Blaues Wunder für Borussia in Brebach

Trotz früher 3:0-Führung steht am Ende eine bittere 3:4-Niederlage / Thorsten Lahm: „So etwas noch nie erlebt!“ / Doppelpack von Danny Kleinbauer

Unser Bild: Gleich zweimal konnte er in Brebach zuschlagen, aber auch Danny Kleinbauers Doppelpack reichte nicht zum Punktgewinn. (Achivfoto: -jf-)

Als „Wundertüte“ war der SC Halberg-Brebach in unserer Spielvorschau angekündigt worden. Wundertüten kennen viele aus Kindertagen. Sie erinnern uns voller Freude an den spannenden Moment des Öffnens und der Überraschung: Das vorsichtige Abfühlen der gefüllten Papiertüte, die Neugier was drinstecken könnte und die Vielzahl kleiner Geschenke und Schätze – eine Wundertüte bedeutet Herzklopfen und eine neugierige Entdeckungsreise. Doch von Geschenken und Schätzen konnte gestern Nachmittag im Stadion am Halberg keine Rede sein: Die es waren die Borussen, die Geschenke verteilten und deshalb am Ende ihr blaues Wunder erlebten. Denn die „Wundertüte“ SC Halberg-Brebach enthielt wenig Süßes, dafür viel Saures. Nach total dominanter Anfangsphase und einer hochverdienten 3:0-Führung ließen sich die Schützlinge von Thorsten Lahm am Ende die Butter vom Brot nehmen und mussten mit leeren Händen und bitteren vier Gegentoren in der Tüte die Heimreise ins Ellenfeld antreten. Der Halberg bleibt also für die Borussen weiter ein unangenehmes Pflaster!

Bei Borussias Trainer, der mit seinem Team erstmals seit Amtsübernahme im Ellenfeld eine Niederlage wegstecken musste, wirkte die Enttäuschung noch einen Tag später nach. Er hat in seinen Erinnerungen gekramt und musste feststellen: „Ich habe auch schon mal fünf null verloren, aber dass man 3:0 führt, alle Trümpfe in der Hand hat und dann durch Fahrigkeit, Unkonzentriertheit und andere Fehler ein Spiel noch so aus der Hand gibt – das ist mir in meiner Laufbahn, weder als Spieler noch als Trainer, bisher passiert!“ Was Thorsten Lahm mit anderen Fehlern meint: Nachlassende Laufbereitschaft, Mängel und Ballverluste im Aufbauspiel, Deckungs- und Zweikampfverhalten – alles Aspekte, die letztlich zum Totalverlust eines Spiels geführt haben, bei dem sich die Borussen-Fans unter den 200 Zuschauer nach einer halben Stunde nicht im schlimmsten Albtraum eine solch fundamentale Wende hätten vorstellen können.

Denn die Borussia nimmt von Beginn an das Heft fest in die Hand und belohnt sich früh. Nach einem Lattenkracher von Michael Müller schaltet Tim Klein am schnellsten und bugsiert das Leder nach missglücktem Abwehrversuch über die Linie (7.) – zwar wollte der Linienrichter eine Regelwidrigkeit gesehen haben und hob die Fahne, doch der souveräne Schiedsrichter Frank Distler zeigt nach kurzer Rücksprache auf den Anstoßpunkt. Die Borussen legen entschlossen nach. Danny Kleinbauer schnürt binnen fünf Minuten einen Doppelpack und nutzt Unstimmigkeiten in Brebachs Abwehr konsequent zum 3:0 aus (10. / 15.). Dabei waren die Gastgeber mit diesem Zwischenresultat noch gut bedient, denn sowohl Niklas Allenfort und Michael Müller, deren Schüsse von Keeper Migliara per Fuß abgewehrt werden, als auch Tiziano Pompa, dessen Kopfball von einem Brebacher Abwehrbein am Überschreiten der Torlinie gehindert wird, hätten das Ergebnis deutlich erhöhen können.

