Wiedersehen mit der Nummer 10

Zweites Testspiel der Borussia am morgigen Samstag (Anstoß: 15.00 Uhr) beim VfB Waldmohr mit Spielertrainer Jens Kirchen

Unser Bild: Prägte lange Zeit mit der Nummer 10 auf dem Rücken das Spiel der Borussia als Kapitän, Regisseur und Mentalitätsspieler mit Comeback-Qualitäten – Waldmohrs Spielertrainer Jens Kirchen. (Archivfoto: -jf-)

Sechs Jahre trug er das schwarz-weiße Trikot mit dem großen goldenen „B“, avancierte in dieser Zeit mehr und mehr zum Publikumsliebling im Ellenfeld. Kein Wunder: Konnten doch alle sehen, dass er stets alles – bis zum letzten Hemd! – für die Borussia, für seine Borussia gab. Am morgigen Samstag gibt es ein Wiedersehen, wenn die Borussen im Rahmen der Vorbereitung im zweiten Testspiel im Kreis Kusel/Kaiserslautern auf den A-Ligisten VfB Waldmohr treffen. Denn dort ist der 35jährige seit nunmehr schon fünf Jahren erfolgreicher Spielertrainer: Jens Kirchen.

In seinem Heimatort Lampaden im vorderen Hochwald hat Jens Kirchen mit dem Fußball angefangen. In der E-Jugend wechselte er zur Eintracht nach Trier. Trainer Markus Kneip holte ihn anschließend in die A-Jugend zum SV Mettlach. Dort konnte Jens Kirchen auch ein Jahr in der Oberliga Erfahrungen sammeln. Nach dem Abstieg aus der Oberliga ging es für drei Jahre zum CS Petange in die erste luxemburgische Liga. Dort erzielte Jens Kirchen, meist auf der Außenbahn eingesetzt, in 72 Spielen neun Tore, spielte dann ein Jahr unter Peter Rubeck beim SVN Zweibrücken in der Regionalliga. Bemerkenswert: Überall wurde er schnell zum Stammspieler! Im August 2013 dann der Wechsel ins Ellenfeld, wo er bis zum Sommer 2019 eine sportliche Heimat fand. Zwar konnte er in der Spielzeit 2017/18 mit seinen fünf Toren den schmerzlichen Abstieg aus der Oberliga nicht verhindern, war aber einer der ersten, der sich auch weiter zu Borussia bekannte: „Ich bleibe auf jeden Fall. Ich habe mein Wort gegeben. Man muss als Fußballer auch bei einem Verein bleiben, wenn schlechte Zeiten angebrochen sind“, bekräftigte der gebürtige Merziger, in dessen Karriere-Bilanz (Quelle: transfermarkt.de) insgesamt 209 Spiele und 42 Tore auf dem Konto stehen. Und es hätten noch weit mehr sein können, hätte ihn nicht gleich dreimal das Verletzungspech (zwei Kreuzbandrisse, ein Achillessehnenabriss) brutal heimgesucht. Im Interview spricht der Ex-Borusse (JK) über seinen Club VfB Waldmohr, erinnert sich aber auch immer wieder gerne an seine Zeit im Ellenfeld.

Das Aufgebot des A-Ligisten VfB Waldmohr mit Spielertrainer Jens Kirchen, (Mitte, li.), morgen Gastgeber der Borussia. (Foto: VfB Waldmohr)

Jens, mit dem VfB Waldmohr hast Du bis zuletzt am Aufstieg in die Bezirksliga geschnuppert. Erzähl´ doch mal bitte!

JK: Insgesamt haben wir eine überragende Saison gespielt, in 32 Spielen 132 Tore geschossen und 79 Punkte geholt. Da kann man nicht meckern. Unser Pech war nur, dass mit dem FV Kindsbach eine Mannschaft mitspielte, die in der Endabrechnung mit 81 Zählern noch einen Tick überragender war als wir. Die Vizemeisterschaft bedeutete für uns die Qualifikation für die Relegationsspiele, in denen wir auf den SV Lemberg und den SV Gundesweiler trafen. In beiden Spielen – sowohl zuhause beim 1:1 gegen Lemberg als auch beim 2:3 in Gundesweiler – haben meine Jungs alles gegeben, leider hat es nicht zum Aufstieg gereicht.

