Borussias allerletztes Aufgebot mit Punktgewinn gegen Titelfavorit Jägersburg / Tenor: Solch ein Spiel schweißt die Mannschaft noch mehr zusammen!
Unser Bild: Lufthoheit demonstrierte Dominik Jost nicht nur in dieser Szene gegen FSV-Kapitän Salif Cissé. (Foto: -jf-)
Panterodt, Dahler, Schreibeisen, Jost. Es war schon nach 17.50 Uhr am Samstagnachmittag im Ellenfeld, als das kugelrunde Spielgerät über diese Koordinaten, wie von unsichtbarer Navigation gesteuert, seinen Bestimmungsort erreicht hatte und im langen Eck des Jägersburger Gehäuses geparkt war: 2:2! Die Rumpftruppe der Borussen, die zuvor um jeden Meter Boden gerungen und keinen Zentimeter des Kunstrasens kampflos preisgegeben hatte, belohnte sich für eine grandiose Willensleistung. Mit etwas Verspätung, aber hochverdient war das Ziel erreicht: 2:2! Hätte jemand vor der Partie gegen einen spielerisch bärenstarken Gegner den Borussen diesen einen Punkt angeboten, wohl jeder im Ellenfeld hätte, mit Blick auf das zur Verfügung stehende Potential, sofort eingewilligt.
Denn die Voraussetzungen für ein derartiges Erfolgserlebnis waren denkbar ungünstig. Abgesehen davon, dass neben AH-Spieler David Panterodt und Marco Dahler eigentlich nur noch Trainer Christian Schübelin selbst mit Spielberechtigung auf der Bank saß, standen auch einige Akteure auf dem Platz, die angeschlagen oder nach überstandener Erkrankung nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren, sich aber dennoch angesichts der Personalnot zur Verfügung gestellt hatten. Dennoch begannen die Borussen mutig und verbuchten durch einen Kopfballversuch von Dominik Jost, der schon in der Anfangsphase seine Lufthoheit andeutete, die erste gefährliche Situation. Anschließend übernahmen die Gäste das Kommando und erarbeiteten sich den Löwenanteil am Ballbesitz. Nachdem Tim Klotsch aus 18 Metern über das Tor gezielt hatte und Sven Schreiber nach einem Steilpass von der rechten Seite mit Pech am Außenpfosten gescheitert hatte, machten die Borussen etwas überraschend das Führungstor: Nico Christmann schaltete nach einer Ecke von Dominik Cullmann im Strafraum am schnellsten und netzte aus kurzer Distanz flach ein (21.).
Der Treffer änderte nichts an der Dominanz des FSV – der Ausgleich lag anschließend gleich zweimal in der Luft: Zunächst bekam Maximilian Strack bei einem Kopfballaufsetzer von Tim Klotsch in letzter Sekunde noch die Fingerspitzen an den Ball und lenkte das Leder über die Latte (24.), dann war erneut die Latte im Spiel, als Frederic Ehrmann zum Elfmeter antrat und nur die Oberkante des Borussen-Tores anvisierte (31.). An der Berechtigung des Strafstoßes gab es keine Zweifel, das sah auch Christian Schübelin so, wollte aber Nico Purket, der Tim Klotsch zu Fall gebracht hatte, keinen Vorwurf machen: „Es ist die Frage, ob er da so hingehen muss, da Klotsch im Prinzip vom Tor wegläuft und den Ball zudem auf dem schwachen linken Fuß hat, aber Nico muss in Sekundenbruchteilen diese Entscheidung treffen.“ Ein paar Minuten später aber war es dann doch soweit: Tim Klotsch versenkte mit einem sehenswerten Seitfallzieher eine Hereingabe von der rechten Seite, Maximilian Strack war noch dran, konnte aber den Flug des Balles ins Netz nicht mehr aufhalten. „Ein cooles Tor, passte zum Top-Spiel“, zollte auch Christian Schübelin dem Torschützen seinen Respekt. Der Borussen-Coach durfte in der ersten Halbzeit dennoch mit der leidenschaftlichen Einstellung seiner doch arg dezimierten Mannschaft sehr zufrieden sein.
