Die Ellenfeld-Episode in Raimund Eichs Buch „De liewe Gott im Saarland“ (Teil 1)
Zum Inhalt: Der Küsterin von St. Marien erscheint bei den Vorbereitungen zu einem Festgottesdienst plötzlich der liebe Gott. Er will im Saarland nach dem Rechten sehen, weil ihm bei der Schöpfungsgeschichte genau dort ein Malheur passiert ist. Die Küsterin nimmt ihn spontan bei sich zu Hause für ein paar Tage auf und unternimmt mit ihm ein paar kleine, aber abenteuerliche, Besichtigungstouren im Saarland. Unter anderem steht ein Besuch im Ellenfeldstadion auf dem Programm. Dabei gibt es gleich zu Beginn ein Problem:
… Ein paar Minuten später kommt der liebe Gott aus dem Gästezimmer, bekleidet mit einer leicht verwaschenen Jeanshose, einem roten T-Shirt und Tennisschuhen.
Die Küsterin mustert ihn kurz und nickt beifällig. „Joo, das passt unn sieht richdich flott aus an Ihne. So könne ma jetzt ins Ellefeld gehn“, sagt sie und schiebt ihren Gast in Richtung Tür. Vor dem Ellenfeldstadion angekommen kramt sie in ihrer Handtasche und sagt:„Warde Se bidde vorm Ingang korz of mich. Isch gehn nur zwää Karde hole.“ Allerdings hat sie nicht bemerkt, dass ihr neugieriger Begleiter bereits auf dem Weg ins Innere des Stadions ist.
„Ääh, hald emol, wo hann dann Sie ihr Intrittskard?“, herrscht ihn ein Ordner an.
Der liebe Gott zuckt irritiert mit den Schultern und erwidert: „Eintrittskarte? Ja braucht man denn so etwas, um durch dieses Tor zu gehen?“
Dem Ordner verschlägt es für ein paar Sekunden die Sprache, aber dann poltert er lauthals los: „Wolle Sie mich vielleicht verarsche oder senn se hinnerm Mond dehemm? Also so unverschämt hats joo werklich noch kenner versucht, sich an mir vorbeizeschleiche.“
Im gleichen Moment stürzt die Küsterin mit den beiden Eintrittskarten herbei und attackiert den armen Ordner heftig: „Ja senn dann Sie von Sinne? Wie schwäddse Sie dann met em liewe Gott? Siehn Se dann net, dass isch zwää Karde fa uns in de Hand hann?“, worauf der Ordner sofort zurückzurudern beginnt.
„Unn warum hat der doo das net gleich gesaad?“, fragt er, auf den lieben Gott deutend.
„Weil der von weit häär kommd unn sich im Fußball aach net so auskennt.“
„Aha, dann muss er awwer von ganz weit häärkomme“, brummt der Ordner, noch immer etwas verschnupft. „Also guud, dann gehn Se hald eninn“, schiebt er nach und winkt die beiden durch. Im Vorbeigehen raunt er der Küsterin zu: „Hann Sie eewe werklich liewer Gott zu dem doo gesaad?“
Elisabeth bekommt sofort einen hochroten Kopf und schlägt die Hände vors Gesicht. Verzweifelt sucht sie nach einer passenden Antwort, bis ihr spontan ein Geistesblitz kommt. „Ach so“, erwidert sie, „dass hann Se eewe vermudlich falsch verschdann. Er hääsd nämlich met Nooname Liebergott.“
Der Ordner starrt sie entgeistert an und fängt dann schallend an zu lachen. „Ach so, unn isch hann gemennt, Sie hädde alle zwää e Knall. Endschuldichung, das iss ma jetzt graad so erausgerutschd. Awwer e komischer Name iss es schon.“
„Unn wieso?“
„Na ja, Liebermeischder gebbts joo e paar, unn e Lieberknecht kenn isch aach, awwer e Liebergott … ach du liewer Gott, was fa e Name.“
„Isch hann jo gesaad, er kommt von weit häär, unn dort iss der Name garnet so selden“, erwidert die Küsterin.
„Joo joo, von mir aus kann er aach direkt aus em Himmel komme, die Hauptsach iss, er hadd jetzt e Intrittskard“, brummt der Ordner und widmet sich wieder seiner Arbeit.
Die beiden nehmen auf der Tribüne Platz. Der liebe Gott mustert seine Begleiterin schmunzelnd und sagt mit einem süffisanten Unterton zu ihr: „Du solltest als Küsterin eigentlich das achte Gebot kennen.“
Schuldbewusst senkt diese den Kopf und nickt. „Joo, nadierlich, awwer das iss ma in de Heckdick grad so erausgerutschd. Es duud ma werklich lääd.“
„Schon gut, mein Kind, du hast es schließlich nicht in böser Absicht getan, und er hätte dir die Wahrheit ohnehin nicht abgenommen.“
Fortsetzung folgt!
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