„Du, saa emol, das war doch eewe Abseids, odder?“

Die Ellenfeld-Episode in Raimund Eichs Buch „De liewe Gott im Saarland“ (Teil 2)

Zum Inhalt: Elisabeth, der Küsterin von St. Marien erscheint bei den Vorbereitungen zu einem Festgottesdienst plötzlich der liebe Gott. Er will im Saarland nach dem Rechten sehen, weil ihm bei der Schöpfungsgeschichte genau dort ein Malheur passiert ist. Die Küsterin nimmt ihn spontan bei sich zu Hause für ein paar Tage auf und unternimmt mit ihm ein paar kleine, aber abenteuerliche, Besichtigungstouren im Saarland. Unter anderem steht ein Besuch im Ellenfeldstadion auf dem Programm. Nachdem das Problem mit den Eintrittskarten gelöst ist, nimmt der liebe Gott mit seiner Begleiterin auf der Tribüne Platz und …

… kurz darauf beginnt das Spiel, das eine ganze Weile ohne große Höhepunkte verläuft. Doch dann sprintet ein Gästestürmer in den Strafraum der Borussia, umspielt zwei Abwehrspieler und jagt die Kugel mit einem knallharten Schuss am Tormann vorbei ins lange Eck. Doch der Torjubel der Gäste verhallt sofort wieder, weil der Linienrichter wegen Abseits die Fahne gehoben hat. Großes Glück für die Borussen. Das Tor zählt nicht.         

Kopfschüttelnd kommentiert der liebe Gott diese Szene und fragt: „Das verstehe ich jetzt nicht. Der Ball war doch im Tor, oder etwa nicht?“

„Doch, schonn, awwer es war hald e Abseidsdoor“, erwidert Elisabeth.

„Ein Abseitstor? Was ist das denn?“

„Isch wääs zwar, dass es Abseids war, awwer so richdich erkläre kann ischs net“, erwidert Elisabeth und tippt ihrem Vordermann auf die Schulter, der sich nach ihnen umdreht und seine Bekannte begrüßt.

„Ach, gugge emol doo, die Mama Elisa, du bischd joo aach doo“, sagt der, „das hann isch im Eifer des Gefechdes garnet metkriehd. Wann bischde dann komm?“

„Ei mir setze schonn die ganz Zeid hinner eich, awwer isch hann dich aach erschd beim Rumdräje gekennd. Du, saa emol, das war doch eewe Abseids, odder?“

„Ei sicher war das Abseids, das haschde doch gans deidlich gesiehn.“

„Joo, Fritz, awwer kennschd du meim Bekannde die Abseidsreechel vielleicht erkläre. Isch kann das nämlich net so guud.“

Der besagte Fritz mustert daraufhin den lieben Gott ausgiebig, schüttelt dann den Kopf und erwidert: „Saa nur, du kennschd die Abseidsreechel werklich net? Ei das gebbts doch garnet!“

Entschuldigend schüttelt der mit dem Kopf.

„Ei wo kommschd dann du häär? Pass emol of, mei Guuder, Abseids iss, wenn dei Mannschaft aangreift unn dir e Metschbiehler de Ball zuschbiehld. Wenn dann vor dir wenicher als zwää Mann vom Geechner senn, dann iss es Abseids. Verschdehschdes jetzt?“

„Nicht ganz, mein Sohn, ich spiele doch überhaupt nicht mit“, erwidert der liebe Gott merklich verunsichert.

„Also, erschdens bin isch net dei Sohn, unn zwäddens hann isch das doch nur beischbielhaft so erklärd, damit selbschd de Letschde es aach noch verschdehd. Awwer isch merge, bei dir iss das net so äänfach, isch erkläre dir das Ganze jetzt emol met dene Babbbecher doo. Unn mei Feierzeisch iss de Ball“, schnauft er und hantiert mit Feuerzeug und Bechern so lange erklärend vor dem lieben Gott herum, bis dieser strahlend nickt und erwidert: „Oh ja, jetzt habe ich es wirklich verstanden. So schwierig ist das eigentlich gar nicht. Vielen Dank.“

„Das saan isch doch die ganz Zeid, odder?“, knurrt Fritz, während auf den Rängen plötzlich lauter Torjubel ausbricht, weil die Borussia das 1:0 erzielt hat.

„Himmel, Herrgott, Sakrament“, brüllt Fritz auf, „jetzt hann isch weje dir das Door net gesiehn.“

„Selwer schuld, dann kannschdes joo heit Oomt in Zeitlupe im Fernseh gugge“, sagt sein Nachbar zur Linken und klopft sich dabei mit einem wiehernden Lachen auf die Schenkel.        

„Heer bloß uff met dem dumme Geschwädds. Verarsche kann isch mich selwer“, bekommt er zur Antwort.

Fortsetzung folgt!

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