2:2 gegen Elversberg – Borussia rettet wenigstens einen Punkt

Marco Dahler (per Foulelfmeter) und Louis Cupelli egalisieren den 0:2-Pausenrückstand / Mit guter Moral und enormer Energieleistung in der Schlussphase reißen die Borussen eine schon verloren geglaubte Partie noch aus dem Feuer / Trainer Christian Schübelin: „Über die erste Halbzeit wird zu reden sein!“

Unser Bild: Riesenchance zum 3:2 in der Nachspielzeit, doch Dylan Sodji kann, bedrängt von Aron Sänger (Nr. 8), das Leder nicht mehr drücken, sein Kopfball streicht knapp über die Latte. (Foto: -jf-)

„Borussia, erwache!“ Der Appell eines Zuschauers auf der Haupttribüne war ebenso unmissverständlich wie unüberhörbar, als die Männer in Schwarz nach der Halbzeitpause auf das frische Grün des Ellenfeld-Stadions zurückkehrten. Kein Wunder, hatten die nur etwa 200 Zuschauer in den ersten 45 Minuten eine reichlich uninspirierte Borussia gesehen, der bis dahin trotz redlich Bemühung und mehr Ballbesitz die zündenden Ideen gefehlt hatten, um die kompakt stehende Defensive der Gäste aus Elversberg ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Folgerichtig lagen die Borussen nicht unverdient mit 0:2 im Hintertreffen, hatten aber nach Wiederanpfiff des sicher leitenden Unparteiischen Tim Gillen aus Alsweiler den Weckruf ihres Anhängers offenbar wahrgenommen und in der Schlussphase mit starkem Willen, gepaart mit viel Energie, durch die Tore von Marco Dahler und Louis Cupelli noch ein 2:2 gerettet. Die Fans dankten es der Mannschaft nicht nur mit wohlwollendem Beifall, sondern auch mit einem vor Block 5 „einberufenen“ Teamkreis, in dem sich Anhang und Mannschaft aufs Neue einschworen.

„Die Fans haben uns gerade für die augenblicklich schwierigen Situation, in der es nicht so läuft wie gewünscht, noch einmal ihre Unterstützung zugesagt und die Bedeutung des Zusammenhalts hervorgehoben“, war Kapitän Marco nicht nur überrascht, sondern auch voll des Lobes über die Aktion der Fans, die es so auch noch nicht im Ellenfeld-Stadion gegeben hat. Schon beim Einlaufen hatte Borussias Anhang anlässlich der Liga-Premiere auf neuem Rasen die Mannschaft mit einer Choreo begrüßt, die aber offensichtlich auf die elf Akteure in Schwarz nicht die erwünschte Wirkung zeigte. Denn nach ein paar guten Situationen in der Anfangsphase über die Außenpositionen mit Geburtstagskind Sayfedine El Khadem und Niklas Backes auf der rechten und Nico Purket und Dominik Cullmann auf der linken Seiten kamen die Borussen zunehmend mehr aus dem Rhythmus. Mit dazu beitrug sicher auch das frühe Führungstor der Gäste: Nino Keuper hatte sich auf der rechten Seite gegen Nico Purket durchgesetzt, war in den Strafraum eingedrungen und zog aus etwa 12 Metern mit dem linken Fuß einfach mal ab. Unglücklicherweise kreuzte Marco Dahler das Sichtfeld von Torhüter Maximilian Strack, der dadurch irritiert das Leder zu spät sah und durchrutschen ließ (9.) – manch einer der Zuschauer fühlte sich an das Missgeschick von Saarbrückens Torwart Tim Schreiber erinnert, der im Pokalspiel gegen Kaiserslautern einen ganz ähnlichen Ball passieren lassen musste!

