Borussia auf dem Zahnfleisch – 0:1 gegen Bliesmengen beendet Serie

Unser Bild: Elfmeter-Killer Philippe Persch – Bliesmengens Paolo Valentini scheitert kurz vor Schluss mit seinem Strafstoß am Borussen-Keeper. (Foto: Rainer Hoffmann)

„Das tut allen weh, ganz klar. Wir wussten um die Chance, mit einem Sieg sich in der Tabelle oben festsetzen zu können. Aber es war unter den gegebenen Umständen nicht mehr drin. Im optimalen Fall holst du dann noch mit ein bisschen Glück mit 0:0 oder 1:1 einen Punkt mit.“ Björn Klos ist weit davon entfernt, seiner Mannschaft nach dem 0:1 im heimischen Ellenfeld gegen Bliesmengen-Bolchen einen Vorwurf zu machen. „Die, die auf dem Platz standen, wollten, aber sie konnten nicht mehr. Der Tank war komplett leer, es war kein Saft mehr da“, musste Borussias Trainer vor allem im Laufe der zweiten Halbzeit feststellen. So siegte der von zahlreichen Anhänger unterstützte Aufsteiger durch das vierte Saisontor von Oliver Schramm nach 64 Minuten verdient und fügte der Borussia nicht nur die erste Heimniederlage zu, sondern beendete auch die kleine Serie von Philippe Persch, der letztmals beim 6:1 gegen Herrensohr hinter sich greifen musste und zuvor 584 Pfichtspielminuten ohne Gegentor geblieben war.

Björn Klos ist keiner, der Ausreden sucht, sondern Erklärungen, um der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Und zu dieser Wahrheit gehört: Neben den verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen von Daniel Schlicker, Deniz Siga, Sebastian Cullmann, Frissell Hunter und Tim Klein liefen für die Partie gegen den Saarlandliga-Aufsteiger mit Marco Dahler, Tim Cullmann, Christoph Stemmler, Dylan Sodji und Julian Flammann weitere Akteure auf, die seit Wochen angeschlagen sind, fitgespritzt werden und auf die Zähne beißen. Bedauerlich, dass jetzt mit Vincenzo Accursio, der nach 40 Minuten für Attila Serr Platz machte, ein weiterer „Neuzugang“ im Borussen-Lazarett zu vermelden ist: Der 20jährige zog sich, wie Frissell Hunter vor Wochenfrist, einen mehrfachen Bänderriss zu und wird länger ausfallen. „Auch Nyger Hunter hätte ich unter normalen Gegebenheiten nach seiner Schulterverletzung nicht aufgestellt“, so Björn Klos, der kurz vor Schluss selbst einsprang, obwohl er genauso wie Attila Serr ohne große Trainingspraxis ist. Und doch hätte der Coach kurz vor Schluss bei einer der letzten Aktionen nach einem abgelegten Kopfball fast noch den Ausgleich erzielt, doch Bliesmengens Keeper Marco Curcio lenkte das Leder über die Latte (90. +1). Kurz zuvor hatte Philippe Persch die Borussia im Spiel gehalten, als er einen Foulelfmeter von Paolo Valentini aus der Ecke gefischt hatte (87.).

Verletzungspech und kein Ende: Vincenzo Accursio verlässt mit mehrfachem Bänderriss, gestützt auf Physio Max Hermann und Tim Cullmann den Rasen des Ellenfelds – gute Besserung, Winni! (Foto: Raimer Hoffmann)

Die Borussen hätten in einer ausgeglichenen ersten Halbzeit durchaus in Front gehen können, doch Nyger Hunter hatte bei zwei guten Abschlussmöglichkeiten nicht genug Zielwasser getrunken (13. / 32.). Auch Vincenzo Accursio hätte treffen können, doch der Stürmer vergab – wohl zu sehr überrascht über die sich plötzlich bietende Chance – aus kurzer Distanz (34.) „Bei einer Führung wäre es für uns sicher einfacher geworden“, glaubt Björn Klos, „denn dann hätten wir uns eher zurückziehen und mit den Kräften besser haushalten können.“ Aber auch die Gäste hatten in Durchgang eins ihre Möglichkeiten. Paolo Valentini verfehlte das Tor aus der Distanz knapp (37.), Luca Bauers Schuss ging links vorbei (41.) und in der Nachspielzeit parierte Philippe Persch einen abgefälschten Freistoß von Oliver Schramm (45. +2). Bliesmengens Qualität, die Inszenierung gefährlicher Konter, war bis dahin deutlich sichtbar geworden.

