zu können“, so Daniel Schlicker, von dessen Qualitäten Björn Klos überzeugt ist: „Da ich ja meine Wurzeln in Friedrichsthal habe, kenne ich Daniel schon länger, wo er ja vier Jahre lang gespielt hat. Über seine Verpflichtung musste ich nicht eine Sekunde nachdenken. Er passt zu uns in allen Belangen, ist ein bissiger, zweikampfstarker Typ, strahlt viel Ruhe aus, hat ein gutes Auge für die Situation und kommuniziert viel mit seinen Mitspielern. Deshalb bringt er uns auf seiner Position sportlich weiter. Aber nicht nur das: Auch menschlich ist Daniel ein großer Gewinn. Er ist gesellig und hat großen Anteil am guten Teamspirit“, gerät der Borussen-Coach geradezu ins Schwärmen, wenn er über seinen Neuzugang spricht.
Der so Gelobte ist ein bescheidener und bodenständiger Typ. Einzelhandelskaufmann hat er gelernt, und auf die Frage, wem er am meisten zu verdanken habe, gibt es für ihn nur eine Antwort: „Meiner Familie, denn schließlich bin ich durch sie zum Fußball gekommen.“ Und der ist für ihn das große, das einzige Hobby! In jugendlichen Jahren hat er von seinem Trainer Jens Kiefer viel gelernt, sein fußballerisches Vorbild ist Javi Martinez; was ihm an dem Spanier so imponiert? „Er gewinnt fast jeden Zweikampf!“ Das möchte Daniel Schlicker am liebsten auch, entsprechend motiviert geht er in die Duelle. Sollte es zur direkten Begegnung auf dem grünen Rasen kommen, würde er das auch gegen Bruder Benjamin tun, der in Rohrbach ebenfalls meist auf der Sechser-Position agiert. Beide gehen die Partie hochmotiviert an. „Jeder von uns beiden will gewinnen. Der Verlierer“, so haben es die beiden ausgemacht, „muss nach dem Spiel das Essen zahlen“, erzählt Daniel Schlicker.
Er kennt fast jeden der Rohrbacher Spieler recht gut, schließlich lebt und arbeitet er im Dorf. Und in Rohrbach leben und lieben sie alle den SVR. Daniel Schlicker hat so auch eine hohe Meinung vom kommenden Gegner: „Wer hätte jemals geglaubt, dass Rohrbach mal in einem Punktspiel gegen die Borusssia im Ellenfeld spielt? Da ist viel gewachsen in den letzten Jahren. Rohrbach macht eine richtig gute Jugendarbeit, sie haben eine erste, zweite und sogar eine dritte Mannschaft.“ Daniel Schlicker geht sich auch ab und zu die Heimspiele anschauen. Am letzten Sonntag gab es mit 1:2 gegen Rehlingen-Fremersdorf die erste Heimniederlage nach langer Zeit, was aber der guten Stimmung und vor allem der herausragenden Kameradschaft beim Aufsteiger keinen Abbruch tun wird, da ist sich Daniel Schlicker sicher: „Für Rohrbach ist das Spiel im Ellenfeld trotzdem etwas ganz Besonderes. Da muss der Trainer die Mannschaft nicht eigens motivieren.“ Familie Schlicker wird natürlich auf der Tribüne dabei sein: „Auch Oma und Opa werden kommen.“ Wem sie die Daumen drücken? „Wahrscheinlich uns beiden“, sagt Daniel Schlicker, für den es dennoch keinen Zweifel gibt: „Für uns Borussen ist es ein richtungsweisendes Spiel. Da müssen die drei Punkte im Ellenfeld bleiben. Ich bin guter Dinge, dass dem auch so ist.“ Für die 90 Minuten kennt Daniel Schlicker dann auch kein Pardon und keine Freundschaft. Auch nicht gegenüber Benjamin. Denn schließlich soll der nach dem Spiel das Essen bezahlen …
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