Euer Heimspiel gegen den Konkurrenten aus Kindsbach muss man einfach erwähnen – da habt Ihr mit dem unglaublichen Ergebnis von 6:9 verloren. Wie kam das denn?

JK: Da war ordentlich Tumult auf dem Platz, ein wildes Spiel mit einigen Feldverweisen. Wir lagen früh 0:4 zurück, haben die erste Halbzeit total verschlafen und konnten uns nach der Pause sogar zum 5:5 herankämpfen. Diese Aufholjagd hat natürlich viel Kraft gekostet, und als dann in einer Situation unser Torwart und ein Innenverteidiger mit 10 Minuten-Strafe runtermussten, war es vorbei. Aber im Rückspiel konnten wir uns mit 3:2 revanchieren und werden in der kommenden Saison einen neuen Anlauf Richtung Bezirksliga nehmen.

Einen neuen Anlauf nehmen – damit hast Du ja aus Deiner aktiven Zeit im Ellenfeld eine ganze Menge Erfahrung gesammelt und kannst mit Deinen ausgesprochenen Comeback-Qualitäten Deinen Jungs ja vorangehen …

JK (lacht): Allerdings! Nach meinen drei schweren Verletzungen bin ich immer wieder zurückgekommen, habe mich wieder herangekämpft, wobei ich auch den Borussen-Fans bis heute noch dankbar bin, dass sie mich so toll unterstützt haben. Das war für ich stets ein wichtiger Ansporn wieder zurückzukommen, denn ich wollte dem Verein und den Fans gerne etwas zurückgeben!

Verhinderter Aufstieg: Nach seinem Achillessehnen-Abriss fehlte Jens Kirchen (li.) der Borussia zum Saisonfinale in Dillingen. Dort setzte die Mannschaft ein Zeichen und dokumentierte den Stellenwert ihres damaligen Spielführers, indem sie komplett in Aufwärmtrikots mit der Nummer 10 auflief (re.). (Fotos: -jf-)

Stichwort Verletzung: Die letzte, der Achillessehnen-Abriss im Mai 2018 gegen Hasborn war auch deshalb schwerwiegend, weil Du anschließend der Mannschaft im entscheidenden Spiel in Dillingen (0:2) nicht mehr zur Verfügung standest. Einer der traurigsten Momente in Deiner Borussen-Zeit?

JK: Ganz sicher. Ich konnte dem Team in Dillingen auf dem Platz nicht mehr helfen, bin mir aber sicher, dass wir gewonnen und in die Oberliga aufgestiegen wären, wenn ich dabei gewesen wäre. Das war schon ein enttäuschender Moment – genau sowie der Abstieg aus der Oberliga im Sommer 2017, der so nicht hätte passieren dürfen.

Du hast aber auch tolle Momente im Ellenfeld erlebt. Das schönste Erlebnis?

JK: Fast jedes Spiel im Ellenfeld war ein schönes Erlebnis. Besonders in Erinnerung ist mir allerdings bis jetzt da legendäre 4:3 gegen den TuS Mechtersheim, als wir zweimal im Rückstand waren und es mir gelang, in der Nachspielzeit das Siegtor zu erzielen. Was danach im Stadion abging, war schon sagenhaft! Auch eine Partie in Hauenstein ist mir in Erinnerung, als wir von fast 500 Fans unterstützt wurden, die für regelrechte Heimspiel-Atmosphäre sorgten, Gänsehaut pur!