Ein erstes Warnsignal gegen ganz langsam nachlassende Borussen gibt Mohamed Baizidi ab, der nach knapp 20 Minuten freistehend per Kopf an Philippe Persch scheitert.  Borussias Torwart verhindert wenig später bei einem platzierten Freistoß von Karim Nebache den Anschlusstreffer, indem er ins bedrohte rechte untere Toreck hechtet. Doch anschließend ist er machtlos, als Brebachs Kapitän Ahmed Taher nach einem Eckball das Leder flach rechts unten ins Netz jagt (30.). Die Gastgeber fassen jetzt neuen Mut, sind griffiger in den Zweikämpfen, erobern den Großteil der zweiten Bälle und schaffen noch vor der Pause den unerwarteten Ausgleich: Zunächst ist es Kapitän Ahmed Taher, der an der Strafraumgrenze zu spät angegriffen wird und deshalb den Ball links unten im Tor versenken kann (34.). Und Sekunden bevor Frank Distler die Pfeife ansetzt, um zur Halbzeit zu bitten, steht Mohamed Baizidi nach einer Hereingabe von Karim Nebache im Fünf-Meter-Raum völlig blank und hat keine Mühe, Philippe Persch zum 3:3 zu überwinden. Borussias Torhüter hatte schon zwei Minuten zuvor gegen Lesson Ruster reaktionsschnell geklärt und sein Team vor dem scheinbar sicheren Ausgleich bewahrt. In beiden Situationen schwächelt Borussias Defensive in der Zuordnung im Strafraum bedenklich!

Nachdenklicher Thorsten Lahm: Erste Niederlage in seiner Trainer-Amtszeit, neue Erfahrungen: „3:4 nach 0:3 – so etwas habe ich weder als Spieler noch als Trainer erlebt!“

In den zweiten 45 Minuten sehen die Zuschauer ein offenes Spiel. „Das kann dann in beide Richtungen ausgehen“, analysiert Thorsten Lahm, nicht ohne darauf hinzuweisen, „dass es dazu aber eigentlich aufgrund unserer Dominanz am Anfang gar nicht erst kommen darf.“ Michael Müllers Fallrückzieher saust am Tor vorbei (47.), Daniel Schlicker prüft Brebachs Torhüter Migliara (65.), Roman Torres zielt am Tor vorbei (73.). Auf der anderen Seite pariert Philippe Persch gleich zweimal (67. / 78.), Tahars Seitfallzieher rauscht über das Tor (75.). Zehn Minuten vor Schluss dann die bittere Entscheidung gegen die Borussia, als Brebachs Nummer 9 gegen eine zögerliche Borussen-Abwehr zum Abschluss kommt: Den kann Philippe Persch per Fuß zwar zunächst abwehren, aber gegen den zweiten Versuch von Ahmed Taher nichts mehr ausrichten – der dritte Treffer des Brebacher Kapitäns!

In der Schlussphase schnüren die Borussen, bei denen Kapitän Marco Dahler jetzt fast nur noch in der Offensive zu finden ist, Brebach in der eigenen Hälfte ein. Kapitän Marco Dahler ist jetzt nur noch in der Offensive zu finden und an zwei großen Chancen zum Ausgleich beteiligt: Sein Schuss aus spitzem Winkel nach flacher Hereingabe des eingewechselten Nico Christmann wird von einem Abwehrbein in letzter Sekunde abgeblockt (88.), seine Vorlage setzt Roman Torres nur an den Innenpfosten (90.). In der Nachspielzeit visiert Nico Christmann per Drehschuss lediglich die zweite Etage an – allerdings war der Ball, von einem Brebacher Kopf aufgelegt, auch schwer zu nehmen. „Wenn wir da noch ein Tor machen, retten wir wenigstens noch einen Punkt gerettet und kommen mit einem blauen Auge davon, auch wenn es eine gefühlte Niederlage gewesen wäre“, trauert Thorsten Lahm den guten Gelegenheiten nach.

Die Hauptaufgabe des Borussen-Trainers wird es sein, die Köpfe seiner Schützlinge jetzt vor dem schweren Heimspiel gegen die SG Mettlach-Merzig wieder aufzurichten. „Wir werden die Partie in Brebach am Montag ausführlich analysieren. Per Video werden die Jungs dann noch mal explizit vor Augen geführt bekommen, in welcher Situation sie was falsch gemacht haben. Wir müssen jetzt einfach unsere Lehren aus dem Spiel ziehen, die Vorrunde vernünftig abschließen und haben dann in der Winter-Vorbereitung viel Zeit zum Aufarbeiten“, so Thorsten Lahm, dem ein wichtiger Fakt aus der Vorrunde bestimmt nicht entgangen ist: Borussia schafft es einfach nicht, gegen Kontrahenten aus der unteren Tabellenhälfte konzentriert und konsequent die Punkte einzufahren! Gegen die Teams von Platz 11 bis 15 (Primstal, Herrensohr, Ottweiler-Steinbach, Eppelborn und Brebach) gab es in fünf Spielen keinen einzigen Sieg und nur zwei Zähler! (-jf-)

Statistik: SC Halberg-Brebach – Borussia 4:3 (3:3)

Borussia: Philippe Persch – Kamil Czeremurzynski (ab 46. Daniel Schlicker), Marco Dahler, Tiziano Pompa (ab 75. Tim Braun), Nico Purket (ab 83. Malte Dennert), Niklas Allenfort, Michael Müller, Florian Stopp, Roman Torres, Tim Klein (ab 83. Nico Christmann), Danny Kleinbauer (ab 74. Christoph Stemmler). – Trainer: Thorsten Lahm.