Kopf-an-Kopf Duell (im wahrsten Sinne des Wortes) mit Marco Dahler (oben), Fuß-an-Fuß mit Simon Schreibeisen (unten) – Szenen aus der Schlussphase im Jägersburger Strafraum, die exemplarisch die unbändige Leidenschaft der Borussen dokumentieren. (Fotos: -jf-)
Das gilt uneingeschränkt auch für die zweiten 45 Minuten, selbst wenn die Gäste, die offensiv die ersten Akzente setzten, nach 66 Minuten auf einmal mit 2:1 führten und damit den Hoffnungen der Borussen auf einen Punktgewinn einen erheblichen Dämpfer versetzten. Bei einem Eckball von Daniel Dahl hatte sich Jan Reiplinger im Rücken von Christoph Stemmler in Position geschlichen und nickte das Leder per Kopf ins kurze Eck – eine Eckballvariante, wie sie der FSV zuvor schon einige Male probiert hatte. „Stemmi, pass auf“, hatte Christian Schübelin seiner Nummer 21 deshalb unmittelbar vor der Ausführung noch zugerufen, doch vergebens. Jägersburg hätte jetzt nachlegen können, doch Maximilian Strack war bei einem Flachschuss von Kapitän Salif Cissé aufmerksam. Die Borussen hatten sich nach etwa 75 Minuten wieder neu sortiert und mobilisierten jetzt in einer Schlussphase, die sich zum offenen Schlagabtausch entwickelte, die allerletzten Kraftreserven. Simon Schreibeisen hatte den Ausgleich auf dem Fuß, doch sein harter Schuss an die Latte ließ lediglich das Gebälk hinter FSV-Keeper Joshua Blankenburg in seinen Grundfesten erschüttern.
Es ging nun hin und her mit Chancen auf beiden Seiten. Die Borussen warfen alles nach vorne, wodurch sich naturgemäß für die Lila-Weißen Räume ergaben, die sie mit ihrer Spielstärke auch zu nutzen versuchten, um die endgültige Entscheidung herbeizuführen. So rettete Maximilian Strack bei Kontern gleich dreimal in höchster Not gegen die eingewechselten Warris Bhatti (81.), Sven Sellentin (84.) und Regisseur Tom Koblenz (89.) und hielt sein Team damit weiter im Spiel. Auf der anderen Seite konnte Joshia Blankenburg einen Schrägschuss von Sayfedine El Kahdem nur abklatschen, doch fand sich kein Borusse, um das Leder im Nachschuss im Netz unterzubringen (78.). Auch Simon Schreibeisens Versuch aus günstiger Position wurde im letzten Moment abgeblockt (90.). So blieb es denn dank des glücklichen Wechselhändchens von Coach Schübelin wieder ins Spiel gekommenen Dominik Jost vorbehalten, mit seinem Tor zum 2:2 für den spektakulären Schlussakkord zu sorgen, der in den Ohren der Borussia in „(Jost)Dur“, bei den Gästen aber eher als „Moll“ wahrgenommen wurde.
„Ich wäre auch zufrieden gewesen, wenn das Tor nicht mehr gefallen wäre, weil die Leistung einfach gestimmt hat“, so Christian Schübelin unmittelbar nach dem Spiel. Der Borussen-Coach erkannte die reifere Spielanlage und technische Beschlagenheit des Gegners an, sah aber in seinen Schützlingen die bessere MANNSCHAFT, wobei er Wert darauf gelegt haben wollte, diesen Begriff „groß zu schreiben.“ Vielleicht schmeckte auch gerade deshalb jetzt, nach mehr als 95 Minuten, der eine Zähler umso süßer. „So ein Spiel schweißt uns als Team noch mehr zusammen“, war die einhellige Meinung unter denen, die das schwarz-weiße Trikot mit berechtigtem Stolz trugen und gemeinsam mit den begeisterten Fans das 2:2 anschließend wie einen Sieg feiern durften. (-jf-)
Statistik: Borussia – FSV Jägersburg 2:2 (1:1)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Nico Purket, Christoph Stemmler, Dominik Jost (ab 65. Marco Dahler), Nico Christmann, Dominik Cullmann, Sayfedine El Khadem (ab 82. David Panterodt), Simon Schreibeisen, Tim Klein, Noureddine El Khadem (ab 87. Dominik Jost). – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 1:0 (21.) Nico Christmann, 1:1 (37.) Tim Klotsch, 1:2 (66.) Jan Reiplinger, 2:2 (90.+5) Dominik Jost. – Besondere Vorkommnisse: Frederic Ehrmann (FSV Jägersburg) verschießt Foulelfmeter (31.). – Schiedsrichter: Tim Gillen (SC Alsweiler). – Zuschauer: 500. – Gelbe Karte Borussia: Marco Dahler (75.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke leidenschaftlichen Kampf der Borussia gegen den FSV Jägersburg. (Fotos: -jf-)
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