Du hattest ja ohnehin immer ein besonderes Verhältnis zu den Fans …

JK: Ja, auf jeden Fall. Sie haben immer ein gutes Gespür dafür gehabt, wenn einer immer alles, was er hatte, auf den Platz gebracht hat. Das ist ja genau das, was die Leute im Ellenfeld sehen wollen. Und ich kann guten Gewissens sagen, dass ich immer alles reingehauen habe.

Identifikation mit und Leidenschaft für die Borussia verkörperte Jens Kirchen auf dem Platz (gegen Auersmacher / oben) und ganz besonders nach Torerfolgen wie hier gegen Köllerbach (mit Marcel Jung, li., und Tom Fink / unten) – der Grund für seine Beliebtheit beim eigenen Anhang! (Fotos: -jf-)

Mit dieser Mentalität bist Du auch ein gutes Vorbild für Deine jetzige Mannschaft. Wo liegen die Stärken und Schwächen des VfB Waldmohr?

JK: Einstellung und Zusammenhalt sind die großen Stärken. Dafür machen sowohl der Verein als auch ich als Spielertrainer sehr viel, veranstalten Events mit den Jungs und unternehmen gemeinsam viel. Offensiv sind wir auch stark, während wir eine junge Abwehr haben, die noch ein bisschen lernen kann.

Was erwartest Du vom Testspiel gegen die Borussia?

JK: Zunächst einmal freue ich mich sehr auf das Spiel und das Wiedersehen. Es ist ja die erste sportliche Begegnung seit meinem Abschied aus Neunkirchen. Immer wieder mal wollten wir in der Vorbereitung ein Spiel vereinbaren, jetzt hat es endlich funktioniert! Ich denke, die Borussia wird klar gewinnen, und würde mich sehr freuen, wenn zahlreiche Fans aus Neunkirchen den Weg nach Waldmohr finden. Wir werden jedenfalls alles tun, dass sie sich bei uns wohl fühlen: Der Grill wird angeworfen, die Getränke werden kaltgestellt!

Wie schätzst Du die derzeitige Situation bei der Borussia ein?

JK: Außer Marco Dahler und Tim Cullmann kenne ich aus dem Kader kaum noch jemanden persönlich, tausche mich aber mit Marco, mit dem ich gelegentlich auch beruflich Kontakt habe, des öfteren aus und verfolge den Weg der Borussia nach wie vor intensiv – die Borussia ist auf fussball.de auf meiner Favoritenliste! Sie hatten ja im letzten Jahr mit Christian Schübelin einen neuen Trainer verpflichtet, dem man Zeit geben muss, etwas zu entwickeln. Von daher hat die Borussia mit Platz 4 eine gute Saison gespielt, jetzt auch gute Transfers getätigt und in der vergangenen Woche beim 2:1 in Pirmasens gezeigt, was in der Truppe steckt. Ich hoffe und wünsche sehr, dass die Borussia den Aufstieg schafft. Zwar bringt die Saarlandliga mehr Derbys, aber in der Oberliga, glaube ich, würden auch wieder mehr Neunkircher Zuschauer den Weg ins Ellenfeld finden und die vielleicht geringere Zahl an mitreisenden Gästefans kompensieren.

Wird Spielertrainer Jens Kirchen morgen gegen seine Ex-Mannschaft selbst auflaufen?

JK: Nein, habe derzeit muskuläre Probleme und kann leider nicht spielen. Dabei würde ich eigentlich gerne dabei sein, um dem Marco mal ein „Beini“ zu spielen (lacht)! Mein Ziel ist es aber, zu Saisonbeginn wieder so weit zu sein, dass ich zumindest in Stand-by-Funktion meiner Mannschaft wieder helfen kann.

Dabei wünschen wir Dir und Deiner Mannschaft für die weitere Vorbereitung viel Glück und Erfolg und freuen uns auf das Wiedersehen auf der Sportanlage Rothenfeld in Waldmohr! Herzlichen Dank für das Gespräch, lieber Jens! (-jf-)

NAVIGATIONSADRESSE für die Borussen-Fans: Rothenfeld-Stadion, Am Stadion 6, 66914 Waldmohr.