Tore: 0:1 (7.) Tim Klein, 0:2 (10.) Danny Kleinbauer, 0.3 (15.) Danny Kleinbauer, 1:3 (30.) Ahmed Tahar, 2:3 (34.) Ahmed Tahar, 3:3 (45.+2) Mohamed Baiziri, 4:3 (80.) Ahmed Tahar. – Schiedsrichter: Frank Distler (FC Kastel) – Zuschauer: 200. – Gelbe Karten Borussia: Florian Stopp, Tiziano Pompa.  

10 Kommentare

  1. Nach 20 Minuten,hätte ich mein Haus verwertet,das hier die Messe gelesen ist.Und am Ende schlich ich mich still und leise aus dem Stadion und grübele heute noch wie das passieren konnte.Ich finde immer noch keine Erklärung und bin einfach nur leer.

  2. Aus dieser Niederlage muss man die entsprechenden Schlüsse und Lehren ziehen. Konsequent und ohne Wenn und Aber. Wir bekommen einfach zu viele Gegentore. Vielleicht kann man sich ja in der Winterpause entsprechend noch verstärken.
    So ein Spiel aus der Hand zu geben, geht normalerweise gar nicht

  3. Wir hatten schnell eine 3:0 Führung. Sogar das 4:0 wäre möglich gewesen. Dann kam die Wende , Brebach wurde stärker und wir schwächer .
    Immer wieder das gleiche , Abwehrprobleme und Mittelfeld funktioniert ebenfalls nicht.
    Liegt es an der an den fehlenden Führungsspieler oder an der Qualität der ganzen Mannschaft ?
    Das sie es können haben sie ja bereits bewiesen. Zum Schluss hatten wir noch Chancen zum Sieg , aber durch Pech und Unvermögen hat es nicht geklappt.
    Unser Trainer hat jetzt die schwierige Aufgabe dieses Spiel zu analysieren und Mannschaft aufzubauen , denn am Wochenende spielen wir gegen Merzig-Mettlach .
    Und dieses Spiel wird nicht einfacher.
    Good luck.
    Go Borussia

  4. Die Borussia liefert diese Saison wieder haarsträubende Ergebnisse ab. Den Fans macht das auf Dauer keinen Spaß mehr.
    Die Wahrheit aber ist, dass das Spielermaterial wieder in dieser Saison nicht mehr hergibt.

  5. Unsere Borussia hat gestern wohl mehr verspielt als „nur“ eine 3:0 Führung.
    Jetzt muss umso mehr gelten: Charakter zeigen und den Fans beweisen, aus welchem Holz diese Mannschaft geschnitzt ist… und das nicht nur im nächsten Spiel gegen die SG Mettlach – Merzig. Diese Niederlage war ein Fiasko, umso wichtiger ist es, daraus nun die richtigen Schlüsse zu ziehen. Auf den Trainer wird jetzt die Aufgabe zukommen, die Mannschaft in der bevorstehenden Winterpause wieder richtig „einzunorden“ … ich traue es ihm zu.
    Andererseits: NOCH ist GAR nichts verloren. Aber die Mannschaft muss jetzt liefern. Dass sie das kann, hat sie oft genug bewiesen. Ich erinnere nur an das Spiel gegen Homburg II… ist ja noch nicht so lange her.
    Ich jedenfalls hab’mein Vertrauen in die Mannschaft (noch) nicht verloren.
    Go Borussia!

  6. Dieses Spiel-Ergebnis gegen Brebach ist unfassbar!!!

    Jetzt ist der Sport-Vorstand gefordert!!!

    Ausser einem Sturmführer benötigen wir auch sehr gute Mittelfeld- und Abwehrspieler.
    Dann muss man sich einmal auf dem Spielermarkt umschauen.
    Meisterschaften werden aus ein sehr gut funktionierenden Abwehrformation gewonnen!

  7. Das Spiel zu kommentieren ist sehr schwer. Man hat sich klassisch die Butter vom Brot nehmen lassen. Kompliment vlt. aber auch an dieser Stelle an eine sehr giftige Brebacher Mannschaft. Spielerisch war die Borussia stärker und hätte die umkämpfte aber auch sehr zerfahrene Partie durchaus auch am Ende gewinnen können noch. Nach zuletzt teils aber auch sehr guten Spielen – sollte man nun mit der jungen Mannschaft nicht zu streng argumentieren und Ihr am Samstag gegen Mettlach die Chance zur Wiedergutmachung geben.

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