Nach dem Seitenwechsel waren zunächst wieder die Borussen am Drücker. Niklas Allenfort zielte knapp rechts vorbei (56.), bei einigen viel versprechenden Durchbrüchen über die rechte Flanke fehlte es beim letzten Pass an Genauigkeit. Insgesamt vermissten die Fans der Borussia aber jetzt die Durchschlagskraft in der Offensive. Die Gäste nutzten ihre erste gute Chance in Halbzeit zwei gleich zur Führung: Oliver Schramm nahm den quer abgelegten Ball auf halbrechter Position gekonnt an, schaute sich Philippe Persch im Borussen-Tor aus und schloss ins kurze Eck erfolgreich ab (64.). Borussia bäumte sich nochmal kurz auf: Dylan Sodjis scharfe Flanke strich links am Tor vorbei (69.), Christoph Stemmlers Abschluss von der rechten Seite wurde eine sichere Beute von Mengens Keeper Curcio (75.). Der Aufsteiger blieb seiner Taktik treu und war bei gefährlichen Kontern einem weiteren Tor nahe. Gleich zweimal hätte Oliver Schramm seine Erfolgsbilanz aufstocken können: Zuerst fand seine Hereingabe im Zentrum keinen Abnehmer (77.), nur wenig später klärte Philippe Persch gegen Bliesmengens Stürmer.

Ein großes Kompliment verteilte Björn Klos nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Nicola Sprunck an den Gegner: „Sie haben alles reingeworfen in diesem Spiel, waren hochmotiviert, wach und konterstark und haben sich den Sieg verdient.“ Auch von der Vorstellung der Gäste-Fans auf den Rängen war Borussias Trainer angetan und ist ehrlich genug zuzugeben: „Mit ihren kreativen Gesängen haben sie für eine gute Stimmung gesorgt und die Mannschaft getragen. Insgesamt eine tolle Vorstellung des Aufsteigers, der auf dem Platz und außerhalb ein Gewinn für die Liga ist.“ Bliesmengen-Bolchen war, wie der Fanclub „L´orda rossa“ es in seiner Vorschau formulierte, ins „geschichtsträchtige und altehrwürdige Ellenfeld, wo einst die Stahlarbeiter aus den umliegenden Hütten dem runden Leder nachjagten und die Granden des deutschen Fußballs sich ein Stelldichein gaben“, gekommen, um „bei der einzig wahren Borussia ein Stück SVB-Geschichte zu schreiben.“ Das ist dem Club eindrucksvoll gelungen. Hut ab! (-jf-)

Unsere Bilder zeigen ein paar Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen den SV Bliesmengen-Bolchen. (Fotos: Rainer Hoffmann)

Borussia in der Statistik

Unsere Mannschaft: Philippe Persch – Tim Cullmann, Tim Braun, Marco Dahler (C), Niklas Allenfort, Christoph Stemmler, Julian Flammann, Nyger Hunter, Alexander Jochum (ab 82. Björn Klos), Dylan Sodji, Vincenzo Accursio (ab 40. Attila Serr). – Unser Trainer: Björn Klos.

Tor: 0:1 (64.) Oliver Schramm. – Schiedsrichter: Nicola Sprunck (Oberbexbach). – Zuschauer: 475. – Gelbe Karten Borussia: Tim Braun (45.), Attila Serr (86.), Julian Flammann (90.), Dylan Sodji (90.).

2 Kommentare

  1. „Was ist los mit euch?!“, so das Unverständnis von Philippe für das Spiel seiner Mitspieler Mitte der 1.Halbzeit. Auch ich erkannte die Mannschaft nicht mehr. Nichts mehr zu war sehen von der teilweise wirklich hervorragenden Spielweise der vergangenen Partien: bedingungsloser Kampf um den Ball, Spielfreude, ansehnliche Spielzüge und vor allem der unbedingte Siegeswille. All diese Tugenden wurden gestern schmerzlich vermißt. Ja, es fehlten ein, zwei Leistungsträger (was ist übrigens mit Kamil ?), aber das gestern aufgebotene Personal war (bis auf Attila) auch in den letzten Partien im Einsatz. Was mir gestern zum ersten Mal bewußt wurde ist die Tatsache, daß der Mannschaft ein echter Leader, ein Führungsspieler fehlt, der seine Mitspieler so richtig pushen kann. Philippe wäre so einer, hat aber als Torhüter nicht die Möglichkeiten. Wenn man als Tabellendritter gegen den Tabellendrittletzten, der gerade mal 5 Pünktchen eingefahren hat, zu Hause spielt, muß auch „unter den gegebenen Umständen“ mehr drin sein! Ich bin der letzte, der nach einem verlorenen Spiel alles in Frage stellt und alles schlecht redet, aber noch was hat mir überhaupt nicht gefallen: die Teilnahmslosigkeit des Übungsleiters -zumindest vom Augenschein- auf seinem Stühlchen, vor allem in der 1. Halbzeit. Da hätte ich mir schon ein wenig mehr Engagement und Leidenschaft an der Außenlinie gewünscht!
    Ansonsten wünsche ich allen Verletzten eine gute und schnelle Genesung und hoffe sehr, daß das gestrige Spiel ein einmaliger Ausrutscher bleibt!

  2. Danke Borussia Neunkirchen für den fairen Bericht. Es war für unsere Mannschaft vom SV Bliesmengen-Bolchen eine ganz besondere Sache im ehrwürdigen Ellenfeld spielen zu dürfen. Dass es im Endeffekt so günstig für uns lief war im voraus nur zu erträumen, aber manchmal werden auch Träume Wirklichkeit. Hoffen wir jetzt, daß endlich unsere Heimmisere am kommenden Samstag gegen Herrensohr beendet werden kann. Günther Klingler, SV Bliesmengen-Bolchen.

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