Die Borussen hatten zwar weiterhin die Oberhand im Mittelfeld, fanden aber – wie Handballer um den Kreis spielend – die Lücke nicht. Echte Torgefahr und zwingende Gelegenheiten ergaben sich deshalb nicht, einzig und allein Michael Müller kam nach einer Hereingabe von Tim Klein im Spagat im Fünf-Meter-Raum nur um Haaresbreite zu spät – da war auch schon über eine halbe Stunde gespielt. Die Elversberger srahlten da bei ihren Kontern schon mehr Torgefahr aus und legten, nachdem ein Tor von Alessandro Lazzano wegen Abseits nicht anerkennt worden war, nach 35 Minuten nach: Eine Flanke von der linken Außenbahn wurde im Strafraum verlängert, Gianluca Rinchiuso reagierte schneller als Michael Müller und Nico Purket und drosch dem Ball zwischen den beiden Borussen aus kurzer Distanz vehement in die Maschen, Maximilian Strack war da chancenlos und bewahrte wenig später sein Team gegen Steven Heib vor einem weiteren Gegentor. Die Borussen hatten vor dem Pausenpfiff noch zwei „halbe“ Chancen, doch Marco Dahlers Kopfball wurde eine sichere Beute von SVE-Torwart Frank Lehmann (45.) und Tim Kleins Freistoß landete lediglich am Außennetz (45.+2). Die kleinen „Elven“ hatten sich die 2:0-Führung durchaus verdient, waren sie doch mit viel Leidenschaft zu Werke gegangen, die sich auch darin äußerte, dass jeder gewonnenen Zweikampf, jeder Einwurf auf dem Platz wie auf der Bank wie ein Torerfolg gefeiert wurde. Da konnten sich die Borussen durchaus etwas abgucken!

Der Ausgleich in drei Phasen: Nicki Backes (Nr. 14) legt das Leder ab (oben) auf Louis Cupelli, der im zweiten Versuch einnetzt (Mitte) und anschließend jubelnd abdreht (unten). (Fotos: -jf-)

Mit der Hereinnahme von Louis Cupelli wurde Borussia nach der Pause etwas druckvoller. Die Nummer 39 im schwarzen Trikot hatte so auch die erste Torannäherung, traf aber bei einem Kopfball nach Freistoß von Tim Klein den Ball nicht richtig, der rechts am Pfosten vorbeiging (47.). Die Borussen wollten jetzt den Anschluss erzwingen, doch auch bei einer kleinen Eckballserie blieb die SVE-Defensive Herr der Situation. Auf der anderen Seite mussten Marco Dahler und Co. höllisch aufpassen, denn Elversberg blieb bei Kontern durch schnelle und technisch starke Akteure stets gefährlich. So parierte Maximilian Strack erneut gegen Steven Heib (50.), Zinedin Osmanagic zielte nur knapp rechts am Tor vorbei (67.). Gnade vor Recht hatte Schiedsrichter Tim Gillen gegen Elversberg Torschützen Gianluca Rinchiuso kurz zuvor gelten lassen: Elversbergs erst 18jähriger Mittelfeldspieler unterzog das Trikot von Niklas Backes, der sich am linken Flügel auf und davon gemacht hatte, einer echten „Zerreißprobe“, und kam mit der gelben Karte davon. „Ich habe ihm gesagt: Trikotttausch ist erst nach dem Spiel“, kommentierte Tim Gillen später diese Szene.

Auch wenn sich Borussia weiter schwer tat, mit guten Einfällen entscheidend hinter die Abwehrkette(n) des Gegners zu kommen, muss man den Schützlingen von Christian Schübelin eines zu Gute halten: Sie gaben einfach nicht auf, probierten es immer wieder, als hätten sie den Song der  der amerikanischen Sängerin und Songwriterin Pink verinnerlicht: „Try, try, try!“ Der Lohn ließ allerdings bis in die Schlussphase auf sich warten. Zunächst zögerte der Unparteiische Tim Gillen nach dem lang gestreckten Bein von Zinedine Osmanagic gegen den in den Strafraum eindringenden Tim Klein keine Sekunde mit dem Elfmeter-Pfiff – Marco Dahler vollstreckte gewohnt mit Bierruhe und Souveränität (81.). Dann legte Nicki Backes eine lang gezogene Flanke per Kopf zurück auf Louis Cupelli, der aus etwa 6 Metern mit dem ersten Versuch noch abgeblockt wurde, aber im Nachsetzen keine Gnade mehr kannte und das Spielgerät entschlossen ins Netz hämmerte – das zweite Saisontor des Winterzugangs aus Herrensohr, das er sich durch sein unermüdliches Ackern verdient hatte. Die Borussen wollten es jetzt wissen und gingen aufs Ganze: Wäre Marco Dahler bei einer Hereingabe von Nicki Backes allein vor Frank Lehmann nicht um Zentimeter am Ball vorbeigerutscht (90.), hätte Dylan Sodji bei seinem Kopfball nach Freistoß von Tim Klein aus spitzem Winkel das Leder besser drücken können – Borussia hätte die Partie gegen jetzt eine doch ziemlich verunsicherte junge Gästemannschaft tatsächlich noch gewonnen. Doch das wäre, ehrlich gesagt, unter dem Gesamteindruck der Partie vielleicht etwas zu viel des Guten gewesen!

