Renaissance für Borussias A(ttraktive) H(erren)

AH – „Alte Herren“? Schaut man sich die vielen jung gebliebenen Fußballer auf dem Mannschaftsbild von Borussias vor etwa einem Jahr neu gegründeter Abteilung an, kommt man nicht umhin, die Bezeichnung anders zu interpretieren. AH – Attraktive Herren, das trifft es eher! Auf insgesamt fast 40 Personen ist der Kreis derer angewachsen, die aus Spaß an der Freude nach mehr oder weniger langer Fußballpause wieder in das schwarz-weiße Borussen-Trikot geschlüpft sind. 1994 aus einer Mannschaft separiert, die als KSS-Team (Kommen, Sehen, Siegen) bekannt war, war es viele Jahre ruhig geworden um Borussias AH, ehe sie jetzt einer viel versprechenden Renaissance entgegen sehen darf.

Mit einer solch fulminanten Entwicklung hatte Uli Horbach – gerade auch wegen der coronabedingten Einschränkungen – nicht gerechnet. Der Versicherungskaufmann, der selbst in der Jugend für die Borussia kickte und sich nach der Rückkehr aus dem ausbildungsbedingtem „Exil“ in Stuttgart auf verschiedenen Ebenen im Ellenfeld engagiert, ist eine der Triebfedern der AH. „Am Anfang haben wir wohl einen Aufruf über die social media-Kanäle gestartet, aber dann ist die Sache sehr schnell zu einem Selbstläufer geworden“, erinnert der umtriebige „Macher“ sich an die bescheidenen Anfänge, die innerhalb kurzer Zeit eine unerwartete Eigendynamik genommen haben. Da musste dann auch die Kalkulation mit Trikots und Trainingsklamotten recht bald über den Haufen geworfen werden. „Dank des großen Interesses nehmen wir das aber gerne in Kauf und sind auch weiterhin offen für jeden Interessenten“, sagt Uli Horbach schmunzelnd, denn anfänglich war man von einer etwa 20köpfigen Teilnehmerzahl ausgegangen. Konkrete Gründe für den Zulauf zu nennen, fällt dabei schwer. Vielleicht hat die „Mund-zu-Mund-Propaganda“, die ja oft die nachhaltigste Werbung darstellt, eine entscheidende Rolle gespielt, denn, wie Uli Horbach zu berichten weiß, „ist die Stimmung bei uns im Team einfach grandios, wir verstehen uns super untereinander und genießen nach Training und Spiel das gemütliche Zusammensein.“

Dafür soll in Zukunft auch ein eigenes Zuhause entstehen. „Jede Mannschaft hat im Ellenfeld eigentlich ihr `Reich´. Die erste Mannschaft das Stadion und den Kabinentrakt, die Junioren und die Borussen-Girls die Jugendräume. Da war es unsere Idee, auch für die AH ein kleines Heim zu schaffen“, erklärt Uli Horbach die dahinter steckende Idee, die das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit der Borussia weiter stärken soll, aber auch für die weitere Ertüchtigung des Ellenfeld-Stadions eine Rolle spielen kann. Deshalb stieß das Projekt auch beim Borussen-Vorstand auf offene Ohren. Für ihr Zuhause haben sich Borussias „Attraktive Herren“ den seit Jahren leer stehenden Verkaufsraum unter der Haupttribüne zwischen mittlerem und westlichen Eingang Richtung Spieser Kurve auserkoren.

Projekt AH-Clubraum – noch eine Menge Arbeit wartet auf Borussias AH, bis der frühere Verkaufsraum zum echten Zuhause wird! (Fotos: AH Borussia)

Erste Arbeitseinsätze wurden in der circa 80 Quadratmeter großen Räumlichkeit – natürlich unter strikter Einhaltung der Corona-Regeln – bereits getätigt und dabei auch gleich Probleme entdeckt: Da die Fugen zwischen den Betonstufen der Tribüne nicht dicht sind, dringt von der Decke her Wasser ein. „Die Fugen müssen natürlich saniert werden. Das ist dann doch ein Stückchen mehr Arbeit als gedacht“, so Uli Horbach nach der ersten Bestandsaufnahme. Um das Projekt auch finanziell stemmen zu können, ist eine Crowd-Founding-Aktion geplant, über die Borussias AH zeitnah informieren wird. Auf jeden Fall ist Uli Horbach schon mal froh, einige gestandene Handwerker in den Reihen der AH zu haben: „Christian Müller mit seinem Metallbau-Betrieb, Dachdecker-Meister Steven Jung und Christian Samson mit seiner Sanitär-Firma engagieren sich sehr. Dafür sind wir Ihnen außerordentlich dankbar. Ohne diese Hilfe wäre die Sache kaum durchführbar.“

Borussias AH will sich dabei auf keinen Fall als „Verein im Verein“ verstanden wissen oder gar ihr „eigenes Süppchen kochen“. Für Uli Horbach ist es völlig klar, „dass es uns – neben dem sportlichen Aspekt – auch ein ganz wichtiges Anliegen ist, der Borussia in organisatorischen Bereichen zu helfen, sei es beim Reinigen des Stadions, im Verkauf oder bei der Gestaltung von Festivitäten – ganz so, wie es bei anderen Clubs auch der Fall ist. Denn gerade an Man-Power hat es im Ellenfeld zuletzt immer wieder gefehlt.“

Training im früheren Bundesliga-Stadion – für Borussias AH immer noch ein besonderes Feeling! (Foto: -jf-)

An die Teilnahme am Spielbetrieb (normale Runde oder Pokal) ist derzeit (noch) nicht gedacht. „Dafür ist es zu früh“, so Uli Horbach, der allerdings schon für den Sommer ein paar Freundschaftsspiele ausgemacht hat, in denen die Jungs – unter ihnen viele ehemalige Jugendspieler der Borussia – ihre Spielstärke zeigen wollen. Trainiert wird einmal in der Woche, jeden Mittwoch-Abend ab 18.00 Uhr teilen sich Borussias „Attraktive Herren“ die Ferraro-Sportarena mit den nicht minder attraktiven Borussen-Girls. Gelegentlich finden bei guten Witterungsbedingungen die Übungseinheiten auch im altehrwürdigen Stadion statt – für alle immer ein ganz besonderes Feeling! Pandemiebedingt ruht allerdings zur Zeit der Trainingsbetrieb. „Die letzten Übungseinheiten hatten wir im Oktober. Ab und zu gibt es einen Appell in die Gruppe, sich fit zu halten, aber wir sehen das nicht so eng. Trainingsplan oder gar Kontrolle gibt es nicht“, fasst Uli Horbach die Stimmung zusammen. Denn entscheidend ist immer noch das Motto, das der frühere Vorsitzende der Borussia Kurt Gluding schon für die KSS-Mannschaft formuliert hat: „Wo sie spielte, siegte sie auch – wenn nicht im Spiel, dann in der Geselligkeit!“ (-jf-)

Internet-Surf-Tipp: https://www.facebook.com/BorussiaAH

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