Auch dieser akrobatisch anmutende Einsatz von Michael Müller führte nicht zum erhofften Torerfolg, lange mussten die Borussen auf die Wende warten! (Foto: -jf-)

Das sah auch Christian Schübelin so, der – anders als mancher Zuschauer – bis zum Abpfiff fest an sein Team geglaubt hatte: „Ich wusste, dass die Sache nochmal richtig heiß werden würde, wenn wir ein Tor machen. Aber trotz der gezeigten Moral und der Reaktion der Jungs nach der Pause bleibt letztlich das Gefühl der Enttäuschung, wieder den Sieg verpasst zu haben.“ Der Borussen-Coach wollte auch nicht den Mantel des Schweigens übe die ersten 45 Minuten legen und attestierte seinen Schützlingen „eine ganz, ganz schlechte erste Halbzeit, die wir im Training nächste Woche noch thematisieren müssen. Das war einfach zu wenig, das kann nicht unser Anspruch sein. Wir stehen uns teilweise körperlich, aber teilweise auch vom Kopf her selbst im Weg, und das schon in der ganzen Rückrunde. Wenn wir, wie nach dem 0:2, mit dem Rücken zur Wand stehend risikoreicher spielen, funktionieren wir derzeit augenscheinlich besser“, so Christian Schübelin, den es auch nicht so richtig trösten konnte, dass seine Jungs die zweite Halbzeit mit 2:0 gewonnen hatten. „Es gelingt uns nach der Winterpause einfach nicht, das Momentum des Spiels im richtigen Augenblick auf unsere Seite zu ziehen“, analysiert Kapitän Marco Dahler mit Blick auf viele Torchancen, „die wir vergeben und es damit nicht nur verpassen, für eine Vorentscheidung zu sorgen, sondern auch den Gegner wieder zurück ins Spiel bringen.“ Somit müssen die Borussen nach jetzt vier sieglosen Liga-Spielen weiter auf den nächsten Dreier und den ersten Heimsieg auf neuem Rasen warten. Die nächste Gelegenheit dazu gibt es am 27. April. Dann kommt, nach dem Auswärtsspiel in Primstal, mit dem SV Bliesmengen-Bolchen der nächste, höchst abstiegsgefährdete Club ins Ellenfeld. Für die junge und durchaus spielstarke Elversberger Truppe und das Trainerteam Sebastian Schummer und Michael Fritsch mag sich nach dem Kontrollverlust in der Schlussphase und dem über 80minütigen Zwei-Tore-Vorsprung das 2:2 wie eine Niederlage angefühlt haben, aber wer weiß, wozu dieser eine Punkt in der Endabrechnung noch gut sein kann? (-jf-)

Statistik: Borussia – SV Elversberg II 2:2 (0:2)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun (ab 74. Christoph Stemmler), Marco Dahler (C), Nico Purket, Niklas Backes (ab 89. Dominik Jost), Nico Christmann, Dominik Cullmann (ab 46. Louis Cupelli) , Safyedine El Khadem (ab 89. Alexander Velikov), Michael Müller, Dylan Sodji, Tim Klein. – Trainer: Christian Schübelin.

Tore: 0:1 (9.) Nino Keuper, 0:2 (31.) Gianluca Rinchiuso, 1:2 (81.) Marco Dahler (Foulelfmeter), 2:2 (88.) Louis Cupelli. – Schiedsrichter: Tim Gillen (SC Alsweiler). – Zuschauer: 200. – Gelbe Karten Borussia: Nico Christmann (87.).

Unsere Bilder zeigen Eindrücke aus den 90 Minuten der Borussia gegen die U21 der SV Elversberg. (Fotos: -jf-)

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